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70 Millionen Iraner zahlen den Preis für Ihren Stolz und Hass

Khashayar Deyhimi, 29.4.2015, Facebook, übersetzt von memri.org

Am 24. März 2015 hat der iranische Schriftsteller und Übersetzer Khashayar Deyhimi (60) den obersten Religionsführer Ali Khamenei und sein Regime auf seiner Facebook-Seite (Facebook.com/khashayar-dayhimi) harsch kritisiert.

Deyhimi, dessen Aussage die Form eines offenen Briefes an Khamenei annahm, klagte den iranischen Führer an, das Gesetz zu verletzen und die Hoffnungen von 70 Millionen Iranern zu opfern, um seinen persönlichen Stolz zu befriedigen. Er behauptete, dass er nicht länger das Elend und die Schande des Volkes ertragen könne, und lud Khamenei zu einer Sitzung vor Gericht ein, um zu entscheiden, wer von ihnen beiden recht habe. Er attackierte auch die steigende Präsenz der islamischen Revolutionsgarden (IRGC) im sozialen Bereich und betonte, dass er weder Khameneis Söldner noch die Einkerkerung fürchte.

Früher, am 12. Oktober 2014, attackierte Deyhimi den Justizvorsteher, Sadeq Larijani, auf seiner Facebook-Seite, und sagte, er sei angeekelt und satt von der Korruption des Regimes und seiner Versuche, sie zu verstecken. Er kritisierte die systematische Unterdrückung iranischer Bürger, die von der Justiz durchgeführt werde, angeführt von Khamenei, und lud Larijani zu einer öffentlichen Debatte mit ihm ein.

Das Folgende ist das Facebook-Posting von Deyhimi, das von einer iranischen oppositionellen Website zitiert wurde: [1]

Khashayar Deyhimi (Quelle: tavaana.org, Oktober 2014)

Deyhimi an Khamenei: Ich ertrage die Schande und Lügen nicht länger. Kommen Sie und kämpfen Sie mit mir, wenn Sie bereit sind

„Mr. Khamenei,

„Bisher habe ich mit Ihren Dienern und Söldnern gesprochen, und vielleicht dachten Sie, dass ich mich nicht direkt an Sie wenden würde. Sie haben falsch gedacht. Der Bürger hat keine Angst. Ich schwöre bei Gott, dass ich an Ihr Schicksal denke dabei. Sie können und dürfen nicht die Ambitionen von 70 Millionen [Iranern] Ihrem Stolz und Ihrer persönlichen Animosität [gegen die USA] opfern.

„Ich schreibe nicht von ausserhalb des Iran. Ich bin direkt hier, wo Ihre Söldner sind. Doch trotz meiner Bescheidenheit und Geduld kann ich es nicht länger ertragen, das Elend der Menschen zu sehen, das aus Ihren [persönlichen] Begierden entsteht. Ich bin nicht subversiv. Sie sind es, die subversiv sind, und Sie sind ein Diener. Ich bin ein freier Mann, gehen Sie also ruhig hin und schicken Sie mir Ihre Söldner. Ich werde unter Folter sterben. Wenn Sie das Gesetz kennen, dann lade ich Sie vor Gericht, und dann werden wir sehen, wer von uns beiden erhobenen Kopfes wieder von dannen geht.

„Ich kann nicht länger all die Schande und Lügen ertragen. Wenn Sie ein Mann sind, der bereit ist zur Schlacht — dann kommen Sie, anderenfalls schicken Sie mir ebenfalls Ihre Söldner. Meine Kinder, die reiner Gedanken sind, sind [bereits] im Gefängnis. Es gibt keine Furcht mehr. Fügen Sie einen weiteren [Gefangenen] hinzu… Ich suchte nichts als das Gute in den Menschen, und anders als Sie, habe ich nichts gesagt, was gegen das Gesetz ist. Mein Name und meine Adresse sind wohl bekannt. Ich erwarte Ihre Söldner. Alles Gute.“

Ein paar Stunden später löschte Dayhimi das Posting und schrieb: „Auf Wunsch meiner Freunde, und nachdem ich meine Worte erneut gelesen habe, löschte ich den letzten [Artikel], weil er in einer Art und Weise geschrieben war, die einem Bürger nicht angemessen ist. Ich danke meinen Freunden und entschuldige mich.“[2]
Dayhimi’s gelöschter Posting (Quelle: Alarabiya.net, 24. März 2015)

Dayhimi an Justizvorsteher Sadeq Larijani: Wir haben schon von grösseren Männern als Ihnen, die Lügen erzählt haben, was aus ihnen geworden ist

In einem früheren Posting schrieb Deyhimi am 12. Oktober 2014:

„Herr Justizvorsteher!

„Erneut drohen Sie! Sie kennen nichts als Drohungen, Einschüchterung, Verhaftungen und Auspeitschungen. Es gibt eine Peitsche in Ihrer Hand, [doch] Moral ist in meinem Herzen. Sie drohen, Bürger vorzuladen [zur Befragung], die sich gegen die Korruption im Regime aussprechen. Sie bemängeln nicht nur finanzielle Korruption, sondern auch moralische Korruption, Lügen, und die Usurpation des Rechts. Ich kann auch drohen, Herr Richter, und nicht Sie sind mein marja [Shiitischer Richter]. Sie sprechen von Übertreibung in den [Behauptungen von] Korruption im Regime, und ich [spreche von] ihrer Verschleierung durch das Regime.

„Oh, der oberste Justizbeamte!

„Gesetzesbrecher, korrupte Mediatoren, Lügner, und Anschuldiger reisen durch dieses Land ohne Sorgen, und wenn irgend jemand etwas gegen irgendwen von ihnen, dann wird er der Übertreibung der Korruption des Regimes angeschuldigt und bestraft… Selbst grössere Männer als Sie haben in der Geschichte Lügen erzählt, doch wir haben gesehen, was aus ihnen geworden ist. Ich spreche vom Gesetz, das in diesem Land vernachlässigt wird…

„Ich lade Sie vor ihr eigenes Gericht und gemäss der Verfassung. Kommen Sie zu einer öffentlichen Verhandlung und antworten Sie auf die Anschuldigungen eines einfachen Bürgers. Andererseits weiss ich, dass sie [notorische Haftzentren wie] Kahrizak haben. Glauben Sie nicht, dass Zivilcourage tot ist. Ich habe keine Angst vor Ihnen und vor Ihren Lügen und Übertreibungen. Das Volk hat bereits geurteilt und wird auch in Zukunft urteilen. Heute sitzen Sie im Sessel der Macht und sind stolz darauf. Ich habe keinen Stuhl. Mein Glück und Stärke sind meine Menschenwürde. Selbst wenn mein Körper sich biegt unter der Last Ihrer Macht, so bleibt mein Herzen stolz. Sie sind derjenige, der sich biegt, also seien Sie nicht stolz. Die Geschichte wird zeigen, was jeder von uns dem anderen tut.

„Der Bürger Khashayar Deyhimi.“[3]

Anmerkungen

[1] Khodnevis.org, March 24, 2015.

[2] Alarabiya.net, March 24, 2015.

[3] Facebook.com/khashayar-dayhimi, October 12, 2014.

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