Website-Icon Politisches & Wissenswertes

BDS hat das progressive Narrativ gekapert

Robert Lantos, 4.5.2016, CJN

Robert Lantos, Archivbild

Der Medienmogul und Filmproduzent Robert Lantos, ein begeisterter Anhänger des Staates Israel, sprach auf dem Mount Carmel Dinner am 1. Mai, einer jährlichen Spendenaktion von kanadischen Freunden der Universität Haifa. Lantos, der einen Ehrendoktortitel besitzt, widmete viel von seiner Ansprache der Boykott, Desinvestition und Sanktionen (BDS) Bewegung, über die er argumentiert, dass sie ein Versuch ist, den Staat Israel durch Isolation, Schmähung, und die Verbreitung eines falschen Narrativs zu schwächen.

Lesen Sie seine Rede unten in vollem Umfang.


Freunde, was ich heute Abend zu sagen habe, eignet sich nicht für Leichtfertigkeit. Wir leben in gefährlichen Zeiten. Als Juden stehen wir vor zwei gleichzeitigen Kriegen. Der Krieg von Raketen und Kanonen, fast ununterbrochen an Israels Grenzen gekämpft – und der Krieg der Worte, angeführt durch die BDS-Bewegung, im Tandem mit seinem in Kanada gezüchteten Campus-Geschwister, dem jährlichen Festival des Hasses, bekannt als Israel-Apartheid-Woche.

Israel ist auf dem Schlachtfeld noch nie besiegt worden, und es darf auch niemals besiegt werden. Doch unsere Feinde haben andere Waffen entwickelt, anspruchsvoller als Raketen, um es durch Isolation und Schmähungen über die Verbreitung eines falschen Narrativs zu schwächen. Ein falsches Narrativ, das zum Mode-Evangelium in politisch korrekten Kreisen geworden ist. Es ist dieser Krieg, über den ich heute Abend sprechen will.

Vor ein paar Wochen besuchte ich den Campus der Universität Haifa. Ich traf mich mit Studenten und Dozenten aus dem Ambassadors-Online-Programm, die mit der Gestaltung kreativer und raffinierter Arten beschäftigt sind, die Lügen der BDS-Propaganda zu bekämpfen. Ich freue mich, dass der Erlös des heutigen Abends dafür bestimmt ist, ihre Arbeit zu unterstützen. Nur schon ein paar Stunden auf dem Campus an einem Stück widerlegen die Lüge der israelischen Apartheid. Arabische und drusische Studenten machen etwa vierzig Prozent der Studentenschaft aus. In Klassenzimmern, in der Cafeteria, auf dem Rasen, mischen sie sich Schulter an Schulter mit ihren jüdischen Kollegen. Sie alle erhalten die gleiche Ausbildung. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem, wie Juden und Araber behandelt werden und keine merkliche Spannung zwischen ihnen.

Dieser Campus spiegelt den Alltag der israelischen Gesellschaft, die etwa so sehr Apartheid aufweist, wie die Innenstadt von Toronto. Das einfache Aufstellen von einem Dutzend Kameras rund um den Campus und das Abspielen des ungeschnittenen Filmmaterials während des jährlichen Israel-Apartheid-Hass-Karnevals an der Universität von Toronto würde zeigen, um was für eine bösartige Verleumdung es sich handelt. Wie einige von euch wissen, bin ich in Ungarn geboren. Vor dem Holocaust. Ungarische Juden nahmen mit Stolz in Anspruch, die am besten assimilierten in ganz Europa zu sein. Sie waren davon überzeugt, dass ihr sozialer Status, ihre Unterschiede und ihre Leistungen und ungarisierte Namen wie mein eigener, von meinem Großvater erfunden, sie unantastbar gemacht hatte. Dennoch wurde die Mehrheit der ungarischen jüdischen Bevölkerung in wenigen Monaten ermordet.

Doch es begann nicht mit Gewalt. Es begann mit Worten – und die Worte bereiteten die Bühne vor, die dann die Gewalt legitimierte, die folgte. Vor etwa 18 Jahren produzierte ich einen Film namens Sunshine. Sunshine ist eine Familiensaga, die im Laufe von drei Stunden die Geschichte erzählt vom Aufstieg und Fall und dem letztendlichen Völkermord an Ungarns jüdischer Bevölkerung.

Wir müssen die Lehren aus der Geschichte ziehen. Worte sind mächtige Waffen. Sie können den Verbrecher legitimieren, können die Gerechten verunglimpfen, können Lügen verbreiten und können Hass und Gewalt schüren. Der Krieg der Worte wird seit vielen Jahrhunderten in vielen Ländern gegen die Juden gekämpft. Nach dem Holocaust dachten wir, dass dies vorbei war – ein für allemal. Aber der Zyklus hat wieder begonnen. Es feuert nun aus allen Rohren in ganz Europa. In Frankreich, in Belgien, in den Niederlanden hat es bereits zu brutalen Gewalttaten geführt.

Diese Woche hat in Großbritannien die Labour Party Einpeitscherin und Mitglied des Europäischen Parlaments, Naz Shah, erklärte, dass alle Juden in Israel in die USA verschifft werden sollten. Sie wurde suspensiert – aber nicht aus ihrer Partei ausgestoßen. Vor nicht langer Zeit, so ein Kommentar von einem britischen Parlamentarier, wäre so etwas undenkbar gewesen. Heute bekommt man nur einen leichten Klaps auf den Hintern und viel Sympathie. Denn am nächsten Tag legte Ken Livingstone, der ehemalige Bürgermeister von London, ein hochrangiges Mitglied der Labour Party, selbst noch einen drauf. Er verkündete, dass Adolf Hitler ein Zionist im Bunde mit denen war, die daran arbeiteten, den jüdischen Staat zu errichten. Dass die monströse Perversion, Nazismus und Zionismus gleichzusetzen, durch den ehemaligen Bürgermeister ausgesprochen werden kann – nicht von Teheran, noch von Damaskus – sondern der Weltstadt London, signalisiert, dass der Krieg der Worte eine fiebrige Tonhöhe erreicht hat.

Im vergangenen halben Jahrhundert, gebettet hier in Kanada, kamen wir zur Überzeugung, dass Judenhass eine Sache der Vergangenheit ist. Aber wir können uns nicht mehr leisten, unsere kollektiven Köpfe im Sand des Wunschdenken zu verbergen. Angeführt von der BDS-Bewegung auf unsere Universitäten – wo die Führungskräfte von morgen in Ausbildung sind – gewinnt Judenhass an Dynamik. Dünn verkleidet in der hauchdünnen Maske des Antizionismus ist das erklärte Ziel von BDS die Vernichtung Israels als jüdischer Staat. Erlauben Sie mir, einen Omar Barghouti zu zitieren, ein Gründungsmitglied der BDS-Bewegung. In seiner Ein-Staaten-Erklärung von 2007 schreibt Herr Barghouti: „Die Zwei-Staaten-Lösung für den palästinensisch-israelischen Konflikt ist wirklich tot. Und tschüss! Wir sind Zeugen des schnellen Tod des Zionismus und nichts kann getan werden, um ihn zu retten. Ich für meinen Teil unterstütze Euthanasie … Die Zwei-Staaten-Lösung hat ihr Ablaufdatum überschritten.“

Also, keine Zwei-Staaten-Lösung für die Führung der BDS-Bande. Ihre Ziele stimmen vollständig überein mit denen von Hamas und dem Ayatollah von Iran, weshalb man sich fragt, wer wirklich hinter dieser Bewegung ist, die sich als humanitär positioniert, progressiv und an-Universitäten-entstanden. Wie üblich ist der beste Weg, die Wahrheit herauszufinden, dem Geld zu folgen. Das ist genau das, was Jonathan Schanzer von der Stiftung zur Verteidigung der Demokratien getan hat. Erst in der vergangenen Woche hat er bei einer gemeinsamen Anhörung vor dem Unterausschuss für Terrorismus des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten ausgesagt.

Ich zitiere: „Eine neue Organisation namens amerikanische Muslime für Palästina ist der führende Treiber von BDS, durch ihr Sponsoring der Studenten für Gerechtigkeit in Palästina, die der sichtbarste Arm der BDS-Kampagne an Universitäten sind in den Vereinigten Staaten. Mindestens sieben Personen, die für amerikanische Muslime für Palästina arbeiten, haben früher für Organisationen gearbeitet, die zuvor in den USA geschlossen wurden wegen ihrer finanziellen Unterstützung für die Hamas. Unter ihnen ist die Holy Land Foundation, die vor der Auflösung 12.400.000 US$ an die Hamas überwiesen hat. Einer der Angestellten dieser Holy Land Foundation ist eine Person namens Mohammed El-Mezain, identifiziert als Hamas-Führer für die Vereinigten Staaten.“

Warum ist das wichtig? Es ist immens wichtig, weil die BDS-Bewegung das progressive Narrativ gekapert hat und – damit einhergehend – die Herzen und Köpfe der sozial bewussten, unter ihnen viele der jüdischen Jugend. BDS stellt sich als Vorkämpfer für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung dar. Angetrieben von dieser Lüge, gewinnt sie täglich auf dem Campus an Dynamik. Diejenigen, die BDS finanzieren und organisieren wissen genau, dass ihrer Sache am besten gedient ist, wenn sie im Schatten lauern und die sprichwörtlich nützlichen Idioten rekrutieren, um ihre Fahne zu schwenken. Prominente wie Roger Waters, der mir einmal gesagt hat, dass einige seiner besten Freunde jüdisch seien, Filmemacher wie John Greyson von der York University, militante Aktivisten wie Naomi Klein (die den so wichtigen Mehrwert aufweist, jüdisch zu sein), sorgen für eine perfekte Abdeckung für das, was nichts anderes ist, als die Propaganda einer terroristischen Organisation mit der Absicht der Zerstörung des jüdischen Staates.

Ist es nicht ungewöhnlich, dass so genannte Progressive sich mit autoritären Regimen verbünden, die in ihrer Heimat intolerant sind in Sachen Frauenrechten, der Pressefreiheit, Homosexualität und Mitglieder irgendeiner anderen Religion als dem Islam? Eine bedrückende, antifeministische und intolerante Ideologie hat es geschafft, irgendwie sich das progressive Narrativ anzueignen. Die BDS-Frontaktivisten sind von der Christenverfolgung in islamischen Ländern unbeeindruckt, von Bashar al-Assads Tötung von Hunderttausenden seines eigenen Volkes, ungerührt von der Inhaftierung von Dissidenten im Iran oder der Unterdrückung der Frauen in Saudi-Arabien, sie sind nicht interessiert an der Verfolgung Homosexueller in Katar oder an den Eskapaden von Kim Jong-un von Nordkorea, sie sind unberührt von der Entführung und Versklavung von Frauen in Nigeria oder von der weiblichen Genitalverstümmelung in Somalia.

Nichts von alledem und keine der anderen barbarischen Gräueltaten, die jeden Tag auf der ganzen Welt geschehen, scheinen die BDS-Leute zu stören. Ihre zielstrebige Fixierung zielt auf ein Land, dessen Gesetze alle Bürger gleich behandelt, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Rasse. Ein Land, das alle seine Bürger mit Bildung, Gesundheit, Wohlergehen und bürgerliche Freiheiten bietet. Ein Land, in dem die künstlerische Freiheit und die Freiheit der Presse heilig sind. Der große Houdini selbst würde von dieser erstaunlichen Taschenspielerei baff sein, ein Beweis für die völlig schamlos Brillanz der palästinensischen Propagandamaschine.

Die britische Parlamentarierin Naz Shah hat einem nützlichen Zweck gedient. Durch ihre giftigen Tiraden, in denen sie ihre Facebook-Anhänger dazu drängt, sich zu organisieren, weil „die Juden demonstrieren“, sie legt den Vorwand beiseite, dass es einen Unterschied gibt zwischen Judenhass und Antizionismus. Ihr Vorschlag, Israel ethnisch von seiner gesamten jüdischen Bevölkerung zu säubern, begeistert unterstützt von Berühmtheiten wie dem Politiker Ken Livingstone, hilft, die wahre Absicht der BDS-Brigade herauszukristallisieren, eine Absicht, die nichts mit Frieden oder einer Zwei-Staaten-Lösung zu tun hat. Die Katze ist eindeutig aus dem Sack – was eine sehr gute Sache ist. Es ist eine gute Sache, weil die Zeit für die Juden in der Diaspora gekommen ist, aufzuhören, uns etwas vorzumachen.

Hitler und die Nazis wurden besiegt, aber Judenhass nicht. Er hat neue Kraft gefunden in einer unheiligen Allianz zwischen den neuen Dschihadisten und ihren Mitreisenden Antisemiten der alten Schule. Im vergangenen Jahr ist jüdisches Blut bereits in einem Pariser Supermarkt und auf den Straßen von Istanbul vergossen worden. In weiten Teilen Europas müssen jüdische Schulen und Institutionen nun von bewaffneten Soldaten bewacht werden. Überall in nordamerikanischen Universitäten, darunter direkt hier in York, werden jüdische Studenten belästigt und eingeschüchtert, vor allem, wenn sie pro-israelische Ansichten auszusprechen wagen. Und die ganze Zeit, drückt die Verwaltung ein Auge zu. Gute Juden sind diejenigen, die, ähnlich wie die Familie in Sunshine, sich lösen und ihre Hände von ihre eigenen Brüdern rein waschen.

Die Herausforderung, vor der wir stehen, ist, einen Weg zu finden, das progressive Narrativ wiederzugewinnen. Historisch gesehen und ihrer Neigung nach, tendieren säkulare Juden seit der Zeit von Karl Marx nach links. Um BDS zu besiegen, müssen wir die liberalen, sozial engagierten Köpfe und Herzen zurückerobern – und insbesondere die jüdische Jugend.

Von Bernie Sanders zu J-Street und Juden für den Frieden sind linke Juden an den Punkt gekommen, zu glauben, dass sie sich von Israel distanzieren müssen, um ihre progressive Glaubwürdigkeit aufzupolieren. Dadurch marschieren sie mit denen, die den jüdischen Staat beseitigen wollen. Israel hat viele Warzen und Mängel, von denen alle kritisiert sein sollen und werden. Einige ihrer politischen Führer sind definitiv nicht meine Tasse Tee. Aber es ist eine Travestie, sich zu verbünden mit denen, die von Regierungen unterstützt werden, die die Rechte der Frauen leugnen, Abweichler foltern und einsperren, die Meinungsfreiheit zensieren und auf den Völkermord am jüdischen Staat aus sind. Diese Travestie muss mit Worten und Taten exponiert, deutlich gemacht werden.

Um BDS zu bezwingen, müssen wir ihre wahren Ziele beleuchten, wer ihre Verbündeten sind und wer sie finanziert. Es ist meine Hoffnung, dass Initiativen wie das Programm an der Universität Haifa, die wir hier und heute Abend unterstützen wollen, genau das zu erreichen helfen wird.


Ein geehrter kanadischer Filmproduzent, hat Robert Lantos vierzig Spielfilme produziert, darunter den Golden Globe Gewinner und Oscar-nominierten Film Barneys Version. Lantos ist ein Mitglied des Ordens von Kanada und hält einen Ehrendoktor der Letters of the McGill University. Er hat im Vorstand der Canadian Broadcasting Corporation gedient, dem Toronto International Film Festival, Indigo Books and Music, dem Canadian Film Centre und der Akademie des kanadischen Kino und Fernsehens, von dem er ehemaliger Vorsitzender ist.

Die mobile Version verlassen