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Das ultimative Blutopfer der Gutmenschen: ihre eigenen Kinder.

Foto: Paul Chinn / San Francisco Chronicle / AP

Eine junge Frau wird von einem illegalen Einwanderer ermordet, der mehrfach vorbestrafte Täter wird mit einem absurden Fehlurteil belohnt und die Empörung ist groß. Beispielsweise empört sich die deutsche Presse darüber, dass sich Donald Trump darüber empört. Dabei bietet der Fall reichlich passende Gelegenheiten für aufrichtiges Entsetzen. Das da war die einzig Unpassende. Der STERN hat sie zielsicher ergriffen.

Kathryn Steinle wurde nur 32 Jahre alt. Die junge Frau ist 2015 von einem illegal eingewanderten Mexikaner in San Francisco erschossen worden. „Aus Versehen“, wie das Gericht nun feststellte. Den Täter José Inés García Zárate trifft nun die volle Härte des Gesetzes wegen… illegalen Waffenbesitzes. Ja, richtig gelesen. Dafür gibt es schlimmstenfalls drei Jahre Haft, wenn überhaupt. Kate Steinle hat halt einfach Pech gehabt, dass sie ihm in die Kugel gelaufen ist. Shit happens.

Dabei ist der Täter keineswegs ein unbeschriebenes Blatt. Bereits wegen sieben Verbrechen vorbestraft und fünf Mal aus den USA abgeschoben, war Zarate (45 oder 52 Jahre alt, so ganz sicher ist man sich da nicht) zum Tatzeitpunkt in Texas auf Bewährung frei. Was er dann in San Francisco (Kalifornien) gemacht hat, wird sich im Verlauf des Artikels noch erschließen. Für Kate Steinle zumindest war das ein Umzug mit fatalen Folgen.

US-Präsident Trump hat dann in seiner unnachahmlich direkten Art auf Twitter seinem Ärger Luft gemacht: „Ein beschämendes Urteil im Fall Kate Steinle! Kein Wunder, dass die Menschen in diesem Land so wütend wegen der illegalen Einwanderung sind.“ [1] Soweit, so nachvollziehbar. Und was macht der STERN daraus:

„Während des Wahlkampfes hatte Donald Trump den Fall wiederholt genutzt, um gegen illegale Einwanderung im Allgemeinen zu wettert und den Mauerbau zu Mexiko in Besonderen zu fordern. Ihr Tod sei sinnlos und leicht zu verhindern gewesen, so Trump, der García sogar einmal als ‚Tier‘ bezeichnete. […] Während Garcías Anwalt nach der Urteilsverkündung sagte, der Fall werde dazu missbraucht, Hass zu sähen, sprach Trump auf Twitter von einem ’schändlichen Urteil‘.“ [2]

Das könnte man noch unter dem Motto „gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sähen“ als das übliche Trump-Bashing abhaken — doch der Stern wäre nicht der Stern, würde er nicht auch den richtigen Moment verpassen, diesen Artikel zu beenden. Als die Eltern der ermordeten Kate zu Wort kommen, verschlägt es einem glatt die Sprache:

„Die Familie des Opfers reagiert trotz des tragischen Verlusts besonnen auf die Debatte. ‚Wir sind ein Land mit freundlichen Menschen‘, sagte Kathryns Vater Kim Steinle, auch wenn das nicht bedeutet, dass sich Kriminelle hier sicher fühlen sollten. Den Status von ‚Schutzstädten‘ wie San Francisco möchte die Familie erhalten, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf gebe.“

Ja. Da gibt es wohl an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf. Beispielsweise könnte man mal kugelsichere Töchter erfinden. Oder illegalen Waffenbesitz verbieten. Hauptsache es werden keine kriminellen, illegalen Einwanderer abgeschoben. Sie sollen sich halt nur nicht zu sicher fühlen. Wodurch so ein Unsicherheitsgefühl erzeugt werden könnte, wenn weder angemessene Strafen noch Abschiebung drohen, bleibt derweil offen. Herr Zarate hat sich sicher genug gefühlt, um fünf Mal wiederzukommen. Das muss an den freundlichen Menschen gelegen haben.

Der Fall erinnert erschreckend an die Ermordung der 19-jährigen Studentin Maria Ladenburger durch einen vorbestraften Asylbetrüger. Deren Eltern es sich nicht nehmen lassen konnten, noch in der Todesanzeige ihrer Tochter einen Spendenaufruf für die Flüchtlingshilfe zu starten. Das wird inzwischen auf Wikipedia als „Fake-News“ dargestellt, aber die Anzeige ist nach wie vor online abrufbar und über jeden traurigen Zweifel erhaben. [3]

Bleibt die etwas ratlose Frage: Was stimmt nicht mit diesen Leuten? Ihre eigenen Töchter werden getötet und wären ihren Tätern vermutlich nie über den Weg gelaufen, würden diese nicht durch eine falsch verstandene Hilfsbereitschaft zum Kommen und Bleiben animiert. Wir reden ja hier nicht mal über irgendwelche armen Würstchen, die ihr Glück im vermeintlich gelobten Land versuchen wollen. Es geht um bekannte, notorische Straftäter.

Wie krank im Kopf kann jemand sein, dass er den Tod des eigenen Kindes als bedauerlichen Kollateralschaden verbucht, der aber auf garrr keinen Fall dazu führen darf, dass man plötzlich anfängt Gesetze wörtlich zu nehmen? Ist das ein psychologischer Schutzmechanismus, um die eigene (Mit-)schuld zu verdrängen? Wird es als das ultimative Opfer zur Widergutmachung von was auch immer gesehen? Hauptsache, es kommt keiner auf die Idee, dass dort nicht nur „freundliche Menschen“ wohnen.

Meine persönliche These ist ja immer noch, dass das von den potentiellen Tätern eher als „Land mit treudoofen Menschen“ ausgelegt wird, aber was weiß ich schon…

[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/936437372706836480
[2] https://www.stern.de/politik/ausland/donald-trump-empoert–mann-erschiesst-kate-steinle–wird-aber-nicht-wegen-mordes-verurteilt-7770404.html
[3] http://lebenswege.faz.net/traueranzeige/maria-ladenburger/48305520

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