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Reporter ohne Grenzen beklagt „Gewalt bei Pegida-Demos“

Da hat die Tagesschau mal wieder eine Perle hervorgebracht: In Deutschland und Skandinavien ist es um die Pressefreiheit bestens bestellt — ganz im Gegensatz zu den düsteren und undemokratischen Ländern im Osten, wo die Bürger einfach so unkontrolliert drauf los wählen, wie ihnen grad zumute ist. Natürlich hat auch Deutschland seine Probleme, beispielsweise, man ahnt es, mit „Gewalt bei ‚Pegida‘-Demonstrationen“. Ja, tatsächlich. Das ist so dämlich, dass es ein Produkt des „Faktenfinders“ sein könnte, ist es aber zumindest offiziell nicht.

„Reporter ohne Grenzen“ jammert mal wieder auf höchstem Niveau, die ARD jault reflexartig mit und da bleibt, wie bei den Verlautbarungen der meisten Organisationen mit „ohne Grenzen“, kaum ein Auge trocken. Manche Leser drücken aus lauter Verzweiflung eine Träne heraus, andere ringen nach einem ausgiebigen Lachkrampf um Luft. Ich habe mich noch nicht entschieden.

„Es steht nicht gut um die Pressefreiheit in Europa. In keiner Region der Welt habe sich die Lage so verschlechtert, heißt es im Bericht von ‚Reporter ohne Grenzen‘. Es gibt ein Ost-West-Gefälle, sagt Geschäftsführer Christian Mihr“, heißt es da unter anderem. [1]

Ja, das kann ich bestätigen! Während mein Blick noch sehnsüchtig über sonnendurchflutete Landschaften fern im Osten schweift, verdüstert sich der Himmel über der heimischen Scholle zusehends und über Britannien grollt der Donner bereits recht unheimlich. Journalisten werden willkürlich verhaftet und widerrechtlich festgehalten, abgeschoben, verurteilt, auf private Fahndungslisten gesetzt, tätlich angegriffen, gesellschaftlich geächtet, etc. [2] Es schaut nicht gut aus. Und endlich sagt es mal jemand.

„Skandinavien bleibt vorbildlich. Andere rutschen ab in der Rangliste. Nach Ungarn und Polen jetzt auch Tschechien und die Slowakei, beide um rekordverdächtige zehn Plätze.“

Moment mal…

“ ‚In diesen Ländern sehen wir Demokratie als nicht gefestigt‘, sagt Mihr. Medien würden pauschal diffamiert. ‚Reporter ohne Grenzen‘ beobachte diese Entwicklung ‚mit großer Sorge‘. Die dortigen Regierungschefs spielen mit dem Feuer, warnt ‚Reporter ohne Grenzen‘ und fordert die EU auf, das nicht länger tatenlos hinzunehmen. Brüssel könne durchaus Druck machen, sagt Mihr, etwa Sanktionen gegen Mitglieder verhängen oder bei Fortschrittsberichten ‚Ross und Reiter‘ nennen.“

Äh. Kann es sein, dass der Herr Mihr seine Landkarte falsch herum gehalten hat? Das ergibt doch gar keinen Sinn! Ab wann gilt eine Demokratie als „gefestigt“? Wenn sie derartig verkrustet ist, dass man sich nicht alle paar Jahre einen neuen Namen merkeln muss? Oder wenn die Wähler gefälligst das wählen, was die „Journalisten“ ihnen empfehlen?

Beispielhaft werden ein paar Einzelfälle aufgeführt, u.a. aus Malta (liegt eigentlich nicht in Osteuropa), der Slowakei (kann man gelten lassen) und der Türkei (befindet sich nur zu 3 % in Europa, der Rest gehört zu Asien). Ich verurteile das ausdrücklich. Niemand sollte um Leib und Leben fürchten müssen, egal was er oder sie für einen Stuss verzapft. Und das schreibe ich nicht aus reinem Eigennutz. Also, nicht nur… ABER. Was bitte soll das da:

„Deutschland liegt auf Platz 15 nahezu stabil. Als Problem nennt Reporter ohne Grenzen seit Jahren die Überwachung von Smartphones und sozialen Medien – im aktuellen Bericht spielt aber auch in Deutschland das Thema Gewalt eine Rolle, etwa beim G20-Gipfel oder bei ‚Pegida‘-Demonstrationen. Auch gebe es Regionen, in denen Journalisten etwa Recherchen zum Thema Rechtsextremismus nur unter Polizeischutz durchführen könnten.“

Was zum Fick?! Wo fange ich da nur an. Falls das hier zufällig ein Nazi liest: Ist es üblich, dass Reporter mit Polizeieskorte im Schlepptau vor der Tür stehen? Ich weiß es nicht. Von so einem Fall habe ich noch nie gehört, aber ausschließen kann ich es natürlich auch nicht. Was definitiv sehr ungesund ist, sind Recherchen zum Thema Linksextremismus. Aber Gewalt „bei“ Pegida-Demonstrationen? Soll das ein Witz sein???

Obwohl, da fällt mir spontan der Fall des tschechischen Journalisten ein, der unlängst in Cottbus am Rande einer Kundgebung tätlich angegriffen wurde. Von einer „Deutschen“ und ihrem „22-jährigen syrischen Begleiter“ [3] Zählt der? Und wenn ja, landet er damit in der Rubrik „Osteuropa“? Zieht das die deutsche, die tschechische oder die syrische Statistik runter, wenn ein Tscheche in Deutschland von einem Syrer angegriffen wird? Und ist das Links- oder Rechtsextremismus, wenn man von „Linken“ bei einer „rechten“ Demonstration angegriffen wird? Das ist echt irritierend.

Es gibt aber auch Schönes zu berichten: „Gambia ist im aktuellen Bericht ein Lichtblick. Nach dem Ende der Diktatur hat sich das afrikanische Land zum Aufsteiger des Jahres 2017 entwickelt.“ Also, Sportsfreude, wer noch aus Gambia auf dem Weg zu uns ist oder bereits seine Koffer ausgepackt hat: Lohnt nicht mehr. Das Geräusch im Hintergrund sind die warmlaufenden Triebwerke für den Flieger Richtung Heimat. Toll, oder?

Diesen neutralen, sauber recherchierten und kritisch hinterfragenden Bericht haben wir übrigens Andrea Müller vom Saarländischen Rundfunk zu verdanken. Magister in Politikwissenschaften, Soziologie und Pädagogik, Fachgebiete u.a. „GRÜNE und Linkspartei“. Kein Witz! Obwohl, irgendwie schon. Aber hey, zumindest kann sie uns die Statistik nicht versauen. Denn ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass „Reporter ohne Grenzen“ auch Fälle auflistet, in denen schmierige Hofberichterstatter mit eben jenem Geld zugeschissen werden, das dem von ihnen verunglimpften Volk abgepresst wurde. Schade eigentlich.

[1] https://www.tagesschau.de/inland/pressefreiheit-liste-101.html
[2] https://www.journalistenwatch.com/2018/03/12/england-has-fallen-lauren-southern-in-calais-verhaftet/
[3] https://www.radiolausitz.de/beitrag/journalist-bei-demo-in-cottbus-angegriffen-531931/

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