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Die wenig bereiste Wut

Kay Wilson, 24.11.2015, The Times Of Israel Blogs

Kay Wilson ist eine in Grossbritannien geborene israelische Reiseleiterin, Jazzmusikerin und Karikaturistin. Sie ist Überlebende eines brutalen Terroranschlags, der während einer Reiseführung im Dezember 2010 erfolgte. Seither ist sie eine gefragte Motivationstrainerin und redet auch zu Publikum zu Fragen der Menschenrechte und der Gerechtigkeit für die Opfer des Terrorismus. Sie ist Dozentin für StandWithUs, OneFamily Together, MDA, und ist an der Agentur Israelischer Redner registriert.

Während das Blut Unschuldiger in Frankreich vom Theaterboden gewischt wurde, ist ein Video mit dem Titel „Ein Vater und Sohn haben das kostbarste Gespräch“ viral gegangen. In dem Clip sagt der Junge zu seinem Vater: „Wir sollten Paris verlassen, weil Les Mechants (die Schurken) Gewehre haben und sie werden kommen, um uns zu erschiessen.“ Der Vater versichert seinem Sohn, dass, obwohl die Bösewichte Gewehre haben, haben sie (die Franzosen) Blumen und Kerzen. „Werden uns die Blumen und Kerzen schützen?“, fragt der Sohn. Als der Vater mit Ja beantwortet, protestiert der Junge: „aber die Blumen tun überhaupt nichts!“ Sein Vater gibt ihm eine beruhigende Umarmung und der Clip wird vom Interviewer abgeschlossen mit der Frage an das Kind, ob es „sich besser fühlt,“ was der Junge nickend bestätigt und in ein Lächeln ausbricht.

Dieses Video wurde „geteilt“ und „gefiel“ millionenfach. In der Tat, wer wäre nicht bewegt von den westlichen Tugenden von Leben-über-Tod, von Kultur-über-Barbarei und des Guten-über-das-Böse? In einem Akt des Trotzes vertreiben zivilisierte Menschen, die das Hassen verweigern, den Gestank von Mord und Grausamkeit mit duftenden Blumen und duftenden Kerzen, weil zivilisierte Menschen glauben, dass Hass „den Terroristen das gibt, was sie wollen.“

Nein, tut er nicht.

Ein Psychopath hat nicht die Fähigkeit, zu fühlen, so dass er nicht in der Lage ist, sich darum zu kümmern, ob du ihn hasst oder nicht.

Als mich ein psychopathischer Islamist mit seiner Machete schlachtete, tat er es mit solcher Kraft, dass seine Schläge meine Rippen brachen und mehr als dreissig Knochen zerbrachen. Sein einziges Gefühl war Verzweiflung: er sei „verärgert“, dass ein Wellenschliffmesser nicht das ideale Werkzeug war, denn es verkeilte sich in meinen Knochen, so dass es „schwierig“ war, es herauszuzerren, ohne dass mein Blut über seine Kleidung spritzte. Sie hackten ohne Wut. Mord war eine lässige, alltägliche Angelegenheit, so mondän wie die Zigaretten, die sie nach dem Abwischen unseres Blutes von ihren Messern rauchten.

Diese kaltblütigen palästinensischen Psychopathen, die eine Machete in einer Hand hielten und eine Marlboro in der anderen, sind genau die gleiche Art von islamistischen Maniacs, die die Unschuldigen in Paris ermordeten. Sie sind Söhne des Bösen, tot in ihren Seelen und unempfänglich und unempfindlich gegen die noble Moral der Westler, die das Hassen verweigern.

Im Anschluss an den Pariser Angriff, live im britischen Fernsehen, „photobombte“ jemand das Shooting und verfluchte ISIS. Sofort schaltete die Sendung zur Sendeleiterin zurück, die in ihrem Sitz herumrutschte, während sie sich vielmals entschuldigte für die „unerwartet schlechte Sprache.“ Angesichts der Kulisse der auf dem Boden gestapelten abgeschlachteten Leichen, wäre ich überrascht, wenn irgend jemand mit ein bisschen Anstand tatsächlich beleidigt wäre, wenn er jemanden seine Wut auf ISIS ausdrücken hörte, indem er „fuck off“ sagt.

Unterdrückung von Wut im Namen der Kultur und der Desinfektion der Sprache als Reaktion auf Grausamkeit ist eine verdrehte, wahnhafte, trivialisierte, unangebrachte und gefährliche Moral – als ob reine Sprache die dominierende Tugend wäre.

Wut ist kein Schimpfwort, es ist kein moralisches Versagen. Sie ist eine moralische Notwendigkeit und sie ist eine Tugend.

Wir müssen wütend sein auf diejenigen, die uns und unsere Kinder zu ermorden versuchen, denn Mord ist die kosmischste und irreparabelste Verletzung, die der Mensch und die Menschheit kennt. Mord bestiehlt Familien und plündert die ungeborenen Generationen. Mord betrauert Freunde. Mord reisst Seelen aus Gemeinden. Mord reisst Wunden in eine Nation und Mord beschädigt unsere Welt irreparabel.

Nach dem Mord hatte auch ich keinen Hass. Den Zugang zu Wut, Zorn, Verachtung oder Ekel versperrt, fand ich mich in einem schützenden und milden Dressing der Gleichgültigkeit, die die tiefen, dunklen, psychologischen Läsionen zudeckte. Ich konnte Einzelheiten von Kristines Hinrichtung mit der gleichen Leidenschaft abspulen wie das Vorlesen eines Busfahrplans. Und, am Schrecklichsten von allem, ich wusste, dass, wenn ich jemals wieder das „Unglück“ haben sollte, Zeuge zu sein, wie ein Mensch vor meinen Augen in Stücke gehackt wird, ich in der Lage sein würde, dabei zuzuschauen, während ich eine Zigarette rauche.

Doch wie bei jedem Schutzüberzug würde ihn an Ort und Stelle zu lassen in einer Infektion resultieren, zu Wundbrand, und letztlich zum Tod führen. An einem gewissen Punkt musste ich ihn entfernen, indem ich mein Recht auf Wut beanspruchte.

Und so geschah es.

Die Nächte hörten nie auf und sogar die Tage fühlten sich wie Nacht an. Ich krallte mich in meinen Kissen fest und durchnässte sie mit Tränen. Wut kam, Wut ging, und Wut kam wieder. Sie zeigte sich unerwartet in verbalen Ausbrüchen auf Unbeteiligte oder als entfesselter Zorn auf ahnungslose Wände.

Doch trotz der langen Nacht stieg die Sonne wieder auf. Sie liess ihr Licht scheinen in der Form von jenen, die reif und mutig genug waren, die meine Wut validierten und gleichzeitig alles taten, was sie konnten, um mich mit dem Weltlichen zu verbinden und mit allem, was das Leben zu bieten hat.

Und so begab ich mich auf die Wut, die wenig bereist ist.

Auf der wenig bereisten Wut bin ich gezwungen, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen, weil ich erneut das Gute gekostet habe.

Auf der wenig bereisten Wut bin ich gezwungen, gegen das Böse zu handeln. Ich mache es zu meiner Aufgabe, Briefe zu schreiben und bei Regierungen zu lobbyieren, zu tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass die kaltblütigen palästinensischen Psychopathen, die mich zu ermorden versucht hatten, nicht länger ein Monatsgehalt von Geld von amerikanischen und europäischen Steuerzahlern erhalten.

Auf der wenig bereisten Wut spreche ich im Namen der Opfer des palästinensischen Terrorismus, derjenigen, die nicht mehr da sind, für sich selbst zu sprechen.

Auf der wenig bereisten Wut befähige ich jüdische Studenten an amerikanischen Universitäten, die Antisemitismus erleben – denselben Hass, der palästinensischen Islamisten ermöglichte, eine amerikanische Christin zu Tode zu hacken, weil sie dachten, sie sei Jüdin.

Doch auf der wenig bereisten Wut gibt es allgemeine Geschäftsbedingungen.

Ich muss moralische Grenzen akzeptieren. Ich darf Rache nicht selbst in die Hand nehmen, und es ist mir verboten, Hassreden zu verbreiten. Ich darf nicht in einer ungezähmten Wut versinken, die jeden einzelnen Palästinenser, Araber oder Muslim für die abscheulichen Taten der beiden Wilden verantwortlich macht, die angespornt wurden durch die Hetze in der Palästinensischen Autonomiebehörde – einer Behörde, deren fast täglich gezielte Hinrichtung von Juden auf alarmierende Weise Nazi-Politik nachahmt.

Die wenig bereiste Wut ist ein lebenslanger Weg, eine Strasse der Angst und Tränen, und doch eine der Zufriedenheit und Hoffnung. Ich habe immer geglaubt, dass wir Freundschaft schliessen sollen mit jenen, die anders sind als wir, weil es Stereotypen herausfordert, Bigotterie einschränkt, Fremdenfeindlichkeit zähmt und unsere eigene Welt bereichert. Es war nicht leicht für mich, nach dem Angriff die Hand zu Muslimen auszustrecken, aber sowohl durch zu Eigen machen und durch Begrenzung meiner Wut habe ich es geschafft, nach Ägypten (einer islamischen Nation) zu reisen, um einen ägyptischen Friedensaktivisten zu treffen. Ausserdem habe ich einem palästinensischen Freund über Social Media geholfen, sein kleines Unternehmen zu kickstarten und schliesslich habe ich einen muslimischen Jugendlichen in meinem Haus versteckt, bei Gefahr für mein eigenes Leben. Mohammad Zoabi, ein Muslim, war ironischerweise Opfer islamistischer Morddrohungen.

Wir müssen wüten, und wir müssen gegen den Islamismus wüten.

Rechtschaffene Wut wird anständige Menschen zum handeln antreiben, nicht aus generischer und unmoralischer Rache, sondern gezielt und juristisch korrekt auf einen Islamismus zu zielen, der jüdisch-christliches Erbe ermorden und die „Ungläubigen“ abschlachten will, die sich nicht ihrer Scharia unterwerfen, ihrer minderwertigen Ideologie des Hasses.

Islamismus befällt westliche Lehrpläne. Islamismus infiziert Medien. Islamismus ist weit verbreitet in den westlichen „Wohltätigkeitsorganisationen.“ Unter dem Deckmantel der Hilfe an „arme Palästinenser,“ kanalisiert der Islamismus Spenden, um den Terrorismus zu finanzieren. Islamismus wird in europäischen Moscheen gepredigt. Islamismus redet an Strassenecken und in öffentlichen Parks. Im Namen der freien Rede und auf Französisch, Flämisch, Deutsch, Schwedisch, Spanisch und Cockney-Akzent speit er Hass, schmäht „Zionisten“ und fordert Jihad gegen die einzige Demokratie im Nahen Osten. Islamismus marschiert auf den gepflasterten Strassen Europas und fordert die Umsetzung der Scharia. Islamismus stellt sicher, dass jüdische Schulen und Synagogen Tag und Nacht Schutz brauchen. Islamismus vergiftet den Arbeitsplatz durch die Forderung, dass Christen, die ein Kreuz bei der Arbeit tragen, mit der Begründung entlassen werden, dass „es beleidigend ist.“ Persönlich finde ich das Mobbing, die Einschüchterung und die Ermordung von „Ungläubigen“ weit offensiver als eine Kette, die jemand um den Hals hängt – aber das ist nur meine Meinung.

Wenn Europas nicht-fluchende, Kerzen-umklammernde, Blumen-haltende, ‚Imagine‘-singende anständige Bürger sich entschliessen, schliesslich einen Spaziergang entlang der wenig bereisten Wut zu unternehmen, werden sie lernen, dass das der einzige Weg ist, zu verhindern, dass die westliche Zivilisation implodiert. Ferner, wenn Europas nicht-fluchende, Kerzen-umklammernde, Blumen-haltende, ‚Imagine‘-singende anständige Bürger sich entschliessen, schliesslich einen Spaziergang entlang der wenig bereisten Wut zu unternehmen, dann sollten sie sich von Israel führen lassen, weil Israel den Weg kennt. Auch wenn wir weiterhin Terrorismus ertragen, temperieren wir unsere Wut durch die Ausübung sowohl von Besonnenheit und Toleranz durch die Behandlung von Juden, Moslems und Christen als gleichberechtigte und wichtige Bürger in einem demokratischen Staat – ein multikulturelles Phänomen, das in jedem arabischen Landes auf grelle Weise fehlt.

Die wenig bereiste Wut ist der schwierigste Weg, doch der einzige Weg. Die alternativen Wege sind mit den Tausenden von enthaupteten Torsi der orientalischen Christen, den verstreuten Leichen von Boko Haram und den verstümmelten Leichen der jessidischen Kinder gepflastert. Es gibt auch keine Blumen auf diesen Strassen mit Ausnahme der Waldalpenveilchen, die vom Blut meiner christlichen Freundin getränkt sind und der einzigen Kerze, die brennt, ist ihre Erinnerungskerze, die flackert und sich weigert, zu sterben.

מודה אני לפניך מלך חי וקים שהחזרת בי נישמתי בחמלה רבה אמונתך

Let My People Giggle

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