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Der Koran unterstützt Israel – warum also sind so viele Muslime antisemitisch?

Omar Hamdi, 29.4.2016, International Business Times

„Islamophobie ist überall, Bruder, und wissen Sie, wer dahinter steckt? Die Juden.“ Das klingt wie ein (sehr dunkler) Witz, den ich auf der Bühne erzählen könnte, wenn ich diese Art von Komiker wäre, doch es ist das, was mir ein Taxifahrer in Naz Shah’s Wahlkreis Bradford West einmal erzählte.

Er ging davon aus, dass ich ihm zustimmen würde, weil mein Name Omar ist. Naz Shah nahm an, dass sie Stimmen erhalten würde aus dem gleichen Grund. Shah schlug vor, Israel sollte in die USA verlegt werden, zusammen mit dem Kommentar „Problem gelöst“, und hat auch Berichten zufolge den Hashtag #IsraelApartheid zu einem Zitat veröffentlicht, das besagt „Vergessen Sie nie, dass alles, was Hitler in Deutschland tat, legal war“.

Eines der Dinge, die den israelisch-arabischen Konflikt – und den Antisemitismus, der oft damit einhergeht – so beängstigend machen, ist, wie primitiv manche Menschen darob werden können: eine Britisch-Pakistani der zweiten Generation in Bradford kann genauso extrem sein wie ein Hamas-Mitglied in Gaza.

Der Schlüssel, nach Corey Gil-Shuster, Dozent der Universität Tel Aviv, der den YouTube-Kanal ‚The Ask Project‘ betreibt, ist, dass „Juden und Muslime Israel wie jedes andere Land behandeln. Das ist zwar nicht realistisch – aber es ist wirklich nur ein Land.“ Einige unserer Politiker haben dies unmöglich gemacht.

Das Tragische ist, dass der Antisemitismus meines Taxifahrers nicht ‚islamisch‘ ist – er ist politisch. Und er ist von Politikern wie Shah genährt und bewässert worden, die wissen, wie man zynisch die Truppen sammelt.

Nicht nur ist dieses blinde anti-israelische Vorurteil nicht islamisch – es ist unislamisch.

Nicht nur ist dieses blinde anti-israelische Vorurteil nicht islamisch – es ist unislamisch. Wenn Khalil Mohammad, Professor für Religion an der San Diego State University, Muslime dazu ermutigt, sich des „abrahamitischen“ Kontexts ihrer Religion bewusst zu werden, so klagt er mir, dass „Muslime nicht darauf vorbereitet sind, weil sie diesen Mythos der Vorherrschaft seit dem neunten Jahrhundert erschaffen haben. Mohammeds Behauptung ist, dass er gekommen ist, (Judentum und Christentum) weiterzuführen, nicht zu ersetzen. Der Koran behauptet nie, die Schrift (der Bibel und Thora) sei korrumpiert‘.

Wenn Mohammad sagt, dass Muslime Israel verstehen müssen, indem sie jüdische Geschichte studieren, bittet er sie wirklich nur darum, den Koran zu lesen, ohne die folgenden Verse (die auch in der Tora nicht fehl am Platze wären) zu überspringen:

„Und Wir sprachen zu den Kindern Israels, ‚ruhet sicher im Gelobten Land.'“

‚O mein Volk (die Juden)! Betretet das Heilige Land, das Gott euch zugeteilt hat‘

„Und wir sagten danach zu den Kindern Israels, ‚verstreut euch und lebt auf der ganzen Welt … und wenn das Ende der Welt nahe ist, werden wir euch wieder im Gelobten Land versammeln.'“

Was ich in diesem Bradforder Taxi gehört hatte, und was ich glaube, was Naz Shah benutzte, um einige billige Stimmen zu bekommen, war ein Cocktail des islamischen Vorherrschaftsdenkens, das Professor Mohammad erwähnte, mit einer Prise europäischem Antisemitismus, der von den Arabern begeistert importiert wurde, um ihren irrationalen Widerstand gegen Israel zu rechtfertigen.

Was ich glaube, was Naz Shah benutzte, um einige billige Stimmen zu bekommen, war ein Cocktail des islamischen Vorherrschaftsdenkens mit einer Prise europäischen Antisemitismus, der von den Arabern begeistert import wurde, um ihren irrationalen Widerstand gegen Israel zu rechtfertigen.

Warum bedeutete das meinem Taxifahrer so viel? Was bedeutete ihm Palästina? Professor Mohammad hat eine Ansicht über das Wachstum des Widerstands gegen Israel von einer durchaus etwas rationalen, territorialen Position zu einem pan-islamischen, ideologischen Engagement: „Nachdem die Araber den Sechstagekrieg verloren, trafen sich islamische Gelehrte in Kairo und versuchten, Palästina zu einer muslimischen Sache zu machen, weil sie realisierten, dass der arabische Nationalismus nicht genug war, um eine starke Allianz zu schmieden. Unter den Beschlüssen der Konferenz war es, im Grunde genommen einen Zustand des Jihad zu schaffen.“

Mittelalterliche Muslime – basierend auf dem Koran – freuten sich auf die Neubesiedlung von Israel durch die Juden,
Khaleel Mohammad

„Wenn ich den Leuten sage, dass die mittelalterlichen Muslime – basierend auf dem Koran – sich auf die Neubesiedlung von Israel durch die Juden freuten, und dass der Kalif Omar das Land awaqf (Treuhandschaft) nannte, weil er wusste, dass es nicht Territorium war, das erobert werden sollte, sondern es als Land betrachtete, das für seine rechtmässigen Besitzer treuhänderisch verwaltet werden sollte, schauen sie mich an, als ob ich aus dem Weltraum bin.“

Ich vermute, dass, wenn Naz Shah oder Ken Livingstone Professor Mohammad getroffen hätten, dass ihre Reaktion eher negativer gewesen wäre, als ihn nur anzusehen, als ob er aus dem Weltraum wäre.

Ich vermute auch, dass mein Bradforder Taxifahrer keine jüdischen Freunde hatte. Ich würde wetten, dass er nie einen israelischen Bürger getroffen hat. Dasselbe könnte gut auf den Imam seiner Moschee zutreffen. Deshalb sind Programme wie die Muslim-Leadership-Initiative so wichtig, wo muslimische Aktivisten nach Israel geflogen werden (ohne Bedingungen), um tatsächlich ihre eigene Meinung zu entwickeln, anstatt blosse Vorurteile zu erben.

Imam Abdullah Antepli, der Architekt des Programms, sagte mir, dass „jüdische und muslimische Gemeinden in Europa und Nordamerika die nächsten natürlichen Verbündeten füreinander sind. Sie haben so viele gemeinsame Herausforderungen und so viele gemeinsame Möglichkeiten, zusammen zu gedeihen. Bisher scheinen beide Gemeinschaften einander zu ignorieren, oder sie kämpfen – bildlich gesprochen – den Stellvertreterkrieg des Israel-Palästina-Konfliktes.“

Und das wird sich nicht ändern, bis die politische Führung dies tut. Ja, Islamophobie ist überall, Bruder. Ebenso ist es mit dem Antisemitismus. Und wissen Sie, wer dahinter steckt? Die Politiker.


Omar Hamdi ist ein Walisisch-Ägyptischer Komödiant, Rundfunksprecher und Schriftsteller. Folge ihm auf Twitter @Omar_Hamdi_Com

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