Website-Icon Politisches & Wissenswertes

‚Augenlos in Gaza‘-Regisseur enthüllt die Schlagzeilen, die die Hamas verbirgt

Francine Wolfisz, 9.2.2017, Times of Israel

Francine Wolfisz

Der erfahrene Journalist Matti Friedman hatte bemerkt, dass nicht alles so war, wie es im Büro der Associated Press (AP) in Gaza sein sollte.

Hamas-Kämpfer waren ins Büro geplatzt und bedrohten das Personal wegen Fotografien, die sie veröffentlicht hatten. Dann sahen sie einen Raketenstart direkt neben ihrem Büro und der das Leben von Mitarbeitern und Anwohnern in der Nähe gefährdete – und trotzdem berichtete AP nicht darüber.

Ebenso zeigte die Berichterstattung nicht, wie Kameramänner, die vor dem Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza City die Ankunft von zivilen Opfern filmten, auf Anweisung von Beamten die Kameras abschalteten, wenn verwundete und tote Kämpfer auftauchten – ein Versuch, die Illusion zu bewahren, dass Israel ausschliesslich auf palästinensische Zivilisten zielte.

Eyeless In Gaza – wird im Central Picturehouse gezeigt am Montag, 27. Februar um 18.30 Uhr

Natürlich war die Wahrheit weit davon entfernt, doch während die Hamas sich bemühte, zu kontrollieren, wie Journalisten Konflikte in der Region darstellten, wandten die Medien der Welt stattdessen ihre Aufmerksamkeit auf Israel.

Es war eine Situation, die Martin Himel, ein Nahostkorrespondent seit 25 Jahren, auch beobachtet hatte, bevor er zu dem beunruhigenden Schluss gelangte, dass Israel immer als der Angreifer und die Palästinenser als Opfer dargestellt wurden – oder, wie Friedman sagt: „Ein Spiel der Moral, Ein bekannter Schurke.“

Neugierig darauf, herauszufinden, wie dies zum Blickwinkel der Medien geworden war, interviewte Himel Kämpfer, Zivilisten und Politiker von beiden Seiten des Konflikts für seinen provokanten Dokumentarfilm Eyeless In Gaza, der diesen Monat in London Premiere feiert.

Mit dem Gaza-Krieg von 2014 als Ausgangspunkt enthält der Film Clips, die damals aus der Berichterstattung der Medien stammten, und umfasst solche sensationellen Schlagzeilen wie: „Israel zielt auf … Krankenhäuser“. Wie der Dokumentarfilm zeigt, war keine dieser Aussagen korrekt.

Himel, der seine Zeit zwischen Wohnungen in Tel Aviv und New York aufteilt, glaubt, dass es in diesen Berichten über Israel „erhebliche Verzerrungen“ gegeben hat, aber die eigentliche Frage ist, warum.

„Es ist etwas, was ich Gruppendenken nenne“, erklärt Himel. „Gruppendenken ist kein bösartiger Versuch, die Wahrheit zu lügen oder zu verzerren, aber es gibt einen starken Herdentrieb von dem, was erlaubt ist und was nicht.

„Wenn man die Berichterstattung über den Nahen Osten im Allgemeinen betrachtet, wird überall dasselbe Modell verwendet. Der syrische Konflikt wurde als Kampf für die Menschenrechte beschrieben und der Arabische Frühling wurde als Auflehnung gegen brutale Diktatoren gefeiert.

„Oft passiert das, dass das Gruppendenken deutlich verzerrt, was wirklich los ist, wenn Sie etwas berichten – und wenn Sie das Gruppendenken verletzen, können Sie sich eine Menge Ärger einhandeln.“

Als einen derartigen Fall zeigt der Film, wie die Marineblockade und die anschließenden Überfälle durch israelische Streitkräfte auf einen palästinensischen Frachter namens Karine A im Jahr 2007 präsentiert wurden. Man fand das Schiff beladen mit 50 Tonnen Waffen, darunter Kurzstrecken-Katyusha-Raketen, Panzerabwehrraketen und Sprengstoffen.

Doch wie der Dokumentarfilm bemerkt: „Sehr wenig von den gefundenen Waffen … hat es in die Medien geschafft. Stattdessen konzentrierten sich die Nachrichten auf Flotillen, die versuchen, die Blockade zu brechen.“

Warum konzentrierten sich Journalisten mehr auf die Flotillen als auf den Erfolg der Karine A-Operation?

Regisseur Martin Himel

Himel erklärt: „Das Gruppendenken ist der Ansicht, dass eine ungerechtfertigte Blockade zu Not für die Menschen in Gaza führt. Sie können keine Grundnahrung bekommen, sie können sich nicht bewegen, sie können nicht zu Familie an anderen Orten gelangen. Die Medien werden von Dingen, die diese Annahme stärken, angezogen.

„Deshalb ist eine Flottille, die versucht, die belagerten Menschen in Gaza zu retten, wie die Belagerten in Leningrad im Jahr 1942, angemessen, während die Berichterstattung über eine Marineblockade, die Waffenlieferungen verhindert, das Bild sofort komplexer maccht – Und damit können Redakteure nicht gut umgehen.“

Die Konsequenzen für Journalisten, die sich vom akzeptierten Narrativ entfernt haben, können extrem sein.

Als der RTV-Reporter Harry Fear tweetete, dass Gaza-Raketen nach Israel abgefeuert worden waren, wurde er sofortvon den Beamten der Hamas aus der Region ausgewiesen, während der palästinensische Journalist Ayman al-Aloul inhaftiert und gefoltert wurde, weil er kritisch war gegenüber der Regierungsbehörde in Gaza.

„Man bezahlt den Preis“, sagt Himel.

Es gibt jedoch noch ein anderes Element, von dem Himel glaube, es unterstreiche den schieren Grund, weshalb der israelisch-gazaische Konflikt in der Art und Weise berichtet wird, wie er berichtet wird.

„Die wahre Geschichte ist, dass es einen wirklich ernsthaften Glaubenskrieg gibt, der die Basis für all das ist.

„Doch die Redakteure wollen das nicht sagen, denn das bedeutet, dass es ein religiöser Krieg ist und man beginnt zu begreifen, wie sensibel und kompliziert die ganze Frage ist.“

Diese Entscheidung, den Konflikt nicht als Religionskrieg zu bezeichnen, hat auch die Erwähnung der Hamas und ihres antisemitischen Ethos wirksam blockiert.

Zensiert: Eyeless in Gaza behauptet, dass die Hamas versucht, zu kontrollieren, wie der Israel-Palästina-Konflikt dargestellt wird

„Sehen Sie sich die Anstrengung an, die getrieben wird, um Donald Trump als islamfeindlichen Rassisten zu zeigen – nicht einmal ein Tausendstel dieser Bemühungen wird investiert, um zu zeigen, dass diese islamischen Gruppen, insbesondere die Hamas, antisemitisch sind. Nun, warum wird das nicht abgedeckt? Immerhin wäre die Berichterstattung ganz anders, wenn wir die Hamas offen als rassistische, fanatische, antisemitische Miliz kennzeichnen würden.“

Obwohl Himel keine Lösung für das Problem anbietet, schlägt Himel doch vor, dass die Menschen sich nicht nur auf eine Nachrichtenquelle verlassen können, um die Wahrheit einer Geschichte zu finden.

„Die Idee der Objektivität, die vor 50 Jahren im Journalismus sehr sakrosankt war, ist im Grunde weg. Alles ist heute aus einem Standpunkt heraus, so dass man sich nicht nur auf eine Quelle verlassen kann – auch wenn es eine etablierte Quelle ist.“

Eyeless in Gaza wird im Central Picturehouse gezeigt am Montag, 27. Februar, 18.30 Uhr. Um Tickets zu kaufen besuchen Sie http://eyelessingazamovie.com/screenings

Die mobile Version verlassen