Kommentar: Ihre Tätigkeit für Menschenrechte ist wichtig, aber bevor Sie einen Standpunkt einnehmen, sollten Sie die Fakten kennen. Denn die Dinge, die Sie gesagt haben, helfen weder dem Frieden, noch den Palästinensern. Alles, was sie bewirken, ist, die Lügen und die Ablehnung zu perpetuieren.
Ben-Dror Yemini, 31.03.17, Ynetnews.com
Hallo Richard Gere. Sie haben vor kurzem Hebron besucht, geführt von Aktivisten von Breaking the Silence. Sie haben Ihnen wahrscheinlich erzähllt, was sie vielen anderen Diplomaten, Journalisten, Parlamentsmitgliedern und gelegentlichen Gästen über Israels Verbrechen erzählen, über die armen Einwohner Hebrons und mehr. Ihre einzige Antwort war, dass „es genau das ist, was der Alte Süden in Amerika war. Schwarze wussten, wo sie hingehen dürfen … Alle wussten es. Man überquerte die Grenzen nicht, wenn man nicht wollte, dass man seinen Kopf eingeschlagen kriegt oder gelyncht wird.“
Lassen Sie mich Ihnen sagen, dass ich kein Anhänger der jüdischen Siedlung in Hebron oder des Siedlungsunternehmens im Allgemeinen bin. Weit davon entfernt. Ich bin für eine menschenwürdige Lösung, die den Palästinensern Wohlergehen, Blüte, Souveränität und Unabhängigkeit geben wird. Wenn sie das bloss auch wollten. Wenn sie doch nur für sich selbst kämpfen würden, statt gegen die Existenz Israels. Aber um etwas zu einer Versöhnung zwischen Israel und den Palästinensern beizutragen, gibt es einige Fakten, die Sie wissen sollten.
Hebron ist die den Juden heiligste und wichtigste Stadt nach Jerusalem. Juden lebten dort auch nach der arabischen Besetzung im siebten Jahrhundert. Sie hielten den Status der minderwertigen Bürger, der „Dhimmis“, wie es unter der muslimischen Herrschaft üblich war. Bereits im 16. Jahrhundert wurde den Juden der Zutritt zur Höhle der Patriarchen verboten. In den Jahren 1517 und 1834 gab es Unruhen gegen Juden. Es gab keine Besatzung, keinen Zionismus und kein Israel damals. Das wichtigste Pogrom fand 1929 statt. Neunundfünfzig Juden wurden von einem wütenden muslimischen Mob ermordet, während einige Muslime, Gerechte unter den Nationen, Juden versteckten. Nach dem Pogrom waren die Juden gezwungen zu gehen und die Muslime übernahmen die jüdischen Quartiere und die Häuser der Juden.
Mehrere Jahre nach dem Sechstagekrieg wurde die jüdische Siedlung in dem Gebiet wieder aufgenommen, in der sich die jüdischen Quartiere befanden. Es gab in der israelischen Gesellschaft einen tiefen Streit über diese Frage, ein Streit, der keinen Augenblick aufgehört hat. Als Teil des Oslo-Abkommens wurde 1998 das Wye River Memorandum zwischen dem damaligen Premierminister Benjamin Netanyahu und dem damaligen Palästinenservorsitzenden Jassir Arafat unterzeichnet. Die Palästinenser erhielten volle und ausschließliche Verantwortung für 80 Prozent von Hebron (H1), während die Juden 20 Prozent (H2) erhielten. In der Praxis sind die Juden in H1 und in den meisten Gebiete von H2, wo Palästinenser leben, nicht zugelassen.
Darüber hinaus gibt es eine Straße in H2, al-Shuhada, die zwei jüdische Quartiere verbindet und internationale Aufmerksamkeit erfahren hat aufgrund von Zutrittsbeschränkungen für Palästinenser, die nicht an der Straße wohnen. Es ist nicht unbedingt notwendig, jede einzelne israelische Aktivität in diesem Gebiet zu rechtfertigen, aber man muss mit dem grossen und ganzen Bild vertraut sein: Juden – und ausschliesslich Juden – sind von 97 Prozent Hebrons, im ganzen H1 und dem grössten Teil von H2, ausgeschlossen. Die Einschränkungen für Palästinenser gelten primär für eine einzige Straße, die von zehn oder hundert Menschen pro Woche besucht wird, damit die „Apartheid“-Manipulation an sie verkauft werden kann.
Erlauben Sie mir, anzunehmen, dass der Breaking the Silence-Aktivist Ihnen nicht mitgeteilt hat, dass für Palästinenser keine Gefahr besteht, gelyncht zu werden. Ein Jude, der versehentlich palästinensisches Territorium betritt, wird auf der anderen Seite gelyncht. Und sie haben Ihnen nicht gesagt, dass Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden, weil die meisten Palästinenser in Hebron die Hamas unterstützen, eine jihadistische und antisemitische Organisation, die die Vernichtung der Juden unterstützt. Und sie haben Ihnen nicht gesagt, dass die Stadt Hebron aktiv und voller Leben ist, unabhängig von dem winzigen Teil, den bloss 3%, in dem Juden leben. Und sie sagten Ihnen nicht, daß es keinen Raub palästinensischen Eigentums gab und daß die Siedler nur einen kleinen Teil des jüdischen Eigentums halten, der 1929 den Juden geraubt worden war.
Wir sollten über die Logik einer jüdischen Siedlung im Herzen einer arabischen Population diskutieren. Ich bin dagegen. Und als Teil einer Gesamtvereinbarung wird es notwendig sein, die Vergangenheit zu vergeben, wie auch nach Bevölkerungsveränderungen in Europa. Aber das befreit uns nicht davon, die Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen.
Hebron ist nur ein Teil der Geschichte. Die Palästinenser haben eine Autonomie, ein gewähltes Parlament, eine Regierung, einen Präsidenten und sogar diplomatische Vertreter auf der ganzen Welt. Die israelische Kontrolle geht deshalb weiter, weil die Palästinenser selbst ernsthafte Vorschläge für eine Friedensvereinbarung wiederholt abgelehnt haben. Anfang 2001 lehnten sie den Vorschlag des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton für einen Staat auf 100 Prozent des Gaza-Streifens und auf 96 Prozent der Westbank, einschließlich eines Teils von Jerusalem, ab. Im Jahr 2008 lehnten sie einen ähnlichen Vorschlag des ehemaligen Premierministers Ehud Olmert ab. Im März 2014 haben sie erneut einen Vorschlag des ehemaligen US-Staatssekretärs John Kerry und von Präsident Barack Obama abgelehnt.
Ich kann davon ausgehen, dass Sie nichts davon von den Breaking the Silence-Leuten gehört haben. Sie zeigen Ihnen nicht das wahre Bild, weder das historische noch das aktuelle. Sie erzählen Ihnen nichts vom Terror. Sie erzählen nichts von der palästinensischen Ablehnung jeder Vereinbarung. Sie dürfen Lügen, Halbwahrheiten und Verzerrungen verkaufen, und sie dürfen auch in Hebron frei agieren, denn Israel ist eine Demokratie. Sie sind nicht schlechte Menschen. Sie handeln aus Goodwill. Aber sie sind blind. Und vor allem sind sie im Irrtum und irreführend.
Was genau soll Israel tun? Das Gebiet ohne eine Vereinbarung evakuieren, damit das, was im Gaza-Streifen passiert ist, auch in Hebron und in der gesamten Westbank stattfindet? Die unmittelbare und sichere Auswirkung ist die Etablierung einer islamischen Einheit oder eines Zweiges des IS, der mehr Terror und Leid und mehr Not und mehr Zerstörung, vor allem für die Palästinenser selbst, verursachen wird. Das ist es, was im Gaza-Streifen passiert ist. Es passiert in Libyen, in Nigeria, im Sinai in Ägypten, in Syrien, im Irak, in Afghanistan. Es geschieht an jedem Ort, der vom radikalen Islam kontrolliert wird.
Das bedeutet nicht, dass die aktuelle Situation weitergehen sollte. Das rechtfertigt nicht die Fortsetzung des Siedlungsunternehmens. Das bedeutet nicht, dass ein kleiner Teil der Bewohner von Hebron manchmal unnötig leidet. Aber es ist keine Apartheid. Und was Sie in Hebron gesehen haben, ist nichts weiter als ein Schaufenster als Teil der anti-israelischen Propaganda, die den Frieden nicht näher bringt und die die Menschenrechte nicht vorantreibt, sondern nur den Konflikt perpetuiert.
Menschenrechte sind ein wichtiges Thema. Die Palästinenser verdienen Wohlergehen, Selbstverwaltung und Wohlstand. Das Problem ist, dass ihre Führung nicht einen Staat neben Israel will, sondern anstelle von Israel. Das Problem ist, dass ihre Führung unaufhaltsame Aufwiegelung einer Bildung zur Versöhnung, zu gegenseitiger Anerkennung und Kompromissen vorzieht. Ist es Ihnen eingefallen, ihnen etwas über ihre Aufwiegelung zu sagen? Über den Rassismus? Über den Antisemitismus? Über ihre prinzipielle Ablehnung? Sind sie von jeglicher Kritik befreit?
Ihre Tätigkeit und die Aktivitäten anderer Menschen für Menschenrechte sind wichtig. Aber bevor Sie einen Standpunkt einnehmen, sollten Sie die Fakten kennen. Denn die Dinge, die Sie gesagt haben, helfen weder dem Frieden, noch fördern sie die Palästinenser. Alles, was sie bewirken, ist, die Lügen und die Ablehnung zu perpetuieren. Also, das nächste Mal, wenn Sie einen Standpunkt einnehmen, studieren Sie bitte zuerst das Material. Erst dann, Herr Gere, werden Sie in der Lage sein, Ratschläge zu erteilen.