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1967 | Nassers antisemitischer Krieg gegen Israel

Matthias Kuntzel, Frühling 2017, fathomjournal.org

Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser spricht in Mansoura, Ägypten, zu einer Menge. Foto von https://www.goodfreephotos.com.


Matthias Kuntzel

Matthias Kuntzel ist Autor des preisgekrönten Buches Jihad and Jew-Hatred: Islamism, Nazism and the Roots of 9/11. In diesem Aufsatz über intellektuelle Geschichte argumentiert er, dass die Hauptursache für die Entscheidung von Nasser, Israel im Jahre 1967 zu zerstören zu drohen, und die anschließende Begeisterung seiner Anhänger ein ‚antisemitischer Impuls war, von der Nazi-Periode in die Nachkriegszeit übernommen und dann an die nächste Generation weitergegeben.‘ Es war nicht Israel oder Zionismus, die den Krieg von 1967 provozierten, sondern „der latenten Anti-Zionismus und Antisemitismus in der arabischen Welt“ sowie die Tatsache, dass „Nasser von den selben zerstörerischen Gefühlen ergriffen war, die er in den Massen hochpeitschte.“


EINFÜHRUNG: DER NICHT-BEGANGENE WEG

„Es ist Zeit, mit der Demagogie aufzuhören; Der Krieg mit Israel ist unmöglich!“ Dies war die Botschaft des tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba an die arabische Welt im März 1965. Die palästinensischen Araber, dachte er, sollten einen moderaten und flexiblen Ansatz verfolgen, einschließlich der Anerkennung des jüdischen Staates zu den Bedingungen der Teilungsresolultion der Vereinten Nationen. Araber und Israelis ‚wären in der Lage, nach der Loslösung vom Hass in Harmonie miteinander zu leben‘, argumentierte Bourguiba. ‚Die palästinensische Angelegenheit fordert eine friedliche Lösung, in der es weder Sieger noch Opfer gibt.‘ [1]

Bourguiba war kein Freund des jüdischen Staates. Tatsächlich betrachtete er Israel als eine imperialistische Macht und ermutigte die palästinensischen Araber, ins israelische Territorium zurückzukehren, um ihren Guerillakrieg von innen zu führen. ‚Der Plan, den ich befürwortete‘, erklärte Bourguiba, ‚zielte darauf ab, Israel in eine schwierige Lage zu versetzen, die Spiesse umzudrehen und die Unterstützung der internationalen Meinung für unsere Sache zu bekommen.“ [2] Im April 1965 bot er sich dennoch als Vermittler in Verhandlungen zwischen Israel und den palästinensischen Flüchtlingen an und deutete an, dass Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser vielleicht als zweiter Vermittler in diese Gesprächen eintreten könnte. [3]

Nassers Reaktion war jedoch äusserst ablehnend. In seiner Rede des Tages im Mai 1965 behauptete er, dass ‚Bourguiba in seinen Erklärungen die gleichen Positionen wie Israel und die imperialistischen Länder, die Israel aufbauen‘ übernehme, während die ägyptische Zeitung Al Ahram, angeblich Nassers Sprachrohr, nicht nur Bourguibas Vorschläge rundheraus von der Hand wies, sondern auch noch behauptete, dass der tatsächliche Autor der Vorschläge nicht Präsident Bourguiba war, sondern ‚eine westliche imperialistische Quelle‘ (also Washington).‘ [4]

Im Jahr 1965 war Nasser der einzige arabische Führer, der Bourguibas Ansatz hätte Hebelwirkung verleihen können. Im April 1955 war er als Sprecher der blockfreien Länder neben Jawaharlal Nehru und Josip Broz Tito in Erscheinung getreten. Im September 1955 leistete er Widerstand gegen den Westen, indem er Waffengeschäfte mit der Tschechoslowakei und der Sowjetunion abschloss. 1956 verstaatlichte er den Suezkanal und sicherte die britische Evakuierung der Kanalzone. Seitdem ‚verehrten ihn Millionen von Arabern mit religiöser Ehrfurcht, und die globalen Führer hofierten ihn als Sprecher des Dritte-Welt-Nationalismus.‘ [5] Nasser war außerdem ein charismatischer Redner. Wenn jemand in der Lage wäre, die Meinungen der Massen über den Nahost-Konflikt zu beeinflussen, dann war er es.

Tunesiens Präsident Bourguiba war ebenfalls ein Führer mit internationaler Statur. Noch im Februar 1965 wurde er nicht nur in Saudi-Arabien und Jordanien mit großer Freude empfangen, sondern auch in Kairo, wo er in einem offenen Auto durch die Straßen gefahren wurde und die Gelegenheit erhielt, eine Rede vor dem ägyptischen Parlament zu halten. [6] Wenn Nasser und Bourguiba im Sommer 1965 zusammengearbeitet hätten, hätten sie die Haltung der Araber gegenüber dem Nahostkonflikt verändern können. Nasser aber lehnte den Kurs seines Kollegen ab – er wollte Israel nicht akzeptieren, sondern zerstören. Warum? Und warum hat er den verhängnisvollen Sechstagekrieg einige Monate später provoziert?

In dieser Arbeit werde ich (1) den Weg zum Krieg und (2) die Rolle der Sowjetunion im Sommer 1967 in Erinnerung rufen, bevor ich (3) die antisemitischen Bewegungen und Ideologien untersuche, die Nassers Ansichten prägten: Die Young Egypt Society und die Muslim-Bruderschaft. Schließlich konzentriere ich mich auf (4) den radikalen Anti-Zionismus der „arabischen Straße“ als Faktor, der Nassers Handlungen prägt.

 

TEIL 1: DER WEG ZUM KRIEG

Am 13. Mai begannen die vorbereitenden Ereignisse, die am Ende zum Krieg führten. An diesem Tag übermittelte die Sowjetunion der ägyptischen Regierung eine Warnung, dass Israel 10 bis 12 Brigaden an der syrischen Grenze massiere und im Begriff sei, anzugreifen. [7]

Am 14. Mai antwortete Nasser, indem er ägyptische Truppen mobilisierte und sie in den Sinai schickte, um die angenommene israelische Aggression gegen Syrien abzuschrecken. [8] Am selben Tag schickte er seinen Stabschef, General Mohammad Fawzi, nach Damaskus, um die Koordination mit den Syrern zu übernehmen. Hier jedoch entstand ein Mysterium: Fawzi berichtete Nasser, ‚hier ist nichts. Kein Truppenaufmarsch. Nichts.‘ [9]

Am 15. Mai bestätigte General Odd Bull, der Chef des Stabes der UNO Waffenstillstandsüberwachungsorganization (UNTSO), deren Beobachter täglich das Grenzgebiet besuchten, dem UNO-Hauptquartier, dass er ‚keine Berichte über einen „militärischen“ Aufbau habe‘. [10] Die Eskalation ging trotzdem weiter.

Am 16. Mai beantragte Nasser den Rückzug der UNO-Notfalltruppe (UNEF) vom Sinai. Diese Truppe, die sich aus 3.400 UNO-Soldaten aus verschiedenen Nationen zusammensetzte, wurde 1956 nach dem Sinai-Krieg geschaffen, um Krieg abzuschrecken und einen freien Durchgang durch die Straße von Tiran zu gewährleisten.

Am 19. Mai zog sich die UNEF zurück, während die Zahl der ägyptischen Truppen im Sinai von 35.000 auf 80.000 erhöht wurde. [11] Während sowjetische Zeitungen wie Trud und Iswestija wiederholten, dass „große israelische Armeeformationen an den Grenzen zu Syrien stehen“, [12] informierte der UNO-Generalsekretär U Thant am selben Tag den UNO-Sicherheitsrat, dass Berichte von UNO-Beobachtern ‚die Abwesenheit von Truppenkonzentrationen und signifikanten Truppenbewegungen auf beiden Seiten der [syrisch-israelischen] Grenzlinie bestätigten.‘ [13]

Am 20. Mai erklärte Ägyptens Ministerium für religiöse Angelegenheiten einen Zustand des heiligen Krieges, um Palästina zu befreien, während in Damaskus Verteidigungsminister Hafez al-Assad sagte, es sei ‚Zeit … die Initiative zu ergreifen, um die zionistische Präsenz in der arabischen Heimat zu zerstören.‘ [14]

Am 22. Mai erklärte Nasser die Schließung der Meerenge von Tiran für israelische Schiffe und Ladungen – ein Schritt, der das seit 1956 bestehende Machtgleichgewicht veränderte und als Casus belli betrachtet wurde.

Am 25. Mai verkündete Nasser in einer Rede in Ägyptens Luftwaffen-Hauptquartier: „Die Juden drohen mit Krieg. Wir sagen ihnen, dass Sie willkommen sind, wir sind bereit für den Krieg.“ [15]

Am 26. Mai erklärte Nasser in seiner Rede an arabische Gewerkschafter: ‚Wir fühlen uns stark genug, dass wir, wenn wir gegen Israel in die Schlacht ziehen, dass wir mit Gottes Hilfe triumphieren können. Auf dieser Basis haben wir uns entschlossen, konkrete Schritte zu unternehmen. … Die Schlacht wird allgemein sein und unser grundlegendes Ziel wird es sein, Israel zu zerstören.‘ [16]

Am 29. Mai erklärte Nasser in seiner Rede an die Mitglieder der Nationalversammlung: ‚Die Frage, die jetzt auf der Hand liegt, ist nicht der Golf von Aqaba, die Meerenge von Tiran oder der Rückzug der UNEF, sondern die Rechte des palästinensischen Volkes. … Wir werden triumphieren, so Gott will … Wir sind jetzt bereit, Israel zu konfrontieren. … Wir sind jetzt bereit, mit der ganzen palästinensischen Frage umzugehen.‘ [17] An diesem Tag lud der israelische Ministerpräsident den sowjetischen Botschafter Chuvakhin ein, die syrische Grenze zu besuchen, um sich selbst zu überzeugen, dass dort keine Truppen konzentriert seien. Der sowjetische Botschafter lehnte ab. [18]

Am 1. Juni wurde in Israel eine neue Regierung der nationalen Einheit gebildet mit Moshe Dayan als Verteidigungsminister. Hier herrschte nackte Angst. ‚Jeder, der Kairo-TV sieht, muss sich in den letzten Wochen nass machen vor Angst‘, schrieb eine Frau aus Tel Aviv. ‚Wenn Nasser gewinnt, sind wir alle umsonst geboren‘, sagte eine Mitteilung an mobilisierte Reservisten, während Ha’aretz einen Artikel mit dem Titel ‚Die Gefahr von Hitlers-Rückkehr‘ veröffentlichte. [19]

Am 2. Juni rief der PLO-Chef Ahmed Shuqeiri seine Anhänger in der Haram-El-Sharif-Moschee in Jerusalem dazu auf, einen „heiligen Krieg“ gegen Israel zu führen. In einer Pressekonferenz in Amman sagte Shuqeiri, dass nur wenige Juden diesen zu erwartenden Krieg überleben würden. [20]

Am 5. Juni startete Israel seine Präventivschläge gegen die ägyptische Luftwaffe um 7.45 Uhr – der Rest ist Geschichte.

Diese Zeitleiste zeigt, dass eine fabrizierte Story als Vorwand für die bedrohlichen Schritte gegen Israel diente. In rascher Folge goss Nasser seine Truppen in den Sinai, vertrieb die UNEF und schloss die Meerenge von Tiran. Es gab keine Aufzeichnungen über den ägyptischen Führer, dass er irgendwelche Vorbehalte gegenüber dieser schnellen Eskalation hatte. Die arabischen Armeen an den Grenzen Israels, ermutigt von einer antizionistischen Raserei, die durch die arabische Welt fegte, waren willens, dem jüdischen Staat einen existenziellen Schaden zuzufügen. Doch Nasser konnte nicht als erster angreifen. Rußland hatte ihn immer wieder davor gewarnt, den ersten Schuss abzufeuern.

Ägyptens Kriegsstrategie wurde am 26. Mai von Hassanein Haykal, einem der engsten Vertrauten von Nasser, enthüllt: ‚Israel kann gegenüber den Geschehnissen nicht gleichgültig bleiben. … Das heißt … der nächste Schritt liegt an Israel. Israel muss jetzt reagieren. Es muss einen Erstschlag führen. Wir müssen bereit sein, um seine Wirkung so weit wie möglich zu minimieren. Dann wird es an uns sein, den zweiten Schlag auszuteilen, den wir mit größtmöglicher Wirksamkeit abliefern werden. … Lassen Sie Israel beginnen. Lassen Sie unseren zweiten Schlag dann bereit sein. Lass Sie es einen KO-Schlag sein.‘ [21]

TEIL 2: DIE SOWJETISCHE ROLLE

Aus einer Reihe von Gründen muss die sowjetische Führung zum Teil verantwortlich gemacht werden für den Krieg von 1967.

Erstens hatte sie seit 1955 den arabischen Staaten große Mengen an Waffen geliefert, darunter moderne Kampfflugzeuge, U-Boote und Panzer. Der grösste Teil dieser Rüstungsgüter wurde nach der Kairo-Gipfel-Konferenz der arabischen Führer im Januar 1964 geliefert, wo ein Programm zur Bekämpfung von Israel vereinbart worden war.

Zweitens war es die sowjetische Regierung, die das Gerücht über eine israelische Truppenkonzentration an der syrischen Grenze verbreitete – ein Gerücht, das die nachfolgende Kette von Ereignissen auslöste. Im Jahr 1968 nannte Shams al-Badran, Ägyptens Kriegsminister während der Krise, diese Gerüchte ‚Halluzinationen‘. [22] Im Jahr 1992, 25 Jahre später, gaben sogar die meisten Beamten und Gelehrten in Moskau zu, dass diese Berichte nicht wahr gewesen waren. [23]

Drittens trug die sowjetische Propaganda zur politischen Atmosphäre bei, die den Krieg produzierte. Moskau hat immer wieder ‚die von der Regierung Israels vertretene proimperialistische Politik‘ angegriffen und behauptet, dass ‚hinter all den israelischen Aktionen die imperialistischen Kreise der Vereinigten Staaten stehen‘. [24]

Die sowjetische Führung war dagegen nicht für die Zerstörung Israels. Stattdessen suchte sie die ‚Umsetzung der [ursprünglichen] Teilungsplangrenzen vom November 1947 herbeizuführen, von denen sich die Sowjets anscheinend ein schwaches Israel versprachen … das sich schließlich fügen würde.‘ [25] So wurde Moskau von Kairos Forderung nach einem Rückzug der UNEF-Truppen überrascht, und noch mehr überrascht von der Schließung der Meerenge von Tiran. [26] Nach dem letzteren Schritt wurden die Sowjets zunehmend besorgt, dass der Krieg ausbrechen könnte. Sie änderten nun ihre Taktik und versuchten, Spannungen abzubauen. [27]

Die Sowjets hatten ein gefährliches Spiel gespielt, das nach hinten losging. Während sie, vielleicht entscheidend, zur politischen Atmosphäre beigetragen hatten, die den Sechstagekrieg hervorgebracht hat, haben sie sich später bemüht, ihn abzuwenden. So aktivierten die Sowjets am Morgen des 5. Juni den heißen Draht, der Moskau mit Washington verband, und weigerten sich in den folgenden Tagen weitere Waffen nach Ägypten zu liefern. [28]

Es ist also klar, dass Nasser für die Schaffung der Umstände verantwortlich war, die zum Krieg führten. ‚Unser Hauptziel ist es, Israel zu zerstören‘, erklärte er am 26. Mai. Warum? Wenden wir uns nun den ideologischen Quellen zu, die Nassers Weltanschauung prägten.

TEIL 3: DIE QUELLEN VON NASSERS ANTISEMITISMUS

Nasser wurde 1918 geboren. 1935 oder 1936 wurde er Mitglied der Young Egypt Society unter der Leitung von Ahmad Hussein – einer radikalen nationalistischen Bewegung, die in mehrfacher Hinsicht Pro-Nazi war. ‚Im zweiten Weltkrieg und in der kurzen Zeit davor befeuerte sie den Geist unserer Jugend‘, schrieb Nasser, ‚und bewegte unsere ganze Generation zur Gewalt.‘ [29] Zu den führenden Mitgliedern der Young Egypt Society gehörten Ali Maher und Aziz al-Misri , Zwei prominente ägyptische Politiker, die für ihre Anti-britische und pro-Achsen-Haltung bekannt waren. [30]

1937 trat Nasser in die Militärakademie ein. Im Jahre 1938 wurde der Kern der Freien Offiziersbewegung gebildet, die 1952 die Macht übernehmen würde. Als 1942 ‚die Deutschen nah an Ägypten waren‘, erinnerte sich das Bewegungsmitglied Abdel Latif Boghdadi, ‚wir dachten, es sei unsere Pflicht, etwas gegen die Briten zu tun. Wir haben eine geheime Organisation in der Luftwaffe gebildet, um den britischen Rückzug aus der westlichen Wüste zu stören und zu behindern, indem wir ihre Kommunikations- und Nachschublinien sabotieren.‘ [31]

Im Jahr 1943 hielten Nasser und einige seiner Militärkollegen Treffen mit Mahmud Labib, einem führenden Mitglied der Muslimbruderschaft, ab. Diese Versammlungen fanden einmal wöchentlich statt und setzten sich bis Mai 1948 ununterbrochen fort, als die Mobilisierung für den palästinensischen Krieg [1948] stattfand.‘ [32] In den dreißiger Jahren hatte die Bruderschaft wegen ihrer antisemitischen Orientierung finanzielle Unterstützung aus Nazi-Deutschland erhalten [33] So erklärte Hassan al-Banna, der Führer der Bruderschaft, 1947 die Entscheidung der Vereinten Nationen zugunsten einer Partition von Palästina in antisemitischen Begriffen, wobei er ‚die ganze Intervention der Vereinten Nationen‘ als eine internationale Verschwörung der Amerikaner, der Russen, und der Briten unter dem Einfluss des Zionismus angesehen hatte.‘ [34] 1948 war die Bruderschaft doch bei weitem die größte politische Organisation in Ägypten mit mindestens einer Million Mitgliedern. [35]

Nasser gehörte zu den Offizieren, die den Brüdern in der Vorbereitung des palästinensischen Krieges von 1948 eine längere heimliche Ausbildung zukommen liess. Es war also kein Zufall, dass Nassers Name im Jahre 1949 auf einem Handbuch über Granaten in einem Muslimbruderschaftsversteck gefunden wurde. [36] Nachdem die Revolution der Freien Offiziere im Juli 1952 die Monarchie und die alten Machteliten weggefegt hatte, hatten zehn der vierzehn Offiziere, die jetzt das Land führten, zur einen oder anderen Zeit der Bruderschaft die Treue geschworen. [37] Aus gutem Grund verurteilten die Sowjets die ‚reaktionäre Offiziersgruppe‘ und ihre neue ‚Militärdiktatur‘. [38]

1942 waren Aziz al-Misri und Ali Mahir auf britische Veranlassung wegen ihrer expliziten prodeutschen Haltung entlassen worden; Beide wurden zehn Jahre später von den freien Offizieren wieder aufgenommen: Al-Misri wurde als der ‚geistige Vater‘ der Juli-Revolution gefeiert und die Offiziere machten Ali Mahir zum neuen Premierminister. [39] Es war kein Zufall, dass Ägypten fortan das El Dorado der ehemaligen Nazi-Kriegsverbrecher und Antisemiten wurde. Ein Beispiel ist das des Luftwaffenoffiziers Mohammad Radwan. Er hatte es geschafft, während des Krieges die deutschen Frontlinien zu erreichen. Er machte sich auf den Weg nach Deutschland, wo er 1945 von den Alliierten verhaftet und dann in Ägypten zu fünfzehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Im Jahr 1952 wurde er freigelassen und dann in der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten der Streitkräfte eingesetzt. [40] Ein anderer ist der  Neonazi-Verleger Helmuth Kramer: Er erhielt 1965 politisches Asyl in Ägypten, nachdem ein deutsches Gericht ihn schuldig gesprochen hatte, ‚Nazi-Ideen zu verbreiten‘. Laut Kramer befasste sich Nasser persönlich mit seinem Asylantrag und gab ihm die Erlaubnis, seine Bücher weiter veröffentlichen zu dürfen. [41]

Da Moskau 1959 abgelehnt hatte, Mittelstreckenraketen nach Ägypten zu liefern, lud Nasser mehr als 300 deutsche Ingenieure und Wissenschaftler ein, die früher für die Nazi-Regierung gearbeitet hatten, solche Raketen zu entwickeln. 1962 wurden die Raketen zum ersten Mal auf einer Parade in Kairo gezeigt. ‚Das Personal der israelischen Botschaft in Paris trauert und die Juden in New York sind in Angst,‘ jubelte Al-Ahram. [42]

Obwohl Nasser bestritt, ein Antisemit zu sein („Ich war auf persönlicher Ebene noch niemals antisemitisch“ [43]) betonte er die große Bedeutung der Protokolle der Weisen von Zion für ein Verständnis der Weltangelegenheiten und behauptete öffentlich, dass ‚Dreihundert Zionisten … das Schicksal des europäischen Kontinents bestimmen. Wer so etwas glaubt, muss natürlich den Holocaust verleugnen. Nasser verweigerte es entweder direkt („Keiner … nimmt die Lüge von etwa sechs Millionen Juden, die ermordet wurden, ernst‘ [44]) und indirekt, indem er behauptete, dass ‚Ben-Gurion … so viele Araber getötet hat, wie Hitler Juden getötet hat‘ [45]

Wer an die Protokolle glaubt, wird auch versuchen, Israel zu zerstören. Und in der Tat war Nassers Obsession mit dem jüdischen Staat ein konstantes Thema seiner Zeit an der Macht. Erstens betrachtete er Israel als Brückenkopf des westlichen Imperialismus, eine Verschwörungstheorie, die nach der Beteiligung Israels an der Suez-Krise von 1956 an Glaubwürdigkeit gewann. [46] Zweitens betrachtete er Israel als expansionistisch. ‚Die arabische Einheit bedeutet die Liquidation Israels und der Expansionsträume des Zionismus‘, erzählte er 1965 einer Menge. [47]

Nassers Hintergrund hat natürlich nicht einen späteren Kurswechsel ausgeschlossen. 1953 lobte sein Freund und Mitkämpfer Anwar al-Sadat Adolf Hitler als ‚unsterblichen Führer‘, aber 26 Jahre später anerkannte er das Existenzrecht Israels. Warum war Nasser unfähig, einen solchen Schritt zu machen?

TEIL 4: RADIKALER ANTIZIONISMUS UND DIE ‚ARABISCHE STRASSE‘

Hier kommt der radikale Anti-Zionismus der ‚arabischen Straße‘ ins Spiel. Es mag wohl sein, dass es die Begeisterung der Massen war, die Ägypten am Vorabend des Sechstagekriegs überflutete, der Nasser auf dem Kriegspfad hielt.

Die arabische Welt hatte im Mai 1967 ekstatisch auf Ägyptens Sinai-Schachzug reagiert. Nach dem Abzug der UNEF-Truppen sah Kairo eher wie ein Karneval aus, als eine Stadt, die sich auf den Krieg vorbereitet: ‚Die Stadt wurde nun mit lächerlichen Plakaten geschmückt, die arabische Soldaten beim erschießen und zermalmen, zerstückeln und entmannen von bärtigen, hakennasigen Juden zeigten.‘ [48] Die Schließung der Meerenge von Tiran war wie magisch: Jetzt hallte Nassers Ahlan Wa-sahlan (‚Sie sind willkommen‘) in der ganzen arabischen Welt wieder. ‚Glückwünsche und Botschaften der Unterstützung ergossen sich aus allen Hauptstädten. Delegationen begannen aus dem Irak, Syrien, Algerien, Kuwait und anderen Ländern in Kairo anzukommen.‘ [49] Über Nacht war Nassers Prestige in der arabischen Welt auf neue Höhen gestiegen.

Diese Begeisterung, diese eifrige Hoffnung auf die Zerstörung eines etablierten Staates ist ganz außergewöhnlich. 1945 wurde die Arabische Liga mit dem Ziel gegründet, die Schaffung Israels zu verhindern. Soweit nichts Außergewöhnliches: Viele entstehende Länder trafen zunächst auf Widerstand und mussten für ihr Existenzrecht kämpfen. Aber was folgte, war außergewöhnlich, wie Ruth R. Wisse erklärt:

Israel gewann seinen Unabhängigkeitskrieg [1948], doch … arabische Führer erkannten die Unabhängigkeit Israels nicht an. Obwohl die Welt sich jetzt mit einem jüdischen Land und nicht mit einem zerstreuten Volk auseinandersetzte, wurden die politischen Funktionen Israels in der arabischen Politik mit den Funktionen der Juden in der Politik Europas fast identisch. … arabische Führer schmiedeten ein Ziel und einen Sündenbock. [50]

Es war diese arabische Reaktion, die Israel trotz seiner erfolgreichen Etablierung als Staat außergewöhnlich machte. ‚Der Zionismus war politisch ungewöhnlich – Dutzende neuer Länder sind seit 1948 den Vereinten Nationen beigetreten. Die Ausnahme war der Anti-Zionismus: die Organisation der Politik gegen den jüdischen Staat.‘ [51]

Bloß Antizionismus? ‚Die arabische Seite rührte die Massen auf, indem sie den Antizionismus absichtlich nicht vom Antisemitismus trennte‘, erklärte Habib Bourguiba im Jahre 1965. [52] Er hatte Recht: Arabische Führer übernahmen die Texte, Bilder und Taktiken des europäischen Antisemitismus. ‚Mit der ideologischen Inversion, die im Zentrum des Antisemitismus steht,‘ bemerkt Wisse, ‚verweigerten sie den Juden ihr Land und beschuldigten sie, den Arabern ihres zu verweigern.‘ [53]

Antisemitische Agitation in arabischen Ländern basierend auf europäischen Modellen war nichts Neues, wie die jüngsten Studien der Nazi-antisemitischen Propaganda in der arabischen Welt bewiesen haben. [54] Zum Beispiel forderten von April 1939 bis April 1945 tägliche arabischsprachige Radiosendungen aus Berlin ständig ihre arabischen Zuhörer auf, die Geburt eines jüdischen Staates zu verhindern und die in Palästina lebenden Juden auszurotten. Diese antisemitischen Programme waren beliebt und wurden weithin gehört. Immer wieder behaupteten sie, dass der Zionismus inhärent expansiv sei und den Islam zu zerstören suche. Je näher die Niederlage Nazi-Deutschlands kam, desto schriller wurden die Warnungen der Sendungen über die Konsequenzen für Palästina, wenn das „Weltjudentum“ seine Chance nutzen würde. Was bedeutete das für Nassers 1967er Entscheidungen?

Wir wissen, dass die Radiopropaganda der Nazis nach der Niederlage Deutschlands weiter nachhallte. Während die Ansicht des britischen Auswärtigen Amtes, das im Jahre 1946 davon sprach, dass der arabische Hass auf die Juden größer sei als der der Nazis, vielleicht übertrieben war, [55] so ist es klar, dass die Nazi-Propaganda im Krieg zu einer erhöhten Feindseligkeit nach dem Krieg beigetragen hat. Bestimmte arabische Länder, beobachtete Bernard Lewis, ‚waren die einzigen Orte in der Welt, in denen der Hardcore-Nazi-Stil-Antisemitismus öffentlich und offiziell unterstützt und propagiert wurde.‘ [56]

Historiker des Nahen Ostens sind sich einig, dass es zu einem großen Teil der Druck der ‚arabischen Straße‘ war, der eine zuvor widerwillige arabische Liga im Jahr 1948 in einen umfassenden Krieg gegen Israel getrieben hatte. [57] Ägyptens Ministerpräsident Mahmud al-Nuqrashi Pascha zum Beispiel war gegen den militärischen Angriff, der im Jahre 1948 stattfand. Allerdings sagte er, er sei von der öffentlichen Meinung beeinflusst worden, die ‚total für den Krieg sei, und die jeden, der sich zu kämpfen weigerte, als Verräter betrachtete.‘ [58] Im Jahre 1948 hatte vor allem die Muslimbruderschaft eine Atmosphäre geschaffen, in der der Krieg der einzige logische und natürliche Vorgang war: ‚Der Gesellschaft der [Bruderschaft] gelang es, Ägypten in eine umfassende militärischen Initiative in Palästina hineinzuziehen. [59] 1967 erschien diese Konstellation erneut, aber in einer neuen Form.

1967, 22 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, spielte der direkte Nachhall der Nazi-Propaganda kaum eine Rolle. Stattdessen schien sich die arabische Niederlage von 1948 – weder reflektiert noch wirklich zugegeben – zu rächen. Gleichzeitig profitierten arabische Herrscher von der vorherrschenden Stimmung, indem sie anti-jüdische Sündenbock-Zuweisung benutzten, um die Aufmerksamkeit ihrer Völker von ihren eigenen Fehlern abzulenken. Gemäss Bourguibas Analyse von 1965 würden Araber und Israelis in der Lage sein, in Harmonie zu leben, nachdem sie sich gegenseitig von ihren Komplexen und ihren Extremisten gelöst hätten. Diese Art von Bereinigung wurde jedoch nie begonnen.

SCHLUSSFOLGERUNG

Hinter der Frage, ob Nasser 1967 der ‚Arabischen Straße‘ hätte widerstehen können, liegt eine andere: Warum hat er ihre Massenraserei überhaupt entfacht? Meiner Ansicht nach war die Hauptursache für die Entscheidung von Nasser und die anschließende Begeisterung seiner Anhänger der antisemitische Impuls, der von der Nazi-Periode auf die Nachkriegszeit und dann auf die nächste Generation übertragen wurde.

Es war weder Israel, noch der Zionismus, der den Krieg von 1967 provozierte, sondern der latente Anti-Zionismus und Antisemitismus in der arabischen Welt. Nasser war eins mit dieser Stimmung: er wurde von denselben zerstörerischen Gefühlen ergriffen, die er in die Massen hochpeitschte. Es ist nicht Israel und der Zionismus, die den außergewöhnlichen Sachverhalt geschaffen haben, an den wir uns gewöhnt haben, den Nahostkonflikt zu nennen: Es gibt viele nationale Bewegungen in der Welt und Dutzende neuer Staaten sind den Vereinten Nationen beigetreten. Das Außergewöhnliche, das den jüdischen Staat in eine außergewöhnliche Situation versetzt, ist der 70-jährige antizionistische und islamistische Aufruf, ihn zu zerstören. Kein anderer Staat der Welt ist mit dieser Art Aufruf konfrontiert.

‚Es ist an der Zeit, die Demagogie aufzugeben; Krieg mit Israel ist unmöglich!‘ – Nach dieser Feststellung wurde Habib Bourguiba von Golda Meir, Israels damaliger Außenministerin, nach Israel eingeladen. Eine friedliche Regelung der palästinensischen Frage, erklärte Meir, stehe auch im Interesse der Araber. ‚Es ist ungerecht, dass diese Völker gezwungen wären, bis zu 70 Prozent des Volkseinkommens zu opfern, um sich auf einen Krieg vorzubereiten, der mörderisch ist und nichts lösen würde.‘ [60] Diese Worte, die vor mehr als 50 Jahren ausgesprochen wurden, sind noch heute gültig


[1] Le Monde, 9. März 1965, S. 4 und 13. März1965; Jeune Afrique (Paris), 28. März 1965 und New York Times magazine, 6. Juni 1965, wie von Yaroslav Bilinsky zitiert: ‘Moderate realism in an extremist environment; Tunisia and the Palestine Question (1965-1970)’, Revue de l’Occident musulman et de la Méditerranée. 1973, Band 13, Nr.1, S.111-2, Siehe auch Robert Stephens, Nasser, A Political Biography, London (Penguin Press) 1971, S. 441 and 455.

[2] Afrika (München), Band VI, Nr. 1 (Juli 1965), S.15 wie zitiert von Bilinsky, op. cit., S. 110 und 114..

[3] Bilinsky, op. cit., S. 114.

[4] Le Monde, 24. April, 27. April und 30. April 1965 und The Arab Observer und Scribe, Nr. 255, 10. Mai 1965, S. 1 wie zitiert von Bilinsky, op. cit., S. 115,

[5] Michael B. Oren, Six Days Of War, New York (Ballantine Books) 2003, S. 38.

[6] Bilinsky, op. cit., S. 110.

[7] Richard B. Parker, ‘The June 1967 War: Some Mysteries Explored’, Middle East Journal, Band. 46, Nr. 2, Frühling 1992, S. 177.

[8] ebd.

[9] Oren, op. cit., S. 64.

[10] Bull to Deputy Secretary-General Ralph Bunche, Telegramm 803 vom 15. Mai 1967, wie zitiert von Parker, op. cit., S. 180.

[11] Keesings Archiv der Gegenwart (AdG), 5. Juni 1967, S. 13218.

[12] Ministry for Foreign Affairs, The USSR and Arab Belligerency, Jerusalem 1967, S.73-5.

[13] Jon D. Glassman, Arms for the Arabs. The Soviet Union and War in the Middle East, Baltimore and London (John Hopkins University Press) 1975, S. 40.

[14] Oren, op. cit., S. 78.

[15] Walter Laqueur, The Road to War 1967, London (Weidenfeld and Nicholson) 1968, S. 292 .

[16] Laqueur 1968, op. cit., S. 295. Meine Hervorhebung.

[17] Laqueur 1968, op. cit., S. 309.

[18] Glassmann, op. cit., S. 40.

[19] Tom Segev, 1967. Israel’s zweite Geburt, München (Siedler) 2007, S. 341-6.

[20] Stephens, op. cit., S. 480 and AdG, 5. Juni 1967, S. 13222.

[21] Haykal, in: Al Ahram, 26. Mai 1967 wie zitiert von Laqueur 1968, op. cit., S. 303.

[22] New York Times, 3. März 1968, wie zitiert von Walter Laqueur, The Struggle for the Middle East. The Soviet Union and the Middle East 1958-68, London (Routledge & Kegan Paul) 1969, S. 52.

[23] Parker, op. cit., S. 181. Der Grund für die sowjetische Täuschungsaktion ist bis heute unklar. Mögliche Erklärungen bieten Parker, op cit., S. 181-3, Ro’i, op. cit., S. 437 und Oren, op.cit., S. 54-5.

[24] Izvestia und Pravda Vostoka, 20. Mai 1967, wie zitiert vom Aussenministerium, op. cit., S. 77.

[25] Ra’i , op. cit., S. 440.

[26] Glassman, op. cit., S. 40-41.

[27] Yaacov Ro’i, From Encroachment to Involvement. Documentary Study of Soviet Policy in the Middle East, 1945-1973, New York – Toronto (John Wiley Sons) 1974, S. 437.

[28] Stephens, op. cit., S. 490 und Glassman, op. cit., S. 22.

[29] Gamal Abdul Nasser, Egypt’s Liberation. The Philosophy of the Revolution, Washington D.C. (Public Affairs Press), 1956, S. 51.

[30] P.J. Vatikiotis, Nasser and his generation, London (Croom Helm) 1978, S. 61.

[31] Vatikiotis, op. cit., S. 119.

[32] Kirk J. Beattie, Egypt during the Nasser years. Ideology, Politics, and Civil Society, Boulder (Westview Press) 1994, S. 47.

[33] Brynjar Lia, The Society of the Muslim Brothers in Egypt (Reading: Ithaca Press, 1988), S. 175.

[34] Abd Al-Fattah Muhammad El- Awaisi, The Muslim Brothers and the Palestine Question 1928 – 1947, London (Tauris Academic Studies) 1998, S. 195.

[35] El-Awaisi, op. cit., S. 135.

[36] Beattie, op. cit., S. 49-50.

[37] Beattie, op. cit., S. 72.

[38] Ro’i, op. cil, S. 103.

[39] Beattie, op. cit., S. 45 and 69.

[40] Vatikiotis, op. cit., S. 111, ff.

[41] Meir Litvak and Ester Webman, op. cit., S. 278.

[42] Ulrike Becker, Deutsche Raketen für Nasser: Die NS-Luftrüstungsprominenz in Ägypten und internationale politische Konflikte um das ägyptische Rüstungsprogramm, Teil IV, S. 312 von Beckers noch unveröffentlichter Dissertation.

[43] Stephens, op. cit., S. 436.

[44] Interview mit Deutsche Soldaten- und Nationalzeitung, 1. April 1964, wie zitiert von Yehoshafat Harkabi, Arab Attitudes to Israel, Jerusalem (Keter Publishing House) 1972, S. 277.

[45] Interview mit westdeutsche Medien, 20. Februar 1965, wie zitiert von Gilbert Achcar, The Arabs and the Holocaust. The Arab-Israeli War of Narratives, New York (Henry Holt) 2009, S. 215.

[46] 1956 wollten Frankreich und Grossbritannien Nassers Verstaatlichung des Suezkanals mit einem Armeeeinsatz rückgängig machen. Israel, auf der anderen Seite, wollte die Guerilla-Angriffe von hinter der ägyptischen Grenze stoppen und die Meerenge von Tiran öffnen, die 1953 von Nasser für Israelische Schiffslieferungen unterbrochen worden war. Israels begrenzte Ziele wurden erreicht: Nach Suez gab es zehn Jahre lang keine Infiltrationen nach Israel mehr, die Meerenge wurde wieder geöffnet und die UNEF installiert. Politisch hingegen ist das Unternehmen zu Israels Nachteil verzerrt worden: ‘Was ein direktes Thema zwischen Israel und Ägypten gewesen war, war nun eine ‚Kollusion‘ in einer imperialistischen Verschwörung geworden.‘ Siehe Laqueur 1968, op. cit., S. 26 und Moshe Dayan, Diary of the Sinai Campaign 1956, London (Sphere Books) 1966.

[47] Harkabi, op. cit., S. 2.

[48] Oren, op. cit., S. 92.

[49] Laqueur 1968, op. cit., S. 96 and Oren, op. cit., S. 84.

[50] Ruth R. Wisse, ‘How Do We Put an End to Antisemitism? No Really, How Do We?’, in: Charles Small (ed.), Global Antisemitism: A Crisis of Modernity, Vol. V, New York (ISGAP) 2013, S.22-3.

[51] Ebd.

[52] Rede von Bourguiba vom 23. April 1965; siehe AdG, 23. April 1965, S. 11813.

[53] Wisse, op. cit., S. 23.

[54] Ein paar Beispiele der neuen Literatur sind: Jeffrey Herf, Nazi Propaganda in the Arab World, New Haven (Yale University Press) 2009, Matthias Küntzel, Jihad and Jew-Hatred. Islamism, Nazism and the Roots of 9/11, New York (Tells) 2007 und David Motadel, Islam and Nazi Germany’s War, Cambridge MK (The Belknap Press of Harvard University Press) 2014.

[55] Benny Morris, 1948: A History of the First Arab-Israeli War, New Haven (Yale University Press) 2008, S. 34.

[56] Bernard Lewis, ‘The Arab World Discovers Anti-Semitism’, in: Sander L. Gilman und Steven T. Katz (eds.), Anti-Semitism in Times of Crisis, New York und London (New York University Press), S. 343.

[57] Matthias Küntzel, ‘The Aftershock of the Nazi War against the Jews, 1947-1948: Could War in the Middle East Have Been Prevented?’, in: Jewish Political Studies Review, Herbst 2016, Band 26, Ziffern 3 & 4, S. 38-53. Siehe auf http://www.matthiaskuentzel.de/contents/the-aftershock-of-the-nazi-war-against-the-jews-19471948 .

[58] Fawaz A. Gerges, Egypt and the 1948 war, in: Eugene L. Rogan und Avi Shlaim (Hrsg.), The War for Palestine. Rewriting the History of 1948, Cambridge UK (Cambridge University Press) 2001, S. 154.

[59] Thomas Mayer, The Military Force of Islam. The Society of the Muslim Brethren and the Palestine Question: 1945-48, in: Elie Kedourie und Sylvia G. Haim, Zionism and Arabism in Palestine and Israel, London (Frank Cass) 1982, S.110-11.

[60] Archiv der Gegenwart, 21. April 1965, S. 11802.

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