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Des Westens ideologischer Sumpf

Melanie Phillips, 13.4.2017, melaniephilips.com

Der amerikanische Tomahawk-Raketenangriff auf einen syrischen Flugplatz und die Reaktion, die er provoziert hat, brachte die junge Trump-Präsidentschaft auf neues Territorium.

Der Raid provozierte allgemeines Erstaunen, da in den Jahren 2013 und 2014 Donald Trump wiederholt getweetet hatte, dass die USA Syrien nicht bombardieren sollten.

Der US-Präsident aber ändert nicht selten seine Meinung. Was diesmal anders war, waren die Reaktionen. Für einmal war die Spaltung über den Syrien-Raketenangriff nicht zwischen Pro- und Anti-Trumpern.

Diejenigen, die begeistert waren davon, waren ideologische Interventionisten sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite, als auch diejenigen, die nur dachten, dass „etwas getan werden muss“, um Syriens Präsident Assad bei der Schlachtung seines Volkes zu stoppen.

Die Opposition dagegen hat jedoch eine Koalition zwischen niemals-Trumpern der Linken und Hard-Core-Pro-Trumpern der isolationistischen Rechten geschaffen.

Was nun sichtbar ist, ist etwas, das seit dem Fall von Saddam Hussein nicht angemessen anerkannt worden ist. Der Irak-Krieg, der das herbeiführte, ganz zu schweigen von seinem verpfuschten und blutigen Nachwirkungen, hat eine unheilige Allianz des Isolationismus zwischen links und rechts geschmiedet.

Die Linke widersetzte sich dem Irak-Krieg als weiteres Beispiel für die kolonialistische Unterdrückung von Dritte-Welt-Völkern, ein historisches Verbrechen, das auch verhindern sollte, dass der Westen irgendwo anders in der arabischen oder muslimischen Welt eingreift.

Die isolationistische Rechte opponierte dagegen, weil sie glaubte, dass der Westen immer im arabischen und muslimischen Sumpf ertrinken würde, und dass Amerika niemals irgendwo in die Welt eingreifen sollte, solange es nicht direkt angegriffen wurde.

Gegen diese Achse des Appeasements ausgerichtet war eine parallele Allianz zwischen liberalen Interventionisten auf der Linken, die glaubten, es sei eine moralische Pflicht, Tyrannen zu entfernen, die ihr eigenes Volk grausam unterdrückten, und der neokonservativen Rechten, die dachte, Tyrannen durch Demokratie zu ersetzen würde den Westen vor Terrorismus sicherer machen, der von Schurkenstaaten wie dem Irak von Saddam gefördert wird.

Während diese Allianz zuschaute, wie ihre komplementären Positionen im irakischen Chaos einstürzten, hatten sowohl die antikolonialistische Linke als auch die isolationistische Rechte die gleiche Schlussfolgerung gehabt, dass militärische Aktionen des Westens niemals etwas lösen. Das Ergebnis war eine weit verbreitete Lähmung über die Verteidigung der freien Welt.

Hard-Core-Trumpisten sind Isolationisten. Trumps Kampagne fand auf einer isolationistischen Plattform statt. Das ist der Grund, warum seine eifrigsten Anhänger wegen des Syrien-Überfalls cholerische Anfälle haben und Beerdigungszeremonien über den Trumpismus herbeireden.

Auf der anderen Seite aber ist der Syrien-Überfall ein willkommenes Zeichen dafür, dass Trump den Fehler im Isolationismus entdeckt hat: dass er Amerika den Drohungen von Anti-West-Fanatikern mit chemischen Waffen aussetzt. Weit weg von Amerika first lässt es Amerika zuletzt zurück.

In der Tat, nach der schmerzlichen Untergrabung der US-Macht durch die Obama-Präsidentschaft war der Air-Raid ein notwendiger Schuss vor den Bug an alle, die den Westen bedrohen.

Allerdings wirft er mehr Fragen auf, als er beantwortet. Was wird Präsident Trump tun, wenn Assad weiterhin chemische Waffen einsetzt? Und wenn die USA jetzt Assad wegwollen, wen würden sie an seiner Stelle unterstützen?

Es gibt keine guten Möglichkeiten für Syrien, nur eine Wahl von Übeln: zwischen dem barbarischen Assad und den ebenso barbarischen islamischen Dschihadis.

Die Gefahr für den Westen, die Syrien darstellt, könnte jedoch durch die Zerlegung in getrennte Enklaven minimiert werden. Das wichtigste von allem ist, zu verstehen, dass die eigentliche Frage die Bedeutung von Syrien für den Iran ist.

Assad ist die Marionette des Iran, weil Syrien für die Iran-Strategie der regionalen Dominanz entscheidend ist. Es ist entscheidend, diese Strategie von Anfang an zu unterbinden.

Obama weigerte sich, Assad zu konfrontieren, um sein Iran-Atomabkommen zu schützen – ein Abkommen, das Iran ungezügelte Macht gab. Assad zu neutralisieren wird dazu beitragen, den Iran zu schwächen und seine völkermörderischen Dschihadi-Ambitionen zu untergraben. Zu diesem Zweck sollte das Ziel des amerikanischen Machtspiels mit Russland sein, Russland vom Iran zu trennen.

Das sind Komplexitäten und Dilemmata, die die größten Staatsmänner herausfordern würden. Wird Trump das also richtig hinkriegen?

Es ist noch zu viel in Bewegung, um diese Frage beantworten zu können. Nicht zuletzt verläuft eine große und destabilisierende Problemlinie ganz rechts durch die Trump-Regierung.

Beamte wie Verteidigungsminister Jim Mattis und National Security Adviser H.R. McMaster sind aus der Schule des pragmatischen Realismus. Dieser sieht die Politik durch das Prisma der Staatsmacht und spielt die titanischen Zivilisationsfragen, die jetzt gegeneinander treffen, herunter.

Was auch der Grund ist, weshalb solche Figuren die besondere Bedrohung des islamischen religiösen Fanatismus nicht verstehen. Es ist auch der Grund, warum sie nicht begreifen, dass die Nahost-Sackgasse kein Streit ist über Landesgrenzen zwischen Israelis und Palästinensern, sondern ein islamischer Vernichtungskrieg gegen das jüdische Heimatland.

Trump’s große Stärke ist, dass er kein Ideologe ist. Der Nachteil ist jedoch, dass er deshalb nicht von einer starken, kohärenten Weltanschauung geleitet wird. So neigt er dazu, von denjenigen, die eine starke Weltanschauung haben, hin und her zu schwanken, je nachdem, wer ihn zu jedem Zeitpunkt gerade beeindruckt,

Berichten zufolge ist er durch die bösartigen Gartenkriege in seiner Verwaltung verärgert. Infolgedessen sagt man, dass sein strategisches Genie Steve Bannon, von seiner eigenen Wahrnehmung des selbstmörderischen Niedergangs der Zivilisation des Westens getrieben wird, verloren hat.

Diejenigen, die glauben, dass Bannon der Ideologe ist, der Amerika in eine Katastrophe treibt, wird vor Erleichterung seufzen, dass Trump anscheinend zur traditionellen Art zurückkehrt. Diejenigen, die glauben, dass pragmatische Realpolitik früher Amerika vom zivilisatorischen Abgrund weggeführt hat, werden entsetzt sein.

Diese Präsidentschaft ist Work in Progress. Donald Trump ist auf einer steilen Lernkurve. Ob er die richtigen Lektionen lernen wird, ist etwas, worauf wir alle noch mit angehaltenem Atem warten müssen.

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