Der pakistanische Schriftsteller Noor Dahri erklärt, warum Pakistans Blasphemie-Gesetz nicht auf islamischem Recht oder islamischen Überzeugungen beruht. Er behauptet, dass die Islamisten nicht-muslimische radikale Ideen genommen und sie islamisiert haben.
Noor Dahri, 18.4.2017, Jerusalem Post Kommentare
Die Menschen in Südasien, vor allem in Indien und Pakistan, sind immer noch sehr verwirrt, wie und wo und gegen wen dieses Gesetz umzusetzen ist. Es gibt eine große Verwirrung in Bezug auf dieses Gesetz. Manche Menschen wenden dieses Gesetz auf die Menschen an, die den Islam verlassen und eine andere Religion annehmen; manche wenden es gegen diejenigen an, die die Religion durch Handlungen oder Worte beleidigen oder sogar den Propheten des Islam verspotten.
Als ich in Pakistan lebte, habe ich persönlich erlebt, dass die Menschen sogar diejenigen getötet haben, die schlecht über ihre Sekten redeten, und ein Imam wurde in der Provinz Punjab unter der falschen Behauptung der Blasphemie umgebracht. Er verbrannte die unerwünschten Seiten des Korans außerhalb seiner Moschee und man stellte später fest, dass der verstorbene Imam zu einer Salafi-Gruppe gehörte und seine Gegnergruppe tötete ihn wegen persönlicher religiöser Feindschaft. Man beachte, dass das Verbrennen unerwünschter Koran-Seiten im Islam erlaubt ist.
In Pakistan wurden von den 1990er Jahren bis heute mehr als 65 Menschen durch verschiedene traditionelle Mittel unter der falschen Anschuldigung des Blasphemiegesetzes getötet. Eines der Opfer des Gotteslästerungsparagraphen war ein Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Tasir, der von seinem eigenen Leibwächter, Mumtaz Qadri (ein religiöser Barelvi-Extremist) getötet wurde. In Gefängnissen warten Tausende von Menschen auf ihre Prozesse und einige von ihnen haben das Todesurteil erhalten, aber es ist noch nichts passiert und sie sind ihrem Schicksal überlassen worden.
Der Koran erwähnt keine irdische Bestrafung für diejenigen, die Akte der Gotteslästerung begehen, und es gibt auch keinen festen Beweis aus der Seerah (Leben des Propheten Mohammed) oder den Ahadithen (Sprüche und Erzählungen prophetischer Handlungen) des Propheten des Islam, die die irdische Bestrafung der Lästerer definieren würde: „Wahrlich, jene, die ungläubig sind und die sich von Allahs Weg abwenden und sich dem Gesandten widersetzen, nachdem ihnen der Weg sichtbar geworden ist – sie werden Allah in nichts schaden; und Er wird ihre Werke zunichte machen. … Wahrlich, jene, die ungläubig sind und die sich von Allahs Weg abwenden und sich dem Gesandten widersetzen, nachdem ihnen der Weg sichtbar geworden ist – sie werden Allah in nichts schaden; und Er wird ihre Werke zunichte machen.“ (Koran 47:32, 34).
Nach Zeeshan Hasan, einem amerikanischen Harvard Divinity School Absolventen und Schriftsteller über religiöse Themen: „Dieser Vers weist darauf hin, dass Gott ‚in nichts‘ geschädigt werden kann, und die logische Implikation davon ist, dass die Lästerungsgesetze nicht erforderlich sind zu seinem Schutz. Dies steht im Einklang mit den folgenden Versen, die ausdrücklich die Strafe für Gotteslästerung und Unglauben im Jenseits identifizieren, ohne eine irdische Strafe zu nennen.“
Meistens verteidigen Leute die irdische Bestrafung von Blasphemie auf der Basis, dass der Prophet des Islam seine Gefährten bat, Kaab bin Ashraf zu töten, der den Islam und den Propheten in den Straßen von Mekka verspottete; Er wurde von einem Gefährten des Propheten des Islam getötet. (Bukhari Bd. 3 Buch 45 Kap. 3 Nr. 687 S. 415) Jedoch wissen nur wenige, dass diese irdische Strafe ihm für den Verrat gegeben wurde (Bruch der Friedensvereinbarung) nicht für Gotteslästerung. Es war eine rein politische Bestrafung, die der Prophet des Islam gegeben hatte, und keine religiöser Strafe.
Er schreibt weiter: „Oberflächlich gesehen rechtfertigt dies scheinbar die Todesstrafe für das Reden wider den Propheten. Allerdings bedeutet Blasphemie eine religiöse Straftat. Ein bedeutender Fakt über Ka’ab Ibn al Ashraf ist, dass seine Opposition gegen Mohammed nicht religiöser Natur war. Vielmehr war er ein politischer Gegner der muslimischen Gemeinschaft von Medina. Trotzdem er Mediner war und nominell im Frieden lebte mit den dort lebenden Muslimen, verbünndete sich Ka’ab öffentlich mit den Quresh, die nicht nur die Muslime aus Mekka vertrieben hatten, sondern sich immer noch in einem Kriegszustand mit ihnen befanden. Deshalb war diese Tötung technisch gesehen überhaupt nicht wegen Gotteslästerung erfolgt, sondern wegen des Verrats zu Kriegszeiten.“ Diese Definition bedeutet, dass weder im heiligen Koran, noch in den Ahadithen / der Sunna, noch in prophetischen Biographien eine irdische Bestrafung erwähnt wird.
Nun, die Frage ist daher, können wir eine religiöse irdische Bestrafung für Blasphemie implementieren wie Apostasie? Nach meiner persönlichen Meinung: nein, können wir nicht, weil beide Verbrechen von ihrem Kontext her unterschiedlich sind. Die Bestrafung für Blasphemie ist im Koran und den Hadithen nicht breit bewiesen. Aber, die Sache der Apostasie ist sehr verschieden von der Gotteslästerung. Ich werde die Apostasiematerie in einem anderen Artikel im Detail definieren, ob es im Islam erlaubt ist, jemanden zu töten, der eine andere Religion nach dem Verlassen des Islam annimmt, da auch das wieder ein sehr kompliziertes Problem ist. Allerdings müssen wir uns daran erinnern, dass der Abfall vom Glauben weit mehr bedeutete als eine persönliche Glaubenserklärung.
Die Todesstrafe für Apostasie war wiederum ein politischer Befehl, kein religiöser, der in der ersten Zeit des Islam implementiert wurde, als der Islam schwächer war und nach dem Tod des Propheten des Islam sahen sich die Muslime einer großen Gefahr des Abfalls gegenüber, weshalb sie schließlich die Todesstrafe implementierten zur Strafe für diejenigen, die bereit waren, den Islam zu verlassen. Doch als die Muslime über die arabische Halbinsel triumphierten, endete die Verknüpfung von Abfall und Verrat. In Friedenszeiten gilt der Abfall vom Glauben als persönliche Glaubenssache eines Individuums.
Das Blasphemie-Gesetz kann nicht unter der gleichen Definition der Apostasie beurteilt werden, weil ich bereits erwähnt habe, dass es keine islamische Unterstützung für die irdische Bestrafung für Lästerer gibt. Einige analphabetische islamische Gelehrte gaben eine Fatwa für die Tötung jener Nichtmuslime heraus, die in Pakistan oder im Ausland Handlungen der Blasphemie begangen haben. Nach der islamischen Lehre kann man Nicht-Muslime weder für Lästerung der Religion noch gegen den Propheten des Islam bestrafen, weil sie nichts über die Religion wissen. Es sollte ausserdem darauf hingewiesen werden, dass auch der Hadith des Propheten nicht die Tötung von nicht-muslimischen Lästerern unterstützt. Also ist es in diesem Fall besser für Muslime, sie höflich zu erziehen oder sie ganz in Ruhe zu lassen, ohne ihnen Schaden zuzufügen.
Die Ermordung eines pakistanischen christlichen Kabinettministers oder des Punjab-Gouverneurs Salman Tasir für das Reden gegen das Gotteslästerungsgesetz ist ein Stich im Herzen des Islam und eine Demütigung des Propheten des Islam durch diejenigen, die behaupten, seine Anhänger zu sein. Diejenigen, die Tötungen oder ähnliche Aktionen unterstützen, sind der schlimmste Feind des Islam, die weder den Islam verstehen, noch den Propheten des Islam respektieren. Egal wer sie sind, sie müssen auf der Grundlage des Korans und der Lehren des Propheten des Islam herausgefordert werden.
Obwohl ich bewiesen habe, dass das Blasphemie-Gesetz nichts mit dem Koran oder den Lehren des Islam zu tun hat, muss ich erwähnen, woher die Idee der Blasphemie kam. Wenn wir die Geschichte der Religionen betrachten, können wir mittelalterliche Ideen von anderen Religionen finden, die von der muslimischen Welt übernommen wurden, wie der Antisemitismus, der von der westlichen Welt in den Nahen Osten kam. Die Idee der Blasphemie ist dem Islam fremd. Das Blasphemie-Gesetz wurde zu Unrecht von einigen mittelalterlichen muslimischen Gelehrten gerechtfertigt auf der Basis ihres Verständnisses von jüdischen und christlichen Texten, die das Gesetz gegen diejenigen, die ihre Religionen lästern und verleumden, unterstützten.
Dr. Aslam Abdullah, ein Direktor der Islamischen Gesellschaft von Nevada, hat diese Frage sehr genau hervorgehoben. Er definierte die Idee der Blasphemie, die auch in anderen Religionen weit verbreitet war. Nach seinen Worten: „Das Wort ‚Blasphemie‘ kam vom mittelenglischen ‚to blaspheme‘, dem alten französischen ‚blasphemer‘ und dem lateinischen ‚blasphemer‘, was ‚ich verletze‘ bedeutet. Auf der Grundlage dieser Definition verwendeten die Herrscher Gesetze, um Nichtmitglieder und Dissidenten der Regierungspartei zu Opfern zu machen. Länder, die eine Staatsreligion hatten, benutzten es oft, um den Interessen der Herrscher zu dienen. Im Judentum sagt das dritte Buch der Tora, Leviticus, dass jene, die Blasphemie aussprechen, sicherlich getötet werden sollen: „Wer den Namen des HERRN lästert, soll getötet werden. Die ganze Versammlung muss sie steinigen. Ob Ausländer oder Einheimische, wenn sie den Namen lästern, müssen sie sterben.‘ (Leviticus 24:16)
Die sieben Gesetze Noahs, die vom Judentum als für die ganze Menschheit geltend, verbieten die Blasphemie in der christlichen Theologie ‚… wer aber gegen den Heiligen Geist lästert, ihm wird niemals vergeben werden; er ist schuldig einer ewigen Sünde.‘ Das Evangelium des Markus beschreibt in 3:29 die Lästerung des heiligen Geistes als eine unverzeihliche ewige Sünde. Thomas von Aquin betrachtete die Lästerung als eine große, unverzeihliche Sünde, die gravierender war als Mord. Das Buch Konkord beschreibt es als die größte Sünde, die jemals begangen wurde. Das Baptistische Glaubensbekenntnis nennt es einen ekelhaften und verabscheuungswürdigen Akt. Die katholische Kirche hat spezifische Gebete und Andachten als Akte der Wiedergutmachung für Gotteslästerung gegen Gott und die Kirche, die ein Verbrechen war, das in einem großen Teil der christlichen Welt mit dem Tod bestraft wurde. In England war die letzte Blasphemie-Exekution die des 18-jährigen Thomas Aikenhead, der 1697 wegen dieses Verbrechens hingerichtet wurde. Er wurde vor Gericht gestellt, weil er die Korrektheit des Alten Testaments und die Legitimität der Wunder Christi in Abrede gestellt hatte.
Ich möchte hier keine Religion tadeln, aber ich weise darauf hin, dass, wenn die Anhänger anderer Religionen aus ihren religiösen Ungerechtigkeiten lernen und sie unterlassen können, warum können die Muslime ihre Religion nicht reformieren, um sie wieder zu ihren friedlichen Ursprüngen zurückzubringen, statt dem dunklen politischen Islam zu folgen?
Das Blasphemie-Gesetz in Pakistan kommt unter dem Strafgesetzbuch-Artikel 295C daher, der die Todesstrafe für diejenigen, die den Propheten des Islam verleumden, nahelegt. Dieses Gesetz ist ein unislamisches Gesetz und es hat keine islamische göttliche Unterstützung, doch das britische Gesetz, das zum Pakistanischen Panel Code (PPC) wurde nach der Teilung in Pakistan, war etwas anders. Der oberste Führer des Schia-Staates Iran, Ayatollah Khomeini, publizierte eine Fatwa gegen die Gotteslästerung von Salman Rushdie für das Schreiben eines Buches mit dem Titel ‚Die Satanischen Verse‘. Es war seine ganz persönliche Meinung, weil er keinen göttlichen Beweis hat, der seine Fatwa unterstützt. Daher waren alle Tötungen unschuldiger Muslime oder Nichtmuslime einschließlich der rechtswidrigen Tötungen von Charlie Hebdo-Karikaturisten nach dem islamischen Gesetz ungerechtfertigt. Alle diese Fatwas und Tötungen nach dem Blasphemie-Gesetz sind grundlos und werden ausschliesslich von der persönlichen Meinung eines islamischen Gelehrten unterstützt, und nichts anderem.
Die jüngste rechtswidrige und unislamische Tötung von Mashal Kahn in Pakistan hat eine ernsthafte Debatte unter den Muslimen ausgelöst, warum Leute das Blasphemie-Gesetz benutzen und es in jedem Blasphemie-Fall missbrauchen? Es ist einfach, dass es jemanden gibt, der für Blasphemie verantwortlich ist und eine Moschee zu benutzen, um den Fall anzukündigen. Das ist es und niemand würde es wagen, den Menschen davor zu retten, vom rücksichtslosen weltlichen und religiösen Mob brutal getötet zu werden. Die muslimischen Gemeinschaften auf der ganzen Welt müssen sich über die islamische und arabische Geschichte informieren. Sie sollten wissen, dass, wenn sie behaupten, dass der Islam eine friedliche Religion ist, dann müssen sie es durch ihre friedlichen Handlungen beweisen. Der Islam ist keine emotionale Religion, sondern eine logische Religion, die auf Tatsachen und Wirklichkeit beruht. Leider haben die Muslime das islamische Gesetz in ihre eigenen Hände genommen und kein Mensch in der Welt ist sicher vor ihrem Unfug. Möge Allah alle Muslime führen und sie die wirklichen Lehren des Islam verstehen lassen, anstatt dem dunklen Schatten des politischen Islam zu folgen. In Shaa Allah / B’ezrat HaShem / Mit Gottes Hilfe.