Im November 2004, sagte der Grüne Hans-Christian Ströbele, er befürworte die Einführung eines „gesetzlichen Feiertages“ für die in Deutschland lebenden Muslime. Im Gegenzug könnte „einer der vielen christlichen Feiertage“ abgeschafft werden. Fünf Jahre später tischte Ströbele den Vorschlag wieder auf. „Ein gesetzlicher Feiertag wäre ein gutes Zeichen, dass wir den Islam als Weltreligion ernst nehmen.“ Außerdem könnten Muslime ihre Nachbarn zum gemeinsamen Feiern einladen. Ströbeles Anregung verhallten damals zum Glück noch ungehört.
Acht Jahre und zahllose Debatten weiter stellt sich die Lage ganz anders dar. Trotz der zahllosen Anschläge und Selbstmordattentate, die im Namen Allahs und seines Propheten begangen werden, trotz aller Umtriebe neu-einheimischer Muslime, die ihre Verachtung für die „Ungläubigen“ ganz ungeniert ausleben, trotz alldem nimmt die Bereitschaft, sich mit dem Islam zu arrangieren, nicht ab, sondern zu. Es wird penibel zwischen Islam und Islamismus differenziert, als ob das eine mit dem anderen rein gar nichts zu tun hätte.
Die „schleichende Landnahme“, findet nicht nur in den Schulen und auf den Straßen der „Problemviertel“ statt. Seit über 16 Jahren, genauer: seit dem 11. September 2001, wird der öffentliche Diskurs zu einem erheblichen Teil von einem Thema und seinen vielen Facetten dominiert. Vorbei die Zeiten, da über Dosenpfand, Eigenheimzulage und Pendlerpauschale debattiert wurde.
Heute geht es um Ehrenmorde und Intensivtäter, um das Kopftuch im Unterricht und die Burka im Supermarkt, um die Befreiung von Klassenfahrten und Sportunterricht, um Gebetsräume in Schulen, um „kultursensible Pflege“ in Kliniken, um die Grenzen der Meinungsfreiheit, um Respekt vor religiösen Gefühlen. Ab wann könnte man denn von der Gefahr einer Islamisierung sprechen?
Entscheidend ist die Haltung der Mehrheitsgesellschaft. Wenn über die Umwidmung von Kirchen in Moscheen geredet wird, wenn Weihnachtsmärkte in Wintermärkte umbenannt werden, wenn ahnungslose Ignoranten sich dafür starkmachen, dass in den Weihnachtsgottesdiensten muslimische Lieder gesungen werden, wenn der Begriff „Islamischer Staat“ mit einem Bann belegt wird, weil er die Ehre der Muslime verletzt, dann kann von der Gefahr einer Islamisierung nicht die Rede sein, dann ist sie bereits in vollem Gange.
Möglicherweise ist, wie bei den beiden anderen großen Projekten, dem Euro und der Energiewende und einigen kleineren wie dem Berliner Flughafen, der Point of no Return bereits überschritten. Und weil man nicht zurück kann, muss man weiter machen, koste es, was es wolle. Denn ein Umkehren wäre mit dem Eingeständnis verbunden, dass man sich geirrt hat.