Es gibt nichts was ich nicht schon über die desolate Situation hier in Deutschland geschrieben hätte. Auch viele meiner Mitstreiter haben sich schon die Finger wund geschrieben. Es ist so frustrierend, wenn man jedoch erkennen muß, das der Großteil der Bevölkerung den Zustand hier entweder weiterhin verleugnet oder einfach der Kanzlerin nacheifert indem sie die ganze „Sache“ aussitzen möchten.
Das ist, wie man es dreht und wendet, die schwerste Krise in den fast siebzig Jahren der Republik. Schwere Wetter hat es auch früher gegeben. Aber in einem, dem zentralen Aspekt unterschieden sie sich alle von der heutigen Lage: Damals funktionierte das System, die Politik hatte Spielraum für die notwendigen Antworten. Heute, im zugezurrten Deutschland, gibt es diesen Spielraum kaum noch.
Zur Immobilität erstarrt ist die bundesdeutsche Gesellschaft schon ab den neunziger Jahren. Uns im Westen ging es ja lange gut. Eine florierende Wirtschaft, sozialer Zusammenhalt und politische Stabilität waren die stolze Trikolore der Bonner Republik. Und als ihr Land auch noch vereinigt wurde, waren die Deutschen, wie es der damalige Berliner Bürgermeister formulierte, in diesem historischen Augenblick das glücklichste Volk der Welt.
Was ist seitdem so dermaßen schiefgegangen? Das beschädigte Erfolgsmodell, das uns einst draußen Ansehen, drinnen Zusammenhalt brachte, kann nur durch rasches Umsteuern repariert werden. Doch das wird unterbleiben, solange Bürger und Politiker in ihrer Lethargie verharren.