„Die AfD-Abtrünnigen Frauke Petry und Marcus Pretzell bereiten die Gründung einer eigenen Partei vor. Vorbild soll laut einem Zeitungsbericht die CSU sein – und Emmanuel Macron“, berichtet der SPIEGEL [1]. Und man fragt sich unwillkürlich, ob man lachen oder weinen soll. Es gibt ja bereits eine CSU. Wer würde da noch eine brauchen, geschweige denn überhaupt eine, und das gar bundesweit? Und was, um Himmels willen, hat Macron in diesem Satz zu suchen…
“ ‚Man braucht die CSU bundesweit. Ein Modell auf Bundesebene erscheint mir sehr interessant‘, sagte der nordrhein-westfälische AfD-Landeschef der Zeitung. Dieses Modell dürfe allerdings nicht die ‚Schwerfälligkeit des bayerischen Tankers‘ haben.“ — Aber es wird sie haben. Das ist der Markenkern der CSU und der Grund, warum sie nie über Bayern hinaus expandiert ist. Die CSU ist der Süßstoff, mit dem man Bayern das verabreichte CDU-Gift schmackhaft macht.
„Parteien seien in ihrer jetzigen Form ‚monetär und personell schwarze Löcher‘, wird Pretzell zitiert. Das gelte auch für die AfD. ‚Die AfD ist inzwischen eine reiche Partei. Das Geld aber wird in internen Machtkämpfen verschleudert.‘ “ Eine ziemlich interessante Aussage vom internen Machtkämpfer- und Intriganten-Duo „P+P“. Zumal die CSU… Egal, also mit anderen Worten: Sie hätten gern ihr eigenes schwarzes Loch. Personell auf die beiden zugeschnitten.
Jetzt könnte man ja versuchen, das irgendwie neutral zur Kenntnis zu nehmen, aber der Beschiss geht im Grunde schon vor der Parteigründung los: „Sein für die ‚Rechtspopulisten‘ errungenes Mandat im EU-Parlament will [Pretzell] ebenso wie sein Landtagsmandat behalten. […] Bereits am Montag hatte [Petry] erklärt, sie werde als fraktionslose Einzelabgeordnete im Bundestag sitzen. […] ihr Mandat als einfache Abgeordnete will sie aber behalten“, hieß es im SPIEGEL dazu.
Beide behalten ihr Landtagsmandat, zusätzlich Pretzell sein EU-Mandat und Petry ihr Bundestagsmandat. Die sie mit der Partei errungen haben, welche sie grad im Stich lassen. Das ist exakt die Art von Gemauschel und Filz, die bei den meisten Leuten unabhängig ihrer politischen Ausrichtung Brechreiz verursacht. Einen halbwegs ehrlichen Bruch, zumindest für den schönen Schein, hätten sie nur durch die Niederlegung ihrer Mandate vollziehen können.
Übrigens, wer sich wundert, wohin die Reise politisch gehen soll: „Inhaltlich soll es laut Pretzell allerdings keine Neuausrichtung geben. Die geplante Bewegung wolle vertraute Themen bedienen: Migration, Integration, Umgang mit dem Islam, innere Sicherheit, aber auch eine Reform der Sozial- und Steuersysteme.“
Mit anderen Worten: AfD. Nur ohne AfD. Problem: Die gibt es ja ebenfalls bereits. Eine neue Partei mit den selben Themen und den selben (ehemaligen) Protagonisten wird sich mit den selben Widerständen konfrontiert sehen. Falls die Idee war, sich mit einem neuen Image Freiraum zu verschaffen, dürfte sie also schon im Ansatz scheitern.
Der befremdlich wohlwollende Blick auf die CSU immerhin lässt ahnen, dass es um Inhalte kaum gehen wird. Ein bisschen rustikales Gepolter zur Beruhigung der Stammtische, ansonsten will man um jeden Preis bei den Großen mitspielen. Die FDP gibt es übrigens auch schon, nur mal so als Info… Ehrlich gesagt ist mir nicht klar, welche politische Klientel damit bedient werden soll.
Und wer würde überhaupt dem P+P-Wahlhilfeverein folgen, der offensichtlich auf die Bedürfnisse des Duo Infernale zugeschnitten werden soll. Mit einer windschnittigen Abnick-Truppe hat man sicherlich weniger Stress als Parteigründer, allerdings gewinnt man mit Heerscharen von Speichelleckern als Kleinstpartei keine Wahlen. Wer auf sowas steht, bekommt das bereits bei den Altparteien. Und der Rest wählt das Original, die AfD.
Der Begriff „den Lucke machen“ könnte sich in mehrfacher Hinsicht bestätigen. Schade nur, dass die beiden derweil für ihren Egotrip weiterhin Steuergelder verprassen. Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.