Yahya Sinwar sagt, ’niemand im Universum kann uns entwaffnen‘ mag den Glauben, dass Terrorgruppe Waffen aufgeben wird für ‚Satan, der vom Himmel träumt‘.
Dov Lieber, 19.10.2017, Times of Israel
Der Hamas-Führer im Gazastreifen wies am Donnerstag die Forderungen der USA und Israels ab, dass sie ihre Waffen niederlegen und den jüdischen Staat anerkennen sollten, indem er sagte, dass die Terrororganisation stattdessen „darüber debattiere, wann Israel auszulöschen sei“.
Die Bemerkungen kamen während eines geschlossenen Rundtischgesprächs zwischen Yahya Sinwar und der Gaza-Jugend über die laufenden Versöhnungsverhandlungen mit der rivalisierenden palästinensischen Fraktion Fatah, an das einige Medienvertreter eingeladen wurden.
Die Zeit, die Hamas damit verbrachte, über die Anerkennung Israels zu diskutieren, ist vorüber. Jetzt diskutiert Hamas, wann wir Israel vernichten,“ sagte Sinwar, laut der mit der Hamas verknüpften Nachrichtenagentur Shehab.
Ein Hamas-Sprecher publizierte einige offizielle Zitate aus der Sitzung. Der Sinwar-Kommentar über die Diskussion darüber, „wann wir Israel vernichten werden“ ist nicht ins Protokoll aufgenommen worden, in dem der Hamas-Führer erneut die Abrüstung und die Anerkennung Israels ablehnte.
„Niemand im Universum kann uns entwaffnen. Im Gegenteil, wir werden weiterhin die Macht haben, unsere Bürger zu schützen“, sagte Sinwar, laut der offiziellen Erklärung. „Niemand hat die Fähigkeit, uns die Anerkennung der Besatzung abzuringen.“
Seit ihrer Gründung vor fast drei Jahrzehnten hat die Hamas versucht, den Staat Israel zu zerstören.
Sinwar’s Kommentare vom Donnerstag kamen, während ein grosser Teil der internationalen Gemeinschaft die Terror-Organisation untersuchte, da sie versucht, in die international anerkannte Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde, die von PA-Präsident Mahmoud Abbas‘ Partei, der Fatah kontrolliert wird, beizutreten.
Am Donnerstag riefen die USA die Hamas auf, sich zu entwaffnen und der Gewalt abzuschwören, bevor sie das sehnlich erwartete Einigungsabkommen mit der Fatah umsetzen dürfe.
Jede palästinensische Regierung muss sich eindeutig und ausdrücklich zu Gewaltfreiheit verpflichten, den Staat Israel anerkennen, frühere Vereinbarungen und Verpflichtungen zwischen den Parteien akzeptieren – einschließlich der Entwaffnung von Terroristen – und sich zu friedlichen Verhandlungen verpflichten „, sagte der Nahost-Friedensbeauftragte des Weißen Hauses, Jason Greenblatt, in einer Erklärung der US-Botschaft in Tel Aviv.
„Wenn die Hamas irgendeine Rolle in einer palästinensischen Regierung spielen will, muss sie diese Grundvoraussetzungen akzeptieren“, sagte Greenblatt in den später von Premierminister Benjamin Netanyahu empfohlenen Kommentaren.
Eine Frage, die den Versöhnungsprozess zum Scheitern zu bringen droht, ist die Frage nach der Zukunft der 25.000 Mann starken Hamas-Armee und ihres Waffenarsenals. Abbas sagt, er will volle Kontrolle über alle Waffen in Gaza.
Am Donnerstag verdeutlichte Sinwar die Haltung der Hamas erneut, dass sie ihre Streitkräfte nicht aufgeben wird.
„Uns zu entwaffnen ist wie Satan, der vom Himmel träumt. Niemand kann uns unsere Waffen wegnehmen,“ sagte er.
Er raeumte auch ein, dass die Gespraeche kollabieren koennten. „Der Versöhnungsprozess ist in Gefahr“, wurde Sinwar zitiert, obwohl er dies nicht weiter ausführte.
In der vergangenen Woche unterzeichneten die beiden rivalisierenden palästinensischen Gruppen in Kairo ein Abkommen, das der Palästinensischen Autonomiebehörde die vollständige Kontrolle über den Gazastreifen, aus dem sie vor zehn Jahren von der Hamas in einem gewaltsamen Konflikt vertrieben wurde, ermöglichen sollte.
Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Abkommens sagte Saleh al-Arouri, der stellvertretende politische Führer der Hamas, dass die palästinensische Einheit lebenswichtig sei, „damit wir alle gemeinsam gegen das zionistische Unternehmen arbeiten können“.
Sinwar wiederholte am Donnerstag den Wunsch seiner Gruppierung nach einem erfolgreichen Versöhnungsprozess und lud Abbas persönlich ein, das nächste Treffen des Zentralkomitees seiner Partei und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), der größten palästinensischen politischen Dachorganisation, in Gaza abzuhalten.
„Ich rufe das Fatah-Zentralkomitee und die Palästinensische Befreiungsorganisation dazu auf, ihre nächste Sitzung in Gaza abzuhalten unter der Leitung von [Abbas]“, sagte Sinwar, laut einem Sprecher der Hamas.
Sinwar berührte in seinem Vortrag auch die Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel über Gefangene.
In seiner Aussage sagte Sinwar angeblich „Wir sind bereit für ein zweites Shalit-Abkommen,“ ein Hinweis auf den Gefangenenaustausch von 2011 für den entführten IDF-Soldaten Gilad Shalit, der sein eigenes Ticket aus dem israelischen Gefängnis heraus war. In der neuen Vereinbarung, behauptete er, würden der Fatah Führer und verurteilte Mörder Marwan Barghouti, sowie andere, freikommen.
Die Hamas soll angeblich drei Israelis – Avraham Abera Mengistu, Hisham al-Sayed und Juma Ibrahim Abu Ghanima – gefangen halten, die alle angeblich von sich aus in den Gazastreifen eingereist sind. Hamas hält auch die Leichen von Oron Shaul und Hadar Goldin, zwei IDF-Soldaten, die im Gaza-Krieg 2014 im Streifen getötet wurden, zurück.
Letzten Monat wurde berichtet, dass die Hamas einen ägyptischen Vorschlag für einen Gefangenenaustausch mit Israel angenommen hatte, in dem die Leichen von 39 Palästinensern, die im Gaza-Krieg 2014 getötet wurden, von denen 19 Mitglieder der Hamas sind, an die Gruppe übergeben würden, im Austausch dafür, dass Hamas das Schicksal der IDF-Soldaten Hadar Goldin und Oron Shaul anerkennt. Die IDF sagt, dass die zwei im Gazastreifen während des Krieges 2014 getötet wurden. Die Hamas hat angedeutet, dass sie die beiden Soldaten festhält und hat ebenfalls angedeutet, dass sie noch am Leben sein könnten.
In der zweiten Phase des ägyptischen Plans würde Israel angeblich die so genannten „Shalit Gefangenen“ freilassen – 58 Palästinenser, die im Sommer 2014 erneut verhaftet wurden, nachdem sie 2011 im Tausch gegen den IDF-Soldaten Gilad Shalit freigelassen worden waren.