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Analyse: PA, Türkei und Jordanien bilden eine neue Achse, um den Status quo auf dem Tempelberg zu ändern.

Die neuen Spannungen auf dem Gelände des Tempelbergs wurden vom Waqf-Rat nicht zufällig an der heiligen Stätte als Schauplatz für Provokationen gegen Israel gewählt.

Nadav Shragai, Lenny Ben-David, Jerusalem Center for Public Affairs, 4.3.2019, WorldIsraelNews.com
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (links) und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas (mitte), gehen 2017 bei einer Begrüßungszeremonie im Präsidentenpalast in Ankara, Türkei, an einer Ehrenwache vorbei. (AP/Presidency Press)

Die jüngste Konfrontation am „Tor der Barmherzigkeit“ (bekannt als das Goldene Tor oder auf Hebräisch Sha’ar HaRachamim), das in der Vergangenheit umstritten war, spiegelt einen neuen Pakt zwischen den Gegnern des bevorstehenden Nahost-Friedensplans von US-Präsident Donald Trump wider. Das sind die Palästinensische Autonomiebehörde, die Türkei und Jordanien, die alle über ihren künftigen Status auf dem Tempelberg besorgt sind.

Die neuen Spannungen auf dem Tempelberg – dem Gelände rund um das „Tor der Barmherzigkeit“ oder dem Goldenen Tor – wurden nicht zufällig vom Waqf-Rat (in seiner neuen, breiteren, extremen Zusammensetzung) als Schauplatz der Provokation gegen Israel an der heiligen Stätte gewählt. Die neuen Mitglieder des Rates, die sich mit Fatah, Jordanien, der Muslimbruderschaft und der Türkei identifizieren, sind mit den vorangegangenen Runden des Konflikts um das Gebiet bestens vertraut.

Sie haben diesen Standort aus mehreren Gründen gezielt gewählt:

Sie glauben, dass das Potenzial vorhanden ist, den inoffiziellen Status quo der Stätte, die dort seit 2003 existiert, zu ändern.

Das Gebiet des „Tores der Barmherzigkeit“ liegt auf der Tempelbergroute, die Juden benutzen, und extremistische muslimische Elemente versuchen, ihren Weg zu blockieren.

Der gegenwärtige Konflikt soll eine klare Botschaft an alle vermitteln, die daran denken, Jordanien oder die Palästinensische Autonomiebehörde aus ihrer derzeitigen oder zukünftigen Stellung auf dem Tempelberg zu entfernen.

All dies vor dem Hintergrund von Trumps bevorstehendem Nahost-Friedensplan, dem „Deal des Jahrhunderts“ (der nach den Wahlen vom 9. April in Israel veröffentlicht werden soll). Die jordanisch-palästinensische Sorge ist, dass der Plan ihre Stellung auf dem Tempelberg schwächen wird.

Vier frühere Konflikte um das Goldene Tor machen es für den neuen Waqf-Rat zur geeigneten Arena für einen weiteren Streit mit Israel:

Bis zum ersten und zweiten Tempel zurückreichend

Nach verschiedenen Untersuchungen von Professor Nili Lifschitz von der Universität Tel Aviv, dem Weizmann Institute of Science und der Antikenbehörde sind einige der Balken sehr alt und stammen aus der Zeit des ersten und zweiten Tempels. Nach dem Erdbeben wurden einige dieser Holzbalken und -platten von der britischen Antiquitätenbehörde vom Tempelberg entfernt und im Rockefeller Museum untergebracht.

Die Waqf verkaufte in den 1970er Jahren manche an einen armenischen Antiquitätenhändler. Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Ofra kauften sie vom Händler zurück und untersuchten sie in privater Regie.

Einige der auf dem Tempelberg verbliebenen Balken wurden zunächst in den unterirdischen Salomonenställen gelagert, bevor diese in eine Moschee umgewandelt wurden. Danach wurden sie an andere Orte auf dem Tempelberg versetzt, darunter auch das Gelände des „Tors der Barmherzigkeit“. Diese alten Holzbalken sind seit einigen Jahren der Witterung – Hitze, Kälte und Regen – ausgesetzt, aber die Antiquitätenbehörde hat es nicht geschafft, den Waqf davon zu überzeugen, sie für die Forschung freizugeben und zu schützen.

Zwei der Balken stießen auf besonderes Interesse. Einer wurde aus einer 2.600 Jahre alten Zypresse geschnitten, der andere aus einer 2.800 Jahre alten türkischen Eiche. Einige Forscher glauben, dass diese Balken während der Zeit des Ersten Tempels verwendet wurden. Sie gehen davon aus, dass die Muslime sie beim Bau der Al-Aqsa-Moschee vor 1300 Jahren wiederverwendet haben, so wie sie auch andere Baumaterialien aus älteren Bauwerken, die auf dem Tempelberg errichtet worden waren und damals auch für den Bau der Moschee verwendet wurden, wieder benutzen würden.

Der aktuelle Streit begann, als die Waqf versuchte, die Kammer im „Tor der Barmherzigkeit“ auf dem Tempelberg zum Gebet zu benutzen. Als Reaktion darauf verriegelte die Polizei das Gelände und entfernte sogar provokative Elemente.

Der neue Waqf-Rat

Die wichtigste, dramatischste Veränderung in der Zusammensetzung des Waqf, die den neuen Konflikt auslöste, war der Beitritt von Scheich Akram Sabri, dem derzeitigen Vorsitzenden des Obersten Islamischen Rates und ehemaligen Mufti von Jerusalem. Sabri wird nun mit der „nördlichen Fraktion der Islamischen Bewegung“ der Muslimbruderschaft in Israel identifiziert, und er folgt den Befehlen der Türkei und ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Einige glauben ausserdem, dass er der Hamas nahe steht.

Zu Beginn der Zweiten Intifada identifizierte sich Sabri mit Selbstmordattentaten, und er ist bekannt für seine extremen Äußerungen gegen Israel. Er wurde auf Druck des Obersten Muslimischen Rates und der Intervention von Erdoğan in den neuen Rat integriert.

Andere neue Mitglieder der jordanischen Waqf, denen Jordanien zugestimmt hat, nachdem er von 11 auf 18 Mitglieder erweitert wurde, sind hauptsächlich der Fatah und der Palästinensischen Behörde (PA) angeschlossen. Dazu gehören: PA Minister für Jerusalem-Angelegenheiten Adnan al-Husseini, der für das Büro verantwortlich ist, das jedes Jahr 64 Millionen NIS von der Palästinensischen Autonomiebehörde in Jerusalem investiert; Hani al-Abadin, ehemaliger P.A. Gesundheitsminister; Khattam al-Qadr, hoher Fatah-Beamter in Jerusalem und Berater von Mahmoud Abbas in Jerusalem; Imad Abu Kishek, Diakon der Al-Quds Universität und Mitarbeiter von Jibril Rajoub; und Mahdi Abdul Hadi, hoher Fatah-Beamter und einer der Leiter des PASSIA-Instituts.

Laut dem Forscher des Jerusalem Center for Public Affairs Yoni, Ben Menachem, haben Jordanien und die Palästinensische Autonomiebehörde einen gemeinsamen Rat für die Verwaltung des Tempelbergs und der heiligen Stätten in Jerusalem geschaffen, um Trump’s „Deal des Jahrhunderts“ zu torpedieren. Jordanien befürchtet, dass der Plan den Status Jordaniens auf dem Tempelberg beeinträchtigen würde und eine intramuslimische religiöse Verwaltung an ihrer Stelle ernannt würde, wo Saudi-Arabien eine leitende Position erhalten würde.

Jordanien hat einen einzigartigen Status auf dem Tempelberg, und das Friedensabkommen von 1994 mit Israel sah vor, dass „Israel der historischen Rolle Jordaniens an den heiligen Stätten in Jerusalem hohe Priorität einräumen wird“, wenn die Verhandlungen über den endgültigen Status stattfinden sollen. Israel hat die Erfüllung dieser Verpflichtung vorangetrieben.

Israel hat Jordanien auf dem Tempelberg bereits seit mehr als 15 Jahren Status und Vorrang gegeben, weil es extremistische Elemente wie die Hamas und die nördliche Fraktion der islamischen Bewegung vom Tempelberg fernhalten will. Jordaniens Stellung ist auch Teil des allgemeineren haschemitischen Interesses und der Beziehungen (verteidigungstechnisch und wirtschaftlich). Als Teil dieses Rahmens gibt es auch eine Verbindung und einen Dialog für eine gemeinsame Koordination zwischen Israel und Jordanien zu verschiedenen Fragen im Zusammenhang mit dem Tempelberg.

Jordanisch-palästinensische Verständigung

In Bezug auf den Tempelberg gibt es auch eine Verständigung zwischen Jordanien und der Palästinensischen Autonomiebehörde. Im Januar 2013 einigten sich König Abdullah von Jordanien und der PA-Chef Mahmoud Abbas darauf, dass Jordanien der „Wächter der dem Islam heiligen Stätten im Jerusalem“ sein soll. Jordanien würde auch die Interessen der Muslime in der Stadt vertreten, einschließlich der Interessen der Palästinensischen Autonomiebehörde, in Bezug auf alles, was den Tempelberg bis zur Gründung eines palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt betrifft.

Bis zur Gründung des neuen Waqf-Rates war diesser größtenteils projordanisch besetzt. Seine neue Zusammensetzung drückt eine geeinte Front zwischen allen Fraktionen aus, die gegen das Trump-Abkommen sind – der Palästinensischen Autonomiebehörde, der Fatah und Menschen wie Sheikh Akram Sabri – und allen, die um den zukünftigen Status Jordaniens auf dem Tempelberg fürchten. Es ist eine gemeinsame Koalition gegen die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Israel.

Israel könnte versuchen, Jordanien wieder auf seine Seite zu ziehen und Kontakte zu diesem Thema zu knüpfen. In diesem Rahmen werden jordanische Forderungen erwartet, in deren Mittelpunkt die Nutzung der Kammer des Tores der Barmherzigkeit für muslimische Gebete stehen wird.

Diese Woche erklärte der Waqf inoffiziell, dass die Streitigkeiten um das „Tor der Barmherzigkeit“ ein Zeichen dafür seien, dass Jordanien den Extremisten der „Islamischen Nord-Fraktion“ folgt, die versuchen, ihren Einfluss auf den Tempelberg zurückzugewinnen, nachdem sie von dort verbannt und 2015 gesetzlich verboten wurden.

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