Hamas, Funktionäre des Islamischen Dschihad werden möglicherweise nach Kairo eingeladen
Khaled Abu Toameh, 12.8.2020, Jerusalem Post
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
Ägypten hat gefordert, dass die Hamas und andere palästinensische Gruppen die Brandballon-Angriffe auf Israel stoppen, sagten palästinensische Quellen am Mittwoch.
Hochrangige ägyptische Geheimdienstmitarbeiter nahmen Kontakt zu Führern der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) auf und warnten sie, dass die fortgesetzten Angriffe auf Israel zu einer totalen militärischen Konfrontation im Gazastreifen führen könnten, sagten die Quellen.
Die Führer der Gruppen könnten auch zu dringenden Gesprächen mit ägyptischen Beamten nach Kairo eingeladen werden, um Wege zur Abwendung eines weiteren Krieges im Gaza-Streifen zu finden, teilten die Quellen mit.
Die ägyptischen Funktionäre sagten, dass sie auch mit Israel in Kontakt stünden, um die Situation zu beruhigen und eine weitere Verschlechterung nach den jüngsten Brandballonangriffen aus dem Gaza-Streifen zu verhindern, sagte eine Quelle, die der Hamas und der PIJ nahe steht.
Die Hamas- und PIJ-Führer sagten den ägyptischen Vermittlern, dass das Versagen Israels, die gegen den Gaza-Streifen verhängten Restriktionen zu lockern, der Hauptgrund für die Entscheidung sei, den Abschuss der Ballone in Richtung Israel wieder aufzunehmen, so die Quelle.
„Die Ägypter sagten, dass sie das Problem in der kommenden Stunde gegenüber Israel zur Sprache bringen würden, aber sie verlangten, dass die Hamas und alle palästinensischen Fraktionen die Ballon-Einheiten anweisen, die Angriffe auf Israel sofort einzustellen“, fügte die Quelle hinzu.
Ismail Radwan, ein hochrangiger Hamas-Beamter im Gazastreifen, bestätigte, dass seine Bewegung in Bezug auf die Spannungen mit Ägypten in Kontakt stehe. Weitere Einzelheiten nannte er nicht.
Radwan warf Israel vor, Absprachen zwischen der Hamas und Israel, um die gegen Gaza verhängten Restriktionen zu lockern, zu „verschleppen“.
Die Absprachen wurden vor einigen Monaten zwischen beiden Seiten unter der Schirmherrschaft Ägyptens, Katars und den Vereinten Nationen getroffen.
Eine andere Quelle im Gaza-Streifen sagte, dass Hamas- und PIJ-Führer, die in den vergangenen Stunden mit den ägyptischen Geheimdienstfunktionären sprachen, deutlich gemacht hätten, dass die palästinensischen Gruppen zu diesem Zeitpunkt nicht an einem weiteren Krieg mit Israel interessiert seien.
„Sie beschwerten sich bei den Ägyptern, dass Israel es bewusst vermeidet, seinen Verpflichtungen aus den Vereinbarungen nachzukommen, einschließlich der Erleichterung verschiedener Wirtschafts- und Gesundheitsprojekte im Gaza-Streifen“, so die Quelle.
Einige Palästinenser im Gaza-Streifen sagten am Mittwoch, die Brandballon-Angriffe seien auch Teil der gemeinsamen Bemühungen von Hamas und PIJ, Druck auf Katar auszuüben, damit es seine Barzahlungen an Tausende palästinensische Familien in der Küstenenklave fortsetzt. Die beiden palästinensischen Gruppen haben die Befürchtung geäußert, dass Katar die alle sechs Monate erneuerten Geldzuwendungen Ende September einstellen könnte.
Es war nicht klar, ob Katar beabsichtigt, die Barzuschüsse an den Gaza-Streifen weiterhin zu gewähren.