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Frieden … und ein tödlicher Schachzug

Tariq al-Homayed, 15.9.2020, saudigazette.com.sa
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Wer glaubt, dass sich die Region nach der Ankündigung des Friedensabkommens zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Israel unter amerikanischer Schirmherrschaft nicht verändert hat, der irrt. Um dieses Szenario zu erklären, müssen wir politisch unvoreingenommen sein, denn es heißt, man könne sich das Bild nicht ansehen, wenn man drin ist.

Zunächst einmal muss gesagt werden, dass in unserer Region ein Wandel stattgefunden hat, der einem Bewusstsein widerspricht, das von unserer Vorstellungskraft und unserer politischen Kultur oder zumindest von den Parolen über die israelische Aggression, Besatzung und Expansion „vom Nil bis zum Euphrat“ geprägt war.

Im Jahr 2000 zog sich Israel aus dem Südlibanon und 2005 aus Gaza zurück, was als „Rückzug“ bezeichnet wurde. Doch seit 2003, nach der US-Invasion im Irak und nach der Ermordung von Rafik Hariri im Libanon 2005, hat sich die Szene verändert. Seit 2003 hat Israel nicht mehr expandiert.

Gleichzeitig wurde die Region jedoch Zeuge mehrerer iranischer taktischer Schritte in Form des Libanonkrieges 2006, um den Auswirkungen des Attentats auf Rafik Hariri zu entkommen, und dann des Gazakrieges, um die Widerstandsfront und eine Scheinopposition zu stärken. Derjenige, der die Expansion und Aggression in den arabischen Gebieten durchführte, ist in Wirklichkeit der Iran.

Der Iran ist zu einem Besatzer geworden, zunächst als Partner und dann als offener Besatzer im Irak; er hat die Kontrolle über den Libanon durch die Hisbollah verschärft; er ist ein „Stakeholder“ bei der Besetzung Syriens, der nach dem arabischen Frühling mit den Russen und den Türken unter einer Decke steckt, und er ist ein Eindringling durch die „Finanzierung, Aufwiegelung und Bewaffnung“ der Houthis im Jemen.

Die Türkei trat im Irak, in Syrien und Libyen in die Fußstapfen des Iran, während Israel im gleichen geographischen Raum und ohne direkte oder indirekte Besetzung blieb. Und genau das spiegelt sich im Titel dieses Artikels wider: „Tödlicher Schachzug.“

Der Iran hat wie die Türkei durch die Verbreitung von Militärbasen versucht, die Region von allen Grenzen aus mit Hilfe von Agenten, Parteien und Milizen zu umzingeln, und versucht dies auch weiterhin. So konsolidierte der Iran beispielsweise die Hisbollah im Südlibanon, die Hamas im Gaza-Streifen, lähmte den Irak mit Milizen, veränderte alles in Syrien und versucht, Saudi-Arabien von der jemenitischen Seite aus durch die Houthis zu umzingeln.

Hier haben die Golfaraber – die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain – zusammen mit Israel den Iran mit einem erstaunlichen politischen Schachzug überrascht und schachmatt gesetzt, indem sie friedliche Beziehungen zu den Nachbarländern des Iran aufgenommen haben, und andere Länder werden ihnen folgen.

Wir haben es also mit zwei Ansätzen zu tun – der erste ist die Umzingelung der Länder durch Milizen, und das ist der iranische Ansatz. Der zweite Ansatz ist die politische und diplomatische Annäherung an Israel an den an den Iran angrenzenden Grenzen.

Wir haben es also mit einem iranischen Bandenansatz im Gegensatz zu einem politischen und diplomatischen arabisch-israelischen Ansatz zu tun, der die Unzulänglichkeiten und die Ignoranz des iranischen und des türkischen Regimes aufzeigt. Der neue Ansatz erforderte eine Änderung der Prioritäten, wobei die Interessen eine Politik bestimmen.

Es gab einen fatalen strategischen Fehler seitens des Paria-Iran, nicht nur gegenüber den Arabern, sondern auch gegenüber den Schiiten, die versuchen, sich als Anhänger des Iran darzustellen, ob sie nun im Irak oder im Libanon sind.

All dies bestätigt, dass sich die Region verändert hat, und der Wandel ist groß, und er hat Auswirkungen auf die iranisch-türkische Aggression und Expansion, die auf fünf arabische Länder abzielt, abgesehen von der Sicherheit im Mittelmeerraum mit Armeen, Milizen und Marionettenparteien.

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