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Die Stunde Netanjahus

Melanie Philipps, 26. Juli 2024, JNS.org
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Islamisch-nazistische Hetze in Washington DC bei Benjamin Netanjahus Rede vor dem Kongress

Fast eine Stunde lang konnte man am Mittwoch glauben, die westliche Welt habe nicht den Verstand verloren.

Etwa 54 Minuten lang erzählte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dem US-Kongress eine Wahrheit nach der anderen über den Krieg gegen Israel und widerlegte die bösartigen und grotesken Anschuldigungen gegen Israel, es habe Kriegsverbrechen und Völkermord begangen.

In einer großartigen, leidenschaftlichen und absolut perfekten Rede riss er den Kongress mit zu mindestens 54 stehenden Ovationen.

Sie jubelten und applaudierten, als er erklärte, Israels Kampf gegen den Iran sei Amerikas Kampf.

Sie jubelten und applaudierten, als er unter Bezugnahme auf US-Geheimdienste, denen zufolge der Iran hinter den Hamas-Protesten stecke, sagte, diese Demonstranten „stehen auf der Seite des Bösen“ und seien „Irans nützliche Idioten“.

Sie jubelten und applaudierten, als Netanjahu in einer verschleierten Anspielung auf die vom Kongress angeordnete Entscheidung der Biden-Regierung, die Waffenlieferungen an Israel zu verlangsamen, sagte: „Geben Sie uns die Werkzeuge schneller, und wir werden die Arbeit schneller erledigen.“

Während dieser Stunde war es den Juden, die unter dem mörderischen Antisemitismus, der seit dem Pogrom vom 7. Oktober weltweit ausgebrochen ist, der Weigerung westlicher Regierungen, dagegen vorzugehen, und der nahezu universellen Übernahme der Hamas-Propaganda durch linke Eliten litten, möglich, zu glauben, dass die Juden letztlich nicht allein dastehen.

Doch dieses begeisterte Publikum bestand aus Republikanern, die es verstanden, und Demokraten, die zumindest bereit waren, Netanjahu die Höflichkeit einer Anhörung zu erweisen. Dasselbe konnte man von den 70 Demokraten, die Netanjahus Rede boykottierten, nicht behaupten, darunter auch die neue demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.

Dies war das bedrohlichste Signal, das man sich vorstellen konnte, dass Harris, sollte sie Präsidentin werden, sowohl für Israel als auch für den Westen eine Gefahr darstellen wird. Ihre Abwesenheit war nicht nur eine bewusste Beleidigung Netanjahus. Sie zeigte auch Verachtung für Amerikas wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten, der um sein Überleben gegen Kräfte kämpft, die Amerika und die freie Welt bedrohen.

Harris’ Boykott war keineswegs ein Zeichen ihrer staatsmännischen Qualitäten, sondern vielmehr die Tat einer bockigen Parteigängerin. Und die Behauptung dieser Demokraten, sie verabscheuten nur Netanjahu, nicht aber Israel, ist nicht stichhaltig.

Während sie pflichtbewusst ihre Besorgnis über die Geiseln zum Ausdruck bringen und ihre eiserne Verpflichtung gegenüber dem jüdischen Staat ernst nehmen, fordern Harris und gleichgesinnte Demokraten einen sofortigen Waffenstillstand durch Israel, was einem Sieg für die Hamas gleichkäme.

Sie wiederholen die Ritualmordlegenden der Hamas, wonach die israelischen Streitkräfte mutwillig Zivilisten im Gazastreifen töten und absichtlich Hilfe verweigern. Sie unterstützen die Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Iran – die Politik der Biden-Regierung, die den Grundstein für das Pogrom vom 7. Oktober legte und seither systematisch Israels Selbstverteidigung untergräbt.

Und mit ein paar hinterhältigen Vorbehalten hat Harris ihre Sympathie und ihr Verständnis für den Mob zum Ausdruck gebracht, der Universitätsgelände in No-Go-Areas für Juden verwandelt hat – obwohl sie sich davor hütete, den „verabscheuungswürdigen, hasserfüllten“ Amoklauf in Washington während Netanjahus Rede zu verurteilen, als der Mob „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) schrie, die amerikanische Flagge verbrannte und vor der Union Station die palästinensische Flagge hisste.

Die Demokraten, von denen viele als Handlanger der Hamas aufgetreten sind, können dieses widerliche, antiamerikanische Verhalten nicht einfach ignorieren. Sie sind dafür verantwortlich.

Harris‘ Haltung gegenüber Israel steht im Einklang mit ihren linken Positionen zu anderen Themen, die sie links von Präsident Joe Biden platzieren. Sie hat auch eine Erfolgsbilanz von völliger Inkompetenz und Dummheit.

Doch seit den verkrampfen Entwicklungen, die sie zur Nominierung durch die Demokraten führten, hat Harris Rückenwind. Ihre erste, sorgfältig kontrollierte Rede wurde weithin gelobt. Auf TikTok ist sie zu einem viralen Pin-up geworden. Linke Websites versuchen, ihre zentrale Rolle beim katastrophalen Zusammenbruch der US-Grenzkontrollen zu verschleiern. Die Medien werden sich anschließen, sie zu beschönigen und ihren Gegner, den ehemaligen Präsidenten Donald Trump, noch weiter zu dämonisieren.

Werden die amerikanischen Wähler darauf hereinfallen? Es gibt Anzeichen dafür, dass die Trump-Kampagne aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ihre Strategie, sich auf ihre Kernwählerschaft zu konzentrieren, die darauf beruhte, dass er gegen einen geschwächten Biden kämpfen würde, ist nicht mehr angemessen.

Laut einigen Umfragen kommt der Vizepräsidentschaftskandidat der Republikaner, JD Vance – der ausgewählt wurde, um die Basis weiter anzuheizen – nicht gut an. Und seine eigene seltsame Abwesenheit bei Netanjahus Rede war ein unerklärlicher Fehler.

In diesen fieberhaften Zeiten kann alles passieren. Aber die Juden müssen sich der Tatsache stellen, dass Amerika im November möglicherweise einen Präsidenten gewählt hat, der Israel gegenüber zutiefst feindlich eingestellt ist und von ähnlich feindseligen Regierungen in Großbritannien, Kanada, Australien und anderswo unterstützt wird. Während die freie Welt über den Rand ihres eigenen zivilisatorischen Abgrunds taumelt, könnten Israel und die Juden in der Diaspora schockierend isoliert sein.

Der 7. Oktober und seine Folgen sollten für das jüdische Volk ein Weckruf sein. Es geht nicht nur um das massive Sicherheitsversagen der politischen, militärischen und geheimdienstlichen Eliten Israels und ihre Unfähigkeit, die Pläne der Hamas zu verstehen. Es geht auch nicht nur um die Allgegenwart des bösartigen Antisemitismus im gesamten Westen, an den das jüdische Volk nicht hätte erinnert werden müssen.

Die dringendere Erkenntnis muss jetzt die Gefahr sein, die von der linken Denkweise ausgeht, die die Demokratische Partei in Amerika und die kulturellen Eliten, die den Westen regieren, kennzeichnet.

Das Versäumnis, diese Gefahr zu erkennen, hat Israel im Laufe der Jahre unermesslichen Schaden zugefügt. Israels Eliten ließen sich von dem linken Glaubenssatz verführen, dass Krieg durch Recht ersetzt werden müsse, alle globalen Akteure der Vernunft zugänglich seien und alle Konflikte durch Verhandlungen und Kompromisse gelöst werden müssten.

Israel folgte dementsprechend der Orthodoxie des „Friedensprozesses“, die es verpflichtete, mit Völkermördern zu verhandeln, in der Überzeugung, dass diese nicht für die Mehrheit der arabischen und muslimischen Welt sprechen, die nur Arbeitsplätze und Sicherheit will. Diese Fantasie wurde durch die Osloer Abkommen von 1993 institutionalisiert, die Strukturen schufen, die zu einem palästinensischen Staat und einer „Zweistaatenlösung“ führen sollten.

Israel hat für diesen schrecklichen Fehler mit Blut bezahlt. Von 1994 bis heute wurden mehr als dreimal so viele Israelis von palästinensischen Arabern ermordet wie zwischen der Gründung des Staates Israel 1948 und der Unterzeichnung der Oslo-Abkommen 1993.

Die Lektion, die uns seit dem 7. Oktober so qualvoll gelehrt wird, ist, dass Israel niemals Sicherheit durch diplomatische Mittel erreichen kann. Es kann niemals die Anerkennung der Welt erwarten, noch sich auf Amerika oder sonst jemanden verlassen. Es kann sich nur durch militärische Mittel, eine eindeutige Niederlage seiner Feinde und eine klare Anerkennung dessen, womit es konfrontiert ist, Sicherheit verschaffen.

Seit dem 7. Oktober ist vielen Israelis dies bewusst geworden. Die junge Generation, die an der Front so heldenhaft agiert, versteht es auf jeden Fall. Das gilt auch für die Mizrachi oder Israelis östlicher Herkunft, die die arabische und muslimische Welt nur zu gut verstehen.

Dasselbe gilt für viele ehemalige linke Träumer in Israel und im Westen, die zu ihrem tiefsten Schock feststellen mussten, dass sich Menschen, die sie auf ihrer Seite geglaubt hatten, auf tragische Weise plötzlich als ihre Todfeinde herausstellten oder jenen zujubelten, die die Juden ganz aus ihrer Welt verschwinden lassen wollten.

In seiner Rede vor dem Kongress sprach Netanjahu wiederholt davon, den Sieg über die Feinde Israels und Amerikas zu erringen. Für westliche Linke – darunter viele Juden und zu viele israelische Eliten – ist solches Gerede ein Gräuel, weil es dabei um die Ausübung militärischer Gewalt, statt um diplomatische Kompromisse geht.

Sie gehen davon aus, dass Juden, die davon sprechen, Sicherheit durch jüdische Macht zu erreichen, Faschisten sind, weil Linke jede Macht der freien Welt mit Faschisten assoziieren. Sie glauben stattdessen, dass die Machtlosigkeit, die durch Kompromisse mit Völkermördern zum Ausdruck kommt, der Weg zur Brüderlichkeit der Menschen ist.

Diese Standardposition der westlichen Linken hat zur Ermordung Tausender Israelis geführt und setzt den Westen einer existentiellen Gefahr aus.

Und das ist etwas, was diejenigen, denen Israel, Amerika und die Zivilisation am Herzen liegen, bei ihrer Stimmabgabe im Hinterkopf behalten sollten.

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