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Genug von der Ungerechtigkeit – Gedanken eines IDF-Soldaten nach einem Monat in der Westbank

Noga Gur-Arieh, 7.4.2014, JewishJournal.com

Nachdem er gesehen hatte, wie es da draussen wirklich ist, hat der IDF-Soldat Yoav mehr als genug von der irreführenden Berichterstattung über den Israeli-Palästinensischen Konflikt. Fotos von Yoav.

Yoav, ein Reserve-IDF-Soldat, hat einen Monat in der Westbank verbracht. Als er zurückkam, setzte er sich hin und schrieb diesen Brief und bat mich, ihn mit euch zu teilen. Seine einzige Bitte ist, dabei zu helfen, die Wahrheit weiterzuverbreiten. 

Tag für Tag in einem Kommandozentrum zu sitzen kann einem eine besondere Perspektive auf den Konflikt in der Westbank geben.

Es ist eine Perspektive, die man nicht bekommt, wenn man sich die Medienberichterstattung anschaut, noch von den israelischen oder palästinensischen Politikern. Soldaten, die Leute „am Boden,“ die jeden Tag schwierigen Situationen gegenüberstehen, setzen ihr Leben aufs Spiel für den einzigen Grund der Friedenserhaltung auf beiden Seiten. Ja, auf beiden Seiten.

Ich weiss das, weil ich kürzlich von einem Monat Reservistenzeit (Miluim) in der Westbank zurückgekommen bin, wo ich als Telekommunikationsoffizier (ICT) gearbeitet habe.

Zwischen den Einsätzen zur Reparatur von Ausrüstung in unserem Sektor, ‚ruhte‘ ich in der Kommandozentrale der Brigade, um Kommunikationsprobleme direkt mitzubekommen und beheben zu können.

Nun, eines kann ich ganz sicher sagen – in diesem Raum war es nie ruhig. Es gab gewalttätige Zwischenfälle jede Stunde.

Ich möchte Ihnen gerne folgende Frage stellen: Von wie vielen dieser stündlichen Zwischenfälle hast du gehört? Wie viele davon haben es in die Nachrichten geschafft?

Vielleicht einer oder zwei? Neunzig Prozent von dem, was im letzten Monat passierte, ist nie in die Medien gelangt, weil die Journalisten sich so sehr auf die palästinensischen Menschenrechtslage konzentrieren (welche zweifellos wichtig ist, doch nur ein kleiner Teil der gesamten Situation). Die Medien – und, in der Folge, Sie – vergessen, dass die Palästinenser eine lange Zeit neben den Juden gelebt haben, und in den meisten Fällen gedeiht Koexistenz in ihrer schönsten Form hier.

Im Laufe meines fortschreitenden Monats habe ich realisiert, dass das Problem weder die Palästinenser, noch Israel ist, sondern ausländischen Journalisten und „Menschenrechtsaktivisten,“ die denken, sie wüssten um was es geht aufgrund von bruchstückhaften Informationen.

In der Kommandozentrale gab es ein grosses Whiteboard, auf dem festgehalten wurde, wann immer „Menschenrechtsaktivisten“ und ausländische Presse gekommen war, um sich die „Show“ anzusehen. Ja, die „Show.“ Die Aktivisten wählten Ort und Zeit jeweils weise, während sich Palästinenser an Orten niederliessen, von denen sie wussten, dass dort „Aktivisten“ sein würden, doch nicht innerhalb der Dörfer, weil dort Terrororganisationen wie Hamas Macht und Kontrolle haben.

Ich gebe ihnen keine Schuld dafür. Ich selber wünsche niemandem, in eine Situation zu geraten, wo ein Molotov-Cocktail auf ihn geworfen wird (oder Steine, oder brennende Reifen). Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ein Stein nicht unterscheidet zwischen einem Soldaten oder einem Journalisten oder einem Aktivisten oder einem unschuldigen Palästinenser.

Jedoch sind die Probleme, dass (1) die Journalisten und Aktivisten in die Irre geführt werden, wenn sie nur bestimmte Orte besuchen, und (2) führen sie die Öffentlichkeit in die Irre. Sie lassen sich nieder, bauen ihre Ausrüstung auf, schauen zu, wie Palästinenser die Soldaten dort provozieren und stören, und wenn die Soldaten endlich reagieren, schalten sie ihre Kameras ein und lassen es so aussehen, als ob die israelische Armee kriegslüstern sei und erobern wolle, und die Palästinenser schwach und hilflos.

Ich gebe es zu, es war unangenehm, manchmal sogar hart, Leute aus dem Ausland über Israel reden zu sehen und zu hören, die glauben, sie wüssten, was los ist, einzig aufgrund dessen was sie in den internationalen Medien gesehen oder gelesen haben (die Orte und Blickwinkel gewählt haben, die den David-gegen-Goliath-Erzählstrang unterstützen), oder von palästinensischer Propaganda (die oft gefälschte Videos vorzeigt).

Jede Kampfeinheit in der IDF hat ihren eigenen Kriegsfotographen, der mit Action-Kameras ausgerüstet ist, um sowohl die palästinensische, als auch die israelische Seite aufzuzeichnen, in First-Person-Ansicht, um sicherzustellen, dass kein Menschenrecht verletzt wird, doch auch um den Palästinensern, und ihrer Welt, zu zeigen, dass Israel seine Aktionen jetzt auch aufzeichnet, ungeschnitten. Was für eine Schande, dass sich die internationalen Medien dafür entscheiden, diese Videos zu ignorieren…

(Alle Fotos von Yoav)

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