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In Myanmar ist eine neue Terrorgruppe aufgetaucht – und Indien sollte sich Sorgen machen

Devjyot Ghoshal, 20.12.2016, Quartz Indien

Falls die lange Liste der Terrororganisationen, die Indien schon jetzt bedrohen, nicht ausreicht, so braut sich eine neue Bedrohung hinter den östlichen Grenzen des Landes zusammen – in Myanmar.

Die jüngste Beteiligung ausländischer Dschihadi-Gruppen am Konflikt zwischen der buddhistischen Bevölkerung Myanmars und der kampfbereiten Rohingya-Minderheit könnte eine weitere Instabilität an den östlichen und nordöstlichen Flanken Indiens bedeuten.

In Myanmars ruhender Rakhine-Provinz, die an Bangladesch angrenzt, ist Gewalt aufgeflammt, nachdem Militante im Oktober Grenzwächter angegriffen hatten und anschließend eine angeblich brutale Vergeltung von Regierungskräften auslösten. Die primäre Terrorgruppe, die in Rakhine involviert ist, scheint die Harakah al-Yaqin (Bewegung der Gewissheit) zu sein, die die Myanmar-Regierung als Aqa Mul Mujahidin bezeichnet.

Die Organisation wird von einem Komittee von rund 20 hochrangigen Führungskräften mit Sitz in Saudi-Arabien geführt, nach einem Bericht, der Anfang dieses Monats (pdf) von der International Crisis Group (ICG) veröffentlicht wurde. „Alle sind Rohingya émigrés oder haben Rohingya-Erbe. Sie sind gut vernetzt in Bangladesch, Pakistan und möglicherweise auch Indien“, berichtete der Brüsseler Think-Tank. „Einige oder alle haben in den letzten zwei Jahren Bangladesch und die Nord-Rakhine-Provinz zu verschiedenen Zeiten besucht.“

Die Harakah al-Yaqin selbst sind wahrscheinlich aus dem Machtkampf entstanden zwischen dem so genannten islamischen Staat (ISIS) und Al-Qaida auf dem indischen Subkontinent, dem regionalen Zweig der Terrorgruppe, laut Jasminder Singh und Muhammad Haziq Jani von der Schule für internationale Studien S-Rajaratnam aus Singapur. In einem im Oktober veröffentlichten Kommentar schrieben Singh und Jani:

Diese Gruppe von Militanten, die nun als zu Harakah al-Yaqin gehörig identifiziert wird, will, dass sich ausländische Rohingya und Dschihadisten ihnen im nördlichen Arakan anschließen, um Streitkräfte von Myanmar zu bekämpfen, die jetzt gerade nach ihnen suchen. Sie forderten Medizin und die ausländischen Rohingya auf, ihre Liebe für die Welt und ihre Angst vor dem Tod aufzugeben und ihr Leben zu opfern. Sie baten auch darum, dass religiöse Führer Fatwas ausgeben, um ihre Gewalt zu legitimieren.

Unter den prominenten Mitgliedern der Gruppe ist ein Ata Ullah (alias Ameer Abu Amar, Abu Amar Jununi). Der in Karachi geborene Sohn eines Muslims aus der nördlichen Rakhine-Provinz, wuchs laut ICG in Mekka und Saudi-Arabien auf und erhielt eine islamische Erziehung.

„Er verschwand 2012 aus Saudi-Arabien kurz nachdem in der Rakhine-Provinz Gewalt ausbrach. Obwohl nicht bestätigt, gibt es Hinweise, dass er nach Pakistan und möglicherweise woanders gegangen ist, und dass er praktische Ausbildung in modernem Guerillakrieg erhalten hat,“ sagte ICG.

„Etwa 20 Rohingya aus Saudiarabien (unabhängig vom Leitungskomittee), darunter Ata Ullah, sind führende Agenten vor Ort. Wie er, glaubt man, haben sie Erfahrungen aus anderen Konflikten, möglicherweise Afghanistan und Pakistan,“ fügte der Bericht hinzu.

Die Harakah al-Yaqin, nach mehreren Berichten, könnte auch Verbindungen haben zu den Lashkar-e-Taiba, der pakistanischen Terror-Gruppe, die die Mumbai-Angriffe von 2008 organisiert haben, und zu den Jaish-e-Mohammed, einer militanten Organisation, die in Jammu & Kaschmir operiert.

Der Aufstieg einer islamischen Terrorgruppe könnte die Lage für die 1,1 Millionen in Rakhine lebenden Rohingyas ernsthaft komplizieren. Obwohl eine Mujaheddin-Rebellion in der Region seit den 1940er Jahren vor sich hin köchelt, hatten die Rohingyas nach dem Niedergang der Rohingya-Solidaritätsorganisation bis spät in die 1990er Jahre wenig am Hut mit bewaffnetem Kampf. Doch mit neuem bewaffneten Widerstand, wenn auch mit erheblicher externer Motivation, könnte ein bereits blutiges hartes Durchgreifen der Regierung möglicherweise noch härter werden lassen.

Und für die Nachbarschaft, einschließlich der südostasiatischen Länder, Bangladesch und Indien, könnte dies der Beginn neuer Sicherheitsprobleme sein.

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