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#BlackMonday: Wie die BBC Südafrikas Mordopfer verhöhnt.

Foto: Instagram.

Nach den jüngsten brutalen „Farmmorden“ (plaasmoorde) haben am Montag etwa 10.000 südafrikanische Bauern den Verkehr auf den Schnellstraßen um Kapstadt, Johannesburg und Pretoria zum Erliegen gebracht. Allein in diesem Jahr wurden 72 Farmer bei mehr als 340 extrem gewalttätigen Übergriffen ermordet. Man würde vermuten, dass der altehrwürdigen BBC dazu etwas Gescheites einfällt, aber nein, es kam das dabei heraus:

„BBC-Reporter Pumza Fihlani“ (ernsthaft?) „in Johannesburg berichtete, dass die Proteste bereits ethnische Spannungen (‚racial divisions‘) auslösten, nachdem einige Demonstranten gesehen wurden, die die alte südafrikanische Fahne aus der Apartheid-Ära trugen […]“ [1]

Okay, Pumza, aber ist das Ermorden, Foltern und Vergewaltigen von überwiegend weißen Farmern durch überwiegend schwarze Täter nicht auch irgendwie dazu geeignet, gewisse Gräben zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen in einer Gesellschaft aufzureißen? Wäre das nicht die eigentlich wichtige Nachricht gewesen? Natürlich nicht. Und so kommt als nächstes der Kunst- und Kulturminister Nathi Mthethwa auf Twitter zu Wort und wird von der BBC folgendermaßen zitiert:

„Wir verurteilen auf Schärfste den bei den #BlackMonday-Protesten durch das Schwenken der Arpartheid-Flagge gezeigten Rassismus. Das ist inakzeptabel.“

Hmm. Aber die Fahne bringt ja keinen um, auch wenn sie sicherlich manchen Leuten sauer aufstößt. Wäre es nicht hilfreicher, die andauernden Farmmorde aufs Schärfste zu verurteilen und endlich etwas dagegen zu unternehmen? Die haben ja überhaupt erst zu den Demonstrationen geführt. Diese Frage zumindest hätte ich der BBC zugetraut. Aber das war vermutlich zu viel verlangt. Es geht nämlich weiter mit:

„Die Proteste fanden drei Tage nach der Verurteilung von zwei weißen Farmern zu 10 Jahren Gefängnis statt, die einen schwarzen Mann in einen Sarg gezwungen hatten.“

Der schwarze Mann, Victor Mlotswa, hat den Sarg übrigens lebend wieder verlassen. Die 72 toten Bauern haben dieses Privileg nicht mehr. Die waren ja der eigentliche der Anlass für die Proteste, die… also ich komme mir grad wie eine kaputte Schallplatte vor. Hatte ich schon erwähnt, dass es eigentlich um die systematischen Angriffe auf weiße Farmer geht?

Im vorletzten Absatz fällt der BBC dann endlich auch auf, dass sie sich grad zum Klops macht und handelt den konkreten Anlass für den #BlackMonday in zwei knappen Sätzen ab. Irgend so ein Weißer wurde wieder mal ermordet, blah blah. Gibt ja genug davon. Interessiert eh keinen. Oder so. Lieber widmet man sich dem „Fakten-Check“:

„Die Vorstellung, dass weiße Farmer gezielt angegriffen werden, hält sich schon seit einiger Zeit. Die Fakten-Checker Website ‚Africa Check‘ fand bereits 2013 heraus, dass es für Weiße in Südafrika unwahrscheinlicher ist, ermordet zu werden, als für alle anderen ethnischen Gruppen.“

Nun, das mag gesamtstatistisch so stimmen oder auch nicht, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für Bauern, ermordet zu werden, um den Faktor 4,5 höher als für den durchschnittlichen Südafrikaner. Das Todesrisiko in dieser Branche ist dreimal höher als bei der Polizei — Farmer ist der mit Abstand gefährlichste Job in Südafrika! Zum Glück hat die BBC weiter nachgehakt und herausgefunden:

„Der Sprecher der Sonderermittlungseinheit der Polizei, bekannt als ‚die Falken‘, Brigadier Hangwani Mlaudzi“ (!) „teilte BBC-Reporter Milton Nkosi“ (!!) „mit, dass die Polizei gar keine Statistiken über Farmmorde führt. ‚Die Fälle werden nicht als Farmmorde klassifiziert. Es sind einfach Mordfälle wie alle anderen, die wir untersuchen‘, sagte er.“

Es waren übrigens 72. Nur dieses Jahr. Nur auf Farmen. Als man 2001 damit aufhörte, diese Fälle nach ethnischen Gesichtspunkten aufzuschlüsseln, waren 61,6% der Opfer Weiße, 33,3% Schwarze, 4,4% Asiaten und 0,7% „Sonstige“. [2] Um zu verstehen, warum man diese Statistik lieber nicht weiter geführt hat, lohnt sich ein Blick auf den Anteil der Weißen an der Gesamtbevölkerung Südafrikas: Es sind 8,4% (Stand 2014).

Mich beschleicht das ungute Gefühl, dass die BBC auch nicht böse ist, wenn es irgendwann Null Prozent werden. Vielleicht denkt mancher jetzt: „Was geht mich das an? Das ist ja weit weg!“ — nun, es könnte ein Vorgeschmack auf das sein, was uns in Europa erwartet, wenn wir in einigen Jahrzehnten zur Minderheit in unseren eigenen Ländern werden. Unwahrscheinlich, dass es die Scharia-Polizei juckt, wenn mal wieder ein paar „Kartoffeln“ abgemurkst werden.

Ich wette, die BBC berichtet dann, das empörte Schwenken der Deutschlandfahne würde rassistische Unruhen heraufbeschwören. Fragt sich nur, in welcher Sprache…

[1] http://www.bbc.com/news/world-africa-41802942
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/South_African_farm_attacks

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