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Nigerias Christen heute, Europas Christen morgen

Giulio Meotti, 18.4.2018, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Normalerweise bricht Afrika nur dann in den Westen durch, wenn westliche Ziele von Terroristen angegriffen werden. Zunächst wurden 1993 in Somalia zwei US-amerikanische Black-Hawk-Hubschrauber abgeschossen. Al-Qaida attackierte 1998 US-Botschaften in Kenia und Tansania. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte der Islamische Staat ein Video, das einen Hinterhalt in Niger zeigen soll, in dem letzten Oktober vier US-Soldaten getötet wurden. Der Westen war still. Der Westen scheint sich nicht um den andauernden islamischen Terror-Genozid an Afrikas größter christlicher Bevölkerung in Nigeria zu kümmern.

Kürzlich wurde das Kolosseum in Rom rot beleuchtet, um gegen die Verfolgung von Christen zu protestieren. Das berühmteste Wahrzeichen Italiens wurde im Auftrag von „Hilfe für die Kirche in Not“ beleuchtet, um auf die intensiven und enormen Massaker aufmerksam zu machen, unter denen Christen leiden.

Douglas Murray schrieb zu Recht für The Spectator: „Wer schützt die Christen in Nigerias Norden?“. Beim letzten Angriff wurden 15 christliche Dörfer ethnisch und religiös „gereinigt“. Zuerst durchwühlten extremistische Muslime christliche Städte und säuberten sie von christlichen religiösen Symbolen und ermordeten dann 19 Christen. In nur einem Monat wurden mehr als 80 Christen ermordet, oft mit Macheten zu Tode gehackt.

Kein Tag vergeht in Nigeria, ohne dass Christen in Stücke gerissen werden, in Schulen, Kirchen und Häusern. Es ist ein Projekt der ethnischen Säuberung auf derselben Stufe wie die schrecklichen Nachrichten aus Syrien.

Die „afrikanischen Taliban“ scheinen sich der Vernichtung von Christen und der Durchsetzung des islamischen Rechts (Scharia) im ganzen Land gewidmet zu haben. In der diabolischen Logik des politischen Islams gelten Christen als „des Lebens unwürdig„.

Nigeria galt einst unter allen postkolonialen afrikanischen Staaten als das „Vorbild“, in dem schwarze Magistraten mit denselben weißen Perücken Gerechtigkeit walten ließen wie ihre britischen Kollegen. Heute lebt dieses Land unter einer blutigen Apartheid der Glaubensrichtungen und leidet unter einem Krieg, der von einer „Horde“ erklärt wurde, die darauf abzielt, „die Nation zu islamisieren„, wie Wole Soyinka, der Nobelpreisträger für Literatur Nigerias, über die Terroristen sagte.

Bischof Joseph Bagobiri von der Diözese Kafanchan lieferte einen Bericht über islamistische Übergriffe in seiner Gegend: „53 Dörfer wurden niedergebrannt, 808 Menschen ermordet und 57 verwundet, 1422 Häuser und 16 Kirchen zerstört“. Außerdem flohen 1,3 Millionen Christen in sicherere Regionen des Landes. Dies ist in der Tat eine ethnische und religiöse „Säuberung“.

Laut Philip Jenkins, einem führenden Experten für das Christentum, wird in Nigeria das Gleichgewicht zwischen Islam und Christentum in Afrika entschieden. Das „religiöse Schicksal Nigerias könnte ein politischer Faktor von immensem Gewicht im neuen Jahrhundert sein“, schrieb Jenkins.

Deshalb haben die Islamisten die Christen in Massen getötet. Nigeria steht an der Spitze der schwarzen Liste der Länder für die Zahl der Christen, die für ihren Glauben ermordet wurden: Mehr als die Hälfte der über 7.000 Morde weltweit allein im Jahr 2015. Im vergangenen Februar wurde US-Präsident Donald Trump und seinem Amtskollegen Muhammadu Buhari aus Nigeria mitgeteilt, dass seit Juni 2015 in Nigeria 16.000 Christen ermordet wurden. Ein Bericht der Internationalen Gesellschaft für bürgerliche Freiheiten und Rechtsstaatlichkeit enthüllte:

„Die geschätzten 16.000 Todesfälle bestehen spezifisch aus 2.050 Opfern direkter staatlicher Gewalt, 7.950 Opfern von Polizeigewahrsam oder Gefangenentötungen durch Racial Profiling und unprofessionelles Verbrechenserkennungsmanagement, 2.050 Opfern von Boko-Haram-Aufständen und 3.750 Opfern von Morden durch Fulani Terror-Hirten“.

Extremistische Muslime schlachten nicht nur Christen; Sie zerstören auch ihre Kultstätten. Mindestens 2.000 christliche Kirchen wurden von Boko Haram dem Erdboden gleichgemacht im Verlauf ihrer Kampagne, alle Christen aus dem Norden Nigerias zu vertreiben.

Im Jahr 1987 hatten extremistische Muslime angefangen, „nur Islam!“ zu brüllen. während sie Kirchen und Christen angriffen. Das Ziel dieser Massaker von Muslimen scheint es zu sein, die religiöse und demographische Geographie des afrikanischen Kontinents zu verändern, indem sie die historische Trennlinie, die quer durch Zentralafrika vom islamischen Senegal bis nach Somalia verläuft, ausradiert. Alles, was vom „Dar al Harb“ („Land des Krieges“) übrig ist, soll „Dar al Islam“ („Land des Islam“) werden. Nigeria, das größte Patchwork der Religionen in der Welt, steht im Mittelpunkt dieses Projekts. Extremistische Muslime greifen daher wiederholt die christlichen Gläubigen an, oft während ihres Gottesdienstes.

Der nigerianische katholische Bischof Hyacinth Egbebo warnte: „Wenn die Islamisten Nigeria überrennen sollten, wird das ein Sprungbrett [sic] sein, um kleinere Länder zu erobern. Wenn Nigeria islamischen Extremisten zum Opfer fällt, wird ganz Afrika in Gefahr sein.“

Der Westen muss sich wirklich um das tägliche Gemetzel dieser armen, schwarzen, christlichen und verlassenen Bevölkerung kümmern. Wole Soyinkas „Horde“ wird nicht auf die nigerianischen Grenzen beschränkt sein, sondern wird versuchen, auch den Westen anzugreifen. Das passierte bereits mit Umar Farouk Abdulmutallab, dem nigerianischen Terroristen, der am Weihnachtstag 2009 einen Bombenanschlag auf einen in die USA fliegenden Flug zu verüben versuchte. Wir haben das Glück, so viele Anschläge wie in Madrid, London, Paris und Berlin überlebt zu haben, um nur an einige zu erinnern. Aber wie viele mehr? Und wie lange?

Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Autor.</i


Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.

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