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Ein israelischer Linker an J-Street: Hört auf!

Hen Mazzig, 20. September 2015, Times of Israel Blogs

Letztes Jahr reiste ich an Universitäten in ganz Nordamerika, um von meinen Erfahrungen als Offizier der israelischen Armee zu erzählen – eine Rolle, die humanitäre Hilfe für palästinensische Zivilisten in der Westbank und Gaza umfasste. Meine Erfahrungen als Redner waren überwiegend positiv, da ich in der Lage war, eine gemeinsame Basis mit vielen jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft und politischen Standpunkten zu finden, aber es gab einige unglückliche Ausnahmen.

Während einer meiner Vortragsveranstaltungen, hob eine Schülerin ihre Hand, um eine Frage zu stellen. Die junge Frau wollte wissen, was ich über J-Street und andere „linke“ jüdische Gruppen dachte, die Israel kritisieren, da ich doch selber ein Linker Israeli bin.

In der Annahme, sie suche eine ehrliche Antwort, sagte ich ihr die Wahrheit; „Ich bin sehr beunruhigt über ihre Arbeit …“, begann ich, aber sie unterbrach: „Nun, ich bin die Leiterin des J-Street Clubs auf meinem Campus und das, was Sie nicht verstehen, ist, dass wir Israel als unsere jüngere Schwester ansehen. Wir wollen, dass unsere jüngere Schwester besser ist – wir lieben sie und kümmern uns um sie.“

Enttäuscht über ihren Mangel an Interesse am Dialog und durch ihre Analogie beleidigt, antwortete ich: „Also deiner Meinung nach, wenn ich meine jüngere Schwester liebe, dann muss ich in den Vereinigten Staaten herumgehen und jedem erzählen, wie schlecht sie ist? Wie sie nicht weiss, was gut für sie? Wie wir gemeinsam Druck auf sie ausüben müssen? Und wenn ich meine liebe kleine Schwester wirklich liebe, dann soll ich meinen Eltern bitten, ihr die finanzielle Unterstützung zu verweigern? Ich sollte jeden ihrer Fehler publik machen und sie auf jeder möglichen Plattform diffamieren? Oder wenn ich mich wirklich um sie kümmere, sollte ich stattdessen mit ihr zusammenarbeiten?“

Leider ist dieser verbale Austausch symptomatisch für eine grössere Krankheit bei einigen, die sich mit der amerikanisch-jüdischen Linken identifizieren und der Kern dieser Krankheit ist die Täuschung, dass Israel die jüngere Schwester des amerikanischen Judentums sei. Während die Frau, die mir diese Frage stellte, gerne glauben möchte, dass Israelis nicht wissen, was das Beste ist für ihre Zukunft, sind es tatsächlich Menschen wie sie, die die Probleme, denen sich Israel gegenüber sieht, nicht vollständig verstehen.

Hen präsentiert vor Studenten des Swarthmore Colleges.

Als Israeli, der sich jahrelang mit zionistischen linken Parteien wie Meretz ausgerichtet und jeden Friedensprozess unterstützt hat, bin ich äusserst aufgebracht über Gruppen wie J-Street, für die Ausübung eines falsch-progressiven Ansatzes im Nahen Osten, der die Bevormundung der Imperialisten des 20. Jahrhunderts imitiert. Sie glauben, dass sie berechtigt sind, uns Israelis zu sagen, was zu tun ist. Wenn wir anders denken, dann entlassen sie uns arrogant als Menschen, die nicht wissen, was das Beste für unser eigenes Wohlergehen ist. Warum ist es so, dass wir, die Menschen, die durch Kriege gelitten, im Militär gedient, Friedensabkommen unterstützt haben und auf den Strassen demonstrierten, um Veränderungen zu bewirken – warum in aller Welt sollten wir als weniger fähig angesehen werden als diejenigen, die am anderen Ende der Welt in der relativen Sicherheit und dem Komfort von Amerika leben?

Dieser herablassende Ansatz einiger selbsternannter „progressiver“ jüdischer Gruppen ist wirklich erstaunlich. Sie behaupten, dass sie „Pro-Israel“ sind, doch sie wiederholen konsequent die Meinungen der Pro-BDS-Experten und geben Positionen von sich, die auf allem anderen als progressiven Werten basieren. Ist das Pro-Israel oder progressiv? Lesen Sie einfach die Aussagen auf ihrer Website und Social Media-Plattformen.

Das jüngste und prominenteste Beispiel dieser verdrehten Realität ist in der Debatte um den Iran-Nuklear-Deal aufgetaucht. Die grosse Mehrheit der Israelis, von links bis rechts, ist sich einig, dass dies ein überparteiliches Thema ist: Die Welt sollte nicht 150 Milliarden Dollar (10 mal die Grösse des Israelischen Verteidigungshaushalts) dem weltweit schlimmsten Verletzer der Menschenrechte, dem weltweit führender Sponsor des Terrorismus geben – einem Regime, das auf Regierungskundgebungen Gesänge von „Tod für Amerika! Tod England! Tod Israel!“ anführt.

Doch J Street fördert diesen Deal wie besessen, im Gegensatz zu zahlreichen demokratischen Mitgliedern des Kongresses und des israelischen zionistischen Camps (die J-Street regelmässig einlädt, an ihren Konferenzen zu sprechen). Wenn man sie mit dieser Dissonanz konfrontiert, versucht J-Street, ihre Position mit dem Hinweis auf eine Minderheit der israelischen Sicherheitsbeamten, die Israels Politik in der Frage kritisiert haben, zu rechtfertigen. Aber die meisten dieser Beamten sind sich auch darüber einig, dass das Abkommen selbst zutiefst fehlerhaft ist. Auch ist J-Street manipulativ in der Art, wie es Israelis porträtiert, die angeblich die Ansichten von J-Street unterstützen.

Wie alle Israelis bin ich das Produkt eines Wunders. Ein Wunder geschah meiner Familie im Jahr 1951, als sie in der Mitte einer lebensverändernden Krise waren; sie sind aus arabischen Ländern (Nordafrika und Irak) vertrieben worden, weil sie Juden waren. Das Wunder war, dass es zum ersten Mal seit 2000 Jahren einen jüdischen Staat gab, der sie nach Hause nehmen konnte. Dies ist das gleiche Wunder, das heute mit französischen Juden geschieht, die dem Antisemitismus entkommen – und es ist das gleiche Wunder, das viele andere Juden in der Zukunft retten wird. Es sollte klar sein, dass Israel nicht nur da ist, um den amerikanischen Juden zu dienen. Ich war fünf Jahre in der Armee, um Israel zu verteidigen und Seite an Seite mit den Palästinensern zu arbeiten. Heute spreche ich in der Öffentlichkeit, weil ich eine bessere Zukunft für Israel und seinen Nachbarn sehen will. Jeden Tag atme ich dieses Land. Ich fühle dieses Land in jedem Knochen meines Körpers und mit jeder Faser meiner Seele.

Meine Botschaft an J-Street ist: Wenn Ihr wirklich pro-Israel seid, dann hört auf mit der Bevormundung. Hört auf damit, uns Vorlesungen zu erteilen, uns öffentlich zu diffamieren, und unter Verwendung einer ausländischen Regierung unsere demokratisch gewählte Regierung aus Tausenden von Meilen Entfernung unter Druck zu setzen. Wenn Ihr uns liebt und uns unterstützen möchtet – dann, hört auf unsere Stimmen und sprecht mit uns auf Augenhöhe. Und von Zeit zu Zeit, da Ihr euch als „Pro-Israel“ bekennt, vielleicht könntet Ihr auch mal etwas Nettes über mein Land sagen.

J-Street, wenn Ihr auf diesem unaufrichtigen, antidemokratischen Weg weitergeht, so versichere ich Euch, dass Ihr scheitert. Aber keine Sorge, wir werden hier sein, um Euch zu Hause willkommen zu heissen, wenn das geschieht – schliesslich sind ältere Schwestern genau dafür da.

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