Joshua Muravchik, 18.11.2015, Tablet Mag
Der arabische Menschenrechtsaktivist und furchtlose Korrespondent, gefangen in der Mitte des endlosen Konfliktes.
„Ähnlich wie ein Klassenverräter“, so versuchte ein BDS-Aktivist einem anderen gegenüber auf Twitter die Worte von Bassem Eid zu erklären, dem Menschenrechtsaktivisten der Palästinenser, der eine kraftvolle Stimme gegen die BDS-Bewegung geworden ist. Es war nicht das erste Mal, dass Eid ein Verräter oder schlimmeres genannt worden ist, aber seine Geschichte, die seinen palästinensischen Landsleuten weit besser bekannt ist als den Menschen im Westen, straft solche Verleumdungen Lügen.
Es war Eid, der die Menschenrechtsorganisation B’Tselem auf die politische Landkarte setzte. Am bekanntesten für ihre Denunziationen exzessiver israelischer Militäraktionen, wurde B’Tselem 1988 während der ersten Intifada von prominenten linken Israelis gegründet mit dem Ziel, durch die israelischen Streitkräfte begangene Missbräuche an Palästinensern zu bekämpfen. Doch wie viele Palästinenser öffnen Israelis die Tür, die behaupten, ihnen helfen zu wollen, selbst wenn die Israelis Arabisch sprachen? Und wie viele Israelis würden Geschichten von Fehlverhalten ihrer Soldaten erzählen, wenn sie wussten, dass die Palästinenser nicht selten zu wilden Übertreibungen neigten? B’Tselem brauchte einen Ermittler, der auf beiden Seiten Vertrauen schaffen konnte, jemand, vor dem die Palästinenser frei reden würden, der aber zugleich ihre Geschichten mit einem kritischen Auge betrachten würde.
B’Tselems Suche führte sie zu Eid, der damals ein 30-jähriger palästinensischer Journalist war, meist als freier Mitarbeiter oder Lokalreporter. Er schrieb manchmal auf Arabisch für palästinensische Zeitungen, aber er sprach fliessend Hebräisch. B’Tselem Gründer kannte seine Schreibweise von Kol Ha’ir, einer Jerusalemer Wochenzeitung, die von Ha’aretz publiziert wurde. Über fünf Jahre hatte Eid einen guten Ruf für steinigen und sorgfältigen Enthüllungsjournalismus etabliert. Zum Beispiel war es der hässliche Vorfall im Dorf Salem, in der Nähe von Nablus, Anfang 1988, in dem die Bewohner behaupteten, dass die israelischen Soldaten mit einem Bulldozer einige Jugendliche bis zur Brust im Sand vergraben hatten, um sie für das Steinewerfen zu bestrafen. Zu der Zeit, als Eid die Szene erreichte, waren die Jugendlichen befreit worden. Alles, was er sehen konnte, war ein Sandhügel. Eid verlangte stärkere Beweise der Geschichte der Dorfbewohner. Wenn eines der angeblichen Opfer behauptete, dass er einen Schuh unter dem Sand verloren hatte, als er herausgezogen wurde, drängte Eid die Menschen, Schaufeln zu nehmen und für sie zu graben. Und siehe da, der Sand lieferte einen Schuh, und, wie Aschenputtels Glasschuh, passte er dem jungen Mann. Auf Grund dieser Beweise untersuchte die Armee und bestätigte den Vorfall. Als Eid die Geschichte für Kol Ha’ir schrieb, produzierte er einen kleinen Skandal.
Eids völlige Gleichgültigkeit gegenüber denjenigen, die über seine Verfolgung einer Geschichte unzufrieden waren, ist überaus selten, besonders in einem Teil der Welt, wo Beziehungen so viel zählen. Es war diese Qualität, die das Auge von B’Tselem gefangen nahm. Bei einer anderen Gelegenheit war eine Frau auf Eid zugegangen mit einer Geschichte über ihre Schwierigkeiten bei der Erlangung einer Scheidung. Er hatte sowohl eine israelische Identitätskarte als auch die jordanische Staatsbürgerschaft als palästinensischer Jerusalemer. Viele jerusalemer Frauen bevorzugen die israelischen muslimischen Gerichte, weil, sagt Eid, „sie die Rechte der Frau viel mehr als die jordanischen Muslimgericht schützen.“
In diesem Fall jedoch erhielt die Frau nicht Gerechtigkeit. Eid erinnert sich: „Die Frau sagte mir, dass jedes Mal, wenn sie vor Gericht ging, der Richter, ein Scheich, ihren Fall vertagte, weil er sexuell an ihr interessiert war.“ Er erklärte, um ihr zu helfen brauche er Beweise, und er wies sie an, den Richter von seinem Büro aus anzurufen. Eid rekonstruiert das Zwischenspiel:
Sie sagte, „Herr Scheich, warum vertagen Sie meinen Fall die ganze Zeit?“ Und er sagte: „Bis du zu mir nach Hause kommst.“
Und sie sagte: „Ich weiss nicht, wo Ihr Zuhause ist.“ Und er sagte: „Kannst du jetzt kommen?“
Und sie sagte: „Ja, ich kann, in einer halben Stunde.“ Er beschrieb einen Platz. Er sagte: „Es gibt da ein öffentliches Telefon. Warten Sie daneben. Ich werde kommen und Sie abholen. „Sie stimmte zu, und Eid rief schnell seinen Redakteur bei Kol Ha’ir an, er solle Fotografen vorbeischicken, um das Rendezvous festzuhalten. Dann, wie Eid die Saga fortsetzt:
Wir gingen. Ich versteckte mich. Sie stand in der Nähe des öffentlichen Telefon und er kam in Pyjamas. Es war etwa vier Uhr Nachmittags. Und er kam an das öffentliche Telefon. Er nahm ihren Arm, und begann zu gehen. Er war etwa 65 Jahre alt. Dann sprangen zwei Fotografen vor ihn und machten Fotos, und er fing an zu laufen. Er entkam von dem Platz, die Frau hinter sich lassend.
Die Fotos des Richters, zusammen mit Eids Geschichte, hinterliess niemanden glücklich, mit Ausnahme der Frau, die ihre Scheidung bekam. Der Richter war gedemütigt, und die muslimischen Behörden waren verlegen. Beamte des israelischen Ministeriums für religiöse Angelegenheiten verfügten die Öffentlichkeit. Solch ein schwerer Fall von Erpressung verlangte nach Taten, doch das Ministerium ging nur ungern gegen einen muslimischen Geistlichen vor, weshalb sie ihn nur von Jerusalem nach Haifa versetzten.
***
Im Gegensatz zu den meisten anderen liberalen Denkern im Nahen Osten, ist Bassem Eid nicht aus der gebildeten Mittelschicht gekommen. Sein Vater, Mohammed, schlug sich als Schneider durch, arbeitete allein mit seiner Nähmaschine in einem kleinen Stall in der Shouk in der Altstadt von Jerusalem. Im Jahre 1951 heiratete Mohammed Eid Mahdiyah, die Tochter eines armen zum Schuster gewordenen Imams aus Lod, die in rascher Folge vier Söhne gebar, Bassem war der vierte, und dann eine Tochter.
Früh in der Ehe war die junge Familie von einem Haus im muslimischen Viertel der Altstadt zu einem im jüdischen Viertel umgezogen. Obwohl oft palästinensische Führer die historische Verbindung der Juden zu Jerusalem leugnen, nannten die arabischen Bewohner dieses Teils der Stadt es immer „Judenviertel“ auf Arabisch, auch als keine Juden dort lebten. Die Wohnung bestand aus nur einem einzigen Raum und einer kleinen Küche und einer Toilette. Wenn der Andrang von sieben in einem Raum lebenden ihn störte, fand Bassem Zuflucht bei der Schwester seiner Mutter. So ungewöhnlich es in ihrer Kultur war, so war diese Tante eine alte Jungfer, die allein in der Cardo lebte, den Überresten der zentralen Strasse der Stadt aus der byzantinischen Epoche, die nur eine Minute zu Fuss vom Zuhause der Eid entfernt war.
Im Jahr 1966 entschied die jordanische Regierung, dass dieser Teil des jüdischen Viertels entvölkert werden müsse. Es wuree keine Gewalt angewandt, einfach eine Verlockung. Die UNRWA hatte gerade ein neues Flüchtlingslager gebaut, genannt Shuafat, jetzt ein Niemandsland zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde, die das Epizentrum der aktuellen Welle der Messerangriffe geworden ist, am nördlichen Rand von Jerusalem, entlang der Strasse nach Ramallah. Jede Familie, die dorthin umzog, bekam ein Haus und ein Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt.
In Folge des Umzugs wurden die Kinder nicht durch den Krieg von 1967 entwurzelt, wie es viele andere Bewohner von Ost-Jerusalem geworden waren. Sie wurden jedoch nicht von allen Traumas verschont. Bassem, damals 9, war seine Jungfern-Tante in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung in der Cardo an dem Tag besuchen gegangen, an dem die Schlacht um Jerusalem begann. Er erinnert sich:
Als der Krieg begann, gab es ein kleines Radio bei meiner Tante. Und sie begannen, „Yahud, Yahud, Yahud“ zu sagen [Jude, auf Arabisch] Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete. Also fragte ich meine Tante, „Was bedeutet es, Yahud? Sind sie Menschen wie wir?“
Und sie sagte, „Nein, sie essen Menschen.“
„Oh, Himmel! Vielleicht kommen sie her und essen uns.“
„Nein, keine Angst. Ich habe die Aussentür abgeschlossen.“
Fünf Tage lang lebten sie von den Vorräten, die zufällig vorhanden waren. Das Radio gab ihnen ein paar Nachrichten, von zweifelhafter Zuverlässigkeit, aber es war ihre einzige Verbindung nach aussen. Das Haus hatte kein Telefon; auch nicht das der Eltern von Eid. Mohammed und Mahdiyah konnte nur zu Allah beten, ihren jungen Sohn zu bewahren, der isoliert war in der Mitte einiger der intensivsten Kämpfe. Am sechsten Tag, erinnert sich Eid:
Jemand klopfte an die Tür, und sofort lief ich zu meiner Tante und sagte: „Die Juden sind gekommen, um uns zu essen.“
Sie sagte: „Nein, nein, es sind nicht die Juden. Geh und öffne die Tür.“
Ich sagte: „Nein, du bist älter als ich. Du musst sie öffnen.“
Dann sagte sie: „Mach dir keine Sorgen. Vielleicht ist es dein Onkel.“
Dann ging ich und ich öffnete sie. Und ich sah Soldaten und sofort lief ich ins Innere des Hauses. Dann traten sie ein. Sie sprachen gut Arabisch. Sie fragten, ob es Männer im Haus habe, und meine Tante sagte: „Niemand, ausser mir und dieses Kind.“
Und dann sagte ein Soldat: „Wenn Sie etwas zu essen brauchen, können Sie nach draussen gehen. Es gibt einen Punkt hier, wo Nahrung verteilt wird, ein paar Tomaten, etwas Brot und Milch.“
Und dann sah meine Tante mich an und sagte: „Willst du uns etwas bringen?“
Und ich sagte: „Nein.“
Dann sah der Soldat zu mir und sagte: „Warum nicht?“ Auf Arabisch. „Du kannst gehen. Es ist sicher. Niemand wird dir etwas tun.“
Und ich sagte: „Nein.“
Als die Soldaten gegangen waren, fragte Bassem seine Tante: „Glaubst du ihm, dass sie Brot und Tomaten und Milch verteilen?“ Und sie sagte: „Ja.“ Bassem forderte sie heraus: „Du hast mir gesagt, das Juden Menschen essen. Warum sollten sie uns etwas zu essen geben?“ Dann sagte sie: „Das ist, was dein Großvater mir gesagt hat“, aber sie gestand, dass sie den Wahrheitsgehalt davon nicht wusste. So wagte sich Bassem heraus, und er fand „alle Menschen aus der Nachbarschaft waren da, und brachten Tomaten, Brot und Milch. Sie gaben es allen.“
Dass die jüdischen Soldaten so viel freundlicher waren als ihm zu erwarten beigebracht worden war, hat vielleicht zu Eids Haltung zu Israel beigetragen, die, auch wenn er oft als sein irritierendstes, haarigstes Hemd handelte, nie von Hass geprägt war. Vielmehr scheint die Entdeckung, auf solch lebendige Art und Weise, der Falschheit der Geschichte des jüdischen Kannibalismus, die seine Tante von seinem Großvater an ihn weitergegeben hatte, dem jungen Eid das starke Gefühl der Differenz zwischen Fakten und Gerüchten eingeprägt zu haben, das zum Markenzeichen seiner Karriere geworden war.
Nach der High School, während Tische bediente, um für das College zu sparen, stolperte er in eine Tätigkeit, die seine Entwicklung beeinflusste. Ohne bestimmten Zweck hatte er eine gebrauchte hebräische Schreibmaschine aufgegabelt. Er hatte die Sprache auf der Strassen aufgeschnappt, beim Austragen von Zeitungen jüdischer Israelis, damit er neue Kleidung und Schultaschen und Snacks kaufen konnte und sich auf dem Flipper zum Meister auszubilden, da seine Eltern, die bis dahin noch vier Söhne hatten, ihm diese Dinge nicht geben konnten. Dann, eines Tages, zu Fuss durch einen Abschnitt der Shouk in der alten Stadt, in der Metzgereien konzentriert waren, beleidigt ihn etwas, was er sah und roch. Die Metzger im Shouk hatte keine Kühlschränke. Fleischhälften hingen von Haken herunter; Stücke wurden auf Theken ausgelegt. „Die Strassen rochen so schlecht und waren so schmutzig“, erinnert sich Eid. Er ging nach Hause und tippte einen Brief auf Hebräisch an den Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kolek, in dem er sich über die Bedingungen beklagte.
Zwei Wochen später brachte die Post eine Antwort. Kolek dankte ihm dafür, seine Aufmerksamkeit auf dieses Problem zu richten, lobte ihn als guten Bürger und versprach, die Metzgerstrasse zu bereinigen. Das war aufregend; also schickte er als nächstes einen Brief an Premierminister Shimon Peres. Eid kann sich nicht mehr an das Thema erinnern, nur, dass er erneut eine Antwort bekam – unterzeichnet vom Premierminister. Eid erzählte anderen von seiner Korrespondenz und das Wort begann die Runde zu machen, dass er die Macht habe, mit den israelischen Behörden zu kommunizieren. Eid erinnert sich:
Dann begannen die Leute zu mir kommen und Dinge zu sagen, wie: „Hören Sie, ich habe ein Problem mit der nationalen Versicherung. Können Sie einen Brief schreiben, um ihnen zu erklären, dass ich in diesem Jahr noch nie gearbeitet habe, weil ich krank war? Ich habe die medizinischen Berichte hier bei mir.“
Nach etwa einem Jahr machte Eid ein kleines Unternehmen aus dem Schreiben von Stellvertreterbriefen. Er mietete einen Raum in der Nähe seines Hauses, beschaffte sich ein Postfach, und installierte sogar ein Telefon – etwas, was der Eidsche Haushalt sich nie hatte leisten können. Die Bewohner von Shuafat würden ihm ihre Streitigkeiten mit verschiedenen Büros der Regierung oder Versorgungsunternehmen bringen, und Eid würde Buchstaben in Hebräisch tippen und ihre Fälle darlegen. Sie würden ihm ein paar Schekel zahlen und manchmal, wenn er jemandem ein Bündel sparen konnte, würden sie ihm einen Tipp geben.
Er entwickelte das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten als Fürsprecher. Er lernte auch etwas über das Wesen der Demokratie. „Für jeden Brief, den ich schickte, erhielt ich eine Antwort in Form eines schriftlichen Briefes“, sagt er. „Das ist in der arabischen Welt überhaupt nicht üblich. In Israel ist es normal. Jeder Brief, den Sie senden – manchmal braucht es Zeit, den Fall zu prüfen – aber am Ende erhalten Sie eine schriftliche Antwort.“
Nach vier Jahren der Arbeit in Restaurants tagsüber, und Fürsprachebriefe zu schreiben in der Nacht – oder umgekehrt – hatte Eid genug Geld gespart, um sich an der Hebrew University einzuschreiben zum Studium des Journalismus. Doch nach zwei Jahren lief seine Mittel aus, und er war gezwungen, sein Studium aufzugeben. Er arbeitet die Arbeit in Gaststätten wieder auf und das Schreiben von Briefen für die Mitglieder seiner Gemeinde, aber er begann auch für arabische und hebräische Papiere als Freelancer zu schreiben, und bald fing er bei Kol Ha’ir an. Seine Verbindung blieb freelance, aber für die nächsten fünf Jahre erschienen seine Beiträge regelmässig.
Als Folge seines wachsenden Rufs in dieser Rolle wurde er von den Gründern von B’Tselem entdeckt und rekrutiert. Ursprünglich hatte die Organisation sechs Mitarbeiter, von denen Eid der einzige arabische und der einzige Vollzeit-Feldarbeiter war. Er war das Herz der Operation. „Für mich ist Bassem Eid B’Tselem“, schrieb Gideon Levy, ein Kolumnist der Zeitung Ha’aretz, der palästinensische Angelegenheiten abdeckt. „Er bringt ihnen ihre harten Informationen, ihren Rohstoff.“ Später stellte die Gruppe einen fliessend arabisch sprechenden Israeli ein, der auch Feldarbeit machte, aber das war nachdem B’Tselem das Vertrauen der Palästinenser, vor allem dank Eid, bereits gewonnen hatte.
Zu diesem Zweck begann Eid eine wöchentliche Geschichte für Al Quds zu schreiben, der wichtigsten palästinensischen Zeitung, in der er über Fälle redete, die er untersucht hatte. Jedes Mal, wenn die israelische Armee eines Fehlverhaltens beschuldigt wurde, schickte ihr B’Tselem einen Bericht, basierende auf den Zeugenaussagen, die Eid aufgenommen hatte. Die Armee würde dann untersuchen und entweder leugnen oder den Vorwurf zugeben. In seinen Artikeln, betonte Eid die Zähigkeit von B’Tselem, und er erwähnte häufig Fälle, in denen die Armee Schuld eingestanden und Entschuldigungen oder Rückerstattung angeboten hatte.
Manchmal wandten sich durch das schlechte Benehmen ihrer Kameraden aufgewühlte israelische Soldaten an Eid. Im Jahr 1990 kontaktierte ihn ein Reservist und berichtete, dass seine Einheit eine Reihe von Jugendlichen im Dorf Aboud, in der Nähe von Ramallah, gestellt hatte, von denen vermutet wurde, dass sie mit Steinen auf einige jüdische Siedler geworfen hatten. Die Soldaten schlugen sie und erniedrigten sie. Es war gerade der jüdische Feiertag Purim, wenn Kostüme angezogen werden, und einige Soldaten zwangen die Jungen, ihre Gesichter mit Farbe zu bemalen und ein Purim-Lied zu singen. Eid versammelte bestätigende Zeugenaussagen und einige andere Soldaten gestanden schliesslich und wurden bestraft.
Eid machte oft die israelischen Militärs verrückt. Einmal zum Beispiel verhaftete die Armee einen 16-jährigen Bewohner eines Westbank-Dorfes, Beir Nabala, der gestand, über Nacht eine Strasse mit Steinen blockiert zu haben. Auf die Frage, wie er die beträchtlichen Entfernung von seinem Haus zur Stelle der Blockade zurückgelegt hatte, sagte der Bursche er habe seines Vaters Esel genommen. Am nächsten Tag kamen Soldaten mit einem Lastwagen und beschlagnahmten den Esel. Als die Familie Eid sagte, was geschehen war, schrieb er rasch einen Brief an den Rechtsberater der Armee. Er erkundigte sich nach dem Verbleib des Esels, fragte: „Ich möchte wissen, ob Sie ein Gefängnis für Esel haben. Ich möchte wissen, wie Sie die Esel behandeln. Und ich möchte wissen, ob die Besitzer das Recht haben, ihre Esel zu besuchen.“ Der Rechtsberater antwortete in humorloser Bürokratensprache und erklärte, dass er eine Fallnummer benötige, und fragte, ob der in Frage stehende Esel besondere Unterscheidungsmerkmale habe. Eid gab den Austausch an die Presse weiter, die, wie er wusste, seine Drolligkeit zu schätzen wissen würde. Als es auf der Titelseite von drei israelischen Zeitungen war, wurde der Esel zurückgegeben.
Obwohl er ein Dorn in ihrem Auge war, kam die Armee widerstrebend dazu, Eid zu respektieren. Sie erkannte, dass seine Berichte frei waren von der Phantasie und Übertreibung, die nur allzu häufig im palästinensischen Diskurs ist. „Warum übertreiben?“, fragt Eid. „Wenn zum Beispiel 2’000 Häuser zerstört wurden, warum 10’000 daraus machen? Wenn die Israelis vier getötet haben, warum sagen, dass es 40 waren?“ Er nahm Beschwerden von palästinensischen Kollgen nicht zum Nennwert. Im Gegenteil, er machte es zu seiner Praxis, die Genauigkeit der Aussage zu sondieren, bevor er seinen Kollegen im B’Tselem Hauptquartier sagte, sie sollten einen formellen Brief an die Armee schicken, um nach deren Version der ihm dargelegten Ereignisse zu fragen. Es war nicht ungewöhnlich, dabei Verzerrungen zu entdecken.
Einmal starb ein 6-jähriges Mädchen an einer Schusswunde am Kopf, wobei ihr Vater, ein Mitglied der palästinensischen Sicherheitskräfte, sagte, dass ein israelischer Siedler in sein Auto gefeuert habe. Es dauerte nur ein paar Telefonate an die Nachbarn, bis Eid erfuhr, dass in Wahrheit die Kugel von der eigenen Waffe des Vaters kam, als er sie in seinem Haus reinigte. Ein anderes Mal starb ein kleines Mädchen an einem Schuss eines israelischen Soldaten in ein Auto. Ihr Vater berichtete, er sei gefahren und sie seien grundlos angegriffen worden. Bassem entdeckte, dass der 15-jährige Bruder des Mädchens das Auto der Familie für eine Freudenfahrt genommen hatte, ohne Erlaubnis der Eltern, und sie mitgenommen hatte für das Versprechen einer Eistüte. An einem Kontrollpunkt wendete er und raste weg, weil er keinen Führerschein hatte. Ein Soldat gab dann den tödlichen Schuss ab. Der Soldat wurde bestraft, weil seine Befehle waren, auf die Reifen eines fliehenden verdächtigen Fahrzeugs zu schiessen, nicht auf die Passagiere, doch die Geschichte war nicht der kaltblütige Mord, den der Vater behauptet hatte.
***
1994 war ein entscheidendes Jahr für Eid, wie für alle Palästinenser und Israelis. Im Juli, 10 Monate nach dem ungeschickten Handschlag zwischen Rabin und Arafat auf dem Rasen des Weissen Hauses, hatte die PLO-Führung ihre triumphale Rückkehr aus dem Exil nach Palästina, um eine Regierung einzurichten. Fast alle Palästinenser sehnten sich nach einem eigenen Staat, aber Eid, wie andere auch, hatte Vorbehalte gegen die lange exilierte PLO-Führung. Rabin hatte einmal öffentlich den Deal mit einem Mann gerechtfertigt, den er offen verachtete, indem er sagte, dass Arafat die Palästinenser kontrollieren würde und „sie behandeln wird, wie sie behandelt werden müssen, ohne … Störung durch B’Tselem.“
Eid hatte bereits Auseinandersetzungen mit einigen der Fatah Hardliner in den Gebieten, weil er einige der brutalen Strassen- „Gerichte“ angeprangert hatte, die sie sie austeilten, vor allem in den Flüchtlingslagern. Er war auch wesentlich beteiligt an einem B’Tselem Bericht von Anfang 1994 über das Thema der Tötung von Palästinensern, die im Verdacht der „Kollaboration“ mit Israel standen, durch andere Palästinenser. Die Ergebnisse der Studie waren krass:
Die breite Definition des Begriffs „Kollaborateur“ von palästinensischen Organisationen und ihre Aktivisten und ihre Vorgehensweise führte zur Tötung von Hunderten von Palästinensern, die nicht im Dienst der Sicherheitsbehörden standen. Viele wurden getötet, weil ihr Verhalten als unmoralisch empfunden wurde oder weil sie als „negative Elemente“ in der Gesellschaft betrachtet wurden, oder aus anderen Gründen. Einige Morde wurden im Rahmen von internen Streitigkeiten durchgeführt, oder um persönliche Rivalitäten zu regeln, und wurden dann als Strafe für Kollaboration dargestellt.
Würde Arafat und seine gut bewaffnete Besatzung diese Gewalt unterbinden, fragte sich Eid oder eher erhöhen? Es dauerte nicht lange, bevor seine Befürchtungen bestätigt wurden. Arafat schuf eine Vielzahl von bewaffneten Agenturen, von denen die bekannteste der Preventive Security Service (PSS) war, von einem seiner engsten Vertrauten befehligt, Jibril Rajoub. Bald begannen Palästinenser mit Geschichten von Missbrauch in den Händen von Rajoub Schergen zu Eid zu kommen. „Ich fing an, Telefonanrufe von den Leuten zu bekommen, die verhaftet worden, gefoltert und dann freigelassen worden waren“, erinnert sich Eid. „Einige von ihnen hatten wirklich Angst.“ Weil es so viele solcher Beschwerden waren, kam Eid zum Schluss, dass dies nicht Einzelfälle waren, sondern „ein Phänomen.“
Eid forderte seine Vorgesetzten bei B’Tselem dazu auf, eine Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen durch die neue palästinensische Autonomiebehörde zu eröffnen, aber sie sagten, dass für sie als israelische Organisation es ihre Mission sei, Untaten von Israel zu kritisieren, nicht von der im Entstehen begriffenen palästinensischen Regierung. Also begann Eid seine eigenen Aufzeichnungen zu führen. Als diese Aufzeichnungen dicker wurden, appellierte Eid an B’Tselem, ihre Politik zu ändern und ihm zu erlauben, einen offiziellen Bericht über die Misshandlungen vorzubereiten. Er sammelte Beispiele von Zeugenaussagen, übersetzt sie auf Hebräisch, und verteilt sie an die Mitglieder des Vorstandes, die dann für die Genehmigung des Berichts stimmten. Er wurde im August 1995 veröffentlicht und zitiert Fälle von:
aussergerichtliche Bestrafung, Entführung von Einwohnern, illegale Verhaftungen, verlängerte Haft ohne gerichtliche Kontrolle, die Verweigerung juristischer Vertretung, die Verweigerung regelmässiger Familienbesuche, und der Einsatz von Foltertechniken wie Schlägen, schmerzhafter Fesselung, Drohungen, Demütigungen, Schlafentzug und Vorenthaltung von medizinischer Behandlung. Die Weigerung der meisten derer, die für B’Tselem aussagten, und vieler anderer, die von den Medien über diese Themen befragt wurden, ihre Namen zu veröffentlichen, zeigt, dass viele Bewohner der Westbank die PSS nicht öffentlich kritisieren aus Angst vor schwerer und heftiger Reaktionen der PSS.
Als Reaktion verurteilte Rajoub Eid als „Kollaborateur“ und einen „israelischen Polizeispitzel.“ Es fehlte nur noch, dass er ein Kopfgeld auf Eid aussetzte. Human Rights Watch berichtete: „Viele Menschenrechtsgruppen protestierten gegen diese Bemerkung als bösartig und unbegründete Behauptung, die Eids persönliche Sicherheit gefährden könnte. Die PA versicherte, dass Menschenrechtsgruppen frei seien, in den Selbstverwaltungsgebieten zu arbeiten, zog aber die Anklage nicht formell zurück.“
Die durch Rajoub entfesselte Drohung zwang Eid, seine Methoden zu ändern. Nun würde er, wenn er gefährliche Gebiete besuchte, einen Kollegen mitnehmen, vor allem israelische und ausländische Journalisten, deren Anwesenheit als potentielle Zeugen Angriffe abschrecken würden. Aber er gab nicht nach.
Im Januar 1996 hielten die Palästinenser Wahlen für einen Präsidenten und einen Legislativrat ab. In einer öffentlichen Erklärung kritisierte Eid Arafat für das Scheitern der palästinensischen TVs, auch über andere Kandidaten zu berichten. In der gleichen Nacht, als Eid um 23.00 Uhr nach Shuafat nach Hause kam, stieg ein Mann aus einem geparkten Auto und näherte sich ihm. Er identifizierte sich als Abu Fuad Jneidi, ein Offizier der Kraft Siebzehn, einem Sicherheitsdienst, der unter anderem mit Arafats persönlicher Sicherheit beauftragt war sowie anderen besonderen Diensten. Er fragte, ob Eid ihn in sein Büro in Ramallah begleiten würde „auf eine Tasse Kaffee.“ Eid lachte und sagte: „Ich kenne viele Leute, die von Ihnen auf eine Tasse Kaffee eingeladen wurden, die nie zurückkehrten.“
Jneidi gab sich beleidigt, anerkannte Eids Eminenz und versicherte ihm, dass er als Gast behandelt werden würde. Eid rechnete sich aus, dass, wenn er sich weigerte, würde dies in die Gerüchteküche verbreitet werden als Beweis, dass er ein „Kollaborateur“ sei, also stimmte er zu. Jneidi bat ihn, in sein Auto zu kommen, aber Eid sagte, er werde in seinem eigenen folgen. Sie nahmen eine Route mit diversen Umwegen, um israelische Checkpoints zu vermeiden, da Jneidi verhaftet worden wäre. Unterwegs rief Eid einige Journalisten von Reporters Sans Frontières an, um ihnen seine Situation zu erklären. Offenbar begannen sie sofort, Anrufe für ihn zu tätigen.
Im Büro in Ramallah fragte Eid: „Wird das lange dauern?“
„Wahrscheinlich bis morgen“, antwortete Jneidi.
„Bin ich verhaftet?“, fragte Eid.
„Nein“, beharrte Jneidi, „bitte verstehen Sie uns nicht falsch.“
„Also, was ich bin?“, fragte Eid.
„Sie sind ein Gast.“
„Darf ich gehen?“, sagte Eid, und tat, als ob er aufstehen wolle.
„Nein“, sagte Jneidi und legte seine Hand auf Eid, um ihn zurückzuhalten.
Am nächsten Tag strahlte Radio Israel einen Bericht über Eids Verschwinden aus. Sie zitierten einen palästinensischen Kommandanten, der behauptete, palästinensische Haftanstalten nach Eid abgesucht zu haben und argumentierte, dass es die Israelis sein müssten, die ihn festhielten. Aber dann erschien Ahmed Tibi, ein arabisches Mitglied der israelischen Knesset, der auch ein enger Berater Arafats war, auf der Polizeistation, wo Eid festgehalten wurde und ordnete seine Freilassung an. Direkte Appelle an Arafat von US-Aussenminister Warren Christopher und dem israelischen Premierminister Shimon Peres und breite Berichterstattung hatte ihn gerettet.
Diese Erfahrung stärkte Eids Entschlossenheit, Missbräuche durch die palästinensischen Behörden zu überwachen. Aber die Führung von B’Tselem war geteilter Meinung, ob die Gruppe selbst den Wachhund der palästinensischen Behörden als auch der israelischen spielen sollte. Diejenigen, die die Menschenrechte über Ideologie stellten, wollten das tun, aber es gab eine andere Gruppe, angeführt von Uri Avnery, die mit der PLO sympathisierte und wollte, dass B’Tselem ihren Fokus ausschliesslich auf Israel hielt. Im Juli 1996 kündigte Eid seinen Rücktritt von B’Tselem an und machte sich daran, seine eigene Organisation zu schaffen.
Eid palästinensische Menschenrechtsbeobachtergruppe hielt einen kritischen Blick auf die Aktionen Israels, veröffentlichte Berichte über Hauszerstörungen, Inhaftierung von palästinensischen Gefangenen, Gewalt durch israelische Siedler gegen Palästinenser und dergleichen. Aber dieses Mal konzentrierte sich Eid in erster Linie auf die palästinensischen Behörden. „Ich glaube, ich muss meine Nation vor jeder Art von Autorität schützen, selbst ihre eigene Autorität“, erklärte er. „Ich möchte, dass die Palästinenser einen demokratischen Staat errichten, nicht nur ihre Autorität ausdehnen.“
Der erste umfassende Bericht wurde im Mai 1997, sechs Monate nach ihrer Gründung, ausgegeben. Die Beschreibung von „Folter in grossem Maßstab“ und „Normen illegalen Verhaltens“ der Palästinensischen Behörde „kratzte an einem Tabu“, wie es die Washington Post ausdrückte. „In einer politischen Kultur, die viele Kritiker zum Schweigen gebracht hat, fiel die Kühnheit der Organisatoren, die auf einer Pressekonferenz in einem arabisch-geführtes Hotel in Ost-Jerusalem genannt, so sehr auf wie ihr gemessener und kritischer Bericht,“ sagte die Zeitung. Die Post vermerkte auch, dass in den palästinensischen Medien keine Erwähnung der PHRMG erschienen, und lieferte eine Anekdote aus Eids Pressekonferenz: „Eid lachte, als er einen Reporter von der Al-Quds daily sah [in deren Seiten Eid früher israelische Untaten auf wöchentlicher Basis ausgebreitet hatte] … lachte und fragte, warum er sich die Mühe gemacht hatte, überhaupt hergekommen zu sein. Der Reporter sagte, er habe gehofft, dass Eid israelische Missbräuche erwähnen würde, die er veröffentlichen könnte.“
Eid verurteilte Israel und die Vereinigten Staaten für Beihilfe zu den Missbräuchen durch die palästinensischen Behörden aufgrund der Theorie, dass sie freie Hand brauchten, um Radikale an der Untergrabung des Friedensprozesses zu hindern. „Als Präsident Arafat das Staatssicherheitsgericht per Präsidentenerlass im April 1995 einzusetzen entschied, gaben Israel und die Vereinigten Staaten nicht nur ihren Segen zu dessen Gründung, sondern unterstützten auch die illegale Art und Weise, in der es seit 1995 funktioniert hat“, schrieb er.
Im September 2000 schuf die zweite oder „Al-Aqsa“ –Intifada einen neuen Kontext für Eids Arbeit. Zunächst zielte Eids Kritik auf die Israelis. „Was die Palästinenser zur Gewalt drängte, ist Frustration“, sagte er einem amerikanischen Reporter. „Die Israelis Bulldozern immer noch palästinensische Häuser, bauen immer noch Siedlungen, töten immer noch Palästinenser.“ Eine Woche in die neue Intifada gab die PHRMG einen Bericht heraus über Todesfälle von Kindern unter den Palästinensern, mit detaillierten Angaben über vier Fälle und mit den Namen und dem Alter von 11 Jugendlichen, die gestorben waren. Eine weitere PHRMG-Erklärung protestierte gegen Israels Schliessung des Gaza-Flughafens und verlangte im Minimum Landerechte für Flugzeuge mit medizinischen Hilfsgütern.
Während er die israelische Presse für ihren Mangel an Objektivität attackierte, beschuldigte er auch palästinensische Nachrichtenorganisationen der Verbreitung von „Fehlinformationen,“ und er ging besonders hart um mit anderen palästinensischen Menschenrechtsgruppen, von denen er dachte, dass sie die Ereignisse ausnutzen. Er schrieb:
Dienen diese Organisationen wirklich der Sache der Menschenrechte, oder versuchen sie, Publizität zu gewinnen auf Kosten der Menschenrechte? Müssen wir, die Palästinenser, die Dinge zu diesem Zeitpunkt wirklich übertreiben, wenn das palästinensische Volk blutet? Die Fakten sprechen für sich. Die Palästinenser sind die Opfer; Übertreibungen und ungenaue Berichterstattung wird nur unsere Glaubwürdigkeit beschädigen.
Während die Gewalt noch intensiver wurde, wurde Eid zunehmend kritisch gegenüber der palästinensischen Seite. Im Februar rief er Arafat öffentlich dazu auf, „den Schwerpunkt des Aufstands von bewaffnetem Widerstand zu unbewaffnete, zivilen Protest zu verschieben. … Die Zukunft der gesamten Region wird nicht durch die Intifada bestimmt werden, sondern durch den Friedensprozess“, fügte er hinzu. Seine Worte fielen auf taube Ohren, und in den nächsten Jahren wuchs seine Kritik herb. In einem Zeitungsaufsatz von 2003 ging er auf Arafat persönlich los:
Der palästinensische Präsident redet immer noch von Shaheeds [Märtyrern] und er ermutigt Kinder, Märtyrer zu werden, indem er ihnen sagt, dass ein Shaheed auf der Erde von Gott so gross betrachten wird, wie 40 Shaheeds im Himmel. (Diese Aussage wurde noch von keiner Organisationen für den Schutz von Kindern.)
Es scheint, dass Arafat noch immer Palästinenser dazu ermutigt, sich zu opfern, eine Haltung, die ohne Logik oder Ethik ist. Statt über Frieden und Leben zu reden, statt Koexistenz zu unterstützen, anstatt das Bewusstsein der Menschen zu füllen, fordert Arafat den Tod. Es scheint, als ob die fast 2’500 Palästinenser und mehr als 700 Israelis, die während dieser Intifada getötet wurden, nicht genug sind, um Arafats politische Interessen zu erfüllen.
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Eids eigene Organisation, und sein gleichwertiger und beidseitiger Ansatz gegenüber Ungerechtigkeit wäre ein weiteres Opfer des erhöhten Konfliktzustandes und des damit verbundenen Mangels an Achtung vor der Wahrheit, der das Scheitern des Oslo-Friedensprozesses weiterhin charakterisiert. Im Jahr 2011 gingen Eids PHRMG die Mittel aus und sie schloss ihre Türen. Alle palästinensischen Menschenrechtsgruppen sind abhängig von europäischen Fördermitteln, und die Geldgeber kümmern sich mehr um Missbräuche durch Israel als durch die PA, weshalb Spenden an Eids Gruppe kaum Priorität hatten. Seitdem verdient er sein Geld als Kommentator und Redner, oft von Pro-Israel-Gruppen gesponsert, die seine Kritik an der palästinensischen Führung und einige ihrer Ursachen begrüssen. Er prangert Fatah wegen Korruption an, behält sich aber seine schärfsten Worte für die Hamas vor:
Ich versuche, Sprecher zu sein für diejenigen, die gestorben sind. Ich denke, dass die Menschen, die gestorben sind, eine Nachricht hinterlassen haben. Ich möchte, dass die Welt ihre Stimmen hört. „Wir starben grundlos.“ Die Menschen, die in Gaza starben, sind von ihrer eigenen Führung geopfert worden: Hamas. Derjenige, der drei Kriege über Gaza brachte, war Hamas. In jedem Land nutzen die Regierungen ihre Geschosse und Raketen dazu, ihre Bevölkerung zu schützen, doch die Hamas tat das Gegenteil, sie schützte ihre Raketen mit ihrem Volk. Ich frage mich manchmal, wie die Hamas den Sieg des Krieges des vergangenen Sommers feiert, und ich frage mich als Palästinenser, wenn unsere Tragödien ein Sieg sind, wie sieht dann unsere Niederlage aus.
Solche Worte bringen vorhersehbare Denunziationen auf Eids Kopf, genauso wie es seine Denunziationen der BDS-Bewegung tun, sie verarme das Leben der einfachen Palästinenser. „Nehmen Sie SodaStream“, sagt er. „Als Ergebnis des Umzugs [ihrer Fabrik] aus der Westbank nach Südisrael verloren 2’500 Palästinenser ihren Job.“
Wie vorauszusehen war, wird Eid als Verräter denunziert, vor allem von BDS-Aktivisten ausserhalb Palästinas. In den Gebieten, wo er weiterhin seine Heimat hat, erinnert man sich oft anerkennend an seine Verteidigung der Palästinenser gegen Missbrauch von jeder Seite. Doch unter den ausländischen Kämpfern für die palästinensische Sache wissen nur wenige von seiner Vergangenheit, als er die Rechte der Hamas-Mitglieder verteidigte, als er beispielsweise vor der israelischen Security auswich, der jordanischen Mukhabarat, und libanesischen Christen-Milizen, um sich in die abgelegenen Berge von Libanon zu schleichen im Jahr 1992, um über die Bedingungen der Hamas-Militanten zu berichten, die die Regierung Rabin zusammengetrieben und dorthin deportiert hatte. „Mir ist es egal, ob ich ein Verräter genannt werde“, sagt Eid. „Jeder Araber, der aufsteht und seine eigene Führung kritisiert, wird ein Verräter für Israel genannt. Ich versuche, Wege zu finden, das tägliche Leben für mein Volk zu verbessern und eine bessere Zukunft zu sichern.“
Joshua Muravchik ist der Autor von Making David Into Goliath: How the World Turned Against Israel und Trailblazers of the Arab Spring: Voices of Democracy in the Middle East.