Robbie Travers, 8.9.2016, Gatestone Institute
- Anstiftung zur Ermordung von Juden wurde von der französischen Presse als „mild“ beschrieben.
- 2014 haben antiisraelische Demonstranten eine Pariser Synagoge angegriffen und die Gemeindemitglieder im Inneren blockiert. Die Gesänge der Angreifer umfassten anscheinend „Tod den Juden“, „Mörderisches Israel“ und „Ein Jude, manche Juden, alle Juden sind Terroristen.“
- Die Terroranschläge auf Juden in Frankreich sind das Ergebnis von jahrelang toleriertem Judenhass mit wenig offizieller Kritik.
- Mit ISIS- und Hamas-Bannern und Fahnen propagierten Gruppen in Paris ungestraft den Völkermord an den Juden. Wenn Gesänge wie „Tod den Juden“ öffentlich ertönen, ist es da überraschend, dass die Menschen tatsächlich zu denken beginnen könnten, dass Juden zu töten schon in Ordnung ist?
Während der letzten 15 Jahre sind nach Schätzungen Zehntausende von Juden aus Frankreich geflohen.
Davon sind etwa 40.000 nach Israel geflohen, gemäss israelischen Zahlen. Viele tausend andere sind nach Kanada geflohen, nach Grossbritannien und anderswohin. Frankreich wird immer mehr zu einer Nation, in der es nicht mehr sicher ist, offen jüdisch zu sein.
Um zu erklären, warum so viele Juden Europa verlassen, hilft es, den zunehmend toxischen Kontext für Juden, der sich in Frankreich entwickelt, zu verstehen.
Synagogen und jüdische Schulen in ganz Frankreich werden regelmäßig von Polizisten und Soldaten bewacht. Juden in Europa sehen ihre heiligen Stätten und Kultstätten bedroht.
Im Dezember 2015 wurden 14 Juden durch eine giftige Substanz vergiftet, die auf der Zahlentastatur zum Zutritt zu einer Pariser Synagoge verschmiert war. Niemand wurde durch das Gift getötet, doch „25 Feuerwehrleute eilten in die Synagoge, wo sie Gemeindemitglieder behandelten und ihren Zustand auf das beschmierte Schloss zurückführten.“
Eine andere Paris Synagoge wurde demoliert und ein Fenster zertrümmert. Synagogen scheinen eines der Ziele einer neuen Welle des in Frankreich und Europa ansteigenden Antisemitismus zu sein.
Auf dem Weg in eine Synagoge wurde ein 13-jähriger Junge „dreckiger Jude“ genannt und dann ernsthaft angegriffen. Die Angreifer sollen den Jungen angegriffen haben, weil er ein Käppchen trug. Bloß 71 Jahre nach dem Ende eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte, wonach wir „nie wieder“, versprachen, scheint es normal geworden zu sein, Juden zu hassen und zu verfolgen.
Die Terroranschläge auf Juden in Frankreich sind das Ergebnis von jahrelang toleriertem Judenhass mit wenig offizieller Kritik. Im Jahr 2014 haben antiisraelische Demonstranten eine Pariser Synagoge angegriffen und die Gemeindemitglieder im Inneren blockiert. Die Gesänge der Angreifer umfassten offenbar „Tod den Juden“, „Mörderisches Israel“ und „Ein Jude, manche Juden, alle Juden sind Terroristen.“
Es scheint, dass Menschen, die offen zum Hass gegen Juden aufrufen, bis zum Punkt des Tötens, der kann heute behaupten, bloß „anti-Israel“ zu sein und nicht Antisemit. Anstiftung zur Ermordung von Juden wurde von der französischen Presse als „mild“ beschrieben. Wenn die Rede von Rassenmord so beiseite geschoben wird, ist es dann ein Wunder, wenn radikale Kleriker weiterhin bösartig entmenschlichenden Hass predigen, der in Gewalt gipfelt?
Wenn die Medien präziser wären, würden sie diese „anti-israelischen“ Proteste als „antisemitisch“ und „Anstiftung zu Gewalt und Völkermord“ beschreiben.
Wenn auf einem der größten Plätze von Paris Hakenkreuze gemalt werden von denen, die behaupten, Israel entgegenzutreten, und ISIS- und Hamas-Fahnen und -Flaggen wehen und Gruppen ungestraft den Völkermord an den Juden verlangen, ist es kein Wunder, dass Einzelne solche Gruppen unterstützen könnten? Wenn Gesänge von „Tod den Juden“ öffentlich ertönen, ist es überraschend, dass die Menschen tatsächlich zu denken anfangen könnten, dass Juden zu töten schon in Ordnung ist?
Rechtsaussen-Islamisten und Neonazis schlossen sich in Paris bei einem „Tag des Zorns“ zusammen. Mehr als 17.000 von ihnen marschierten, skandierten „Jude, Frankreich ist nicht für Dich.“ Ist es verwunderlich, dass die Juden in immer grösserer Zahl aus dem Land fliehen?
Wenn Islamistengesänge vor einer zentralen Pariser Synagoge „Hitler hatte recht“ lauten, während einige seiner Opfer noch auf dieser Erde wandeln, ist es überraschend, dass Menschen in der französischen Gesellschaft beginnen, ihm nachzueifern, oder das zumindest anstreben?
Synagogen sind nicht die einzigen ernsthaft bedrohten Institutionen. Jüdische Schulen in ganz Frankreich stehen unter schwerer Bewachung durch Polizei und Soldaten.
Die Tragödie ist, dass wir französischen und europäischen Gesellschaften erlaubt haben, diese Bewachung notwendig zu machen, indem wir jene, die Ungerechtigkeit, Vorurteile und Hass fördern, tolerieren.
Paul Fitoussi, Rektor der jüdischen Schule Lucien de Hirsch in Paris, fasst zusammen, warum Frankreich für Juden so toxisch geworden ist:
„Die Leute denken heute, dass es gefährlich ist, in Frankreich jüdisch zu sein, weil es eine Reihe von Zwischenfällen gab: Die Entführung und Ermordung von Ilan Halimi vor zehn Jahren, den Terroranschlag auf die jüdischen Schule in Toulouse vor vier Jahren, die Messerstechereien in Marseille, der Angriff auf den Hyper Cacher Markt vom letzten Jahr – Es gibt da ein Problem. Für die Franzosen ist es neu, sich Gedanken über Sicherheitsfragen zu machen. Ich spreche mit der Polizei, aber sie wissen nicht, was zu tun ist. Sie brachten bewaffnete Soldaten an die Schulen, aber ich weiß. dass das auf lange Sicht keine Lösung ist.“
Es scheint ein roter Faden durch die Vorfälle oben und Angriffe auf Juden heute zu gehen. Im Ilan Halimi Fall wurde das Opfer auf Grund seiner Rasse gezielt angegangen, sowie der Vorstellung, dass Jude zu sein bedeutet, dass er reich ist. Ein ähnlicher Angriff wurde von einem Fünftklässler an der Lucien de Hirsh Schule berichtet. Er sagte, seine Angreifer, ausländischen Ursprungs, „fragten, ob ich Jude war, ich sagte ja, sie sagten, dass die Juden voller Geld seien, und wenn ich ihnen nicht meinen Mantel gebe, werden sie mich töten.“ Es scheint, dass Stereotypen von jüdischem Reichtum oft von Islamisten übernommen werden, und anderen erscheinen heute in der französischen Gesellschaft alltäglich, und Individuen werden zunehmend mit Mord, Raub und Erpressung bedroht.
Nicht einmal die öffentlichen Verkehrsmittel sind für Juden sicher; im Dezember 2015 beschimpfte ein Mann auf einem Zug in Paris eine Gruppe von Juden, sagte, dass er wünschte, sie zu töten. „Wenn ich nur eine Granate dabei hätte“, sagte er, „wie nennt man sie, so eine Splittergranate, dann würde ich diesen Wagen mit den verdammten jüdischen Bastarden in die Luft sprengen.“
Seit 2000 hat es auch eine beunruhigend starke Zunahme der Zahl der von Muslimen verübten gewaltsamen antisemitische Angriffe in Frankreich gegeben. Mehrere offizielle Zahlen haben gezeigt, dass in den letzten 20 Jahren die Zahl der gewalttätigen antisemitischen Handlungen sich verdreifacht hat. In Frankreich im Jahr 2014 gab es 851 aufgezeichnete antisemitische Vorfälle, was das Total von 2013 mehr als verdoppelt.
Juden mögen weniger als 1% der expandierenden und vielfältigen französischen Bevölkerung ausmachen, aber sie sind die Opfer von 40% -50% der in Frankreich notierten rassistischen Angriffen.
Juden sind nur der Anfang dessen, wo Islamisten beginnen, auf die Menschen loszugehen, deren Existenz sie missbilligen. Als nächstes gehen Islamisten auf die LGBT los, wie man im Orlando-Shooting gesehen hat, und wenn ISIS Homosexuelle von Gebäuden stürzt, und natürlich auch Christen, die wir in nur einem kleinen Beispiel an einem libyschen Strand abgeschlachtet gesehen haben; und am häufigsten andere Muslime, die hauptsächlichen Opfer von Islamisten. Offenbar ist niemand sicher, und das schließt uns alle ein.
Vielleicht schliessen wir am besten mit einer Notiz, die inspiriert ist von der Arbeit von Martin Niemöller (1892-1984), einem prominenten lutherischen Pastor und vernichtenden Kritiker von Adolf Hitler. In der Folge verbrachte Niemöller die letzten sieben Jahre der NS-Herrschaft in Konzentrationslagern, hatte aber das Glück, zu überleben.
Sein zeitloses Gedicht braucht nicht viel Modernisierung:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Gewerkschafter.Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Jude.Als sie mich holten,
gab es keinen mehr, der protestierte.
Robbie Travers, ein politischer Kommentator und Berater, ist Executive Director von Agora, ehemaliger Medienmanager des Human Security Centre, und Student der Jurisprudenz an der Universität Edinburgh.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.