Khaled Abu Toameh, 24.12.2016, Gatestone Institute
- Seit vierzig Jahren hat Samir Qumsieh, der aus einer großen und angesehenen christlichen Familie in der Stadt Bet Sahour bei Bethlehem stammt, für die Rechte der winzigen palästinensischen christlichen Minderheit der Region gekämpft. Er hat sogar gewagt, sich gegen die Unterwerfung der unter der Herrschaft der Hamas im Gaza-Streifen lebenden Christen auszusprechen.
- Er erhält regelmäßig Todesdrohungen, und er war das Ziel eines Benzinbombenangriffs.
- „Die Lösung des Extremismus beginnt mit dem Kindergarten, mit der Volksschule, beginnt mit den Kirchen, mit den Moscheen und den Lehrplänen. Lehrpläne sind sehr wichtig – jüdische, christliche und muslimische. Sie sollten sich darauf konzentrieren, das „andere“ zu akzeptieren. Wenn diese Idee angenommen wird, wird die zukünftige Generation liberal und aufgeschlossen sein.“ – Samir Qumsieh.
- „Jeden Tag hören und sehen wir einige radikale moslemische Kleriker, die kräftig gegen Christen reden.“ Vor kurzem sagte einer der Scheichs, dass christliche Kopten wie Schafe geschlachtet werden sollten. Wo ist die ägyptische Security? Wenn ich für die ägyptische Security zuständig wäre, würde ich diesen Scheich sofort verhaften und in einer dunklen Untergrundzelle verrotten lassen.“ – Samir Qumsieh.
- „Um die Schwere der Situation zu verstehen, sei daran erinnert, dass in den 50er Jahren etwa 86% der Bevölkerung der Region Bethlehem Christen waren. Heute sind es nur noch 12%. In Israel dagegen leben 133.000 Christen und die Zahl ist stabil. Natürlich bin ich besorgt um die Zukunft der Christen hier.“ – Samir Qumsieh.
- „Ich fürchte, der Tag wird kommen, an dem unsere Kirchen zu Museen werden. Das ist mein Alptraum.“ – Samir Qumsieh.
Ohne Frage ist Samir Qumsieh einer der mutigsten christlichen Führer im Nahen Osten. Qumsieh ist einer der wenigen, die bereit sind, das Leben zu riskieren, um gegen die muslimische Verfolgung von Christen in den palästinensischen Gebieten und im Nahen Osten zu sprechen.
Über die letzten vierzig Jahre hat Samir Qumsieh, der aus einer großen und angesehenen christlichen Familie in der Stadt Bet Sahour bei Bethlehem stammt, für die Rechte der winzigen palästinensischen christlichen Minderheit der Region gekämpft. Er hat sogar gewagt, gegen die Unterwerfung der unter der Herrschaft der Hamas im Gaza-Streifen lebenden Christen zu sprechen.
Die Not der Christen, die unter der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Hamas leben, ist wirklich ein Tabu. Doch Qumsieh beharrt – und bezahlt den Preis. Er erhält regelmäßig Todesdrohungen, und er war das Ziel eines Benzinbombenangriffs. Muslimische Extremisten haben auch Flugblätter verteilt in der Region Bethlehem und verurteilten ihn für seine freimütigen Ansichten und Aktivitäten im Namen der verfolgten Christen.
Doch die Kampagne der Einschüchterung hat Qumsieh nicht davon abgehalten, sie zu verteidigen.
In einem exklusiven Interview mit dem Gatestone Institute beschuldigt die prominente christliche Figur, die die private Nativity TV-Station in Bet Sahour gründete, die Obama-Administration, nicht gegen ISIS und den radikalen Islam zu kämpfen. Qumsieh sagt, er sei davon überzeugt, dass der gewählte Präsident Trump „ISIS beenden“ werde.
Qumsieh offenbart, dass eine „muslimische Mafia“ christliche Besitztümer gestohlen hat in der Region Bethlehem.
Als prominente palästinensisch-christliche Persönlichkeit im Nahen Osten, wie würden Sie die Rolle der Obama-Regierung im Krieg gegen ISIS betrachten?
Präsident Obama ist der geistige Vater von ISIS. Seiner Verwaltung und ihm war es nie ernst mit dem Kampf gegen ISIS. Das glaube ich, und viele Tatsachen bestätigen meine Gedanken. Als Obama sah, dass dies im Begriff war, an die Öffentlichkeit zu gelangen, handelte er schließlich, aber schwach. Er setzte ein Lösegeld aus gegen (ISIS-Führer) Abu Bakr Al-Baghdadi und begann, uns zu sagen, dass er ISIS bombardiert habe, und so weiter.
Wie erklären Sie Obamas Weigerung, den Begriff „radikaler Islam“ zu benutzen?
Wenn Sie mich fragen, werde ich Ihnen die Wahrheit sagen: Ich bezweifle, dass Obama ein Christ ist. Wirklich, ich bezweifle es. Während seiner Amtszeit tauchte ISIS auf, und die Christen haben schwer gelitten. Lassen Sie mich eine Frage stellen. Was ist ISIS? Wie kommt es, dass die Mobilisierung der ganzen Welt nicht in der Lage war, sie zu beseitigen? Wer kann mich überzeugen? Als Amerika Saddam Hussein stürzte, der eine sehr große und starke Armee hatte, brach er zusammen. Aber wenn es um ISIS geht, wie kommt es, dass sie immer noch existieren?
Glauben Sie, dass der gewählte Präsident Donald Trump eine andere Haltung gegenüber ISIS durchsetzen wird?
Absolut. Trump wird ISIS auslöschen. Hätte Hilary Clinton gewonnen, glauben Sie mir, ISIS würde weiter existieren und blühen. Meiner Ansicht nach ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der ‚Vater‘ von ISIS, und Clinton ist seine ‚Mutter‘.
Ich habe einen Freund, der Maler ist. Er malt Porträts von Präsidenten. Er ist übrigens ein Moslem. Wir schickten Porträts an König Abdullah, Mahmoud Abbas und den Papst. Er malte ein Porträt von Obama vor der Geburtskirche. Er arbeitete zwei Monate lang daran und es kostete viel Geld. Als das Porträt Obama durch den US-Generalkonsul in Jerusalem vorgelegt wurde, machten sie sich nicht die Mühe, dem Maler einen Dankesbrief zu schicken, obwohl ich persönlich mit dem Konsulat darüber sprach. Ich sagte ihnen: „Gentlemen, das ist schändlich, wenigstens schicken Sie diesem Mann einen Dankesbrief.“ Der damalige Generalkonsul kam in mein Büro und nahm das Porträt entgegen. Hat der Maler nicht wenigstens einen Dankesbrief verdient?
Sagen Sie, dass Obama nichts getan hat, um Christen im Nahen Osten zu helfen?
Überhaupt nichts. Wie ich schon sagte, ich glaube, es war ihm nicht ernst damit, ISIS zu bekämpfen, was den Christen schwer geschadet hat.
Was ist Ihrer Meinung nach der beste Weg, religiösen Extremismus zu bekämpfen?
Ich habe immer gesagt, dass die Lösung des Extremismus nicht im Militär oder den Sicherheitskräften liegt. Die Lösung des Extremismus beginnt mit dem Kindergarten, mit der Volksschule. Es beginnt mit den Kirchen, mit den Moscheen und den Lehrplänen. Lehrpläne sind sehr wichtig – jüdische, christliche und muslimische. Sie sollten sich darauf konzentrieren, das ‚Andere‘ zu akzeptieren. Wenn diese Idee angenommen wird, wird die zukünftige Generation liberal und aufgeschlossen sein.
Aber ist nicht der Aufruhr und die Gewalt im Nahen Osten das Ergebnis von religiösem Extremismus?
Der aktuelle Konflikt in der gesamten Region ist ein religiöser und sektiererischer Krieg. Die Türkei, Saudi-Arabien und Katar sind Sunniten. Sie sind gegen den Iran, die Hisbollah im Libanon und das alawitische Regime von Baschar Assad in Syrien. So erleben wir einen religiösen und sektiererischen Krieg. Das ist nicht nur ein Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten.
Wie fühlen Sie sich als Christ, wenn Sie sehen, was mit Christen geschieht im Nahen Osten, vor allem die jüngste Bombardierung einer Kirche in Ägypten?
Was geschieht, ist äußerst traurig, besonders die Bombardierung einer Kirche. Ich denke, die ägyptischen Behörden sollten entschlossen handeln. Jeden Tag hören und sehen wir einige radikale muslimische Kleriker, die kräftig gegen die Christen wettern. Erst vor kurzem sagte einer der Scheichs, dass christliche Kopten wie Schafe geschlachtet werden sollten. Wo ist die ägyptische Security? Wenn ich für die ägyptische Security zuständig wäre, hätte ich diesen Scheich sofort verhaftet und ihn in einer dunklen Untergrundzelle verrotten lassen.
Sind Sie sich palästinensisch-muslimischer Kleriker bewusst, die auch gegen Christen sprechen?
Ja. Am vergangenen Freitag sprach einer der Scheichs in einer Moschee auf drohende Weise über Christen. Er sagte, dass muslimische Jugendliche christliche Jugendliche nicht nachahmen und ihnen nicht fröhliche Weihnachten wünschen sollten. Er sagte auch, dass Muslime nicht mit Christen Geschäfte machen sollten. Der Scheich sagte einige sehr einschüchternde Dinge über Christen.
Haben die Christen gegen diese Verleumdung des Scheichs protestiert?
Mein Cousin, der ein pensionierter Offizier der Abteilung für Geheimdienste der Palästinensischen Autonomiebehörde ist, veröffentlichte etwas über diese Freitagspredigt auf Facebook. Am nächsten Tag musste er den Beitrag löschen, weil er anscheinend Drohungen oder so etwas erhielt. Als ich meinem Cousin erzählte, dass ich mit dem Generalstaatsanwalt der Palästinensischen Behörde darüber sprechen werde, bat er mich, mit niemandem darüber zu sprechen. Mein Cousin sagte: »Bitte rede nicht darüber, denn wir sind 40 christliche Familien in dieser Region (wo der Scheich lebt). Mir ist klar, dass mein Cousin Drohungen erhielt, obwohl er es nicht zugeben wollte.
Wie würden Sie die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in der Region Bethlehem beschreiben?
Objektiv gesehen gibt es Millionen Muslime, die gute Menschen sind. Ich habe viele enge muslimische Freunde, die ich als meine Brüder betrachte. Das Problem sind nicht die Muslime. Das eigentliche Problem ist der radikale Islam. Im Koran gibt es verschiedene Arten von Aussagen, und jeder Moslem, je nach seinem Glauben und Haltung, wählt, was ihm passt. Einige Verse fordern den Frieden und beschreiben die Christen als „Menschen des Buches“ und gute Menschen. Es gibt auch Verse, die uns als Ungläubige und sündige Menschen beschreiben. Jeder wählt, was ihm gefällt. Nach meinem bescheidenen Wissen sind diese Verse undatiert. Ich denke, wenn sie datiert würden, würden die frischen die alten ersetzen.
Mein Verständnis ist, dass Sie persönlich das Ziel von Drohungen und gewalttätigen Angriffen waren. Können Sie das näher erläutern?
Ja, ich habe eine Menge Belästigungen erlebt, und 2006 wurde ich sogar mit Molotov-Cocktails angegriffen. Auch Flugblätter wurden schon gegen mich verteilt.
Was ist die Hauptanklage gegen Sie? Warum sind manche Muslime wütend auf Sie?
Als ich sah, daß hier auf christlichem Gebiet Übergriffe stattfanden, protestierte ich dagegen.
Stimmt es, dass Muslime illegal ihre Hände auf christliches Eigentum in Bethlehem gelegt haben?
Wir haben hier eine Mafia, die sich christlichen Besitz aneignet. Ich protestierte gegen diese muslimische Mafia, und ich berief sogar eine große Versammlung ein. Ich lud 80 Menschen zu mir nach Hause. Dazu gehörte die Elite der Gesellschaft – Muslime und Christen. Sie alle schlossen sich meinem Protest an. In derselben Nacht wurden Flugblätter verteilt in Bethlehem, die mich mit dem Tod bedrohten.
Was hat die Palästinensische Autonomie getan, um gegen diese Mafia vorzugehen?
Es gibt noch viele ungelöste Fälle in Bezug auf Landenteignungen. Diese Fälle sind in den Gerichten, aber unsere Justiz ist sehr langsam. Wenn Sie vor Gericht gehen, müssen Sie 15-20 Jahre warten. Vor kurzem haben wir festgestellt, dass die Übergriffe enorm zurückgingen, weil wir mit der Palästinensischen Autonomiebehörde gesprochen und Druck ausgeübt haben betreffs dieses Problems. Heute finden nur wenige Fälle wie diese statt. Wir wollen, dass alle diese Fälle gelöst werden.
Gibt es Diskriminierung gegen Christen, die unter der Palästinensischen Autonomiebehörde leben?
Man kann nicht sagen, dass es offizielle Diskriminierung gibt. Präsident Abbas besucht die Weihnachts-Mitternachtsmesse, sein Ministerpräsident besucht die Einweihung der Weihnachtsbaumbeleuchtung. Dennoch kann ich einfach sagen, dass unter unseren Menschen sich einige finden, die radikale extremistische Gedanken pflegen. ISIS ist ein Gedanke. Es gibt Christen, die in der Palästinensischen Autonomiebehörde arbeiten, aber nicht viele. Wir haben christliche Bürgermeister, und so soll es sein. Bethlehem, Bet Sahour und Bet Jala haben christliche Bürgermeister, obwohl einige fordern, dass dies geändert werde, weil Christen eine Minderheit sind. Glücklicherweise hat die Palästinensische Autonomiebehörde auf diese Forderungen nicht reagiert.
Glauben Sie, dass christliche Führer genug tun, um die Interessen ihres Volkes zu verteidigen?
Ehrlich gesagt, will ich den Tag nicht kommen sehen, an dem die Kirche des Heiligen Grabes und die Kirche der Geburt Christi in Museen umgewandelt werden. Vielmehr möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um zu hoffen, dass sie unsere Führer dazu ermutigen wird, das Problem anzugehen und eine Lösung zu finden. Jeder christliche Geschäftsmann, der sich für die allgemeine Frage der Christen interessiert, sollte kommen und hier investieren. Wir wollen, dass sie Projekte, einschließlich Wohnungsbauprojekte, durchführen. Wir hoffen auch, dass diese Projekte Arbeitsplätze für junge Christen schaffen werden. Das größte Problem, mit dem wir konfrontiert sind, ist die christliche Emigration. Einige Christen helfen, aber das geschieht auf sehr beschränktem Niveau. Aber ich kann nicht sagen, dass christliche Patriarchen ihr Bestes tun. Einige von ihnen sind weit von der Gemeinde entfernt und kümmrn sich nicht einmal um uns. Wir wollen, dass reiche Christen hierher kommen und Projektinitiativen schaffen. Es ist nicht genug zu sagen: „Ich liebe die Christen und kümmere mich um sie.“ Diese Liebe sollte durch Taten bewiesen werden.
Sind Sie besorgt über die wachsende Zahl der Christen, die das Westjordanland und den Gazastreifen verlassen?
Früher lebten 5000 Christen im Gaza-Streifen. Als die Hamas im Jahr 2006 den Gazastreifen übernahm, begannen Christen, belästigt und diskriminiert zu werden. Heute leben dort nur noch 1.100 Christen. In der Region Bethlehem gibt es etwa 40.000 Christen. Insgesamt gibt es etwa 42.000 Christen in der Westbank. Es gibt zwei Gründe für die schwindenden Zahlen. Die erste ist die laufende Auswanderung, die für uns ein Albtraum ist; Die zweite ist die niedrige Geburtenrate unter christlichen Familien. Um die Schwere der Situation zu verstehen, erinnern wir uns, dass in den 1950er Jahren etwa 86% der Bevölkerung der Region Bethlehem Christen waren. Heute sind wir nur noch 12%. In Israel dagegen haben wir 133.000 Christen und ihre Zahl ist stabil. Natürlich mache ich mir Sorgen um die Zukunft der Christen. Mit Blick auf diese Tatsachen können Sie sehen, dass es keine Zukunft gibt für die Christen hier. Wir schmelzen zusammen; Wir verschwinden. Ich fürchte, der Tag wird kommen, an dem unsere Kirchen zu Museen werden. Das ist mein Alptraum.
Khaled Abu Toameh, ein preisgekrönter Journalist, hat seinen Sitz in Jerusalem.
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Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.