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Als Moslem bin ich schockiert über die Liberalen und Linken

Majid Rafizadeh, 25.3.2017, Gatestone Institute

Anjem Choudary, ein radikaler britischer muslimischer Kleriker, wurde Ende letzten Jahres von einem britischen Richter zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil er die Menschen dazu ermutigte, sich dem islamischen Staat anzuschließen. (Bildquelle: Dan H / Flickr)

Wenn Sie zwischen zwei autoritären Regierungen – der Islamischen Republik Iran und Syrien – unter der Führung von Menschen wie Hafez al Assad, Ayatollah Ali Khamenei und Mahmud Ahmadinedschad aufgewachsen wären, hätten Sie Ihre Jugend beinflusst gesehen von zwei großen Konfessionen des Islam in der muslimischen Welt: der Schia und der Sunna. Ich habe beide studiert, und war an einem gewissen Punkt sogar ein frommer Muslim. Meine Eltern, die noch im Iran und in Syrien leben, kommen aus zwei verschiedenen ethnischen muslimischen Gruppen: arabisch und persisch.

Sie hätten auch gesehen, wie sich die Religion des Islam mit der Politik verbunden hat und wie der radikale Islam durch seine religiösen Gesetze, die Scharia, eine Gesellschaft beherrscht. Sie hätten miterlebt, wie der radikale Islam die täglichen Entscheidungen der Menschen dominieren und kontrollieren kann in Sachen Essen, Kleidung, Geselligkeit, Unterhaltung, alles.

Sie hätten gesehen, wie die Tentakel ihrer Kontrolle jeden Aspekt Ihres Lebens ergreifen. Sie hätten gesehen, wie der radikale Islam, geschmiedet von Fundamentalisten, ein mächtiges Werkzeug für ungezügelte Gewalt sein kann. Es ist die Angst vor dieser Gewalt, vor Folter und Tod, die von extremistischen Muslimen getragen wird, die jeden Menschen verzweifelt dazu bringt, zu gehorchen.

Mein Vater wurde brutal gefoltert – durch einige der fundamentalistischen islamischen Gesetze der herrschenden Regierungen im Iran und in Syrien gerechtfertigt. Die Strafe erstreckte sich auf meine Mutter, meine Familie und andere Verwandte, die regelmäßig gefoltert wurden.

Was noch schmerzlicher war, war, als ich in den Westen kam, die Haltung vieler Menschen, die sich Liberale und Linke nennen, gegenüber dem radikalen Islam zu sehen.

Diese Linken scheinen sich für aufgeschlossen zu halten, aber sie haben eine vorgefasste Art, über den Islam zu denken: für sie scheint es keinen radikalen Islam zu geben, der Islam ist ausschliesslich eine Kraft für das Gute, der Islam kann nichts Böses tun.

Wie konnten sie nicht sehen, wie extremistische Muslime einige Aspekte der Religion des Islam ausnutzen, um ihre Handlungen zu legitimieren? Wie konnten sie nicht einmal anerkennen, dass der radikale Islam, eine Kraft, die den Planeten zu zerstören droht, geschweige denn meine Familie, existiert?

Stattdessen kritisieren mich viele Linke, oder versuchen, mich zu übersehen, als ob ich versehentlich einen peinlichen Fehler machen würde. Sie scheinen es stattdessen zu lieben, von westlichen muslimischen „Gelehrten“ umgeben zu sein, denjenigen, die den radikalen Islam entschuldigen und – vor allem – niemals in einem muslimischen Land unter dem würgenden Griff der offiziellen fundamentalistischen Gesetze, der Scharia, gelebt haben.

Warum scheinen viele Linke, die das Christentum und religiöse Überzeugungen im Allgemeinen kritisieren, ihre Arme dem radikalen Islam so liebevoll zu öffnen? Warum sind so viele Linke, die sich robuste Verteidiger des Friedens, der sozialen Gerechtigkeit und der Freiheit nennen, apologetisch für alle Arten fundamentalistischer islamistischer Gesetze?

Wenn sie, wie die Linken argumentieren, Frauen- und LGBT-Rechte unterstützen, warum dulden sie durch ihr Schweigen die tägliche Exekution von Schwulen und die Unterwerfung von Frauen in fast der gesamten enormen muslimischen Welt? Wenn die Liberalen für die Redefreiheit sind, warum ignorieren sie die islamistischen Regierungen wie den Iran, die auf der Grundlage der radikalen, theokratischen Gesetze der Regierung die Menschen exekutieren, wenn sie ihre Meinung äußern? Und warum lassen sie die Leute im Westen nicht ihre Meinung aussprechen, ohne sie anzugreifen, noch bevor sie ihnen überhaupt den Respekt bezeugen, sich anzuhören, was sie zu sagen haben?

Linke argumentieren, dass sie für kritisches Denken sind, aber sie mögen niemanden, der ihre „Komfortzone“ herausfordert. Sie scheinen in der Tat genau wie die autokratischen Leute zu sein, vor denen ich geflohen bin, die auch nicht wollten, dass ihre vereinfachte, binäre Denkweise von Logik oder Tatsachen bedroht wird.

Selbst wenn jemand aus einem muslimischen Land stammt und direkte Erfahrungen mit dem extremistischen Islam hat, werden viele Linke diesen Informationen angestrengt ausweichen. Sie scheinen nicht zu wollen, dass ihre apologetische Sicht des radikalen Islam in Frage gestellt oder dass ihr widersprochen wird. Sie haben offensichtlich keine Lust, ihre geschlossenen Köpfe diesem Thema zu öffnen. Der Gedanke an eine Frage verletzt sie offensichtlich, als ob eine Antwort bedeuten würde, dass sie den laufenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit den Rücken kehrten. Wie kommt es, dass so viele Linke resistent sind gegenüber der Tatsache,, dass die Verbrechen des radikalen Islam genau diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind? Und gegenwärtig die größten?

Zweitens scheinen diese Linken – in fehlerhafter, sophistischer Logik schwelgend – zu glauben, wenn sie das Christentum kritisieren und die Islamisten das Christentum kritisieren, dann werden die Islamisten sie gerne dafür mögen, dasselbe zu hassen. In derselben Art hassen viele Linke die republikanische US-Regierung und viele radikale muslimische Gruppen hassen die republikanische US-Regierung, so dass viele Linke glauben, dass Muslime sie mögen, weil sie dieselbe Regierung hassen? Traurigerweise, wie diese Linken bald herausfinden werden, ist der Feind meines Feindes nicht immer mein Freund.

Drittens, und fundamentaler, scheint das Sympathisieren mit allen Arten von islamistischen Praktiken und dem radikalen Islam in ein breiteres Narrativ zu passen, um die westlichen und weißen Menschen für „Imperialismus, Kolonialismus und irgendein Gefühl von Überlegenheit“ zu prügeln. Unglücklicherweise scheint diese Ansicht nicht zu berücksichtigen, dass es keine größeren Imperialisten gab als die muslimischen Armeen; sie eroberten Persien, das große christliche byzantinische Reich in der Türkei, Nordafrika und den Nahen Osten, fast das ganze Osteuropa, den grössten Teil von Spanien und Griechenland.

Da man im Islam nicht angreifen darf, außer um den Propheten Mohammed oder den Islam zu verteidigen, müssen die extremistischen Muslime immer wieder angebliche Angriffe finden oder erfinden, um sich als Opfer darzustellen.

Viele Linke, die den Hintergrund nicht kennen, kaufen ihnen diese Behauptung ab. Indem sie den „Anderen“ helfen, fühlen sie wahrscheinlich eine moralische Überlegenheit: Sie helfen einer Sache, indem sie das „Andere“ verteidigen und ein „Opfer“ retten! Aber diese moralische Überlegenheit ist sowohl oberflächlich als auch am falschen Ort. Es ist mehr wie die des sprichwörtlichen Jungen, der seine Eltern ermordet und dann den Richter um Gnade bittet, weil er ein Waisenkind ist.

Vielleicht ist das der Grund, warum viele Linke sich weigern, Kritik am radikalen Islam und den Nuancen einiger Aspekte davon, anzuhören und überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Für sie bietet diese Ansicht, da der radikale Islam nicht mehr als Opfer dargestellt wird, ihnen nicht den Trost der moralischen Überlegenheit, weil sie Opfer verteidigen. Ironischerweise ist das dasselbe Motiv für viele radikale Islamisten: das Gefühl, moralisch überlegene Verteidiger des Islam zu sein. Die Linken werden dann verwirrt und wissen nicht, wie sie antworten sollen, weil ich ein Muslim bin, dort aufgewachsen bin – kein westlicher Muslim, der noch nie in einer muslimischen Gesellschaft gelebt hat. Ich bin nicht einmal ein westlicher Konservativer, mit dem die Linken ebenfalls im Widerspruch stehen. Viele Linke, wie alle Menschen mit einer Phantasie glücklich verheiratet, und trotz erdrückender Beweise, werden bei ihrer Phantasie und ihrer binäre Art zu denken bleiben. Es ist wie zu versuchen, Ihrem Freund zu sagen, dass die Stripperin, die er heiraten möchte, nicht zu Hause bleiben, Babys kriegen und kochen will. Er ist so emotional süchtig nach seinem Traum, dass er alles tun wird, um ihn zu schützen.

Schließlich ist es selbstverständlich, dass, wie wir alle, auch die Linken versuchen, ihre finanziellen und politischen Interessen zu wahren. Ihre materiellen und sozialen Investitionen sind ebenfalls bedroht, wenn sie von Muslimen hören, die Unterdrückung und Folter unter dem radikalen Islam ausgehalten haben. Diese Linken scheinen richtig zu vermuten, dass diese neue Information irgendeine Art von Interessenkonflikt verursachen könnte, sich also möglicherweise entscheiden, dass es sicherer sein könnte, es gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Stattdessen, um ihre Investition zu schützen, ignorieren oder kritisieren viele Liberale und Linke Muslime wie diese.

Zu guter Letzt könnte eine kurze Botschaft an die Linken gehen: Lieber Linker, Wenn Sie wirklich für Werte wie Frieden, soziale Gerechtigkeit und Freiheit stehen, dann steht Ihre apologetische Sicht des radikalen Islam in totalem Widerspruch zu all diesen Werten. Ihre Ansicht beeinträchtigt sogar die Bemühungen vieler Muslime, eine friedliche Reformation des Islam zu vollziehen, um genau diese Werte voranzutreiben. Darüber hinaus trägt Ihr Blick auf den radikalen Islam tatsächlich zur Gewalt und zur Unterdrückung von Millionen von Menschen bei – Frauen, Kinder, Sklaven und all jene Menschen, von denen Sie behaupten, dass Sie sie beschützen wollen. Das sind die wahren Opfer. Sie werden von den Praktizierenden des radikalen Islam und den religiösen Gesetzen der Scharia, die im Mittelpunkt dieses Fundamentalismus stehen, täglich unterworfen, entmenschlicht, terrorisiert, gefoltert, vergewaltigt und geschlagen. Es ist Zeit, Ihre Augen und Ihren Verstand zu öffnen und zu erkennen, was Ihnen da entgegen starrt.

Dr. Majid Rafizadeh, Politikwissenschaftler und Gelehrter der Harvard Universität, ist Präsident des International American Council im Nahen Osten. Er kann unter Dr.rafizadeh@post.harvard.edu erreicht werden.


Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.

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