Giulio Meotti, 6.5.2017, Gatestone Institute
- Da die Führer Europas keine Kinder haben, scheinen sie keinen Grund zu haben, sich um die Zukunft ihres Kontinents zu scheren.
- „Das Europa von Heute hat wenig Lust, sich selbst zu reproduzieren, für sich selbst zu kämpfen oder sogar in einem Streit für sich selbst einzustehen.“ – Douglas Murray, The Times
- „Uns selbst zu finden wird wichtiger, als eine Welt aufzubauen.“ – Joshua Mitchell
Es gab noch nie so viele kinderlose Politiker, die Europa führen, wie heute. Sie sind modern, aufgeschlossen und multikulturell und sie wissen, dass „mit ihnen alles fertig ist“. Kurzfristig ist kinderlos eine Erleichterung, da es keine Ausgaben für Familien bedeutet, sie keine Opfer bringen müssen und dass niemand über die zukünftigen Konsequenzen klagt. Wie in einem von der Europäischen Union finanzierten Forschungsbericht steht: „Keine Kinder, keine Probleme!“
Eine Mutter oder ein Vater zu sein, bedeutet hingegen, dass man ein sehr grosses Interesse an der Zukunft des Landes hat, das man führt. Europas wichtigste Führer hinterlassen keine Kinder.
Europas wichtigste Führer sind alle kinderlos: Bundeskanzlerin Angela Merkel, der niederländischer Ministerpräsident Mark Rutte und der französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron. Die Liste geht weiter mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven, dem luxemburgischen Premierminister Xavier Bettel und dem schottischen Premierminister Nicola Sturgeon.
Da die Führer Europas keine Kinder haben, scheinen sie keinen Grund zu haben, sich um die Zukunft ihres Kontinents zu scheren. Der deutsche Philosoph Rüdiger Safranski schrieb:
„Für die Kinderlosen verliert das Denken in Generationen an Relevanz. Deshalb verhalten sie sich mehr und mehr, als ob sie die letzten wären und sehen sich als letztes Glied der Kette.“
„Europa begeht Selbstmord. Oder zumindest haben seine Führer beschlossen, Selbstmord zu begehen“, schrieb Douglas Murray in The Times. „Das Europa von Heute hat wenig Lust, sich selbst zu reproduzieren, für sich selbst zu kämpfen oder sogar in einem Streit für sich selbst einzustehen.“ Murray, in seinem neuen Buch mit dem Titel The Strange Death of Europe, nannte es „eine existenzielle zivilisatorische Müdigkeit“.
Angela Merkel traf die fatale Entscheidung, die Türen von Deutschland für eineinhalb Millionen Migranten zu öffnen, um den demographischen Winter ihres Landes zu stoppen. Es ist kein Zufall, dass Merkel, die keine Kinder hat, von Migranten „die mitfühlende Mutter“ genannt worden ist. Merkel war offenbar vollkommen egal, ob der massive Zustrom dieser Migranten die deutsche Gesellschaft wahrscheinlich für immer verändern würde.
Dennis Sewell schrieb kürzlich im Catholic Herald:
„Es ist diese Idee von ‚westlicher Zivilisation‘, die die demographische Panik so verkompliziert, ohne dass die Antwort einfach wäre: Europa muss sich nicht darum kümmern, junge Menschen zu finden, um ältere Menschen in ihren rückläufigen Jahren zu unterstützen. Es gibt viele junge Migranten, die an die Tore poltern, die den Stacheldraht zu überklettern versuchen, oder Segel auf fadenscheinigen Booten setzen, um unsere Ufer zu erreichen. Alles was wir tun müssen, ist, sie einzulassen.“
Merkels kinderloser Status spiegelt die deutsche Gesellschaft wieder: 30% der deutschen Frauen haben nach Statistiken der Europäischen Union keine Kinder, bei weiblichen Hochschulabsolventen steigt die Zahl sogar auf 40%. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte, dass, wenn die Geburtenrate nicht steigt, das Land „die Lichter ausschalten“ müsse.
Nach einer neuen Studie, die vom Institut national d’études démographiques veröffentlicht wurde, bleibt wohl ein Viertel der europäischen Frauen, die in den 1970er Jahren geboren wurden, kinderlos. Europas Führer sind da nicht anders. Eine von neun Frauen, die 1940 in England und Wales geboren wurden, war im Alter von 45 Jahren kinderlos, im Vergleich zu einer von fünf, die 1967 geboren wurden.
Der französische Politiker Emmanuel Macron hat die Behauptung des französischen Präsidenten François Hollande zurückgewiesen, dass „Frankreich ein Problem mit dem Islam hat“. Er ist dagegen, die Staatsbürgerschaft der Dschihadisten auszusetzen und behauptet, dass der islamische Staat nicht islamisch sei: „Das Problem ist nicht der Islam, sondern bestimmte Verhaltensweisen, die man als religiös bezeichnet, und die dann Personen, die die Religion praktizieren, aufgezwungen werden.“
Macron predigt eine Art multikulturelles Buffet. Er spricht vom Kolonialismus als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit„. Er ist für „offene Grenzen„, und für ihn gibt es, wieder entgegen aller gegenteiligen Beweise, keine „französische Kultur“.
Laut dem Philosophen Mathieu Bock-Coté ist der 39-jährige Macron, der mit seiner 64-jährigen ehemaligen Lehrerin verheiratet ist, das Symbol für eine „glückliche Globalisierung, die von der Erinnerung an die verlorene französische Herrlichkeit befreit ist“. Es ist kein Zufall, dass „Manif Pour Tous“, eine Bewegung, die die Legalisierung der homosexuellen Ehe in Frankreich bekämpfte, dazu drängte, Macron als „Anti-Familien-Kandidat“ nicht zu wählen. Macron’s Slogan „En Marche!“ („Vorwärts!“) verkörpert die globalisierten Eliten, die die Politik auf eine Übung reduzieren, eine Aufführung.
Aus diesem Grund forderte der türkische Führer Erdogan die Muslime auf, „fünf Kinder“ zu haben, und islamische Imame drängen die Gläubigen, „Kinder zu züchten„: um Europa zu erobern. Islamische Hegemonisten sind eifrig dabei, einen Zivilisationskonflikt zu schüren in der Mitte Europas, und sie stellen sich ihre westlichen Gastgeberländer vor, wie sie zusammenbrechen, ohne Bevölkerung, ohne Werte, und ihre eigene Kultur aufgebend.
Wenn wir Merkel, Rutte, Macron und andere betrachten, liegen diese islamischen Hegemonisten so falsch? Unsere europäischen Führer schlafwandeln uns zur Katastrophe. Warum sollte es sie kümmern, ob am Ende ihrer Lebenszeit Europa nicht mehr Europa sein wird? Wie Joshua Mitchell in einem Aufsatz erklärt hat: „‚uns selber zu finden‘ wird wichtiger, als eine Welt zu bauen. Die lange Kette der Generationen hat das schon für uns getan. Jetzt wollen wir spielen.“
Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist italienischer Journalist und Autor.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.