Douglas Murray, 9.7.2017, Gatestone Institute
- „Je großzügiger du bist, desto mehr spricht sich das herum – was wiederum mehr Menschen motiviert, Afrika zu verlassen. Deutschland kann unmöglich die riesige Anzahl von Menschen aufnehmen, die ihren Weg nach Europa machen wollen.“ – Bill Gates.
- Die jährliche Umfrage bei EU-Bürgern, die kürzlich von Projekt 28 durchgeführt wurde, fand eine Einstimmigkeit über die Frage der Migration, die über den ganzen Kontinent fast unerreicht war. Die Umfrage ergab, dass 76% der Bevölkerung in der EU glaubt, dass der Umgang der EU mit der Migrationskrise der letzten Jahre „armselig“ gewesen war. Es gibt kein Land in der EU, in dem sich die Mehrheit der Öffentlichkeit von diesem Konsens unterscheidet.
- Zur selben Zeit, wie die Öffentlichkeit wusste, dass das, was die Politiker tun, nicht nachhaltig ist, hat es eine große Anstrengung gegeben, zu kontrollieren, was die europäische Bevölkerung überhaupt sagen darf. Bundeskanzlerin Angela Merkel ging so weit, den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu drängen, die Beiträge auf Social Media einzuschränken, die ihrer Politik gegenüber kritisch eingestellt waren.
Ist Bill Gates ein Nazi, Rassist, „Islamophober“ oder Faschist? Wie der berühmteste Butler von PG Wodehouse gesagt hätte: „Die Eventualität erschiene äusserst entfernt“. Bisher hat niemand in irgendeiner einflussreichen Position solche Ansprüche gegenüber dem weltweit größten Philanthropen erhoben. Möglicherweise – nur möglicherweise – ändert sich etwas in Europa.
In einem Interview, das am 2. Juli in der deutschen Zeitung „Welt Am Sonntag“ veröffentlicht wurde, hat der Mitbegründer von Microsoft die anhaltende europäische Migrationskrise angesprochen. Was er sagte, war überraschend:
„Einerseits willst du Großzügigkeit demonstrieren und Flüchtlinge aufnehmen, aber je großzügiger du bist, desto mehr spricht sich das herum – was wiederum mehr Menschen motiviert, Afrika zu verlassen. Deutschland kann unmöglich die riesige Anzahl von Menschen aufnehmen, die ihren Weg nach Europa machen wollen.“
Diese Worte wären für den Durchschnittsbürger Europas unumstritten. Die jährliche Umfrage der EU-Bürger, die kürzlich von Project 28 durchgeführt wurde, fand eine Einstimmigkeit über die Frage der Migration, die fast über den ganzen Kontinent unerreicht war. Die Umfrage ergab zum Beispiel, dass 76% der Bevölkerung in der EU glaubt, dass der Umgang der EU mit der Migrationskrise der letzten Jahre „armselig“ sei. Es gibt kein Land in der EU, in dem sich die Mehrheit der Bevölkerung von diesem Konsens unterscheidet. In Ländern wie Italien und Griechenland, die an der Front der Krise der letzten Jahre waren, ragt diese Zahl steil in die Höhe. In diesen Ländern glauben neun von zehn Bürgern, dass die EU schlecht mit der Migrantenkrise umgegangen ist.
Wie sollten sie auch anders denken? Die Ankündigung der Bundesregierung von 2015, dass normale Asyl- und Grenzverfahren nicht mehr in Kraft seien, verschärfte eine bereits katastrophale Situation. Die Populationen von Deutschland und Schweden stiegen in diesem Jahr aufgrund des Zustroms von Migranten allein um 2% an. Dies sind monumentale Veränderungen, die mit einer für jede Gesellschaft riesigen Geschwindigkeit geschehen.
Zur gleichen Zeit, wie die Öffentlichkeit gewusst hat, dass das, was die Politiker tun, nicht nachhaltig ist, hat es eine große Anstrengung gegeben, zu kontrollieren, was die europäische Bevölkerung sagen darf. Bundeskanzlerin Merkel ging so weit, den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu drängen, die Beiträge auf Social Media zu beschränken, die kritisch gegenüber ihrer Politik waren. Dies war nur ein Beispiel für einen viel breiteren Trend. Auf dem ganzen Kontinent war jede private oder öffentliche Persönlichkeit, die es wagte, zu warnen, dass die Einfuhr so vieler Menschen in solch einer unorganisierten Weise der Beginn einer Katastrophe war, die sich mit den dunkelsten denkbaren Motiven beschäftigte.
Selbst nach den Terrorangriffen vom November 2015 in Paris und der Entdeckung, dass die Mitglieder der Terrorzelle über die Migrantenrouten in und aus Europa gelangt waren, wiesen die europäischen Staats- und Regierungschefs die Besorgnis über die Migrationskrise zurück. Der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker beleidigte die Öffentlichkeit und die wenigen Politiker, die nach den Pariser Angriffen Merkel ablehnten:
„Ich würde die in Europa einladen, die versuchen, die Migrationsagenda zu ändern, die wir verabschiedet haben – ich möchte sie daran erinnern, ernst zu machen und nicht diesen Basisreaktionen nachzugeben, die ich nicht mag.“
Es ist verständlich, dass in einer Zeit, in der Tausende von Menschen das Mittelmeer überquerten und viele ertranken, einige humanitäre Impulse vorherrschen konnten. Damals im Jahr 2015, auf dem Höhepunkt der Krise, hat selbst Bill Gates Amerika dazu aufgerufen, Migranten auf demselben Niveau aufzunehmen, zu dem Deutschland sie aufnahm. Seitdem hat Gates jedoch bemerkt, was die meisten Menschen, die in Europa leben, bemerkt haben – nämlich dass die Öffnung der Grenzen Ihres Landes eine kurzfristige moralische Anziehungskraft haben mag, sie aber eine Vielzahl von langfristigen gesellschaftlichen Sorgen verursacht.
Es sind diese Sorgen – die die europäische Öffentlichkeit rund um sich herum sowie auf den Titelblättern ihrer Zeitungen sehen kann – die die Mehrheit der Öffentlichkeit in ganz Europa dazu bringt, den Fluss der Migranten reduzieren zu wollen. In seinem jüngsten deutschen Zeitungsinterview hat Bill Gates auch dieses Gefühl ausgedrückt – und zwar sehr deutlich – indem er sagte: „Europa muss es den Afrikanern erschweren, den Kontinent über die laufenden Transitwege zu erreichen.“
Das alles ist natürlich wahr. Es ist nicht möglich für Europa, die Heimat für alle und jeden in Afrika, dem Nahen oder Fernen Osten zu werden, der es schafft, eine ziemlich kurze Wasserstrecke zu überqueren. Die Menschen in Europa wussten das schon lange. Einige Leute – schwer kritisiert von den Mainstream-Medien und der politischen Klasse – haben das sogar ausgedrückt. Aber vielleicht, jetzt, wo ein bekannter und sicher nicht-Nazi Philanthrop wie Bill Gates es bemerkt hat, wird sich etwas ändern. Es ist wahrscheinlich zu viel erhofft, dass die westeuropäische politische Klasse tatsächlich auf seinen Rat hören könnte. Aber könnten sie wenigstens ihre Verachtung für die vernünftigen Anliegen der breiten Öffentlichkeit im Zaum halten?
Douglas Murray, britischer Autor, Kommentator und Öffentlichkeitsanalyst lebt in London, England.
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Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.