Website-Icon Politisches & Wissenswertes

Die Leiden der NGOs: (Kein) Drama im Mittelmeer.

Nachdem die zahlreichen Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die bisher im Mittelmeer unter dem Deckmäntelchen der „Seenotrettung“ eine Art Taxi-Service nach Europa für auswanderungswillige Migranten unterhalten haben, durch die Regierungen Italiens und Libyens an die kurze Leine gelegt wurden, macht sich Frust breit: Man würde doch so gerne retten, damit niemand ertrinken muss! Blöd nur, dass nun keiner mehr da ist, der in Seenot gerät. So war das eigentlich nicht gedacht.

Bisher hörte sich die Geschichte folgendermaßen an: Die „Flüchtlinge“ sind so verzweifelt, dass sie sich, sprichwörtlich um jeden Preis, sogar aus vergleichsweise sicheren und wohlhabenden Herkunftsländern (z.B. Nigeria) auf den Weg nach Europa machen. Quer durch die Wüste Sahara, durch das vom Bürgerkrieg gezeichnete Libyen, in die Hände krimineller Schleuser, auf seeuntaugliche Gummiboote, letztlich in Seenot… und würden die NGOs nicht vor der Küste warten — ja, dann würden sie einfach ertrinken. Klingt logisch. Zumindest, wenn man keine Fakten mag.

Nun ist also der „worst case“ eingetreten. Nein, keine Sorge, es ertrinken nicht mehr Menschen als zuvor. Es ertrinken gar keine mehr. Null. Das ist exakt das, was u.a. die Mission Defend Europe prognostiziert hat und was nach den Erfahrungswerten der australischen „No Way!“-Politik zu erwarten war. Der durch die NGO-Anwesenheit und deren garantiertem Transport-Service nach Europa erzeugte „Pull-Faktor“ wurde abgestellt und das Sterben im Mittelmeer beendet. Die Nachfrage ist zwar noch da, aber das Angebot fehlt. Es macht schlichtweg keinen Sinn mehr, sich kostspielig in Seenot zu begeben, wenn man dann bestenfalls von Libyen gerettet wird und schlimmstenfalls einfach ertrinkt. So dumm ist niemand.

Für die NGOs ist das natürlich eine katastrophale Entwicklung. Ihre Glaubwürdigkeit ist ruiniert, die Spendengelder brechen weg, einige, wie beispielsweise die deutsche „Jugend Rettet“, sehen sich mit Ermittlungen wegen Begünstigung illegaler Einwanderung konfrontiert. Das kann man wohl ohne Übertreibung als existenzielle Krise bezeichnen. „Im Moment bleibt uns nichts anderes, als abzuwarten“, jammert Hans-Peter Buschheuer von der Regenburger Organisation „Sea Eye“ in der Berliner Zeitung. „Wir sind ratlos, was wir tun sollen“. Mal überlegen. Wie wäre es mit: nichts? Aber das geht natürlich nicht. Und so ist auch ein Schiff seiner NGO letzte Woche zu einer Protestaktion ausgelaufen. Damit endlich wieder „Flüchtlinge“ durchgelassen werden und ertrinken.

„Es sei ein Skandal, die Rettungseinsätze zu beenden“, wird Buschheuer im selben Artikel zitiert, „zumal vollkommen unklar sei, was mit den Flüchtlingen geschehe, die nun nach Libyen zurückgebracht werden.“ Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Es ist nämlich völlig klar, was nicht mit den „Flüchtlingen“ geschieht: Der Tod durch Ertrinken. Das allein sollte eigentlich eine große Erleichterung darstellen! Ist das nicht der ganze Sinn dieser „Rettungseinsätze“? (Das war eine rhetorische Frage!) Und natürlich ist auch nicht „völlig unklar“, was mit den illegalen Migranten geschieht, die nach Libyen gebracht werden. Die müssten dort im Schnitt drei Monaten in einem Auffanglager ausharren, bis sie ihr Flugticket nach Hause geschenkt bekommen.

Und ja, so ein Lager ist kein Ferienclub. Das ist einer der Nachteile, wenn man ein kaputtes Land illegal durchquert. Deshalb sollte man das auch nicht ohne Not machen. Nur mal so als Idee. Das ist dem Herrn Buschheuer natürlich nicht genug. Bei ihm heißen sie deshalb pauschal „Folterlager“. Als ob die Libyer nichts Besseres zu tun hätten, als hunderttausende Migranten vor ihrer Abreise noch mal schön zu foltern. Solche Praktiken gibt es tatsächlich, das ist bekannt, allerdings meist in der „Obhut“ der Schleuser-Banden, die auf diesem Weg weiteres Geld von den Verwandten in den Heimatländern der „Flüchtlinge“ erpressen. Aus unbekannten Gründen reisen diese nämlich meist nicht mit und bleiben daheim auf dem Geld hocken. Verrückte Welt.

Volker Westerbarkey, Präsident von „Ärzte ohne Grenzen“ in Deutschland (einer weiteren im Mittelmeer tätigen NGO) geht noch einen Schritt weiter: Er verlangt (!) von der EU, die „tödlichen Eindämmungsstrategien“ einzustellen, die dazu führten, dass Menschen „schutzlos in einem Konfliktgebiet festsitzen“. Volker, sie sitzen ja nicht lange dort fest. Sie werden nach Hause geschickt… Er ist übrigens noch nicht mit dem Fordern fertig: „Sichere und legale Fluchtwege für Flüchtlinge und Migranten sind dringend erforderlich, um unnnötigen Tod und Leid zu verringern.“ — Wohlgemerkt: „Flüchtlinge und Migranten“.

Wofür Migranten Fluchtwege benötigen, bleibt vermutlich sein Geheimnis.

Die mobile Version verlassen