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Deutschland: Der Aufstieg des Islam

Giulio Meotti, 12.9.2017, Gatestone Institute

Die neue Mega-Moschee in Köln hat eine Kapazität von 1.200 Personen und das höchste Minarett Europas. (Bildquelle: Raimond Spekking/Wikimedia Commons)

Jan Fleischhauer, Journalist des Wochenmagazins Der Spiegel, prägte einen Begriff für den freien Fall des deutschen Christentums: Selbstsäkularisierung. Wird die Kirche liquidiert?

Die Deutsche Bischofskonferenz hat soeben die Daten über den Niedergang des Katholizismus in Deutschland für 2016 veröffentlicht. In einem Jahr verlor die katholische Kirche in Deutschland 162.093 Gläubige und schloss 537 Gemeinden. Von 1996 bis heute wurde ein Viertel der katholischen Gemeinden geschlossen. „Der Glaube ist verflogen„, sagte Kardinal Friedrich Wetter, der Erzbischof von München und Freising von 1982 bis 2007.

Christen werden in Deutschland laut Die Welt in den kommenden 20 Jahren zur Minderheit. Gegenwärtig sind etwa 60 % des Landes christlich, mit 24 Millionen Katholiken und 23 Millionen Protestanten. Aber diese Zahl sinkt um 500.000 pro Jahr allein durch Todesfälle. „Diese Statistik verkörpert das, was Besucher in deutschen Städten am Sonntag beobachten: weitgehend leere Kirchen“, schrieb der katholische Theologe George Weigel.

Der deutsche Protestantismus steht vor der gleichen Krise. Die Zeit berichtete, dass 2016 340.000 Protestanten starben, und es gab nur 180.000 Taufen. Etwa 190.000 Menschen verließen die Kirche und nur 25.000 Menschen entschieden sich, ihr beizutreten.

Papst Benedikt XVI. sagte in seinem berühmtesten Vortrag, dass der Westen, auch diejenigen, die keine Transzendenz akzeptieren, „etsi Deus daretur“ handeln sollten, als ob es Gott gäbe. Die altmodische christliche Gesellschaft wird nie mehr zurückkehren, aber es ist wichtig, dass selbst ein säkularer Westen auf seinen jüdisch-christlichen Werten basiert – und zutiefst inspiriert von diesen Werten bleibt.

Die nächste Etappe scheint eine deutsche Kultur- und Religionslandschaft zu sein, die von Atheisten und zwei Minderheitsreligionen beherrscht wird: Islam und Christentum. Wenn die Säkularisten nicht das westliche christliche Erbe – oder zumindest die jüdisch-christlichen Werte, aus denen es entsprungen ist – ernster nehmen und es ernsthafter verteidigen, werden bald sowohl Atheisten als auch Christen von der aufsteigenden politischen und hegemonialen Religion, dem Islam, beherrscht werden. Eine von der Bundesregierung verbotene und in Deutschland bekannte muslimische fundamentalistische Organisation nennt sich „Die Wahre Religion„. Sie glauben offenbar, die jüdisch-christlichen Werte zu überholen.

Es gibt dramatische Fälle christlichen Verfalls in Deutschland. In der Diözese Trier zum Beispiel, wo sich die älteste katholische Gemeinde und der Geburtsort von Karl Marx befinden, wird die Zahl der Pfarreien bis 2020 von 903 auf 35 sinken, so Bischof Stephan Ackermann – ein Rückgang von über 90%. In der Diözese Essen wurden mehr als 200 Pfarreien geschlossen; ihre Zahl ist von 259 auf 43 gesunken.

Auch ein Bevölkerungsrückgang ist in diese religiöse Krise involviert. „Das Christentum stirbt buchstäblich in Europa„, sagte Conrad Hackett, Leiter der Forscher, die vor einigen Monaten einen Pew-Forum-Bericht verfasst haben. In Europa waren zwischen 2010 und 2015 überstiegen die christlichen Todesfälle die Geburten um fast 6 Millionen. Allein in Deutschland gab es rund 1,4 Millionen mehr christliche Todesfälle.

Dieser Rückgang ist auch aus der Rekrutierungskrise für das Priestertum ersichtlich. Auf der offiziellen Website der Deutschen Katholischen Kirche wurde im Mai festgestellt, dass die Diözesen Osnabrück und Mainz in diesem Jahr keine neuen Priester ordiniert haben. Die Erzdiözese München hat im vergangenen Jahr nur einen einzigen Kandidaten angezogen. In der gesamten Erzdiözese München sind heute nur noch 37 Seminaristen in den verschiedenen Ausbildungsstadien im Einsatz für ca. 1,7 Millionen Katholiken. Im Vergleich dazu hat die amerikanische Diözese Lincoln, Nebraska, derzeit 49 Seminaristen für etwa 96.000 Katholiken. In den USA ist das Christentum stark, in Deutschland liegt es buchstäblich im Sterben.

Ein deutscher Architekt, Joaquim Reinig, sagte der Tageszeitung, um muslimische Einwanderer besser zu integrieren, sollten Kirchen abgerissen und durch „weithin sichtbare Moscheen“ ersetzt werden. Es klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber es enthält eine dramatische Wahrheit. In seinem Buch Die letzten Tage von Europa schreibt der Historiker Walter Laqueur, dass „Deutschland in den 1980er Jahren etwa 700 kleine Moscheen und Gebetsräume besaß, aber es gibt heute mehr als 2.500“. Wenn in Deutschland das Christentum sich verflüchtigt, wuchert der Islam.

Die Türkisch-Islamische Union für Religiöse Angelegenheiten (DITIB) hat soeben eine neue Megamoschee für Gottesdienste in Köln eröffnet. Die neue deutsche Megamoschee hat eine Kapazität von 1.200 Personen und das höchste Minarett Europas. Die Deutsche Welle meint: „Christliche Führer sträubten sich gegen die Idee, dass der Kölner Dom die Skyline mit Minaretten teilt“. Als die Moschee 2007 geplant wurde, wurde eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, um zu sagen: „Wir wollen den Dom hier, nicht Minarette“. Die muslimischen Autoritäten kündigten dann den Plan an, die Zahl der Moscheen „zu verdoppeln„.

Die türkischen Behörden wollten nicht nur eine Megamoschee in der Stadt des größten deutschen Doms errichten, sondern besassen auch den Sinn für Ironie, den Architekten Paul Böhm mit der Gestaltung der Moschee zu beauftragen. Böhm’s Vater und Großvater waren in der Tat die beiden radikalsten und bewundertsten Kirchenarchitekten ihrer Generation. Im „neuen Deutschland“ hatte niemand Böhm gebeten, einen neuen Dom zu entwerfen.

Seit seiner Machtübernahme in der Türkei hat Recep Tayyip Erdogan dort 17.000 islamische Gebetsstätten errichtet. Der türkische Präsident engagiert sich auch für den Bau von Moscheen in europäischen Hauptstädten. Die Türkei kontrolliert 900 Moscheen in Deutschland und fühlt sich frei, zu sagen, dass eine „liberale Moschee“ in Deutschland mit dem Islam „unvereinbar“ sei, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Deshalb fürchten 57 Prozent der Deutschen den Aufstieg des Islam in ihrem Land.

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel 2014 ihr Land für die Massenmigration öffnete, sah sie offenbar kein kulturelles Problem darin, mehr als eine Million weitere Muslime aufzunehmen.

In den Worten Erdogans: „Unsere Minarette sind unsere Bajonette, unsere Kuppeln sind unsere Helme, unsere Moscheen sind unsere Kasernen“. Die islamischen Regime bieten nämlich an, die Freiräume in der religiösen Landschaft Deutschlands zu füllen. Saudi-Arabien schlug vor, 200 neue Moscheen in Deutschland zu bauen, „eine für 100 Flüchtlinge“.

Können Sie sich vorstellen, dass Deutschland dem Irak, Syrien und Ägypten „200 neue Kirchen“ anbietet, um dort die verlassenen und enteigneten christlichen Gemeinden wieder aufzubauen? Nein, denn im Nahen Osten sind die Christen in einer forcierten Entchristianisierung ausgerottet worden. In Europa sterben ebenfalls Christen aus durch einen Prozess der „Selbst-Säkularisierung“. Wir riskieren, nicht nur unsere Kirchen zu verlieren, sondern vor allem unsere kulturelle Stärke und sogar das Vertrauen in die Werte unserer eigenen Zivilisation.

Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Autor.


Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.

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