Uzay Bulut, 31.12.2017, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- Die Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan – und die von Türken, die seine Weltanschauung teilen – sind ein weiterer Beweis dafür, dass fundamentalistische Muslime die Existenz Israels als souveräner jüdischer Staat ablehnen. Ihr Zorn über die Jerusalemer Erklärung von Trump hat nichts mit der Politik der USA oder Israels zu tun.
- Ihre Wut rührt daher, dass Juden in Israel als mächtige Nation existieren – und nicht als Dhimmis (verfolgte Menschen zweiter Klasse). Fanatische Muslime kommen nicht darüber hinweg, dass Juden noch immer in ihrem angeblich muslimischen heiligen Land leben und selber die Herren sind im angeblich ihnen zustehenden muslimischen heiligen Land.
- Um ihre Wut zu rechtfertigen, schreiben diese Radikalen die Geschichte um. Ihre Behauptungen, Jerusalem sei eine muslimische heilige Stadt, zum Beispiel, sind falsch. Während Jerusalem im Alten Testament 850 Mal erwähnt wird, wird es im Koran nicht ein einziges Mal erwähnt.
Obwohl die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch US-Präsident Donald Trump am 6. Dezember von einem Großteil der muslimischen Welt verurteilt wurde, stach eine Reaktion besonders heraus – die des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
„Diejenigen, die glauben, dass sie heute die Besitzer von Jerusalem sind, werden morgen nicht einmal Bäume finden können, um sich dahinter zu verstecken“, sagte er während einer Veranstaltung zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember in Ankara.
Erdoğan bezog sich auf einen Hadith (ein bezeugter Ausspruch des islamischen Propheten Mohammed) über den Tag des jüngsten Gerichts:
„Abu Huraira berichtete von Allaahs Botschafter (sall Allaahua layhiwa sallam), dass er gesagt habe, dass die letzte Stunde nicht kommen würde, wenn die Muslime nicht gegen die Juden kämpfen und die Muslime sie töten, bis die Juden sich hinter einem Stein oder einem Baum verstecken und ein Stein oder ein Baum sagte: Moslem, oder Diener Allaahs, hinter mir ist ein Jude; komm und töte ihn; aber der Baum Gharqad würde das nicht sagen, denn er ist der Baum der Juden.“
Radikale Türken wiederspiegelten die Meinung von Erdoğan über Social Media. Unter dem Hashtag #KudüseSahipÇık („Rettet Jerusalem“), der rasch zum Trendthema wurde, drückten türkische Twitter-Nutzer einen brodelnden Judenhass aus – nicht Hass auf Israelis, sondern Juden. Hier sind ein paar Beispiele:
- „Ich hoffe, dass dies für uns ein Kriegsgrund sein wird. Ich werde auf das Blut der Juden spucken.“
- „[Mit jedem] massakrierten Juden wird die Welt entspannter werden und sagen: ‚Ich bin diese Dreckstücke losgeworden‘.“
- „Die Ummah [islamische Gemeinschaft] ist bereit für eine Intifada. Sie können den Juden ausrotten.“
- „Jerusalem zur Hauptstadt [Israels] zu erklären, bedeutet, im Nahen Osten einen neuen Krieg loszutreten. Wir haben keine Angst vor Krieg. Wo werden wir Millionen von jüdischen Leichen begraben? Jerusalem anzurühren bedeutet ein Ende für die Juden.“
- „Der Jude ist feige. Er kann nicht kämpfen. Er vertraut seinem Geld und rekrutiert Söldner. Doch was wir brauchen ist Einheit und Lebensunterhalt.“
- „Damit Jerusalem den Muslimen gehört, darf in den palästinensischen Gebieten kein einziger Jude am Leben gelassen werden. Es geht entweder um Sieg oder um Sieg.“
- „Oh Allah! Nimm mir meine Seele nicht, bevor du mir das Privileg gibst, mich im Dschihad gegen israelisch-jüdische Hunde zu engagieren.“
- „Es gibt nur eines über Juden zu sagen: Es gab nie eine feigere, unehrenhaftere und bäuerlichere Nation wie sie. Der Sieg wird auf jeden Fall uns gehören.“
Einige Twitter-Nutzer lobten Hitler für die Ermordung von Juden, während andere ihn dafür verurteilten, dass er keine genügende Arbeit geleistet hatte. Dann gibt es diejenigen, die vorgeschlagen haben, türkische Juden zu verfolgen. Den türkischen Innenminister Süleyman Soylu markierend, twitterte ein User:
„Synagogen, das israelische Konsulat und die Juden…. Wenn wir all diese Dinge niederbrennen, zerstören und töten, werden wir dann als Kriminelle betrachtet werden?“
Andere Tweets vom selben Blut:
- „Schließen Sie alle Synagogen in der Türkei. Verhaften oder deportieren Sie alle jüdischen Bürger. Schließen Sie alle Wasserleitungen nach Israel. Dann werden sie automatisch abkratzen.“
- „Was ist, wenn wir Synagogen und Kirchen schließen? Und die Hagia Sophia [Christliche Basilika in Istanbul] für [muslimische] Gottesdienste öffnen?“
- „Hängen Sie Ketten vor alle Synagogen in Istanbul. Toleranz hat Grenzen. Jerusalem ist die Hauptstadt der muslimischen Gläubigen.“
Die Aussagen von Erdoğan – und die von Türken, die seine Weltanschauung teilen – sind ein weiterer Beweis dafür, dass fundamentalistische Muslime die Existenz Israels als souveräner jüdischer Staat ablehnen. Ihre Wut über die Jerusalemer Erklärung von Trump hat nichts mit der Politik der USA oder Israels zu tun. Ihre Wut rührt daher, dass Juden in Israel als mächtige Nation existieren – und nicht als Dhimmis (verfolgte Menschen zweiter Klasse). Fanatische Muslime kommen nicht darüber hinweg, dass Juden noch immer in ihrem angeblich muslimischen heiligen Land leben und selber die Herren sind im angeblich ihnen zustehenden muslimischen heiligen Land.
Diese Reaktionen sind auch die sichtbarsten Beispiele für den islamistischen völkermörderischen Hass auf Juden und die extreme islamistische Intoleranz gegenüber den religiösen Empfindlichkeiten und der nationalen Geschichte eines nicht-islamischen Glaubens.
Um ihre Wut zu rechtfertigen schreiben diese Radikalen die Geschichte um. Ihre Behauptungen, Jerusalem sei eine muslimische heilige Stadt, zum Beispiel, sind falsch. Während Jerusalem im Alten Testament 850 Mal erwähnt wird, wird es im Koran nicht ein einziges Mal erwähnt. Seit König David Jerusalem vor rund 3.000 Jahren zur Hauptstadt Israels gemacht hat, spielt die Stadt eine zentrale Rolle im jüdischen Leben. Erst 1980, als Israel ein Grundgesetz verabschiedete – was einer Verfassung entspricht – das Jerusalem zu seiner Hauptstadt erklärte, wurde es zu einem Brennpunkt muslimischer Agitation.
Muslime haben Jerusalem nie zu ihrer Hauptstadt erklärt, auch nicht, als sie nach ihrer Invasion im siebten Jahrhundert das Gebiet kontrollierten, das später „Palästina“ genannt wurde. Stattdessen bauten sie Anfang des achten Jahrhunderts die Stadt Ramla und nannten es ihre lokale Hauptstadt. Jordanien erklärte Jerusalem auch nicht zur muslimischen Hauptstadt, als es die Stadt von 1948 bis 1967 kontrollierte. Während dieser 19 Jahre war der einzige arabische Führer, der Jerusalem überhaupt je besuchte, König Abdullah I. von Jordanien, der dort 1951 von einem arabischen Nationalisten ermordet wurde, der mit dem ehemaligen Mufti der Stadt verbunden war.
Es ist richtig, dass sich die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem befindet; die erste Erwähnung der Moschee erschien im 12. Jahrhundert. Doch die weit verbreitete Auffassung, dass der Tempelberg, auf dem die Al-Aqsa liegt, der „drittheiligste Ort des Islam“ sei, beruht auf einem rhetorischen Trick: Mekka ist der heiligste Ort des Islam, Medina ist der zweitheiligste. Für die Juden ist Jerusalem die heiligste Stadt und der Tempelberg die heiligste Stätte; die zweithöchste Stätte des Judentums ist die Höhle der Patriarchen in Hebron, die die Muslime bei der Eroberung der Stadt im 7. Jahrhundert usurpierten und auf Ibrahimi-Moschee umbenannten. Wenn Muslime das Recht haben, die Kontrolle über die Stadt zu haben, die ihren so genannten „drittheiligsten Ort“ beherbergt, warum widersetzen sie sich dann der jüdischen Kontrolle über die Stadt, die die heiligsten und zweitheiligsten Stätten des Judentums enthält?
Viele Muslime verwischen auch oft absichtlich die Tatsache, dass Jerusalems Status als Hauptstadt Israels die Religionsfreiheit von Muslimen und Christen nicht gefährdet. Tatsächlich war die Stadt in ihrer Geschichte noch nie so offen für Pilger aus allen Religionen wie unter israelischer Herrschaft. Während der 19 Jahre, in denen die Altstadt und ihre heiligen Stätten unter jordanischer Besatzung standen, war es Juden – unabhängig von der Herkunft ihrer Pässe – verboten, sie zu besuchen und dort zu beten. Noch heute ist es Juden, die den Tempelberg besuchen, verboten, dort zu beten.
Seit dem Aufkommen des Islams haben muslimische Herrscher Synagogen, Kirchen, buddhistische und hinduistische Tempel und andere nichtmuslimische Kultstätten zerstört oder in Moscheen umgewandelt. Israel zu beschuldigen, sich an einem solchen Verhalten zu beteiligen, ist sowohl eine Projektion, als auch ein Propagandamittel.
Das falsche Narrativ über Jerusalem ist Teil dessen, was Moshe Sharon, emeritierter Professor für Islamische und Nahost-Studien an der Hebräischen Universität Jerusalem, die „Islamisierung der Geschichte“ nennt. Die Grundhaltung, sagt er,
„ist, dass alle wichtigen Persönlichkeiten der Geschichte im Grunde genommen Muslime sind – von Adam bis zu unserer heutigen Zeit. Wenn also die Juden oder Christen etwas fordern und es auf der Tatsache begründen, dass es einen König namens Salomo oder einen König namens David gab, oder einen Propheten namens Moses oder Jesus, dann sagen sie etwas, was nicht wahr ist, oder sie wissen gar nicht, dass alle diese Figuren im Grunde genommen muslimische Figuren waren“.
Er erklärt weiter:
„Alles, was mit diesen Menschen oder mit diesen Propheten, die alle Muslime waren, verbunden war, wird zu einem muslimischen Territorium. Und deshalb, als der Islam nicht im …Nahen Osten oder in anderen Teilen außerhalb des Nahen Ostens war, die jetzt muslimisch sind…, so musste jeder Ort wie dieser befreit, nicht erobert werden. …. Der Islam erschien in der Geschichte in der Zeit Mohammeds – oder tauchte aus ihrer Sicht in der Geschichte wieder auf – als Befreier…“
….angeblich von einer islamischen Religion, die seit jeher existierte und durch später hinzukommende Religionen verzerrt wurde: dem Judentum und Christentum.
Deshalb ist der Kampf Israels auch der Kampf des Westens gegen dem von der Scharia auferlegten historischen Revisionismus und der Sklaverei des Dhimmitums, den zweitklassigen, „geduldeten“ Status, den Islamisten Juden und anderen Nicht-Muslimen zuerkennen. Es ist ein Freiheitskampf, in dem das jüdische Volk seine Geschichte und Freiheit von islamistischen und anderen Diktatoren zurückholt und in seiner alten Heimat bewahrt.
Das islamistische Geschichts- und Geographieverständnis unterscheidet sich jedoch grundlegend von wissenschaftlichen und historischen Fakten.
Nach Ansicht der Islamisten waren alle prominenten Persönlichkeiten seit Adam und Eva Muslime, daher waren alle Länder, in denen sie lebten, muslimische Länder. Judentum, Christentum, Zoroastrismus, Jessidismus und andere sind keine Glaubenssysteme, die ebenfalls respektiert werden könnten. Die Gläubigen all dieser Religionen sind Besatzer muslimischer Länder. Sie sind keine Eingeborenen oder ehrenwerte Bewohner. Sie sind nicht einmal Gemeinschaften, deren Rechte und Religionsfreiheit ebenso respektiert werden sollten wie die der Muslime. Sie haben nach dieser Auffassung tatsächlich die einzig wahre Religion aufgegeben; deshalb sind sie verflucht und werden von Allah bestraft, wenn sie sich nicht zum Islam [zurück] bekehren. Wenn sie trotzdem leben dürfen, dann nur wegen der „Barmherzigkeit“ der Islamisten – doch sie sollen den Muslimen immer unterlegen bleiben.
Das ist es, was die Islamisten in den Ländern, in denen sie herrschen, behaupten und auch getan haben. Doch Wissenschaft — einschließlich echte Geschichte, Archäologie und objektive theologische Studien, unter anderem — würden mit dem revisionistischen Geschichtsverständnis der Islamisten nicht einverstanden sein.
Es ist natürlich, dass eine Religion behauptet, sie sei die einzig wahre. Aber die meisten tun dies, indem sie immer noch andere Religionen und ihre Geschichte anerkennen und respektieren. Zerstörerisch und intolerant ist es, wenn eine Religion die Authentizität anderer Religionen verleugnet und ihre Gläubigen entmenschlicht und verteufelt. Dieses verzerrte und irreführende Verständnis der Weltgeschichte hat auch dazu beigetragen, extrem unterdrückende und gewalttätige muslimische Regime zu schaffen, die Nicht-Muslime nie als gleichberechtigt behandelt haben.
Eine Ideologie, die behauptet, dass die gesamte Menschheitsgeschichte genau genommen ihre eigene Geschichte sei, und andere Religionen nur Erfindungen, die durch Betrügereien geschaffen wurden, die ihre Gläubigen in die Irre geführt, und die Menschen irregeführt haben, die für immer in der Hölle brennen werden, weil sie nicht an die einzige, ewige, wahre und vollkommene Religion glauben, ist nicht geeignet, eine tolerante Kultur zu schaffen, die anderen Religionen gegenüber respektvoll ist und sie akzeptiert. Deshalb ist es dieser sich verweigernden, hegemonialen und totalitären Ideologie nicht gelungen, die religiöse, kulturelle oder intellektuelle Vielfalt in den Ländern, die sie übernommen hat, zu irgend einer Zeit der Geschichte zu fördern.
Diese sich verweigernde Geschichtsauffassung, die nichts anderes als den Islam anerkennt, ist es, die vor allem die enormen Unterschiede im Verständnis zwischen den Islamisten, die fälschlicherweise behaupten, Jerusalem zu besitzen, und den Juden Israels, die ihre Heimat wieder aufgebaut haben und dort in Würde leben wollen, hervorruft.
Die Islamisten versuchen fälschlicherweise, die Geschichte zu islamisieren, indem sie sie mit den hasserfüllten Lehren in der islamischen Schrift kombinieren und offen behaupten, dass Juden und andere Nicht-Muslime „von Allah verflucht“ und „getötet werden müssen“. Diese revisionistische Geschichte ist, wie und warum Fundamentalisten wie Erdoğan – und die türkischen Twitter-Nutzer, die seinem Beispiel folgen – keine Bedenken haben, völkermörderisches Vitriol zu verbreiten.
Ihre Lügen müssen als das entlarvt werden, was sie sind: Antisemitismus und Unwahrheiten, getarnt als legitime Kritik an der amerikanischen und israelischen Politik.
Uzay Bulut, ein türkischer Journalist, geboren und aufgewachsen als Muslim, lebt derzeit in Washington D.C.
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Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.