Ruthie Blum, 12.3.2018, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- Gianni Infantino ist der zweite FIFA-Präsident, der die Islamische Republik besuchte, aber keiner von ihnen „drängte darauf, Frauen in die Stadien zu lassen. Der Iran ist das einzige Land des Welt-Cups, das Frauen den Zugang zu seinen Stadien verbietet, und jeder Versuch, die Spiele zu verfolgen, birgt das Risiko, verhaftet zu werden.“ – OpenStadiums, iranische Frauenorganisation.
- Infantino hat sowohl die Macht als auch die Pflicht, Teheran in dieser buchstäblichen und figurativen Arena zur Rechenschaft zu ziehen. Dass er beides nicht tat und stattdessen lieber den iranischen Präsidenten Hassan Rouhani beschwichtigte, ist empörend. Obwohl Rouhani im Westen fälschlicherweise als „moderat“ angepriesen wird, ist Rouhani ein wichtiger Teil des Problems im Iran und keine Lösung.
- Infantino verdient einen schnellen Elfmeterkick aus seinem Job.
Eine Woche vor dem Internationalen Frauentag am 8. März wurden 35 Frauen und Mädchen, die als Männer verkleidet waren, im Iran verhaftet, während sie versuchten, sich heimlich in ein beliebtes jährliches Fußballspiel einzuschleichen. Die Frauen, von denen die jüngste 13 Jahre alt war, wurden gewaltsam aus den Räumlichkeiten des Teheraner Derbys entfernt und „an einen geeigneten Ort gebracht“.
Das Verbot der Teilnahme von Frauen an Sportereignissen jeglicher Art im Iran, abgesehen von rein weiblichen Spielen, bei denen die Spielerinnen die volle islamische Kleidung tragen müssen, ist nur eines von vielen Themen, die die Ursache der gegenwärtigen Massenproteste im ganzen Land gegen das unterdrückerische und repressive Regime unter der Führung der Ayatollahs sind, das vor fast vier Jahrzehnten an die Macht kam. Im Laufe der Jahre wurde der Sport sowohl von männlichen als auch von weiblichen Anti-Regime-Aktivisten als Symbol der Freiheit benutzt, da er einer der ersten Bereiche nach der Islamischen Revolution im Iran von 1979 war, die den Schah verdrängte und die Herrschaft des Ayatollah Ruhollah Khomeini einleitete, der von den herrschenden Mullahs als gefährlicher Ausdruck des Säkularismus angesehen wurde.
Dass das diesjährige Teheraner Derby – nicht nur für Sportfans – von besonderem Interesse war, lag an der Teilnahme des obersten Fußballfunktionärs Gianni Infantino. Da Infantino Präsident der FIFA (Fédération Internationale de Football Association) ist, sahen die freiheitsliebenden Iraner seine Ankunft als Chance, ihre Regierung zu zwingen, das Verbot für weibliche Zuschauer aufzuheben.
Doch anstatt zu verlangen, dass der Iran es Frauen erlaubt, in Stadien Fußball zu sehen oder von der FIFA wegen Verletzung ihrer Regeln gesperrt zu werden, leitete Infantino nicht nur das Spiel zwischen Esteghlal und Persepolis im Azadi-Stadion mit 100.000 Sitzplätzen, sondern tat dies auch nach einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rouhani. Und während der Halbzeitpause, als eine Journalistin versuchte, Infantino eine Frage über das Verbot und das Treffen zu stellen, wurde er wegdrängt und die Live-Übertragung unterbrochen.
Als er am nächsten Tag zum FIFA-Hauptquartier in Zürich zurückkehrte, erzählte Infantino Reportern, dass Rouhani ihm versprochen habe, dass „Frauen im Iran bald Zugang zu den Fussballstadien haben werden“, dass aber „in Ländern wie dem Iran diese Dinge etwas Zeit brauchen“. In seiner Erklärung, warum er Rouhanis Versicherungen akzeptierte, sagte Infantino:
„Es gibt zwei Möglichkeiten, mit dieser Angelegenheit umzugehen. Entweder wir kritisieren, wir sanktionieren, wir verurteilen, wir reden nicht und wir brechen Beziehungen ab. Oder wir gehen dorthin und diskutieren und versuchen, die Führer des Landes davon zu überzeugen, dass sie [Frauen] Zugang zu den Stadien gewähren sollen. Ich habe mich für die zweite Option entschieden.“
Nach Angaben der iranischen Frauenorganisation OpenStadiums ist Infantino der zweite FIFA-Präsident, der die Islamische Republik besucht, doch keiner von ihnen „drängte darauf, Frauen in die Stadien zu lassen“.
„Der Iran ist das einzige Land des Welt-Cups, das Frauen aus ihren Stadien verbannt, und jeder Versuch, die Spiele zu schauen, birgt das Risiko, verhaftet zu werden. Warum ist Fußball schauen hier wie ein Verbrechen und die Verantwortlichen tun nichts?“
Das ist eine sehr gute Frage, wenn man bedenkt, dass die Vorbereitungen für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland in diesem Sommer laufen, bei der die iranische Fußballnationalmannschaft eine wichtige Rolle spielen wird. Infantino hat sowohl die Macht als auch die Pflicht, Teheran in dieser buchstäblichen und figurativen Arena zur Rechenschaft zu ziehen. Dass er beides nicht tat und stattdessen beschloss, Rouhani zu beschwichtigen, ist unerhört. Obwohl Rouhani im Westen fälschlicherweise als „moderat“ angepriesen wird, ist Rouhani ein wichtiger Teil des Problems im Iran und keine Lösung.
Iranische Frauen haben bereits ihr Leben riskiert, indem sie ihre Hijabs in der Öffentlichkeit entfernten, um gegen den islamistischen Missbrauch ihrer Menschenrechte zu protestieren. Sie werden vom Regime wegen ihrer Tapferkeit verhaftet und eingekerkert. Sie sollten von jedermann und mit allen möglichen Mitteln Willkommen geheißen und unterstützt werden. Der Internationale Frauentag, den die UNO als „eine Zeit der Reflexion über die erzielten Fortschritte, für den Aufruf zu Veränderungen und um den Mut und die Entschlossenheit der einfachen Frauen, die in der Geschichte ihrer Länder und Gemeinschaften eine außerordentliche Rolle gespielt haben, zu feiern“ beschreibt, hätte der FIFA die perfekte Gelegenheit geboten, sich für die Frauen im Iran einzusetzen. Infantino entschied sich jedoch dafür, den Ball fallen zu lassen. Allein dafür verdient er einen schnellen Elfmeterkick aus seinem Job.
Ruthie Blum ist die Autorin von „To Hell in a Handbasket: Carter, Obama, and the ‚Arab Spring.'“
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.