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Von der ‚Pflicht, Großbritannien zu hassen‘

Douglas Murray, 27.3.2018, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Londoner Polizei vor der U-Bahn-Station Parson’s Green nach dem terroristischen Bombenanschlag von Ahmed Hassan am 15. September 2017. (Bildquelle: Edwardx / Wikimedia Commons)

Letzte Woche ist Ahmed Hassan zu einer Mindeststrafe von 34 Jahren verurteilt worden. Im vergangenen September hatte er die District Line der Londoner U-Bahn betreten und eine selbstgebaute Bombe im Zug hinterlassen. In der U-Bahn-Station Parson’s Green detonierte das Gerät. Zum Glück für die Pendler, zu denen viele Kinder auf dem Weg zur Schule gehörten, ging nur der Zünder der Bombe los. Für sich allein kreierte er einen Feuerball, der über das Dach des Wagens lief, vielen Passagieren das Haar versengte und eine sofortige wilde Fluchtbewegung weg von der Explosion, sowie damit einhergehend eine Reihe von Verletzungen verursachte. Das Hauptsprengmittel der Bombe jedoch, die mit Granatsplittern, einschließlich Bolzen, Nägeln und Messern, vollgestopft war, explodierte nicht. Hätte es das getan, dann hätte Großbritannien – zum vierten Mal in wenigen Monaten – dutzende weitere Tote, darunter Schulkinder, in Leichensäcken gesehen.

All dies geschah wegen eines jungen Mannes irakischen Ursprungs, der eigentlich nie in Großbritannien hätte sein dürfen. Hassan zog unter den Migrantenströmen von 2015 nach Europa. Er landete im „Dschungel“-Flüchtlingslager in Calais – ein Ort, an den Prominente aus Großbritannien immer wieder gehen, um die Briten zu bitten, die Menschen aufzunehmen, die dort leben. Ein besonderer Aufschrei dieser Berühmtheiten (Figuren wie der Schauspielerin Juliet Stevenson) ist, dass insbesondere die „Kindermigranten“ von Großbritannien aufgenommen werden sollten. Der Aufruf ist nicht zuletzt deshalb fehlerhaft, als er darauf hinweist, dass jeder, der die bestehenden Asylverfahren der Europäischen Union bricht und sich einfach an die Spitze der Warteschlange drängt, jemand ist, der dafür belohnt wird.

Im Lager von Calais wartete Hassan nicht darauf, dass die britische Regierung ihn einlud. Höchstwahrscheinlich unterstützt von den Offene-Grenzen-NGOs, die im Lager arbeiten, fand Hassan heraus, wie man das System umgehen kann. Hinten in einem Lastwagen geschmuggelt, erreichte er noch 2015 Großbritannien. Wenn er ein echter Asylbewerber gewesen wäre, hätte – und sollte (gemäß den Bestimmungen des Dublin-Abkommens) – er im ersten europäischen Land, in das er seinen Fuß setzte, Asyl beantragen können. Sicherlich hätte er, wenn es einen legitimen Grund für sein Asyl gegeben hätte, keinen Grund gehabt, in Frankreich keinen Asylantrag zu stellen.

Als er in Großbritannien ankam, dauerte es einige Zeit, bis die britischen Behörden ihn eingeholt hatten. Als sie es schließlich taten und er von Beamten des Innenministeriums befragt wurde, sagte er ihnen, dass er ein Mitglied von ISIS sei und von der Gruppe zum Töten ausgebildet worden sei.

Er behauptete, 16 Jahre alt zu sein, obwohl die Behörden glaubten, er sei wahrscheinlich älter. Die Offene-Grenzen-NGOs sind fähig, Menschen in Calais und anderswo dahingehend zu beraten, dass die Behauptung, ein „Kindermigrant“ zu sein, die Wahrscheinlichkeit erhöht, bleiben zu können.

Eine Woche später, untergebracht in einem Kinderheim von Barnado, wurde er von einem Mitarbeiter gesehen, wie er sich ISIS-Videos auf seinem Smartphone anschaute und später extremistische Lieder (nasheed) hörte.

Dennoch haben die britischen Behörden ihm geholfen, eine Schule zu finden. Am Brooklands College beobachtete ein Lehrer, wie er eine WhatsApp-Nachricht las, in der stand: „IS hat Ihre Spende akzeptiert.“ Er sagte einem Lehrer, es sei seine „Pflicht, Großbritannien zu hassen“. Der Staat platzierte ihn auch in einer Pflegefamilie, die er nicht über seine IS-Vergangenheit informierte.

Für diesen jungen Mann, der ins Land eingebrochen war, wurden keine Bemühungen ausgelassen. Am Brooklands College wurde er im Juli 2017 sogar als „Student des Jahres“ ausgezeichnet. Hassan nutzte den Amazon-Gutschein im Wert von £20, den er dafür erhielt, um die ersten Bestandteile zu kaufen, die er zum Bau seiner Bombe benötigte.

In jeder Phase half der britische Staat Hassan auf jede erdenkliche Weise. Er nahm eine Person auf, die kein Recht hatte, im Land zu sein – die tatsächlich illegal eingereist war. Er beherbergte ihn, ernährte ihn, erzog ihn und ermutigte ihn. Er zahlte dies zurück, indem er im Haus seiner Pflegeeltern eine Bombe baute und versuchte, den Rush-Hour-Pendlern der Londoner U-Bahn ein Blutbad zu bringen.

Jetzt, da Hassan wegen seines Verbrechens vor Gericht gestellt und verurteilt worden ist, werden die Briten von den Prioritäten der Behörden überrascht sein, die sie beschützen sollen. Doch im letzten Stadium dieses Prozesses hat der Staat eine letzte Beleidigung gegen die Menschen des Landes produziert.

So schloss der ehrenwerte Richter Haddon-Cave seine Verkündung des Schuldspruchs am 23. März mit den Worten:

Zu guter Letzt, Ahmed Hassan, lass mich dir dieses sagen. Du wirst viel Zeit haben, in den kommenden Jahren im Gefängnis den Koran zu studieren. Du solltest verstehen, dass der Koran ein Buch des Friedens ist; Der Islam ist eine Religion des Friedens. Der Koran und der Islam verbieten alles Extreme, einschließlich Extremismus in der Religion. Der Islam verbietet, das „Gesetz des Landes“ zu brechen, wo man lebt oder ein Gast ist. Der Islam verbietet Terrorismus (Hiraba). Der Koran und die Sunna stellen fest, dass das Verbrechen, Terror zu verüben, um „Korruption im Land“ zu verursachen, eines der schwersten Verbrechen im Islam ist. So ist es im Recht des Vereinigten Königreichs. Du hast daher die strengste Strafe nach dem Gesetz dieses Landes erhalten. Du hast den Koran und den Islam durch deine Handlungen sowie das Gesetz aller zivilisierten Menschen verletzt. Es ist zu hoffen, dass Du dies eines Tages realisieren wirst. Und jetzt geh mit den Beamten.

Erstens, wie kommt ein Richter dazu, eine solche Aussage zu machen? Warum sollte Herr Richter Haddon-Cave glauben, dass es ihm erlaubt ist, als Richter an einem britischen Gericht die islamische Theologie zu erläutern? Und was, wenn er in seinen theologischen Aussagen falsch liegt? Was ist, wenn der Islam „nichts Extremes verbietet“? Was, wenn viele britische Untertanen, die keine Muslime sind, feststellen, dass dieser Richter die Unwahrheit sagt? Was ist, wenn er falsch liegt und die Heilung für einen Dschihadisten wie Ahmed Hassan nicht das Einsperren zusammen mit dem Koran und der Sunna ist?

Der ehrenwerte Herr Richter Haddon-Cave scheint fast darauf hinzuweisen, dass das „Übertreten“ des Gesetzes des Koran und des Islam an sich eine Straftat ist – eines, das neben dem Verbrechen, eine Bombe in einen vollbesetzten Pendlerzug zu stecken, besonderer Erwähnung bedarf. Daß seine Äußerung überflüssig war, liegt auf der Hand. Dass sie falsch ist, mindestens genauso. Am schlimmsten ist jedoch, dass dadurch der Glaube der Bürger an ihre Gesetzgeber weiter ausgehöhlt wird.

In seinem traurigen und gewalttätigen Leben hatte Ahmed Hassan bereits die Unfähigkeit der britischen Grenzpolizei und die Ignoranz oder Naivität der Beamten des Innenministeriums zum Vorschein gebracht. Sein letztes Geschenk an den Staat, der ihn herein ließ, war der Übergriff – und die Anmaßung und das mangelnde Bewusstsein – seiner Justiz.
Douglas Murray, britischer Autor, Kommentator und Analyst öffentlicher Angelegenheiten, lebt in London, England. Sein jüngstes Buch, ein internationaler Bestseller, ist „The Strange Death of Europe: Immigration, Identity, Islam“ („Der seltsame Tod Europas: Immigration, Identität, Islam“).


Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.

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