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„Schön“ gerechnet: Das sicherste Schland aller Zeiten

„Die Zahl der Straftaten ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. ‚Deutschland ist sicherer geworden‘, sagte Innenminister Dreh… pardon, Seehofer bei der Vorstellung der Kriminalstatistik“. Schön für die Tagesschau. [1] Da das aber offenkundig nicht deckungsgleich mit der Realität ist, lohnt sich ein kritischer Blick auf diesen Zahlenzirkus.

„Demnach wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 9,6 Prozent weniger Straftaten registriert. Insgesamt verzeichnet die vorgestellte PKS 5,76 Millionen Delikte.“

Im Grunde könnte man an dieser Stelle schon abbrechen, denn der große Magier hat seinen Trick bereits verraten: Es wurden weniger Straftaten registriert. Dieses Wort begegnet uns noch häufiger. Nicht weniger begangen, aufgeklärt, verhindert, etc. Aber gut, stellen wir uns mal für einen Moment dumm und spielen weiter mit.

„Rechnet man die ausländerrechtlichen Verstöße heraus, kommt man auf 5,58 Millionen Straftaten (minus 5,1 Prozent).“

Warum sollte man sowas tun? Schon klar, steht ja dort, weil dann von den 9,6 Prozent nur noch 5,1 Prozent übrig blieben. Womit sich der Erfolg praktisch halbieren würde. Da bewegen wir uns schon recht deutlich auf den Bereich „normale statistische Schwankung“ zu. Ohne auch nur die Fakten eines Blickes gewürdigt zu haben. Toll.

„Als ein Grund für den Rückgang gilt, dass wegen der geringeren Zuwanderung weniger ausländerspezifische Vergehen wie illegale Einreisen und unerlaubte Grenzübertritte registriert wurden.“

Bevor sich jemand wundert: Man beachte die Formulierung. Es wurden weniger (neu bzw. fortgesetzt) registriert. Was genau mit „geringere Zuwanderung“ gemeint ist, erschließt sich nicht. Selbst wenn sie auf Null gesunken wäre, und das ist sie nun wirklich nicht, hätten wir noch hunderttausende Problembären allein aus den letzten drei Jahren an der Backe. Plus die zwei Großstädte, die jedes Jahr offiziell „zuziehen“.

Und Kriminalität ist nicht gleich Kriminalität. Es ist natürlich schön, wenn die Diebstähle um 11,8 Prozent zurück gehen, aber einen Zuwachs von 9,2 Prozent bei Rauschgiftdelikten kann man eher nicht als „guten Deal“ bezeichnen. Außer natürlich, wenn man Dealer ist. Oder Horst Seehofer. Oder die Tagesschau. Interessant ist auch dies:

„Dabei reduzierten sich die fremdenfeindlichen Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 28,4 Prozent. Mehr als die Hälfte der insgesamt knapp 40.000 politisch motivierten Straftaten (20.520) werden im Bericht Tätern mit rechter Ideologie zugeordnet.“

Welcher Ideologie die andere Hälfte der Täter zugeordnet wird, deren Taten sich nicht überwiegend im Bereich der „Gesinnungsdelikte“ bewegen, kann sich jeder selbst dazudenken. Vielleicht könnte man ja 2018 ungefähr 50 Millionen Euro aus dem Extremismus-Fördertopf für den „Kampf gegen Links“ (und Islamismus) einsetzen? Und nicht nur knapp 30.000 Euro wie letztes Jahr. Nur so als Idee. Ebenfalls bemerkenswert:

„Insgesamt nahmen die Straftaten im Bereich der sogenannten Hasskriminalität von rund 10.750 im Jahr 2016 auf knapp 8000 im Jahr 2017 ab.“

Super, dann kann das NetzDG ja weg. Das gab es 2017 noch gar nicht. Welchen Anteil an der Gesamtzahl die Hasskriminalität der Tagesschau und anderer Propaganda-Medien hat, wird leider nicht berichtet. Für das erste Halbjahr 2018 dürfte allein schon Jan Böhmermann die nächste Statistik ruiniert und um einen Zuwachs im dreistelligen Prozentbereich verschönert haben. [2]

Übrigens: „2017 kam es zu zwei christenfeindlich motivierten vollendeten Tötungsdelikten.“ Das sind ungefähr 200 Prozent mehr als bei muslimenfeindlich motivierten vollendeten Tötungsdelikten (exakt Null). Wieviele der restlichen Tötungsdelikte ungläubigenfeindlich motiviert waren, wird leider nicht explizit erwähnt. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger lag 2017 übrigens bei 43 Prozent (zum Vergleich 2013: 29 Prozent). Hat man irgendwie vergessen zu erwähnen.

Immerhin: „Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, sieht die PKS kritisch.“ Die Statistik habe nur eingeschränkten Aussagewert über die wirkliche Kriminalitätsbelastung in Deutschland, muss die Tagesschau einräumen. Auf weitere Nachfragen, was damit gemeint sein könnte, verzichtet sie vorsichtshalber. Aber dafür bin ich ja da.

André Schulz, Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, äußerte dazu beispielsweise: „Die tatsächlichen Fallzahlen liegen weit über den in 2017 registrierten Straftaten. Die Wissenschaft geht aufgrund von Erkenntnissen aus der Dunkelfeldforschung und Hochrechnungen von jährlich mindestens 20 bis 25 Millionen Straftaten in Deutschland aus.“ [3]

Für Rechenfaule: Würde man nächste Woche eine realistische Statistik veröffentlichen, ergäbe sich ein Anstieg der Kriminalität um respektable 448 Prozent. Natürlich nur auf dem Papier. In der Realität ist sie ohnehin vorhanden, sie taucht nur in solchen Berichten nicht auf, da diese mit unsichtbarer Tinte geschrieben werden. Oder gar nicht.

„So habe es laut einer schriftlichen Anfrage des Berliner FDP-Abgeordneten Marcel Luthe allein in den letzten zehn Jahren 245 Änderungen an Begriffen und Definitionen in den ‚Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik‘ des Bundeskriminalamtes gegeben.“

Ohne Worte…

Es fällt schwer, all das zu kommentieren, ohne selbst Bestandteil der PKS 2018 zu werden. Unabhängig von all der absurden und realitätsentrückten Trickserei und Zahlenfolterung springt jedenfalls ins Auge, dass eine, im Gegensatz zu „politisch motivierter“, wichtige Art von Kriminalität bisher gar nicht berücksichtigt wird: Von Politikern begangene.

[1] https://www.tagesschau.de/inland/pks-kriminalstatistik-101.html
[2] https://juergenfritz.com/2018/05/03/boehmermann-saeuberungsaktion/
[3] https://www.focus.de/politik/deutschland/polizeiliche-kriminalstatistik-kripo-beamter-behauptet-tatsaechlich-gab-es-viel-mehr-straftaten-als-statistik-zeigt_id_8882500.html

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