Majid Rafizadeh, 15.12.2018, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- Nachdem die Partei der Mullahs das Scharia-Recht im Iran durchgesetzt und es zum offiziellen, unanzweifelbaren Gesetz des Landes gemacht hatte, änderten die Behörden sofort das Alter der legalen Ehe auf 9 Jahre für Mädchen und 13 Jahre für Jungen. Nach 40 Jahren hat sich das auf der Scharia basierende Gesetz nicht geändert.
- Die Prävalenz der Kinderehe „bleibt immer noch viel zu hoch. In einer Reihe von 25 Ländern, für die eine detaillierte Analyse durchgeführt wurde, heiratet mindestens jede dritte Frau vor dem Alter von 18 Jahren, und jede fünfte Frau hat ihr erstes Kind vor dem Alter von 18 Jahren.“ – Weltbank.
- Nach offiziellen iranischen Statistiken finden dort jedes Jahr 180.000 Eheschließungen mit Kindern statt. Darüber hinaus wurde 2013 im Iran ein Gesetz verabschiedet, das es Männern erlaubt, ihre adoptierten Töchter zu heiraten.
- Erst im vergangenen Monat fungierte Facebook als Auktionsblocker für eine Kinderbraut im Südsudan.
- Wenn die internationale Gemeinschaft sich nicht dagegen stellt und nicht an die islamistischen Führer des Iran appelliert und Druck ausübt, diese Gesetze zu ändern, werden noch mehr Kinder in Gefahr sein.
„Im Alter von acht Jahren haben sich meine Eltern zu einem ernsthaften Gespräch mit mir hingesetzt“, sagte Noushin während des Interviews. „Ich kann mich noch an das Zittern in der Stimme meiner Mutter erinnern. Sie sagte mir, dass ich in zwei Tagen Teil eines islamischen religiösen Segens sein würde. Mein Vater bestand darauf, dass ich mich anständig benehme und keine Szene mache. Ich war verwirrt, aber ich vertraute ihnen, dass sie mir die Wahrheit sagten. Ich vertraute ihnen bis zu dem Moment, als der Ehering an meinen Finger kam und ich die Braut eines 43-jährigen Mannes wurde.“ Noushin, jetzt 19, ist Mutter von drei Kindern.
Man könnte annehmen, dass ihre Eltern, die diesem Mann ihr Kind so gerne gegeben haben, ungebildet waren oder nie modernen Denkweisen ausgesetzt waren. In Tat und Wahrheit war Noushins Vater in Europa ausgebildet worden und kam dann in sein Land zurück, um für das Regime zu arbeiten.
Noushin sagte, die Hochzeit sei „ein Alptraum, aus dem ich nicht aufwachen konnte. Ich verstand, dass ich verheiratet war, aber ich verstand nicht, was das bedeutete.“ Sie sagte, dass sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen wurde, bevor sie die Pubertät erreicht hatte. „Jeder Tag war angefüllt mit neuer Konfusion und neuen Schrecken“, sagte sie, als sie versuchte, sich an die Rolle zu gewöhnen, die zu ertragen sie gezwungen war.
„Ich dachte, der Umzug in das Haus meines Mannes sei eine Strafe meiner Eltern, weil ich nicht auf sie gehört hatte, als sie mir eine Woche vorher sagten, ich solle aufhören zu spielen. Ich hoffte, dass sie mich danach, es war Folter, am nächsten Tag zu meinen Eltern zurückbringen würden. Doch bald wurde klar, dass es sich nicht um eine vorübergehende Strafe handelte, sondern um eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.“
Man könnte glauben, dass diese Dinge nur selten vorkommen, doch das ist nicht der Fall. Noushin ist keine Ausnahme. Islamische Führer behaupten, dass Kinderehen in ihren Ländern heute seltener sind, doch selbst wenn das wahr ist, ist die Häufigkeit immer noch hoch genug, um ziemlich neue alarmierte Stimmen der UNO auf sich zu lenken.
Die Islamische Republik Iran zum Beispiel, aus der ich komme, wird nach dem Scharia-Gesetz geführt; die Kinderehe ist immer noch weit verbreitet. Nach den neuesten Statistiken, die vom Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Vereinigung für den Schutz der Rechte der Kinder, Farshid Yazdani, bestätigt wurden, sind 24 Prozent aller Ehen im Iran Kinderehen. Vielleicht könnte man nach allen Behauptungen islamistischer Führer denken, dass dies eine Verbesserung darstellt, nicht wahr? Falsch. In den Vorjahren lagen die Kinderehen – zumindest die, die registriert wurden – unter 10 Prozent. So hat es tatsächlich einen Anstieg der Zwangsheirat junger Mädchen gegeben.
Diese Zahlen bedeuten, dass im Iran nach wie vor Zehntausende von Kindern in die Ehe gezwungen werden. Tatsächlich finden dort nach offiziellen iranischen Statistiken jedes Jahr 180.000 Eheschließungen mit Kindern statt. Da viele Ehen von einem schiitischen Scheich durchgeführt werden können, ohne dass sie amtlich registriert werden müssen, ist die inoffizielle Zahl zweifellos höher; auf diese Weise finden viele Ehen von Mädchen unter 10 Jahren statt.
Bevor die islamistische Partei des Ayatollah Ruhollah Khomeini 1979 an die Macht kam, betrug das gesetzliche Heiratsalter 18 Jahre für Mädchen und 20 Jahre für Jungen. Nachdem die Partei der Mullahs das Scharia-Recht im Iran durchgesetzt und es zum offiziellen, unanzweifelbaren Gesetz des Landes gemacht hatte, änderten die Behörden sofort das Alter der legalen Ehe auf 9 Jahre für Mädchen und 13 Jahre für Jungen. Nach 40 Jahren hat sich das auf der Scharia basierende Gesetz nicht geändert. Wenn sie wirklich die Kinderehe verhindern wollten, wäre das nicht der richtige Ort, um damit zu beginnen?
Darüber hinaus wurde 2013 im Iran ein Gesetz verabschiedet, das es Männern erlaubt, ihre adoptierten Töchter zu heiraten.
Neben dem körperlichen und sexuellen Missbrauch, den diese kleinen Mädchen erleiden, werden viele auch emotional missbraucht. Nach dem Scharia-Gesetz müssen diese jungen Mädchen den Wünschen ihres Mannes in vollem Umfang entgegen kommen. Die Ehemänner haben das Recht, sich jederzeit von ihren Frauen scheiden zu lassen, doch die Frauen haben kein solches Recht. Nach Angaben des Leiters der Social Work Association im Iran, Hassan Moussavi Chelak, gibt es im Land mehr als 24.000 Kinderwitwen. Diese Mädchen sind durch das Trauma der Ehe hindurchgegangen und dann verlassen worden, allein zurückgelassen, um für sich selbst sorgen zu müssen.
Einige der Bräutigame in diesen Ehen sind Männer mittleren Alters oder ältere Männer. Manche der Bräutigame versuchen, sich zu rechtfertigen, indem sie sagen, dass der Grund für so viele Kinderehen die Wirtschaft ist: dass der Geldbedarf das ist, was diese Eltern antreibt, Ehen für ihre Kinder mit älteren Männern zu organisieren. Es gibt jedoch viele Länder, in denen Armut ein Problem ist, wo es aber keine Kinderehen gibt oder nicht in diesem Ausmaß. Der Grund, warum diese Plage weiterhin auftritt, ist, dass sie durch das auf der Scharia basierende Gesetz sanktioniert und sogar gefördert werden. Während andere Länder einen solchen Missbrauch verbieten, geschieht dies dort nicht, sondern das islamistische Gesetz des Iran begrüsst sie und befördert sie.
Das Scharia-Gesetz im Iran bietet die Plattform, die juristische Sprache und die gerichtliche Legitimation, damit Erwachsene Mädchen unter zehn Jahren heiraten und die Eltern dieser Kinder finanziell und religiös davon profitieren können.
Noushin hat mehr gelitten, als die meisten Menschen je verstehen können. Sie ist entschlossen, sich scheiden zu lassen und einen Weg zu finden, ihre drei Kinder zu erziehen und zu versorgen. Im Alter von acht Jahren, als ihre Kindheit verkauft wurde, hatte sie nie eine Wahl. Sie hatte nie eine Wahl, als sie schwanger wurde. Jetzt ist sie bereit, alles zu riskieren, um frei zu sein.
Das ist nicht nur in islamistischen Ländern ein Problem. Kinder in anderen Ländern sind ebenfalls gefährdet.
Erst im vergangenen Monat fungierte Facebook als Blocker einer Auktion für eine Kinderbraut im Südsudan.
Auch in Schweden ist anscheinend eine „Zunahme der Meldungen über Zwangs- und Kinderehen“ zu verzeichnen.
Die Weltbank hat im vergangenen Jahr festgestellt, dass die Prävalenz der Kinderehe „immer noch viel zu hoch ist“. In einer Reihe von 25 Ländern, für die eine detaillierte Analyse durchgeführt wurde, heiratet mindestens jede dritte Frau vor dem Alter von 18 Jahren, und jede fünfte Frau hat ihr erstes Kind vor dem Alter von 18 Jahren“.
Kinderehe ist, wie es scheint, auch in den Vereinigten Staaten verbreitet. Erst in diesem Jahr war Delaware der erste Staat, der die Ehe unter 18 Jahren verbot.
Man mag es fast nicht glauben, dass es für einen 70-jährigen Mann legal sein könnte, ein Mädchen von nur 5 Jahren zu heiraten, aber es geschieht und wird auch weiterhin geschehen. Wenn die internationale Gemeinschaft sich nicht dagegen stellt und nicht an die islamistischen Führer des Iran appelliert und Druck ausübt, diese Gesetze zu ändern, werden noch mehr Kinder in Gefahr sein.
Dr. Majid Rafizadeh ist ein in Harvard-ausgebildeter Wissenschaftler, Geschäftsmann, Politikwissenschaftler, Vorstandsmitglied der Harvard International Review und Präsident des International American Council on the Middle East. Er ist Autor mehrerer Bücher über den Islam und die US-Außenpolitik. Er ist erreichbar unter Dr.Rafizadeh@Post.Harvard.Edu
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Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.