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Die ignorierte Pandemie: 360 Millionen Christen weltweit verfolgt

Raymond Ibrahim, 13. Februar 2022, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Das Jahr 2021 „erlebte die schlimmste Verfolgung von Christen in der Geschichte“ – mit durchschnittlich 16 Christen, die jeden Tag wegen ihres Glaubens ermordet wurden. Die Verfolgung von Christen, die bereits entsetzlich war, hat in den letzten fünf Jahren um fast 70 % zugenommen, ohne Anzeichen eines Nachlassens. (Bild: Saad Chaudhry via Unsplash)

Das Jahr 2021 „erlebte die schlimmste Verfolgung von Christen in der Geschichte“ – mit durchschnittlich 16 Christen, die jeden Tag wegen ihres Glaubens ermordet wurden.

Diese Beobachtung stammt aus der World Watch List-2022 (WWL-2022), die kürzlich von der internationalen humanitären Organisation Open Doors veröffentlicht wurde. Der Bericht listet jedes Jahr die Top 50 der Länder auf, in denen Christen wegen ihres Glaubens am meisten verfolgt werden. Die WWL verwendet Daten von Außendienstmitarbeitern und externen Experten, um Verfolgung weltweit zu quantifizieren und zu analysieren.

Laut WWL-2022, die den Zeitraum vom 1. Oktober 2020 bis zum 30. September 2021:

„Über 360 Millionen Christen erleiden wegen ihres Glaubens ein hohes Maß an Verfolgung und Diskriminierung – ein Anstieg von 20 Millionen gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl entspricht einem von sieben Christen weltweit. Dieses Jahr verzeichnet die höchste Verfolgungsrate seit der Veröffentlichung der ersten Liste vor 29 Jahren…“

Im selben Berichtszeitraum wurden 5.898 Christen „wegen ihres Glaubens“ ermordet, eine Zahl, die gegenüber 2021 (als „nur“ 4.761 Christen getötet wurden) einen Anstieg von 24 % darstellt. Außerdem „wurden 6.175 Gläubige ohne Gerichtsverfahren festgenommen, verurteilt oder inhaftiert“ und 3.829 entführt.

Vielleicht noch mehr Ausdruck des Hasses auf das Christentum, wurden 5.110 Kirchen und andere christliche Gebäude (Schulen, Klöster usw.) angegriffen und entweiht.

Wenn man diese Zahlen zu Tagesdurchschnitten zusammenrechnet, bedeutet die obige Statistik, dass jeden Tag rund um die Welt mehr als 16 Christen wegen ihres Glaubens ermordet wurden; 27 wurden entweder von nichtchristlichen Behörden rechtswidrig festgenommen und inhaftiert oder von nichtchristlichen Akteuren entführt; und 14 Kirchen wurden zerstört oder entweiht.

Zum ersten Mal seit Veröffentlichung dieser WWL-Berichte schoss Afghanistan, das normalerweise jahrelang als die zweitschlechteste Nation (nach Nordkorea) eingestuft wurde, auf den ersten Platz, was bedeutet: „Afghanistan ist jetzt für einen Christen der gefährlichste Ort der Welt.“ Außerdem:

Nach Afghanistan erhielten zehn weitere Nationen die gleiche Etikettierung „extreme Verfolgung“. Das bedeutet, dass diese Orte für Christen nur unwesentlich sicherer sind. Das sind: Nordkorea (#2), Somalia (#3), Libyen (#4), Jemen (#5), Eritrea (#6), Nigeria (#7), Pakistan (#8), Iran (#9), Indien (Platz 10) und Saudi-Arabien (Platz 11). In diesen Ländern sind Christen Verfolgung ausgesetzt, die von Belästigung, Schlägen, Vergewaltigung, Inhaftierung oder Abschlachtung reicht, nur weil sie als Christen identifiziert werden oder eine Kirche besuchen.

Bemerkenswert ist, dass die „extreme Verfolgung“, der Christen in neun dieser 11 schlimmsten Nationen ausgesetzt sind, entweder von islamischer Unterdrückung herrührt oder in Nationen mit muslimischer Mehrheit stattfindet. Diese Situation bedeutet, dass 82 % der absolut schlimmsten Verfolgungen im Namen des Islam stattfinden.

Dieser Trend wirkt sich auf die gesamte Liste aus: Die Verfolgung, die Christen in 39 der 50 Nationen auf der Liste erfahren, kommt entweder von islamischer Unterdrückung her oder tritt in Nationen mit muslimischer Mehrheit auf. Die überwältigende Mehrheit dieser Nationen wird von irgendeiner Form von shari’a (islamisches Recht) regiert. Sie kann entweder direkt von der Regierung oder der Gesellschaft oder häufiger von beiden durchgesetzt werden, obwohl Gesellschaften – Familienmitglieder, die insbesondere über konvertierte Verwandte empört sind – tendenziell eifriger in ihrer Anwendung sind.

In einem Abschnitt mit dem Titel „Ermutigt: Die ‚Talibanisierung‘ Westafrikas und darüber hinaus“ deutet der Bericht darauf hin, dass sich dieser Trend verschlimmert:

„Der Fall von Kabul hat eine neue Stimmung der Unverwundbarkeit unter anderen dschihadistischen Gruppen weltweit angeheizt [sic]. Die Gruppen glauben, dass sie für ihre expansionistischen Agenden keinen ernsthaften Widerstand vom dem Westen haben werden und beuten Nationen mit schwachen oder korrupten Regierungen aus … Subsahara-Afrika, schon länger der Ort, an dem die Gewalt gegen Christen am höchsten ist, sieht sich mit einem weiteren steilen Anstieg der dschihadistischen Gewalt konfrontiert, wobei befürchtet wird, dass ein erheblicher Teil der Region einer Destabilisierung ausgesetzt ist …“

In einem anderen Abschnitt führt der Bericht weiter aus:

„In Nigeria und Kamerun richtet Boko Haram weiterhin Chaos an, die Gruppe Islamischer Staat ist in Westafrika und Mosambik aktiv, und Al Shabab kontrolliert große Teile Somalias. Es scheint, als ob nichts getan werden kann, um den Vormarsch des islamischen Extremismus aufzuhalten.

„Wir wissen, wie die radikale islamische Ideologie für Gläubige aussieht, weil wir sie im Irak und in Syrien gesehen haben. Als ISIS Teile des Nahen Ostens eroberte, wurden Christen hingerichtet, entführt, sexuell attackiert und gejagt. Wo Gruppen wie Boko Haram und al Shabab aktiv sind, sind ähnliche Bedrohungslagen unvermeidlich. Als die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernahmen, versuchten sie, gemäßigt zu erscheinen – doch es gibt keine Anzeichen dafür, dass das Christentum etwas anderes als ein Todesurteil sein wird.“

Obwohl der Islam weiterhin den Löwenanteil der Verfolgung aufweist, führt der religiöse Nationalismus in nicht-muslimischen Ländern auch dazu, dass sie in den Rängen aufsteigen. In Myanmar (#12),

„Zum Christentum Konvertierte … werden von ihren buddhistischen, muslimischen oder ureingeborenen Stammesfamilien und -gemeinschaften verfolgt, weil sie ihren früheren Glauben verlassen und sich damit aus dem Gemeinschaftsleben entfernt haben. Gemeinden, die ‚ausschliesslich buddhistisch‘ sein wollen, machen christlichen Familien das Leben unmöglich, indem sie ihnen nicht erlauben, die Wasserressourcen der Nachbarschaft zu nutzen.“

Der zunehmende hinduistische Nationalismus hat Indien auf Platz 10 der „extrem verfolgenden“ Nationen katapultiert:

„Die Christenverfolgung in Indien hat sich verschärft, da hinduistische Extremisten darauf abzielen, das Land von ihrer Präsenz und ihrem Einfluss zu säubern. Die Extremisten betrachten indische Christen und andere religiöse Minderheiten nicht als echte Inder und denken, dass das Land von Nicht-Hindus gesäubert werden sollte. Dies hat zu systematischen – und oft gewalttätigen – Angriffen auf Christen und andere religiöse Minderheiten geführt, einschließlich der Nutzung sozialer Medien zur Verbreitung von Desinformationen und zum Schüren von Hass. Die COVID-19-Pandemie hat Verfolgern eine neue Waffe an die Hand gegeben. In manchen Gegenden wurden Christen bei der Verteilung staatlicher Hilfsgelder vor Ort absichtlich übersehen und sogar beschuldigt, das Virus verbreitet zu haben.“

Mehrere andere Nationen haben COVID-19 auf die eine oder andere Weise ausgenutzt, um Christen zu diskriminieren oder zu verfolgen. Zum Beispiel gab „COVID-19 den chinesischen Behörden (Nr. 17) einen Grund, viele Kirchen zu schließen – und sie geschlossen zu halten.“

Auf ähnliche Weise hat in Katar „die Gewalt gegen Christen stark zugenommen, weil viele Kirchen nach den COVID-19-Beschränkungen geschlossen bleiben mussten“. Darüber hinaus machte Katar – „Gastgeber der diesjährigen Weltmeisterschaft, wo Konvertiten aus dem Islam besonderer physischer, psychischer und (bei Frauen) sexueller Gewalt ausgesetzt sind“ – einen Sprung um 11 Plätze (jetzt Platz 18, von Platz 29 im letzten Jahr) nach oben.

In Bangladesch (Nr. 29) forderten lokale Behörden muslimische Konvertiten zum Christentum, die wie ihre muslimischen Kollegen staatliche Hilfe suchten, auf, „zum Islam zurückzukehren oder nichts zu erhalten“. Wie ein Bangladescher erklärte: „Wir sehen, dass viele Dorfbewohner und Nachbarn Hilfsleistungen von der Regierung erhalten, doch wir Christen bekommen keine Unterstützung.“

In der Republik, die „schwer von der COVID-19-Pandemie getroffen wurde … wurde Christen die staatliche Hilfe verweigert und ihnen wurde gesagt, sie sollten zum Islam konvertieren, wenn sie essen wollten“.

Ein weiterer bemerkenswerter Trend betrifft die wachsende Zahl von Binnen- oder Außenvertriebenen – 84 Millionen: „eine beträchtliche Zahl [von ihnen] sind Christen, die vor religiöser Verfolgung fliehen“. Denjenigen Christen, die als Flüchtlinge in benachbarten muslimischen Ländern landen, „kann humanitäre und andere praktische Hilfe von den Behörden verweigert werden“.

Außerdem:

„Christliche Frauen, die aus ihren Häusern fliehen und Sicherheit suchen, berichten, dass sexuelle Übergriffe die häufigste Quelle der Verfolgung sind, mit mehreren Berichten über Frauen und Kinder, die Vergewaltigung, sexueller Sklaverei und mehr ausgesetzt sind, sowohl in Lagern als auch auf Reisen auf der Suche nach Sicherheit. Armut und Unsicherheit verschlimmert ihre Verwundbarkeit, da einige in die Prostitution gezogen werden, um zu überleben. Da sich der Dschihadismus ausbreitet und Nationen destabilisiert, können wir erwarten, dass sich dieser christliche Exodus weiter vervielfacht.“

Obwohl sich der Bericht auf die 50 am schlimmsten verfolgenden Nationen beschränkt, scheint es, dass die Verfolgung im Allgemeinen auf der ganzen Welt zunimmt. Obwohl Nordkorea beispielsweise jetzt auf Platz 2 rangiert, erklärt der Bericht als Spiegelbild dessen, wie schlimm die Lage insgesamt geworden ist, dass „der Verfolgungswert für Nordkorea [im Vergleich zum letzten Jahr] in Tat und Wahrheit gestiegen ist, obwohl sein Rang gesunken ist.“

Ebenso sind Hassverbrechen gegen das Christentum in Westeuropa auf einem Allzeithoch. Laut einem Bericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vom 16. November 2021 war mindestens ein Viertel, wenn nicht sogar viele mehr, aller im Jahr 2020 in Europa registrierten Hassverbrechen antichristlich – was einem Anstieg von 70 % im Vergleich bis 2019 entspricht. Das Christentum ist außerdem die Religion, die am stärksten von Hassverbrechen betroffen ist, dicht gefolgt vom Judentum. Allerdings gibt es weltweit deutlich weniger Juden (etwa 15 Millionen) als Christen (2.8 Milliarden).

Obwohl die Medien selten die Hintermänner dieser antichristlichen Hassverbrechen identifizieren, von denen sich viele um den Vandalismus an Kirchen drehen, ist es bezeichnend, dass die europäischen Nationen, die am meisten leiden, zufällig auch die größte muslimische Bevölkerung Europas haben – nämlich Deutschland (wo antichristliche Hassverbrechen gegen Christen sich seit 2019 mehr als verdoppelt haben) und Frankreich (wo Berichten zufolge jeden Tag zwei Kirchen attackiert werden, einige, wie in der muslimischen Welt, mit menschlichen Fäkalien).

Als Spiegelbild dafür, wie schlimm die Verfolgung anderswo auf der Welt geworden ist, hat es keine westeuropäische Nation auf die Top-50-Liste geschafft.

Am Ende ist der vielleicht beunruhigendste Trend, dass die Zahl der verfolgten Christen jährlich weiter zunimmt. Wie man sieht, erleben laut den neuesten Statistiken 360 Millionen Christen auf der ganzen Welt „ein hohes Maß an Verfolgung und Diskriminierung“. Dies entspricht einem Anstieg von 6 % gegenüber 2021, als 340 Millionen Christen das gleiche Maß an Verfolgung erlebten; und diese Zahl stellte einen Anstieg von 31 % gegenüber 2020 dar, als 260 Millionen Christen das gleiche Maß an Verfolgung erlebten; und diese Zahl stellte einen Anstieg von 6 % gegenüber 2019 dar, als 245 Millionen das gleiche Maß an Verfolgung erlebten; und diese Zahl stellte eine Steigerung von 14 % gegenüber 2018 dar, als es 215 Millionen waren.

Kurz gesagt, die Verfolgung von Christen, die bereits entsetzlich war, hat in den letzten fünf Jahren um fast 70 % zugenommen, ohne Anzeichen eines Nachlassens.

Wie lange wird es dauern, bis sich dieser scheinbar unumkehrbare Trend in jene Nationen ausbreitet, die derzeit für ihre Religionsfreiheit gefeiert werden?
Raymond Ibrahim, Autor von „Sword and Scimitar, Fourteen Centuries of War between Islam and the West“ („Schwert und Krummsäbel, 14 Jahrhunderte Krieg zwischen Islam und Westen“), ist Distinguished Senior Fellow am Gatestone Institute, Shillman Fellow am David Horowitz Freedom Center und Judith Rosen Friedman Fellow am Middle East Forum.


Erstveröffentlichung bei Gatestone Institute. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung.

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