Website-Icon Politisches & Wissenswertes

Amerika spielt mit dem Feuer

Evelyn Markus, 12. Mai 2021, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Was früher unvorstellbar war, läuft jetzt in Amerika. Wir sehen bestimmte Aspekte des Totalitarismus in den Vereinigten Staaten: die Besessenheit von der Rasse, die Erklärung einer ethnischen Gruppe für kollektiv schuldig, Beschämung, Demütigungen aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, Plünderungen, Brandstiftung, rassistische Gewalt, Einschüchterung von Gegnern, Cancel Culture, kontrollierte Verbreitung von Nachrichten und Indoktrination von Kindern in Schulen. (Foto von Anete Lusina via Pexels)

Am 8. Mai 1945 eilten Männer und Frauen auf die Straßen von New York, London und Moskau, um sich zu umarmen, zu küssen und zu tanzen. Deutschland hatte sich gerade ergeben. Der Krieg gegen Nazideutschland war vorbei. Das Töten hatte aufgehört. Ein großes Übel war beendet. Dennoch hatten viele gemischte Gefühle von Freude und Trauer. Mehr als 100.000 US-Soldaten hatten ihr Leben gegeben und fast weitere 450.000 waren verwundet worden. Insgesamt waren 15 bis 20 Millionen Europäer getötet worden. Der 8. Mai wird in unserer Zeit immer noch als Tag des Sieges in Europa oder als V-E-Tag gefeiert.

1930 zog mein Vater als kleiner Junge mit seinen Eltern und Brüdern von Holland nach Deutschland. Mein Großvater hoffte, dort während der Weltwirtschaftskrise etwas Geld verdienen zu können. Er sagte, niemand habe vorausgesehen, was sich in den nächsten fünfzehn Jahren entwickeln werde. Bis 1930 gab es auf deutschen Straßen nur wenige hundert Nazi-Sturmtruppen (SA) oder „Braunhemden“, die Wähler, Gegner und Juden einschüchterten. Viele der Sturmtruppen wollten Sozialismus. In den folgenden Jahren stieg ihre Zahl schnell auf Tausende und sogar Hunderttausende. Als Hitler 1933 die Macht übernahm, gab es in Deutschland zwei bis drei Millionen SA-Sturmtruppen. Es ging erstaunlich schnell, sagte mein Großvater immer.

Die Nazis waren von der Rasse besessen. Sie unterdrückten Dissens, kontrollierten die Verbreitung von Nachrichten und kontrollierten die Kultur. 1933 begann das Deutsche Studentenwerk, Bücher zu verbrennen, um die deutsche Kunst und Kultur mit den Ideen der Nazis in Einklang zu bringen. Bücher von Autoren wie Hemingway, Helen Keller und Jack London galten als gefährlich und mussten annulliert (neudeutsch gecancelt) werden. Die Studenten sahen sich nicht als unterdrückende Kultur; Sie sahen sich als Verfechter einer gerechteren Kultur.

Die Einschüchterungen durch die Braunhemden erreichten ihren Höhepunkt in der Kristallnacht. Es war eine Nacht der Plünderungen, Brandstiftung und öffentlichen Demütigung – ausschließlich aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit. Mehr als 90 Juden wurden ermordet. Dann haben die Schwarzhemden (SS-Einheiten) es „zu Ende gebracht“. In dieser Nacht brachten sie Zehntausende Juden in Konzentrationslager.

Nazi-Funktionäre verschleierten die organisierte Natur des Pogroms. Sie beschrieben die Aktionen als spontane und gerechtfertigte Reaktionen der deutschen Bevölkerung auf die Ermordung eines deutschen diplomatischen Beamten, Ernst vom Rath, in Paris durch einen Juden.

Die Regierung beschlagnahmte alle Versicherungszahlungen an Juden, deren Geschäfte und Häuser während der Kristallnacht geplündert oder zerstört worden waren, und machte die Juden für die Zerstörung verantwortlich. Bald wurde mehr jüdisches Eigentum beschlagnahmt und Juden wurden von der Beschäftigung im öffentlichen Sektor und von den meisten Berufen ausgeschlossen.

In einem Interview mit dem Holocaust Memorial Museum der Vereinigten Staaten beschreibt der iranische Professor und Autor Azar Nafisi, dessen Buch Lolita lesen in Teheran im Iran annulliert wurde, was passiert ist:

„Das erste, was jedes totalitäre Regime zusammen mit der Beschlagnahmung und Verstümmelung der Realität tut, ist die Beschlagnahmung der Geschichte und die Beschlagnahmung der Kultur. Ich denke, dass sie alle fast gleichzeitig stattfinden.“

Was früher unvorstellbar war, läuft jetzt in Amerika. Wir sehen bestimmte Aspekte des nationalsozialistischen Totalitarismus in den Vereinigten Staaten. Die Besessenheit von der Rasse, die Erklärung einer ethnischen Gruppe für kollektiv schuldig, Beschämung, Demütigungen aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, Plünderungen, Brandstiftung, rassistische Gewalt, Einschüchterung von Gegnern, Annulierungskultur (Cancel Culture), Kontrolle der Verbreitung von Nachrichten und Indoktrination von Kindern in Schulen. Wir sehen Fake News, Verschwörungstheorien, eine Überarbeitung der Geschichte, eine aufoktroyierte neue Sprache und strafrechtlich nicht verfolgter Diebstahl. Alles im Namen einer gerechteren Kultur.

Am 8. Mai erinnern wir uns, dass Amerika eine führende Rolle bei der Befreiung Europas vom totalitären NS-Regime gespielt hat. Aber wer wird Amerika befreien, wenn es ein totalitärer Staat wird? Amerika spielt mit dem Feuer.

Evelyn Markus, Psychologin, Filmemacherin, produzierte die Dokumentation ‚Never Again Is Now‘ über steigenden Antisemitismus.


Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.

Die mobile Version verlassen