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Die erstaunlich verschiedenen Schicksale zweier Terroristinnen aus Jordanien und was sie uns verraten über den Krieg gegen Terror

4. Februar 2015, Blog „This ongoing war“

al-Rishawi: Gestanden, dann Geständnis zurückgezogen, verurteilt. Hat gar niemanden umgebracht. Heute geängt. [Bildquelle]

In Jordanien hat die Regierung heute Morgen zwei „verurteilte Dschihadisten“ erhängt. Die Motivation wird vom haschemitischen Königreich wie folgt erklärt:

Jordanien hat schon früher geschworen, eine „weltbewegende“ Reaktion zu zeigen, nachdem der IS ein Video Online zeigte, von dem Aktivisten sagen, es handle sich um den Piloten, der in einem Käfig in Flammen stand. Mamdouh al-Ameri, ein Sprecher der jordanischen Streitkräfte, sagte am Dienstag, dass Lt Kasasbeh „als Märtyrer gefallen“ sei. „Sein Blut ist nicht umsonst vergossen worden. Unsere Bestrafung und Rache wird so gross wie der Verlust der Jordanier sein.“ [BBC]

Um dieser „Bestrafung und Rache“ Ausdruck zu verleihen, wurden zwei inhaftierten Iraker – Sajida al-Rishawi, eine Möchtegern-Selbstmordattentäterin, und ein männlicher Al-Qaida Terrorist, der im Jahr 2008 für das Töten eines Jordaniers verurteilt worden ist – wurden heute bei Tagesanbruch zum Galgen geschickt [Aljazeera].

Die Frau war zur Todesstrafe verurteilt worden für ihre Rolle in einem hochkarätigen Selbstmordanschlag im Radisson Hotel in Amman, der 60 Personen tötete, die meisten von ihnen Gäste bei einer Hochzeit. Sie selbst hat gar niemanden getötet, da ihr Sprengstoffgürtel fehlzündete. Sie gestand am jordanischen Fernsehen, zog ihr Geständnis später aber wieder zurück. Laut Wikipedia wurde sie

am 21. September 2006 zum Tod durch Erhängen verurteilt von einem jordanischen Militärgericht. Sie legte gegen dieses Urteil Berufung ein, aber ihre Berufung wurde im Januar 2007 zurückgewiesen. Zu der Zeit ihrer Hinrichtung steckte sie immer noch im Prozess des Berufungsverfahrens.

Regelmässige Leser dieses Blogs wissen von einer anderen jordanischen Frau, ein ex-Häftling, auch Terroristin, mit einem anderen Schicksal: Ahlam al-Tamimi. Im Gegensatz zu Frau al-Rishawi, die heute gehängt wurde, ist Frau al-Tamimi eine Jordanierin, geboren, aufgewachsen, ausgebildet und (nach einer 11 Jahres-Periode ausserhalb Jordaniens) lebt jetzt mit ihrem Mann / Vetter, in Jordanien.

Tamimi hat zu keinem Zeitpunkt in einem jordanischen Gefängnis gesessen, und wird das auch nie tun. Im Gegenteil: sie wurde im Oktober 2011 mit einem Empfang im Familiengericht Jordaniens geehrt, als sie nach Hause kam. (Vielleicht, weil sie eine Familienverbindung im Gerichtssystem hat.) Sie hat ihr eigenes wöchentliches TV-Programm [hier klicken für die Show von letzter Woche]. Jede Ausgabe davon ist voller Werbung und Verherrlichung des Terrors. Es wird in Jordanien von ihren Freunden und Arbeitgebern der Terrororganisation Hamas aufgezeichnet und in der ganzen Welt auf dem Al-Quds TV Network ausgestrahlt. Und sie ist frei, in der gesamten arabischen Welt herumzureisen, was sie, wie es scheint, oft tut, um Vorträge zu halten und als Ehrengast aufzutreten.

Ach ja – und im Dezember ist sie zum „Erfolgsmodell“ der Studierenden ausgerufen worden an der in der arabischen Welt wichtigsten Ausbildungsstätte für Journalisten, eine Einrichtung nach dem Vorbild der Columbia School of Journalism und gegründet von der Frau, die zuvor als Rym Brahimi bekannt war, die auf der Columbia abgeschlossen hat und dann Jahre vor der Kamera verbracht hat als Reporter für CNN. Als Prinzessin Rym Ali ist sie jetzt die Schwägerin des Königs von Jordanien.

Tamimi hat sich wieder und wieder [Über dieses Video-Interview, neben zahlreichen anderen Fällen] frei, stolz und freudig bekannt zur Planung des Massakers in der Jerusalemer Sbarro Pizzeria im Jahr 2001, für das sie verurteilt wurde. Sie war zu 16 mal lebenslänglich im Gefängnis verurteilt mit gerichtlicher Empfehlung, dass sie leben den Rest ihres Lebens hinter Gittern verbringen soll, ohne die Möglichkeit einer Umwandlung der Strafe.

Tamimi: Bekannte sich zu 15-fachem Mord, verurteilt, dann freigelassen, eine glückliche und stolze gefeierte Mörderin und Terroristin, und Ikone des tödlichen Hasses [Bildquelle: Ausschnitt aus diesem MEMRI Video]

Doch so ist es nicht herausgekommen. Sie war eine der 1027 Terroristen, die im Zuge der erpresserischen Gilad-Shalit-Entführung durch die Hamas von Israel 2011 freigelassen wurden, trotz einer Kampagne, die wir persönlich seit Jahren führten. Wir drängten unsere Regierung, standhaft zu bleiben, nicht nachzugeben, um diese besondere Soziopathin hinter Gittern zu halten, damit die Gerechtigkeit ausgeübt werden könnte. Sie ist die Mörderin unserer 15 jährigen Tochter Malki. Und am Ende ging sie straflos. Heute ist sie eine weltweit einflussreiche Anstifterin dschihadistischen Terrors – ein Symbol des Hasses.

Was Jordanien – ein souveräner Staat, von dessen Bevölkerung sich mindestens die Hälfte als palästinensische Araber versteht und der von einer dynastischen Familie aus Saudi-Arabien regiert wird – mit seinen Terroristen anstellen soll, ist ausdrücklich nicht unsere Sorge. Jordaniens Gesetze, die angeblich Terrorismus ausdrücklich ächten [siehe beispielsweise diesen wenig bekannten Aspekt des ganzen Schlamassels] erhalten nicht die kritische Aufmerksamkeit im Westen, die sie so sehr verdienen. Aber das ist ein weit grösseres Problem, als wir hier behandeln können.

Wenn allerdings eine der berühmtesten Bildungseinrichtungen des Landes als Brutstätte von Jihad, Terror, tödlichem Hass bekannt wird, während sie von den westlichen Regierungen, NGOs und Unternehmen üppige Unterstützungsgelder bekommt, dann ist das ein echtes Problem. Nicht für Jordanien – sondern für uns anderen.

Indem sie das tolerieren, und indem sie Möglichkeiten zur Unterstützung, Zuspruch, Führung, Finanzierung, Sponsoring, Ermutigung bieten, sowie durch eine absurd naive und unkritische Akzeptanz einer gefährlichen jordanischen Toleranz für bestimmte Arten des Jihad gegenüber bestimmten Arten von Opfern, sollten die großen westlichen NGOs und respektierten Regierungen, die das tun und weiterhin tun, von ihren Bürgern und Geldgebern zur Rechenschaft gezogen werden.

Es hängt sehr viel davon ab, wie wir schon oft gesagt haben, Recht zu haben im Umgang mit Terror und seinen Promotoren.

Hier ist der Hintergrund des Jordan Media Institute:

Nachtrag: Wenn es Sie interessiert, zu wissen, wer die Geldgeber und Partner des JMI sind und was sie tun oder nicht tun, diesen Skandal, der ihr Bargeld, Sponsoring und Unterstützung erhält, so würden wir uns freuen, unsere Erkenntnisse vor der Veröffentlichung mit Ihnen zu teilen. Wir bereiten uns auf die Veröffentlichung eines Exposé vor, aber auf Anfrage [mailen Sie uns, indem Sie hier klicken], können Sie von uns erfahren, was wir wissen. Es ist eine aufschlussreiche und verstörende Geschichte.

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