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Flüchtlings-Patenschaft Deluxe: Das Asyltandem.

Gefühlt täglich dringen aberwitzige Fälle an die Presse, in denen sich gewisse Junggoldstücke als Altblech herausstellen, sobald man etwas am Lack kratzt. Menschen, wenn man das Wort in diesem Zusammenhang verwenden möchte, die sich trotz liebevoller Pflege durch besonders gutmeinende Mitbürger als gestörte Schwerstkriminelle entpuppen und sich bei jenen, oder, schlimmer noch, bei der übrigen Gesellschaft auf eher rustikale Weise bedanken. Aber muss das so sein? Geht es nicht vielleicht auch anders?

Oft stellt sich im Nachhinein heraus, dass diese Problemfälle bereits „eine Vorgeschichte“ hatten, mit oder ohne Vergangenheit von vornherein nicht asylberechtigt waren, oder nach vollzogener Abschiebung (also echten Einzelfällen) wegen angeblicher Verfahrensfehler vom anderen Ende der Welt wieder zurückgeholt wurden. Was selten vorkommt; aber das liegt vermutlich an der geringen Zahl tatsächlich vollzogener Ausreisen. Ich denke, wir sind uns einig, dass es so nicht weitergehen kann. Nur meckern hilft aber auch nicht. Daher mein Vorschlag. Wir machen das mal anders. Und zwar so:

Jeder Bessermensch darf genau einen „Flüchtling“ importieren. Aber nicht einfach so. Er (sie oder es) muss ihn aus eigener Tasche bei sich daheim unterbringen, ernähren, einkleiden, entwurmen und impfen (lassen), bespaßen, ausbilden, sexuell entschärfen, etc. Das komplette Wellness-Programm eben. Die Betonung liegt auf eigener Tasche. Mit nachweislich selbstverdientem Geld. Durch Arbeit. Es ist keine Tasche, wohlgemerkt, in die anderen Menschen Geld geworfen haben, egal aus welchen Gründen. Und, jetzt kommt der wichtige Teil: Er muss für den Neuzugang bürgen. Vollumfänglich. Was uns zum „Deluxe“ an dieser Patenschaft führt.

Wer sich öfter mal einen neuen Zungenschlag aneignet, kennt vielleicht das „Sprachtandem“. Zwei wildfremde Menschen versuchen dabei mit Händen und Füßen, sich gegenseitig ihre eigenen Probleme mit der jeweiligen Muttersprache aufzubürden. Analog dazu stelle ich mir ein „Asyltandem“ vor. Zwei wildfremde Menschen versuchen dabei, sich gegenseitig ihre Interpretationen von Moral, Recht und geltendem Gesetz zu vermitteln. Für den Fall, dass dies fehlschlägt (und dabei sollte egal sein, bei wem von beiden, wir wollen ja keine Vorurteile schüren!), werden auch beide gleichermaßen dafür zur Verantwortung gezogen. Also ganz unbürokratisch, einer bekommt einen fairen Prozess, der andere automatisch das selbe Urteil.

Das könnte jetzt natürlich, wenn es blöd läuft, beispielsweise zu der unerfreulichen Situation führen, dass vielleicht eine Frau mittleren Alters mit lilafarbenen Haaren im Männerknast von übellaunigen, aber mit einem überraschend bodenständigen Gerechtigkeitsverständnis gesegneten Mithäftlingen vermöbelt wird, nur weil ihr Schützling im Drogenrausch ein Mädchen die Treppe runtergetreten hat. Aber hey: No risk, no fun! Mitgefangen, mitgehangen. Für irgendwas müssen doch diese alten Sprichworte gut sein. Und wie oft kann das schon passieren. Maximal in Einzelfällen. Also kein Grund zur Sorge.

Selbstredend ist das Ganze freiwillig (man muss ja niemanden einladen) und primär für Menschen geeignet, die das Gefühl haben, in ihrem Leben passiert irgendwie zu wenig. Menschen, die es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, so viel Scheiße zu bauen, dass die Langeweile ganz schnell vorbei ist. Oder auch Menschen, die es so weit gebracht haben, dass es egal ist, wieviel Scheiße sie bauen, weil sie ohnehin nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Also primär Politiker. Für die ist es nicht freiwillig. Die bekommen ihre Patenschaften zugeteilt. Für jede von ihnen versehentlich oder mutwillig hereingewunkene Bereicherung eine. Solange das Geld reicht oder bis die Wohnung eben voll ist. Dann ist aber auch Schluss mit dem Winken.

Da dieses System selbstregulierend und selbstreinigend ist, entfallen damit automatisch auch die sinnlosen Scheindebatten über „Obergrenzen“. Potentiell können wir auf diesem Wege nämlich ca. 80 Millionen Neuheimatsuchende aufnehmen, was uns erst mal einer nachmachen soll und auch den schäumendsten Grünen ruhigstellen dürfte. Wie viele es tatsächlich werden, hängt freilich von den oben genannten Kriterien und der vorhandenen Abenteuerlust ab. Ich rechne in der ersten Bewerbungsrunde mit einem Dutzend, vielleicht auch zweien. Im zweiten Durchgang dürfte die Zahl der noch lebenden und auf freiem Fuß befindlichen Paten irgendwo gegen Null tendieren. Derweil kauft sich Frau Merkel einen Dackel und schreitet persönlich in ihrer Freizeit die Grenze ab.

Wer das für zynisch hält, muss sich nun die Frage gefallen lassen: Wo ist das Problem? Kein Mensch ist illegal. Deutschland ist ein reiches Land. Und alle Menschen sind herzensgut, rechtschaffen und dankbar bis zum Anschlag. So lautet doch die Theorie, wenn ich mich recht entsinne. Man kann ja jetzt nicht einfach von vornherein davon ausgehen, dass es da gehäuft zu Komplikationen kommen könnte. Das wäre geradezu fremdenfeindlich. Ich sehe das auch nicht als Abschreckung, sondern eher als Belohnung für außerordentliches Engagement: Denn wo würde sich so ein Neubürger wohler fühlen, als in unmittelbarer Nähe jenes Menschen, der sich seine Anwesenheit hier am meisten wünscht?

Viele können sich gar nicht vorstellen, wie trostlos es ist, nachts allein in irgendwelchen Parks im Gebüsch zu lauern, wenn es wieder mal im Schritt juckt; oder bei jedem Sauwetter Drogen zu verticken. So ein Asyltandem würde für ein geregeltes Einkommen (Bemessungsgrundlage: 40-Stunden-Woche bei Mindestlohn!) sorgen — das zur Abwechslung mal nicht völlig Unbeteiligte blechen müssen. Es würde zu sozialer Wärme und einem schönen Zuhause mit geputzter Toilette und gefülltem Kühlschrank führen, in dem man gut und gerne lebt. Also im Zuhause, nicht im Kühlschrank. Bei der Gelegenheit könnte man beispielsweise auch die eigenen Töchter verkuppeln, bevor sie sich irgendeinem Wildfremden an den Hals werfen.

Nein, ich denke, es ist nur fair. Eltern haften für ihre Kinder, Gutmenschen für ihre Patenkinder. Sie können sie sich dann sogar aussuchen. Wenn das dazu führt, dass sie sie sich im Zweifelsfall vorher genauer anschauen, bevor aus dem Zweifelsfall ein Einzelfall wird, kann das auch nicht schaden. Und es wäre zudem falsch, regelrecht herzlos, so eine organisatorisch gewachsene Beziehung auseinander zu reißen, sollte es unerwartet doch zu rechtlichen Problemen oder gar Abschiebungen kommen.

Nun, aber was weiß ich schon…
Mir gefällt die Idee jedenfalls.

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