Merkels Geburtshelfer
Im Grunde kann er ihr dankbar sein: Es brauchte schon jemanden wie Angela Merkel, um das deprimierende Erbe Gerhard Schröders in den Schatten zu stellen. Wer heute an „Katastrophe für Deutschland“ denkt, kommt an Mutti natürlich nicht vorbei. Dabei war es Schröder, der ganz maßgeblich die Weichen derart falsch stellte, dass unsere Kanzlerin jetzt so mühelos entgleist.
Und auch diese Sache mit den gebrochenen Wahlversprechen hat sie natürlich nicht erfunden [1], aber gewissermaßen, von der Schröder’schen Dreistigkeit inspiriert, bis zur Perfektion verfeinert: Wer hätte jemals gedacht, dass ein Politiker schon vor der Wahl in aller Deutlichkeit ankündigt, dass er beabsichtigt, den Wähler danach zu bescheißen — und damit mühelos durchkommt?
Genosse der Bosse
Demontage des Sozialstaats, verkorkste Reformen von Kranken- und Rentenversicherung (wer erinnert sich nicht gern an „Praxis-Gebühr“ und „Riester-Rente“?), Prekarisierung der Lohnarbeit, gigantische Ausweitung des Niedriglohnsektors, von Leiharbeit und Scheinselbständigkeit („Ich AG“), Hartz IV, kurzum diese ganze Agenda 2010, die Deutschland eigentlich fit für die Zukunft machen sollte. 2020 wird sich dafür bedanken:
Inzwischen ist Deutschland nicht mehr Export-Weltmeister, deutsche Autos haben nach etlichen Betrugsskandalen einen schlechten Ruf (auch ein Erbe des „Auto-Kanzlers“) und noch nie konnten so viele Menschen nicht von ihrer Arbeit leben. Trotz Mindestlohn (und der ist nicht sein Verdienst). Zudem fällt das „reformierte Staatsangehörigkeitsrecht“ in seine Amtszeit — eine wichtige Grundlage für die Legalisierung illegaler Migration und den Großen Austausch.
Wahlhilfe für die AfD
Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen, auch die heutige „Energiewende“ ist ein spätes Kind von Rot-Grün. Die Sozialdemokratie hat sich von diesem Kanzler nie wieder erholt (das ist mir freilich egal) und Deutschland schaut auch recht blass um die Nase aus (das ist mir allerdings nicht egal). Kurzum: Der Mann ist eine fleischgewordene Katastrophe. Und spricht nun Empfehlungen für geeignete Nachfolger aus! Das muss man sich dann so vorstellen:
„Die SPD habe immer nur dann Erfolg, wenn der Kanzlerkandidat auch wirtschaftliche Kompetenzen vorzuweisen habe, sagte Schröder dem Magazin ‚Stern‘.“ (LOL) „Und da sehe ich gegenwärtig zwei: Olaf Scholz, den Finanzminister, und Stephan Weil, den Ministerpräsidenten von Niedersachsen.“ [2] Bei der CDU meint er mit Armin Laschet einen geeigneten Erben auszumachen („Sein Politikkonzept ist gar nicht so schlecht“). Allen Ernstes! Es kommt aber noch besser.
Ätschi-Bätschi an die Macht
„Zugleich erinnerte der frühere Regierungschef in Hannover daran, dass qua Amt in der SPD der oder die Parteivorsitzende traditionell das erste Zugriffsrecht habe, wenn es um eine Kanzlerkandidatur gehe.“ Mit anderen Worten: Andrea Nahles. Eine der wesentlichen Ursachen für „Die SPD liegt in der Wählergunst nach jüngsten Umfragen unter 20 Prozent.“ (Sehr schmeichelhafte Umschreibung für den inzwischen dritten Platz, hinter der AfD!)
Mann muss die SPD schon sehr hassen, wenn man ihr Frau Nahles als Kanzler-Kandidatin empfiehlt. Ausgestattet mit dem geistigen Horizont von Claudia Roth, dem unverschämt guten Aussehen eines Martin Schulz und einem Charisma, das im direkten Vergleich sogar Annegret Kramp-Karrenbauer beinahe menschlich erscheinen lässt. Also ich weiß nicht, welche Rechnung Gerhard Schröder noch mit der SPD offen hat, aber diese Idee ist… geradezu diabolisch fies.
Hoffentlich hört man auf ihn! Dumm genug dafür halte ich die SPD. Das hat sie in den letzten zwanzig Jahren bei der sensiblen der Auswahl ihrer Kanzler(-Kandidaten) unter Beweis gestellt.
[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/reaktionen-union-spricht-von-waehlerbetrug-a-215856.html
[2] https://www.welt.de/politik/deutschland/article179144696/Kanzlerkandidaten-Diese-drei-Politiker-sieht-Schroeder-als-Merkels-Nachfolger.html