Die westlichen Dschihad-rechtfertigenden Scharlatane
Giulio Meotti, 28.9.2016, Gatestone Institute
- Warum ist der Philosoph Michel Onfray so beliebt bei den französischen Dschihadisten, die in Syrien und im Irak kämpfen? Journalist David Thomson, ein Spezialist für Dschihad-Bewegungen, erklärte: „Onfray wird ins Arabische übersetzt und auf allen pro-ISIS-Sites geteilt.“
- Onfray anerkennt, dass wir uns im Krieg befinden. Aber dieser Krieg wurde, nach ihm, von George W. Bush begonnen. Er „vergisst“, dass 3000 Amerikaner am 11. September 2001 getötet wurden. Wenn Sie ihn daran erinnern, dass „ISIS unschuldige Menschen tötet“, wird Onfray antworten: „Wir haben auch unschuldige Menschen getötet.“ Es ist die perfekte moralische Äquivalenz zwischen ISIS und dem Westen. Barbaren gegen Barbaren! Mit seinem moralischen Relativismus öffnet Onfray den islamistischen Halsabschneidern die Tür.
- Der französische Intellektuelle Thomas Piketty zeigte nach den Massakern in Paris auf „Ungleichheit“ als Wurzel des ISIS Erfolgs. Ein weiterer bekannter deutscher Philosoph Peter Sloterdijk, behauptete, dass die Anschläge vom 11. September nur „kleine Vorfälle“ waren.
- Berühmte Vertreter der europäischen Kultur haben auch Adolf Hitlers Traum umarmt. Ihre Erben rechtfertigen jetzt Dschihad als die ultimative Strafe für westliche Freiheiten und Demokratie.
Nach dem 11. September 2001 begann die Crème de la Crème der europäischen Intellektuellen sofort Rechtfertigungen für den Dschihad zu finden. Sie waren fasziniert von der Kalaschnikow, der „Waffe der Armen“. Für sie war das, was wir in New York sahen, eine Schimäre, eine Illusion. Die Massentötungen waren angeblich der Selbstmord der kapitalistischen Demokratie, und Terrorismus war der Zorn der Arbeitslosen, die verzweifelte Waffe eines von der Arroganz der westlichen Globalisierung beleidigten Lumpenproletariats.
Diese Intellektuellen haben Samen der Verzweiflung in einer großen westlichen Echo-Kammer ausgesät. Von 9/11 bis zu den jüngsten Massakern auf europäischem Boden werden die ermordeten Westler nur als Kollateralschaden in einem Krieg zwischen dem „System“ und den Verdammten dieser Erde dargestellt, die nur einen Platz am Tisch beanspruchen.
Einer dieser Intellektuellen ist Michel Onfray. Es ist schon eine Weile her, seit wir den Ausdruck „nützlicher Idiot“ gehört haben. Der zynische Ausdruck wird oft Lenin zugeschrieben und wurde verwendet, um westliche Sympathisanten zu bezeichnen, die die Schrecken des Kommunismus rechtfertigten. Das französische Magazin L’Express benutzte es für Onfray: „Der nützliche Idiot des Islamismus„.
Als sein „Atheistisches Manifest“ im Jahr 2005 veröffentlicht wurde, hätte sich Onfray nie gedacht, dass er zehn Jahre später der Liebling der Dschihadisten-Gruppe Islamischer Staat (ISIS) werden würde. Doch am 21. November 2015, eine Woche nach dem Massaker in Paris, erschien Onfray in einem Propagandavideo des Islamischen Staates. Ein paar Tage später sagte Onfray, dieses Idol der reflexiven europäischen Mittelklasse, dass ein „Waffenstillstand zwischen ISIS und Frankreich unterzeichnet werden könnte„.
Onfray gab vor kurzem ein weiteres Interview mit dem Magazin Famille Chrétienne, wo er erklärte, dass es keinen moralischen Unterschied gäbe zwischen dem „Töten unschuldiger Leben von Frauen, Kindern und älterer Menschen“ und „Staatsterrorismus“ – zwischen ISIS und dem westlichen Krieg gegen den Terror.
Onfray ist der meistgelesene französische Philosoph der Welt und hat Michel Serres, Michel Foucault und Jean-Paul Sartre entthront. Dieser Philosoph, trunken von Aufklärung, hat 80 Bücher geschrieben, die in fast 30 Sprachen übersetzt wurden. Er ist kein Marxist, sondern ein libertärer Hedonist. Nach Onfray verhindert das gesamte jüdisch-christliche Erbe freien, liebevollen Genuss. Daher sein Drängen, letztlich, dass die westliche Zivilisation „tot“ ist.
Wie ist dieser große Hedonist, der Theoretiker des Materialismus und Atheismus zum Liebling der islamistischen Halsabschneider geworden? Premierminister Manuel Valls warf ihm vor, „seine Orientierung verloren“ zu haben.
Wenn Onfray einen Waffenstillstand mit dem islamischen Staat fordert, dann ist es, weil er glaubt, dass Frankreich verantwortlich ist für das, was ihm geschieht. In seinem kürzlich erschienenen Buch Penser l’islam („Den Islam Denken„) schrieb Onfray: „Wenn wir die historischen Fakten betrachten und nicht die Emotionen, so griff der Westen zuerst an.“ Frankreich erntet angeblich, was es gesät hat. Natürlich töten und massakrieren Islamisten, aber es ist nicht ihre Schuld, weil der Westen, seiner Ansicht nach, sie zuerst angegriffen hat.
Onfray machte auch den Eindruck, noch mehr Ausreden für ISIS zu suchen, indem er von einer französischen „Islamophobie“ redete. Warum ist Onfray unter den französischen Dschihadisten, die in Syrien und im Irak kämpfen, so populär geworden? Der Journalist David Thomson, ein Spezialist für Dschihad-Bewegungen, erklärte: „Onfray wird ins Arabische übersetzt und auf allen pro-ISIS-Sites geteilt.“ Im Gespräch mit Jean-Jacques Bourdin im Jahr 2013 verteidigte Onfray sogar das Recht der Islamisten, islamisches Scharia-Recht in Mali anzuwenden.
Onfray anerkennt, dass wir im Krieg sind. Aber dieser Krieg wurde, gemäss ihm, von George W. Bush begonnen. Er „vergisst“, dass 3000 Amerikaner am 11. September 2001 getötet wurden. Wenn Sie ihn daran erinnern, dass „ISIS unschuldige Menschen tötet“, wird Onfray antworten: „Wir haben auch unschuldige Menschen getötet.“ Es ist die perfekte moralische Äquivalenz zwischen ISIS und dem Westen. Barbaren gegen Barbaren! Die 130 Franzosen, die am 13. November 2015 getötet wurden, sind nur Marionetten des Westens. Mit seinem moralischen Relativismus öffnet Onfray den islamistischen Halsabschneidern die Tür.
Onfray gehört einer Liste von Scharlatanen an, die es unter den europäischen Intellektuellen zuhauf gibt. In Le Monde behauptete der berühmteste lebende deutsche Philosoph Jürgen Habermas: „Dschihadismus ist eine moderne Form der Reaktion auf die Lebensbedingungen, die durch Entwurzelung gekennzeichnet sind.“ Jemand sollte ihm erklären, dass alle Terroristen gut in die französische und belgische Demokratie integriert waren und auf Kosten des Sozialstaats lebten.
Ein weiterer Promi-Philosoph, der slowenische neomarxistische Guru Slavoj Zizek, argumentiert, dass der Islamismus reaktionär erscheinen mag, aber „in einer merkwürdigen Umkehrung ist Religion einer der möglichen Orte, von denen aus kritische Zweifel an der heutigen Gesellschaft angemerkt werden können. Sie ist zu einer Stätte des Widerstands geworden.“ Zizek behauptete auch, dass „Islamo-Faschisten“ und „Europäische Anti-Immigranten-Rassisten“ die beiden „Seiten der gleichen Münze“ sind.
Der französische Intellektuelle Thomas Piketty zeigte nach den Massakern in Paris auf „Ungleichheit“ als Wurzel des ISIS Erfolgs. Ein weiterer bekannter deutscher Philosoph, Peter Sloterdijk, behauptete, dass die Anschläge vom 11. September nur „kleine Vorfälle“ waren.
José Saramago, Nobelpreisträger für Literatur, behauptete, dass zwei Flugzeuge in die Twin Towers zu fliegen „Rache gegen die Demütigung“ war.
Es gab auch solche, wie der französische Denker Jean Baudrillard, der sagte, dass die Anschläge auf die Twin Towers sogar von den Vereinigten Staaten ersehnt wurden. Kurz gesagt haben es islamische Terroristen getan, aber eigentlich wollten wir es selber. Oder den berühmten deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen zu zitieren, dass der Angriff auf das World Trade Center „das größte Kunstwerk, das im ganzen Kosmos möglich ist“ war.
Der Gipfel des Zynismus wurde von Dario Fo, Gewinner des Nobelpreises für Literatur 1997, erreicht, der nach 9/11 sagte:
„Die großen Spekulanten wälzen sich in einer Wirtschaft, die jedes Jahr Millionen von Menschen mit Armut tötet – was sind da schon 20.000 Tote in New York? Unabhängig davon, wer das Massaker [von 9-11] durchführte, diese Gewalt ist die legitime Tochter der Kultur von Gewalt, Hunger und unmenschlicher Ausbeutung.“
Das ist schon früher vorgekommen. Philosophen wie Martin Heidegger und Carl Schmitt, Schriftsteller wie Knut Hamsun und Louis Ferdinand Céline, Musiker wie Wilhelm Furtwängler und Ernst von Karajan sind nur einige der bekanntesten Vertreter der europäischen Kultur, die Adolf Hitlers Traum umarmten. Ihre Erben rechtfertigen jetzt den Dschihad als die ultimative Strafe für die westlichen Freiheiten und Demokratie.
Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist italienischer Journalist und Autor.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.
Kommentare
Die westlichen Dschihad-rechtfertigenden Scharlatane — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>