Die spinnen nicht, die Römer!
Rom fordert London auf, Verantwortung für die „Flüchtlinge“ des Schlepper-Schiffes Aquarius zu übernehmen, das unter gibraltarischer Flagge fährt. Gibraltar ist britisches Überseegebiet, Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II. Leider lautet sein Wahlspruch „Für keinen Feind eroberbar“, so dass es für den italienischen Vorschlag überaus dankbar sein dürfte.
Twitter-Diplomatie
Früher mal stand britischer Humor in dem Ruf, besonders originell, mitunter sehr respektlos und „schwarz“ zu sein. Der Haken besteht darin, dass derbe Späße oft politisch unkorrekt sind — und da ahnt man vielleicht, warum Großbritannien nach Monty Python oder Mr. Bean keine Humoristen von Weltrang mehr hervorgebracht hat. Islamisierung oder Spaß. Beides geht nicht.
Zum Glück zeichnet sich mit Italien ein neuer Stern am Comedy-Himmel ab: „Transportminister Danilo Toninelli forderte das Vereinigte Königreich über Twitter auf, ’seine Verantwortung für den Schutz der Schiffbrüchigen‘ zu übernehmen, schließlich fahre das Schiff unter der Flagge Gibraltars“, berichtet die Tagesschau. [1] Sie hätte an dieser Stelle einfach aufhören sollen.
Denn ab jetzt geht es für das Urgestein des seriösen Journalismus eigentlich nur noch steil bergab und wird arg peinlich (auf eine unlustige Art): „Die Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée hatten am Freitag insgesamt 141 Migranten von Booten vor der libyschen Küste gerettet. Unter ihnen sind auch Dutzende unbegleitete Minderjährige.“
Verjüngungskur auf dem Schlauchi
(Nein, jetzt folgt kein Flachwitz nach dem Motto: „Wie unhöflich, warum dutzen die denn ihre Retter?“) Dutzende unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) also. Wie praktisch! Da hatte doch hoffentlich jemand eine Kamera dabei und den Farbfilm nicht vergessen? Wie viele Dutzende? Zwei, drei, zehn? Das wären zwischen 24 und 120 Bootsinsassen. Sozusagen der Jackpot unter den „Rettungsfotos“! Ich meine, wie oft passiert sowas in der Realität…
Jetzt wissen wir natürlich alle, dass, egal wie viele Minderjährige tatsächlich ins Boot geklettert sind, die Mehrheit als UMF wieder aussteigt (wo auch immer das sein wird). Ob das an der guten Seeluft liegt oder sich diese NGO-Schiffe mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen, ist noch nicht geklärt. Ebenso wie dieses Rätsel: „Fast drei Viertel der Menschen stammten laut SOS Mediterranée aus Somalia und Eritrea.“
Wie machen die das bloß? Das BAMF braucht Monate bis Jahre und liegt dann oft noch falsch! Das muss schwierig sein in einer Stress-Situation: Dutzende Männer Jugendliche steigen bei windstiller See in Sichtweite des Strandes um, kritisch beäugt vom libyschen Schleuser, der seinen Außenbord-Motor wieder mitnehmen möchte, bevor das Boot absäuft. Und jederzeit droht die Gefahr, dass einem diese Menschen von der libyschen Küstenwache vor der Nase weg „gerettet“ werden!
Traumaurlaub im Meer
Wer unter solchen Umständen ein erkennungsdienstliches Schnellverfahren mit definitiven Ergebnissen hinsichtlich Alter und Herkunft durchführen kann — Respekt! Vielleicht mal bei der Polizei bewerben. Oder, wie es in diesen Kreisen heißt, bei den „Bullenschweinen“… Zurück zur Tagesschau. Die weiß gar Schröckeliches zu erzählen: „Viele hätten berichtet, sie seien in Libyen unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten worden.“
Ein Glück, dass sie unter diesen Umständen trotzdem noch rechtzeitig ihr Anschluss-Schiff erreicht haben! Übrigens, der Weg nach Saudi Arabien, Ägypten oder Kenia wäre deutlich kürzer und weniger gefahrvoll gewesen. „Libyen ist für Migranten aus Afrika, die vor Armut und Gewalt flüchten, eine wichtige Station auf dem Weg nach Europa“, meint die Tagesschau dazu — die auch gerade keine Karte zur Hand hatte.
Man beachte die Wortwahl. Keine „Flüchtlinge“ oder „Flüchtenden“, nein, „Migranten aus Afrika, die vor Armut und Gewalt flüchten.“ Das ist ungefähr so, als würde man eine Gruppe deutscher Rentner vor der ukrainischen Küste aufgreifen, die darauf besteht, unbedingt nach Japan gerettet zu werden. Und wer könnte es ihnen verübeln! Aber ich fürchte, so funktioniert das mit dem Asyl nicht.
Mich würde nicht mal mehr überraschen, wenn sich nun herausstellen sollte, dass die Aquarius nicht wirklich in Gibraltar registriert ist, sondern lediglich bei einem Luftmatratzen-Verein am Loch Ness… Euch entschärfen wir auch noch, Sportsfreunde!
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/aquarius-fluechtlinge-101.html