Wenn der südliche Motherfucker den Lauf stört.
„Beim Joggen morgens im Rosental wurde eine Frau überfallen, vergewaltigt und zusammengeschlagen. Das Opfer, laut Polizei ‚deutlich über 50 Jahre‘ alt, war am Donnerstagvormittag an einem Mann (laut Polizei ’südlicher Typ‘, 25–35 Jahre, 170-175 cm, stämmig, dunkle Haare, ungepflegter Bart) vorbeigelaufen. Dieser zerrte die Frau auf eine Wiese und verging sich an ihr. Das Opfer wurde schwer verletzt – Not-OP!“, schreibt die BILD [1]
So so, „südlicher Typ“ also. Ich gehe mal nicht davon aus, dass es sich um ein ungepflegtes Ebenbild von Antonio Banderas handelte. Vermutlich geht auch sonst niemand davon aus (Grünen-Wähler mal außen vor). Genau genommen passt die Beschreibung ziemlich exakt auf eben jenen Typus „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings“, der heutzutage allerorten diverse Grünanlagen kulturell bereichert. Würde man den per Phantombild suchen, müsste man ganze Wagenladungen von Verdächtigen einsammeln. Macht natürlich keiner. Obwohl es hilfreich wäre.
Jetzt würde man meinen, dass das der Skandal ist. Aber da unterschätzt man die BILD-Zeitung deutlich, denn, und jetzt anschnallen: „Der Skandal: Anstatt die Bevölkerung auf die erhöhte Polizeipräsenz hinzuweisen und die Stärke des Staates zu demonstrieren, gab Polizeisprecher Uwe Voigt eine beunruhigende Warnung an Frauen heraus […]“ — Tadaaa! Die Polizei ist schuld. Das muss man erst mal hinkriegen. Also wieder mal.
Ich weiß jetzt natürlich auch nicht, welche Drogen in solchen Redaktionen kursieren, aber es muss ziemlich hartes Zeug sein. Welchen Zweck hätte es, die Bevölkerung auf die erhöhte Polizeipräsenz hinzuweisen, wenn diese (egal ob tatsächlich oder imaginiert) keinerlei Schutz vor solchen Vorfällen bietet? (Und, fairerweise, unter den gegebenen Umständen auch gar nicht bieten kann!) Und welche Stärke des Staates soll demonstriert werden? Von welchem Staat reden wir hier überhaupt? Deutschland kann kaum gemeint sein und Ungarn ist in Leipzig nicht zuständig…
Die „skandalöse“ Warnung des Polizeisprechers lautete übrigens wie folgt: „Es ist besser, zu zweit zu joggen oder zumindest sich immer mal umzuschauen, wenn man jemanden überholt hat. Man kann natürlich weiterhin auch alleine joggen gehen, aber man sollte Obacht geben.“ Richtig. Das ist ein absolut vernünftiges Verhalten in einem Krisengebiet. Es würde ja auch keine Frau auf die Idee kommen, alleine und arglos durch Aleppo zu joggen. Oder, wie die BILD schreiben würde: „Wenigstens hat die Polizei nach der brutalen Tat zugleich ihre Präsenz im Rosental verstärkt. Doch die Angst läuft trotzdem mit.“
Ja. Und die wird auch weiterhin mitlaufen. Selbst wenn an jeder Ecke ein Polizist stünde. Es ist kein technisches Problem, das sich mit einem Mehr an Mensch oder Material beheben ließe. Die Polizei ist weder dafür zuständig noch personell, materiell und rechtlich dafür ausgestattet, ein grenzenloses Land zu befrieden, in dem so etwas wie „zivile Normalität“ nur noch eine Erinnerung an bessere Zeiten zu sein scheint.
Die anschließende (potentielle) Opfer-Galerie spricht Bände, allerdings das grundsätzliche Problem leider auch nicht an. Denn das wäre in Deutschland mindestens so gefährlich wie eine nächtliche Solo-Jogging-Runde in einem beliebigen Stadtpark. Exemplarisch und zugleich tragikomisch sei hier nur Uta (71) zitiert: „Ich laufe heute eine andere Route und meide ruhige Wege. Trotzdem walke ich alleine und verzichte nicht auf meinen Sport. Ich lasse mich doch nicht einschüchtern!“
Genau. Also auf den üblichen Wegen schon, aber sonst halt nicht. Wo kämen wir da auch hin, wenn wir unsere Lebensge… Hm. Merkste selbst, Uta, oder? Ich kenne überhaupt niemanden (niemanden!), der nicht seine Lebensgewohnheiten in der einen oder anderen Form der Realität angepasst hätte. Und das ist, nochmal, absolut vernünftig. Aber es nicht NICHT NORMAL! Es ist auch nicht normal, so zu tun, als wär es normal. Als wären das nur kleinere Unannehmlichkeiten, die man trotzig weglächeln könnte.
Und so kommt auch die BILD-Reporterin unter der Zwischenüberschrift „Es kann überall passieren“ zu der ebenso nahe liegenden wie falschen Schlussfolgerung: „Auch ich drehe im Rosental gern meine Runden, bin schon hundertmal am Tatort entlanggelaufen. Angst hatte ich nie. Genau das macht mir jetzt Angst: Es kann überall und zu jeder Zeit passieren. Die Polizei rät, man solle dort lieber zu zweit laufen. Aber ist das die Antwort auf diesen Vorfall? Kann man jetzt nicht mehr alleine joggen? Diese Vorstellung macht wütend.“
Ich wette, es ist die selbe Reporterin, die auch schon die „LEGIDA“-Demonstranten wütend gemacht haben. Wie oft sie wohl auf ihrer furchtlosen Jogging-Runde darüber meditiert haben mag, wie man solche Menschenfeinde, AfD-Wähler und anderes Gesocks am geschmeidigsten diffamieren kann? Wir werden es nie erfahren… Auch wenn sie die Zusammenhänge noch nicht so ganz versteht (oder darüber schreiben mag): Zumindest ist sie ein Stück weit in der Realität angekommen.
Es ist ein Anfang, oder wie Herr K. aus L. zitiert wird: “ ‚Wir müssen jetzt einfach noch mehr aufeinander aufpassen‘, sagt René K. (46), der jeden Tag im Rosental mit seinem Hund Gassi geht. Hoffentlich denken mehr Menschen so wie er…“ Genau. Und hoffentlich machen die nicht wieder an der falschen Stelle ihr Kreuzchen, sonst ist Jogging bald nur noch in Divisionsstärke möglich…