Zwei Wahlen, ein Ergebnis (oder so)
Es ist jetzt Sonntag Abend (20:00 Uhr) und wir waten noch knietief im Prognosensumpf, aber erste Trends zeichnen sich bereits relativ sicher ab. Kein schlechter Zeitpunkt für eine erste Bilanz, einen vorsichtigen Blick auf potentielle Koalitionen, für Sekt, Schadenfreude und den ganzen Kram. Das Wichtigste zuerst:
Österreich
Ich weiß, gemein. Es war aber die deutlich folgenschwerere Wahl. Die ÖVP lümmelt hier (leider) wenig überraschend mit knapp 32 Prozent auf dem ersten Platz herum. Durchaus überraschend ist, dass die SPÖ mit einem hauchdünnen Vorsprung (derzeit 0,9 Prozent) knapp vor der FPÖ liegt, was nach dem skandalösen Wahlkampf und dem daraus folgenden Absturz in den Umfragen nicht zu erwarten war. Beide Parteien bewegen sich im Bereich 26-27 Prozent, ein klarer „Zweiter“ ist noch nicht auszumachen. Hoffen wir einfach mal, dass es in Österreich auch sowas wie Wahlbeobachter gibt.
Weit abgeschlagen, so weit, dass sie wahrscheinlich knapp an der 4-Prozent-Hürde scheitern, krebsen die Grünen herum. Knapp gefolgt von der Grünen-Abspaltung „Liste Pilz“ (sozusagen dem Spaltpilz), die es gerade so in den Nationalrat schaffen könnte. Ich mag es, wenn Grüne sich gegenseitig entsorgen. Erst schön trennen, und dann dann fein säuberlich ab damit in die jeweilige Tonne. Nur der Vollständigkeit halber seinen noch die NEOS erwähnt (so eine Art FDP, von der keiner so genau weiß, warum es sie gibt), die auf ca. fünf Prozent kommen.
Da die vorgezogenen Neuwahlen überhaupt erst durch das Zerwürfnis der „GroKo“ aus ÖVP und SPÖ zustande gekommen sind und schon vor der Wahl relativ unverholen im konservativen Lager geflirtet wurde, dürfte es auf eine Koalition ÖVP / FPÖ hinauslaufen. Die jetzt auch nicht riesig weit auseinander liegen. Der deutsche Leser stelle sich einfach mal vor, wie das wäre, wenn die CDU konservativ wäre, 32 Prozent erreichen würde und die AfD mit 26 oder 27 Prozent ins Boot holen täte. Ich weiß, ein Traum. Aber ungefähr so muss sich das anfühlen.
Niedersachsen
Großer Glückwunsch erstmal an die AfD! Auch wenn die Sechskommairgendwas kein neuer Höhenrekord sind, es ist der 14. Landtag in Folge. Und, Scheiße noch eins, bin ich froh, dass das Wahljahr rum ist. Ich kann keine Wahlen mehr ertragen. Nächstes Jahr noch Hessen und Bayern eintüten, den blauen Sack zumachen und dann wird erst mal schön Opposition gemacht. Das sieht beeindruckend aus, wie sich die Deutschlandkarte langsam hellblau einfärbt. Wer jetzt denkt, dass sechs Prozent ein Problem sind (von Null wohlgemerkt, der stärkste Zuwachs aller Parteien!), schaue sich mal das hier an:
Die Linke. 4,6 Prozent. Ernsthaft? Ich glaube, der Schulz-Zug rutscht nach dem Entgleisen immer noch weiter über den Acker. Die Drohung mit Rot-Rot-Grün hat gewirkt. Ganz so abenteuerlich sind die Niedersachsen dann doch nicht drauf. Weiterhin im Spiel sind die Grünen mit etwa achteinhalb und die FDP (wenn man sich erst mal Parasiten einfängt, wird man die irgendwie nicht mehr los!) mit siebeneinhalb Prozent.
Uneinholbar weit vorne, so als hätten sie dieses Land gar nicht die letzten vier Jahre an die Wand gefahren, finden sich CDU mit 34 und SPD mit 37 Prozent. Ja, klar, da kann man theoretisch auch einmal quer durch den Farbkasten rechnen, aber wir wissen wohl alle, wie das enden wird… Schade, Niedersachsen. Wenn ihr mal ordentlich wählt, werdet ihr vielleicht zu echten Sachsen befördert. Kann ja noch werden, nicht aufgeben!
Ein bisschen Fazit
Mal schauen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich demnächst südlich von uns ein weiteres Land befindet, das bereit ist, unsere Grenze zu schützen. Wenn wir jetzt noch Merkel dahin bekommen, dass sie allen Nachbarn den Krieg erklärt (keine Sorge, die Bundeswehr ist keine ernsthafte Gefahr), damit sie wirklich richtig schön unsere Grenzen im Auge behalten… Nein, Spaß. In zwei Jahren gibt’s hier eh Neuwahlen. Und die könnten, wenn Merkel einfach weiter das macht, was sie am besten kann, also irgendwas, und die AfD sich nicht allzu blöd anstellt, durchaus so ausgehen wie in Österreich. Das Pendel schwingt, quälend langsam, aber es schwingt unablässig zur Mitte zurück.