Feminismus, Schwedischer Stil
Bruce Bawer, 8.2.2018, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- Ein schwedisches Gericht entschied gegen die elterlichen Rechte der schwedischen Staatsbürgerin Alicia und übergab ihre Kinder (ebenfalls schwedische Staatsbürger) an einen Ausländer, der bekanntermaßen ihre Mutter im Rahmen einer islamischen Scharia-„Ehe“ vergewaltigt hat, als sie selbst noch ein Kind war.
- Manchmal, wenn man auf diese Regeln hinweist, antworten die Leute: „Nun, die Bibel sagt das und das.“ Es geht nicht darum, dass diese Dinge in islamischen Schriften geschrieben stehen, sondern darum, dass die Menschen immer noch nach ihnen leben.
- Schwedische Beamte haben in Alicias Fall keinerlei „Fehler“ gemacht. Jede einzelne Handlung ihrerseits ist in einer Philosophie verwurzelt, die sie gründlich verstehen und an die sie zutiefst glauben. Sie sind, wie sie gerne verkünden, stolze Feministinnen, deren glühender Glaube an die Schwesternschaft dort endet, wo brutales islamisches Patriarchat, Geschlechterunterdrückung und primitive „Ehrenkultur“ beginnen. Das ist Feminismus, schwedischer Stil.
- In der Praxis ist dieser Zwang, die unterschiedlichen Prioritäten anderer Kulturen zu respektieren, am dringlichsten, wenn die betreffende Kultur diejenige ist, in der die Ungleichheit der Frauen am gründlichsten verankert und durchgesetzt wird.
Im Bild: Schwedens aktuelles, stolz feministisches Regierungskabinett, für das „die Gleichstellungsperspektive auf breiter Front in die Gesetzgebung einfließt“ und „geschlechtergerechte Budgetierung ein wichtiger Bestandteil ist“. (Bildquelle: Regierung von Schweden)
„Schweden hat die erste feministische Regierung der Welt“, prahlt die schwedische Regierung auf ihrer offiziellen Website. Was bedeutet das genau?
„Das bedeutet, dass die Gleichstellung der Geschlechter im Mittelpunkt der Prioritäten der Regierung steht…. eine Gleichstellungsperspektive wird auf breiter Front in die Gesetzgebung eingebracht… Das wichtigste Instrument der Regierung zur Umsetzung feministischer Politik ist das Gender Mainstreaming, bei dem die geschlechtergerechte Budgetierung eine wichtige Komponente darstellt.“
Begleitet wird diese bürokratische Rhetorik von einem Foto von Schwedens derzeitiger Regierung mit zwölf Frauen und elf Männern.
Natürlich gibt es verschiedene Arten von Feminismus. Schwedens bevorzugter Typ ist nicht die universelle Schwesternschaft und die Verbreitung der Gleichberechtigung der Geschlechter auf der ganzen Welt. Nein, es ist „intersektioneller“ Feminismus. Was ist „intersektioneller“ Feminismus? Es ist eine Art Feminismus, der gemäß dem relativ neuen akademischen Konzept der „Intersektionalität“ eine Hierarchie akzeptiert, in der andere „Opfergruppen“ – wie „Farbige“ und Muslime – auf der Kummerskala höher stehen als Frauen, und in der Frauen, die zu diesen anderen Gruppen gehören, einen noch höheren Opferstatus genießen als weiße Christinnen oder Juden.
Das bedeutet, dass „intersektionelle“ Feministinnen kulturell sensibel und kulturell relativ sein müssen, indem sie andere kulturell begründete Werte als die Gleichheit der Geschlechter anerkennen und privilegieren. Sie müssen Feministinnen sein, die verstehen, dass kein Ausdruck von Verachtung für die angebliche Tyrannei westlicher Männer zu laut, übertrieben oder vulgär sein kann, aber sie müssen in ihren Begegnungen mit weniger feministisch gesinnten Kulturen ihre Hingabe an die Gleichberechtigung der Frauen aus Respekt vor den unterschiedlichen Prioritäten dieser Kulturen mildern. In der Praxis ist dieser Zwang, die unterschiedlichen Prioritäten anderer Kulturen zu respektieren, am dringlichsten, und der Respekt selbst ist dann am grössten, wenn die betreffende Kultur diejenige ist, in der die Ungleichheit der Frauen am gründlichsten verankert und durchgesetzt wird.
Diese Art von Feminismus beschränkt sich natürlich nicht nur auf Schweden. Letztes Jahr, am Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump, war sie in den Vereinigten Staaten auf dem Frauenmarsch zu sehen, wo der neue Präsident allgemein als Personifizierung des Patriarchats denunziert wurde, während Linda Sarsour, eine Frau in Hijab und Verfechterin des islamischen Rechts (Scharia), über Nacht zur feministischen Heldin wurde.
Was genau promotet Sarsour? Nach der Scharia wird von einer Frau erwartet, dass sie unterwürfig und gehorsam ist. Ihre Aussage vor Gericht ist nur halb so viel wert wie die eines Mannes, denn ihr „mangelt es an Intelligenz„. Das Erbe einer Tochter ist nur halb so groß ist wie das eines Sohnes. Einem Mann ist es nicht nur erlaubt – sondern er wird auch dazu ermutigt – seine Frau zu schlagen, wenn sie nicht gehorsam genug ist. Ein Mann kann „ungläubige“ Ehefrauen nehmen, aber eine Frau darf nicht außerhalb des Glaubens heiraten. Ein Mann kann bis zu vier Frauen haben, aber eine Frau kann nur einen Mann haben. Ein Mann kann sich von seiner Frau scheiden lassen, indem er einfach ein paar Worte sagt; wogegen eine Frau, wenn sie die Scheidung will, sich einem langwierigen Prozess unterziehen muss, an dessen Ende eine Gruppe von Männern über die Angelegenheit entscheiden wird. Ein Mann hat das Recht, mit seiner Frau gegen ihren Willen und unter bestimmten Umständen auch mit anderen Frauen Sex zu haben. Und das ist erst der Anfang.
Manchmal, wenn man auf diese Regeln hinweist, antworten die Leute: „Nun, die Bibel sagt das und das.“ Es geht nicht darum, dass diese Dinge in islamischen Schriften geschrieben stehen, sondern darum, dass die Menschen immer noch nach ihnen leben. Darüber hinaus wurde Sarsour, eine Frau, die sich für diese zutiefst ungerechten, zutiefst antifeministischen Verhaltenskodizes einsetzt, im März des vergangenen Jahres bei der Frauenkonferenz gelobt. Das ist „intersektioneller“ Feminismus, der bis zur Selbstzerstörung erhöht wird.
Dennoch wurden in keinem Land die Gebote des „intersektionellen“ Feminismus vom politischen und kulturellen Establishment eindeutiger gebilligt und von der Bürgerschaft eifriger verinnerlicht als in Schweden. Ein Beispiel: Eine der Folgen des „intersektionellen“ Feminismus ist die starke Zurückhaltung, muslimische Männer dafür zu bestrafen, dass sie sich an die moralischen Gebote ihrer eigenen Kultur halten; und gerade wegen dieser Zurückhaltung ist Schweden mit seiner „feministischen Regierung“ nach Ansicht einiger Beobachter zur „Vergewaltigungskapitale des Westens“ geworden. Zudem war es die „Intersektionalität“, die im vergangenen Jahr jedes weibliche Mitglied einer schwedischen Regierungsdelegation im Iran dazu veranlasste, Kopfbedeckungen zu tragen und sich wie der bescheidenste Harem der Welt zu verhalten. „Mit dieser Geste der Unterwerfung“, beobachtete eine Schweizer Nachrichtenwebsite, „haben sie nicht nur einen Witz aus jedwelchem Konzept von ‚Feminismus‘ gemacht, sondern auch ihre iranischen Schwestern einen Dolch in den Rücken gestossen“.
Ein weiteres Beispiel für „intersektionellen“ Feminismus ist die 45-jährige Schwedin, die in einem Gruppenhaus für „unbegleitete Flüchtlingskinder“ arbeitete. Im November 2016, vermutlich aus Güte ihres Herzens, nahm sie Abdul Dostmohammadi, einen afghanischen ehemaligen Bewohner des Gruppenhauses, in ihr Haus auf, nachdem er 18 Jahre alt geworden war und dort nicht mehr leben konnte. Innerhalb eines Monats waren sie Liebhaber; einige Monate später, wie kürzlich berichtet, belästigte Dostmohammadi ihre 12-jährige Tochter sexuell. Als das Mädchen es ihrer Mutter erzählte, unternahm ihre Mutter nichts und erklärte später den Behörden, dass sie befürchtete, dass Dostmohammadi abgeschoben werden würde.
Als das Mädchen ihrem Vater, der woanders lebt, davon erzählte, informierte er die Polizei. Die Mutter brauchte sich keine Sorgen um die Abschiebung zu machen: Dostmohammadi wurde zu einer dreimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt, mit einer kleinen Geldbuße belegt und zum Zivildienst verurteilt. Das ist die Macht des „intersektionellen“ Feminismus im schwedischen System: Er ermöglicht es einer schwedischen Mutter – und einem schwedischen Gericht -, dem Wohlergehen ihres sexuell belästigten Kindes eine geringere Priorität einzuräumen als dem Wohlergehen des muslimischen Mannes, der sie attackiert hat.
Ich schließe mit einem weiteren Beispiel für institutionalisierten „intersektionellen“ Feminismus in Aktion: Alicias irakische Eltern brachten sie mit vier Jahren nach Schweden. Als sie 13 Jahre alt war, brachten sie sie in ihre Heimat zurück, um ihren 23-jährigen Cousin zu heiraten. Alicia, eine schwedische Staatsbürgerin, kehrte allein nach Schweden zurück und brachte Zwillingsjungen zur Welt, die bei der Geburt automatisch schwedische Staatsbürger wurden. Nachdem sie sich eine Zeit lang um sie gekümmert hatte, wurden ihre Kinder gegen ihren Willen weggebracht, um von ihrem Mann im Irak aufgezogen zu werden. Letztes Jahr beantragte er beim Stockholmer Stadtgericht das alleinige Sorgerecht. Am 9. Januar 2018 entschied das Stockholmer Stadtgericht zu seinen Gunsten mit der Begründung, dass die Zwillinge länger bei ihm gelebt hätten als bei Alicia, die jetzt 24 Jahre alt ist.
Ein schwedisches Gericht entschied gegen die elterlichen Rechte einer schwedischen Staatsbürgerin und übergab ihre Kinder, ebenfalls schwedische Staatsbürger, einem Ausländer, von dem bekannt ist, dass er ihre Mutter im Rahmen einer Scharia-Ehe vergewaltigt hat, als sie selbst noch ein Kind war. Juno Blom, eine Expertin für „ehrenbezogene“ Gewalt, ist eine schwedische Frau, die anscheinend das Memo über „intersektionellen“ Feminismus nicht erhalten hat. Blom bezeichnete das Urteil des Gerichts als „Schande“ und klagte, dass Schweden Alicia ihr ganzes Leben lang im Stich gelassen habe:
„Ein kleines Mädchen wurde aus Schweden herausgeholt, verheiratet, vergewaltigt und ihrer Kinder beraubt, ohne dass die Behörden etwas unternommen hätten. Und jetzt haben sie den letzten Nagel auf ihren Sarg geschlagen, indem sie ihr das Sorgerecht verweigerten. Ich habe wahrscheinlich noch nie einen Fall gesehen, in dem so viele Fehler begangen wurden.“
Blom versteht anscheinend nicht. Schwedische Beamte haben in Alicias Fall keinerlei „Fehler“ gemacht. Jede einzelne Handlung ihrerseits ist in einer Philosophie verwurzelt, die sie gründlich verstehen und an die sie zutiefst glauben. Sie sind, wie sie gerne verkünden, durch und durch stolze Feministen. Es ist nur so, dass ihr glühender Glaube an die Schwesternschaft aus Respekt vor den Erlassen der „Intersektionalität“ dort endet, wo brutales islamisches Patriarchat, systematische Geschlechterunterdrückung und primitive „Ehrenkultur“ beginnen. Das ist Feminismus im schwedischen Stil.
Bruce Bawer ist Autor des neuen Romans The Alhambra (Swamp Fox Editions). Sein Buch While Europe Slept (2006) war ein Bestseller der New York Times und Finalist des National Book Critics Circle Award.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.
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