Werden die Niederländer ihre „Dekadenz“ vor islamischen „Erlösern“ schützen?
Giulio Meotti, 19.3.2017, Gatestone Institute
- „Erasmus … kam in die Niederlande, weil es ein Paradies für Gedankenfreiheit war.“ – Han ten Broeke, Kandidat für den Posten des Außenministers in Premierminister Mark Ruttes Regierung.
- Die islamischen Hegemonisten in den Niederlanden sehen sich als Erlöser und retten den Westen von Fortuyns „Dekadenz“: Drogen, Prostitution, Homosexuelles Leben, eine blasphemische Presse. Aber wird das niederländische Establishment in der Lage sein, diese Freiheiten zu verteidigen?
- Man kann schwul, dekadent und bereit sein, für seine Freiheiten zu kämpfen. Wenn man nur schwul und dekadent ist, ist man verloren.
Die allgemeinen Wahlen in den Niederlanden sind vorbei, doch jetzt beginnt eine viel größere Kampagne: Wer wird die berühmten niederländischen Freiheiten verteidigen?
Nur in den Niederlanden ist es denkbar, dass ein Politiker wie Geert Wilders, ein tapferer Außenseiter, der seit 13 Jahren 24 Stunden am Tag unter Polizeischutz gelebt hat; Kundgebungen in einer kugelsichere Weste abgehalten hat; von einem geheimen Ort zum anderen zog und bewacht wurde, als wäre er ein asiatischer Potentat. Das Land hat bereits zwei politische Attentate im Zusammenhang mit dem Islam erlebt: der Politiker Pim Fortuyn und der Filmemacher Theo van Gogh. Eine andere niederländische Abgeordnete zu der Zeit, Ayaan Hirsi Ali – deren Name, mit Wilders‘ zusammen, als nächstes auf der Hitliste stand, die mit einem Messer an van Goghs Leiche gepinnt wurde – landete in den Vereinigten Staaten. Nur der von der niederländischen Regierung großzügig gewährte Schutz von Wilders hat bisher einen dritten politischen Mord vermieden.
In den Niederlanden wurde der Philosoph Baruch Spinoza zum Propheten der Toleranz, Karl Marx untersuchte den Kapitalismus und John Locke schrieb seinen „Brief über Toleranz“. Die Mainstream-Medien haben behauptet, dass Wilders Aufstieg und die neuen „populistischen“ Schritte von Premierminister Mark Rutte (der im Januar den Migranten sagte, sie sollten „sich normal Verhalten oder gehen„) ein Verrat an dieser niederländischen Toleranz gewesen sei. Das exakte Gegenteil ist wahr.
Es ist aus dieser Toleranz heraus, dass harter niederländischer Liberalismus den Willen bekommt, gegen Intoleranz zu kämpfen. Das Tolerieren der Intoleranten klingt nicht wie der Weg, Toleranz am Leben zu erhalten. Auf diese Weise haben die niederländischen Multikulturalisten ihr großes Erbe verdreht. Die Niederländer sehen sich als „Aufklärungs-Fundamentalisten„, die die Werte der Aufklärung hochhalten – sogar in der islamischen Welt.
Die Frage ist nun: Werden die Niederländer diese Freiheiten verteidigen oder sie allmählich abbauen? Der niederländische Justizminister Piet Donner schlug vor kurzem vor, das islamische Scharia-Gesetz durch demokratische Mittel in den Niederlanden einzuführen.
Die „harte liberale“ niederländische Tradition geht zurück auf Pim Fortuyn, ein Homosexueller, der stolz war auf die vermeintliche „Dekadenz“ seines Landes, seine Toleranz und die Freiheiten, die es bietet. Wie der verstorbene britische Journalist Alexander Kanzler schrieb:
„Die muslimischen Fanatiker schelten den Westen für seine Dekadenz, und viele im Westen sind sich voller Schuldgefühl einig, dass sie da einen Punkt haben, aber Fortuyn dachte das nicht. Er führte einen Kreuzzug im Namen dessen, was viele als Dekadenz betrachten würden, und war sehr besorgt um dessen Überleben.“
Fortuyn betrachtete Freizügigkeit als das Herz der westlichen Kultur. Er war ein „harter Linker“, der militant die nach-9/11 jüdisch-christlichen westlichen Werte gegen die islamische Intoleranz verteidigte, genauso wie Oriana Fallaci, Bat Ye’or, Michel Houellebecq und Geert Wilders es versuchten und versuchen.
Nach den niederländischen Wahlen der vergangenen Woche ist es Zeit für die Niederlande, Pim Fortuyns Erbe und Ideen wiederzuentdecken. Ein flammender, glattgeschorener Homosexueller, der Soziologie lehrte, trug Fortuyn elegante italienische Anzüge, lebte in einem Palasthaus in Rotterdam und schrieb ein großes Buch mit dem Titel „Die Islamisierung unserer Kultur„. Er versprach Widerstand gegen den Islam, „einen kalten Krieg gegen den Islam„, wie er es in einem Interview in Rotterdam’s Dagblad nannte.
„Sie sagten“, berichtete die Zeitung Volkskrant in einem Interview, „dass Ausländer alle unsere blonden Frauen schnappen und sich dann umdrehen und sie ‚Huren‘ schimpfen. „Nein“, korrigierte Fortuyn ihn ruhig. „Ich sagte, dass islamische Männer das tun. Das ist etwas ganz anders, mein Herr, als ‚Ausländer'“. Dann fragte der Volkskrant, in dem, was der entscheidende Moment des Lebens von Pim Fortuyn werden würde, „Warum der Hass auf den Islam?“ „Ich hasse den Islam nicht“, sagte Fortuyn. „Ich halte ihn für eine rückständige Kultur. Ich bin sehr viel in der Welt herumgereist, und wo immer der Islam regiert, ist es entsetzlich“.
Die islamischen Hegemonisten in den Niederlanden sehen sich als „Erlöser“, die den Westen von Fortuyns „Dekadenz“ retten: Drogen, Prostitution, Homosexuellem Leben, eine blasphemische Presse. Kann das niederländische Establishment diese Freiheiten verteidigen?
„Dekadenz“ kann für ein Land tödlich werden, wenn sie sich in Hedonismus, Devirilisierung, den Niedergang der Bildung und Verlust des historischen Gedächtnisses verwandelt. Mit „Dekadenz“ scheinen jedoch islamische Hegemonisten alle westlichen Freiheiten zu meinen, nicht nur die niederländische Freizügigkeit. Doch diese Freiheiten sind es, auf die wir stolz sein sollten. Und sie sind es, für die wir zu kämpfen bereit sein müssen, um sie zu schützen. Fortuyn tat es, und er bezahlte den ultimativen Preis: sein eigenes Leben. Theo van Gogh auch, mit seinem Film über die Unterdrückung von Frauen unter dem Islam. Nachdem van Gogh von Mohammed Bouyeri geschlachtet wurde, verschwand der Film sofort aus der Öffentlichkeit.
Die niederländische Linke muss ebenfalls ihre Wurzeln wiederentdecken. In den Niederlanden wurde nicht von den „fremdenfeindlichen“ Rechten Parteien, sondern von Paul Scheffer, einem angesehenen Akademiker der Arbeiterpartei, eine Debatte über Integration begonnen, der im Jahr 2000 einen Aufsatz mit dem Titel „Die multikulturelle Katastrophe“ schrieb — bevor Fortuyn und Wilders ins Bild getreten waren. Scheffer schrieb von einem nachsichtigen niederländischen Volk, dessen multikulturelle Politik es versäumt hatte, die niederländische Kultur in Immigrantengemeinschaften zu fördern. Leider hat die niederländische Linke den entgegengesetzten Weg genommen und deshalb wurde sie bei der Wahl letzte Woche schwer geschlagen.
Mark Ruttes Partei muss auch viel von diesem harten Liberalismus lernen. Es waren die Liberalen, die viele Ideen von Fortuyn in die Praxis umsetzen: die Burka zu verbieten, die viele Muslime als Weg zum „Schutz“ ihrer Frauen bezeichnen, doch andere nennen sie ein Symbol dafür, dass der Islam Frauen dominiert. Der Entscheid des Premierministers Rutte gegen die Einmischung der türkischen Republik in das Leben der Niederlande wäre in anderen europäischen Ländern nicht denkbar: Rutte, der den Aufstand von Wilders fürchtete, stand für die Unabhängigkeit seines Landes und weigerte sich, sich dem islamistischen Druck zu beugen, es den Ministern des türkischen Präsidenten Erdogan zu ermöglichen, in Rotterdam zu einer Kundgebung zu sprechen.
In Frankreich haben die Behörden türkische Kundgebungen erlaubt und damit dem politischen Islam eine unterwürfige Mentalität gezeigt. Rutte und die Niederländer wären gut beraten, auf dem Weg, den Rutte einschlug, fortzufahren, was auch der Grund war, dass er seine Regierung behalten konnte. Der fiskalische Konservatismus mag zwar wichtig sein, aber westliche Werte sind es ebenso.
Nach Fortuyns Mord setzte sich Wilders selbst als „Verteidiger des Liberalismus“ ein: für Gleichstellung der Geschlechter, Trennung von Kirche und Staat und persönliche Autonomie. Im Gegensatz zu vielen Linken in den Vereinigten Staaten und Kanada ist Wilders jedoch nicht bereit, diese Freiheiten dem Islam zu übergeben. Linke und Feministinnen in den Vereinigten Staaten weigern sich, für die Rechte der Frauen in der muslimischen Welt einzustehen. Sie stellen nie die Frage nach der Trennung von Moschee und Staat. Stattdessen gaben sie die Schuld am Gemetzel, das die satirische Zeitschrift Charlie Hebdo im Jahr 2015 erlitt, der Meinungsäußerungsfreiheit.
Haben die niederländischen „harten Linken“ jemals über den mutigen Kampf von Ayaan Hirsi Ali für die Frauenrechte unter dem Islam, Theo van Gogh und anderen niederländischen Journalisten, oder den Kreuzzug Wilders, nachgedacht, der dazu geführt hat, das Land vor islamistischer Intoleranz zu schützen?
Warum verurteilen die LGBT-Militanten nicht die Verbrechen des Islam, wie Pim Fortuyn es tat? Der Herausgeber eines LGBT-Magazins in Bangladesch wurde von Islamisten gerade zu Tode gehackt; Wie kommt es, dass das niemand aus der LGBT-Gemeinschaft im Westen verurteilt oder darüber geredet hat? Warum schweigen schwule Aktivisten über Homosexuelle, die von Islamisten ermordet werden, nachdem in Florida ein muslimischer Terrorist 50 von ihnen abschlachtete?
Man kann schwul, dekadent und bereit sein, für seine Freiheit zu kämpfen. Wenn man nur schwul und dekadent ist, ist man verloren.
Han ten Broeke, ein Kandidat für den Posten des Außenministers in Ruttes Regierung, hat vor kurzem das niederländische Redeverbot für die türkischen Minister gerechtfertigt, indem er bemerkte, dass Erasmus in die Niederlande kam, „weil es ein Paradies für Gedankenfreiheit war“. Diese erasmische Toleranz bleibt im Herzen der niederländischen Identität sehr stark, doch die Präsenz von außereuropäischen, illiberalen Muslimen testet die Grenzen dessen andauernd aus. Die niederländischen Libertinen und Libertären im Einklang mit Fortuyn und Wilders scheinen nicht bereit zu sein, Selbstmord zu begehen, im Gegensatz zu den Linken des Middlebury College in den USA, die damit beschäftigt sind, zu versuchen, jeden Konservativen zu lynchen, der sich auf ihren Campus wagt.
Die Niederländer und die Europäer sollten stolz sein auf das, was islamische Fundamentalisten „Dekadenz“ nennen, aber sie müssen auch bereit sein, zu kämpfen, um sie zu verteidigen. „Sichere Räume“ reichen nicht aus. Die Welt bietet ihnen keine. Andernfalls werden sie alle in einem der „sicheren Häuser“ enden, in die Geert Wilders‘ puritanische Peiniger ihn gezwungen haben, sein Leben zu verbringen. „Ich bin im Gefängnis“, hat er gesagt; „Sie laufen frei herum“.
Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist ein italienischer Schriftsteller und Autor.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.
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