Juden dürfen sich nie davor fürchten, ihre wohlverdiente Macht zu nutzen
Alan M. Dershowitz, 27.3.2019, Gatestone Institute
aus dem Englischen von Daniel Heiniger
- Keiner anderen Gruppe wird jemals vorgeworfen, zuviel Macht und Einfluss zu haben. Diese falsche Behauptung – die auf Zeiten und Orte zurückgeht, an denen Juden wenig oder gar keinen Einfluss hatten – ist eine antisemitische Trope, die uns mehr über die Antisemiten erzählt, die sie benutzen, als über die Juden.
- Die Geschichte hat bewiesen, dass Juden mehr Macht und Einfluss als andere Gruppen brauchen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. In den 1930er und frühen 1940er Jahren hatten die Juden die Moral auf ihrer Seite, aber ihnen fehlte die Macht und der Einfluss, sechs Millionen ihrer Brüder und Schwestern vor systematischem Mord zu retten.
- „Die Wahrheit ist, dass, wenn Israel seine Waffen niederlegen würde, es kein Israel mehr geben würde,. Wenn die Araber ihre Waffen niederlegen würden, gäbe es keinen Krieg mehr.“ — Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu.
- Wenn jüdische Macht und jüdischer Einfluss für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt werden – so wie es heute ist – gibt es nichts, wofür man sich schämen müsste. Das sollte eine Quelle des Stolzes sein.
Jüngste Kommentare von Kongressmitgliedern und deren Verteidiger werfen erneut die Frage auf: Sind Juden zu mächtig? Diese Frage, die nie über andere Gruppen gestellt wurde, manifestiert eine Doppelmoral gegenüber dem jüdischen Volk. Sie darf nicht ignoriert werden. Hier ist meine Antwort.
Wenn ich höre, dass Juden zu mächtig seien, dann antworte ich, dass wir nicht mächtig genug sind. Wenn ich höre, dass AIPAC eine zu einflussreiche Lobby sei, sage ich, dass sie noch einflussreicher werden muss. Wenn ich höre, dass Juden zu viel Geld für die Unterstützung israelitischer Zwecke ausgeben würden, dann sage ich, dass wir noch mehr geben müssen. Wenn ich höre, dass Juden die Medien kontrollieren würden, dann frage ich: „Warum sind so viele Medien dermaßen anti-israelisch?“ Wenn ich höre, dass Juden zu viel Einfluss auf den Ausgang von Wahlen hätten, sage ich, dass wir unseren Einfluss verstärken müssen. Wir tun nicht genug. Wir müssen mehr tun.
Juden haben enorm – überproportional – zum Erfolg Amerikas beigetragen. Zusammen mit anderen Einwanderern haben Juden geholfen, unser Land zum Besseren zu verändern: akademisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich, politisch, militärisch, medizinisch, rechtlich, technologisch und auf so viele andere Arten. Wir haben uns das Recht verdient, als erstklassige Bürger aufzutreten. Keiner anderen Gruppe wird jemals vorgeworfen, zuviel Macht und Einfluss zu haben. Diese falsche Behauptung – die auf Zeiten und Orte zurückgeht, an denen Juden wenig oder gar keinen Einfluss hatten – ist eine antisemitische Trope, die uns mehr über die Antisemiten erzählt, die sie benutzen, als über die Juden.
Die Geschichte hat bewiesen, dass Juden mehr Macht und Einfluss brauchen als andere Gruppen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. In den 1930er und frühen 1940er Jahren hatten die Juden die Moral auf ihrer Seite, aber ihnen fehlte die Macht und der Einfluss, sechs Millionen ihrer Brüder und Schwestern vor systematischem Mord zu retten. Wenn Israel damals existiert hätte, mit der mächtigen Armee, die es jetzt hat, wäre die Geschichte des europäischen Judentums vielleicht anders verlaufen. Wenn die Juden in dieser Zeit in den Vereinigten Staaten mehr politische Macht gehabt hätten, wären die Türen unserer Nation nicht vor unseren Brüdern und Schwestern verschlossen geblieben, die Asyl vor dem Nationalsozialismus suchten.
Im Nahen Osten muss Israel mehr militärische Macht haben als alle seine Feinde und potenziellen Feinde zusammen. Wie es Benjamin Netanyahu weise ausdrückte: „Die Wahrheit ist, dass es kein Israel mehr gäbe, wenn Israel seine Waffen niederlegen würde. Wenn die Araber ihre Waffen niederlegen würden, gäbe es keinen Krieg mehr.“ Israel muss daher mit oder ohne Hilfe der Vereinigten Staaten seine qualitative militärische Überlegenheit in der Region aufrechterhalten. Und das Gebiet ihrer Feinde hat sich nun auf den Iran und die Türkei ausgedehnt, zwei muslimische, nichtarabische, extrem anti-israelische Nationen mit mächtigen Armeen. Israel muss also trotz seiner derzeitigen militärischen Überlegenheit stärker und nicht schwächer werden.
Elie Wiesel sagte einmal, dass die Lehre aus dem Holocaust lautet: „Wir müssen den Drohungen unserer Feinde mehr glauben, als den Versprechungen unserer Freunde.“ Für mich ist eine zusätzliche Lektion, dass Israel und das jüdische Volk mächtiger sein müssen als seine Feinde.
Die Psalmisten haben es sehr gut ausgedrückt, als sie schrieben: „hashem oz l’amo yiten; hashem yivarech et amo b’s shalom.“ Ich interpretiere diesen wunderbaren Vers so, dass er besagt: „Gott wird dem jüdischen Volk Kraft geben, und nur durch Kraft werden sie Shalom, Frieden, erreichen“.
Wenn jemand jemals jüdische Macht und Einfluss in Frage stellt, erinnern Sie ihn daran, dass jüdische Macht der beste Weg zum Frieden ist: Dass die Geschichte bewiesen hat, dass Juden ohne Macht anfällig für das älteste der Menschheit bekannte Vorurteil sind – ein Vorurteil, das nachlassen mag, wie es mehrere Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war, aber es erhebt immer sein hässliches Haupt, wie es jetzt in England, Frankreich, Osteuropa und der extremen Linken in den Vereinigten Staaten geschieht. Wenn jüdische Macht und jüdischer Einfluss für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt werden – so wie es heute der Fall ist – gibt es nichts, wofür man sich schämen müsste. Das sollte eine Quelle des Stolzes sein.
Alan M. Dershowitz ist Felix Frankfurter Professor of Law Emeritus an der Harvard Law School und Autor von The Case against the Democratic House Impeaching Trump, Skyhorse Publishing, 2019.
Eine kürzere Version dieses Artikels erschien in der Jewish Press.
Erstveröffentlichung hier. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Gatestone Instituts.
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