Warum europäische NGOs und das Rote Kreuz wahre Feinde sind in Israel
Tuvia Tenenbom, 18. Januar 2015, forward.com
aus dem Englischen von Daniel Heiniger

Coole Typen schauen sich keine Explosionen an: Tuvia Tenenbom hält während der jüngsten Unruhen in Israel für ein Foto inne. (Bild von Isi Tenenbom)
Für diejenigen unter Ihnen, die mich unter anderen Namen kennen: mein richtiger Name lautet Tuvia.
Ich wurde in eine extrem antizionistische, ultraorthodoxe jüdische Gemeinde in Israel hineingeboren, die als „Hazon-Ishnikes“ bekannt ist, unter Menschen, die überzeugt sind, dass sie die Menschen sind, die Gott am nächsten stehen und dass sie seine einzigen Vertreter auf Erden sind. Einfach gesagt, ich wurde in die Elite der Elite des religiösen Judentums der damaligen Zeit hineingeboren.
Ich trat in die Fußstapfen meiner Vorfahren, einer langen Reihe von Rabbis, und verbrachte jeden wachen Moment meiner Jugend damit, Gottes Gesetze zu studieren. Zugegeben, das Leben war nicht immer perfekt, besonders während der Sommermonate, wenn die Hitze bis zu 38 Grad erreichte und ich in dem herumlaufen musste, was meine Lehrer mir als „jüdische Kleidung“ beigebracht hatten – einem wollenen schwarzen Mantel und einem schweren Hut – aber ansonsten war das Leben, ehrlich gesagt, besser als perfekt.
Doch dann, an einem winterlich kalten Tag, bekam ich alle möglichen Bücher und Bilder in die Hände und fand heraus, dass ich belogen worden war. Unsere „jüdische“ schwarze Kleidung ließ mich den nichtjüdischen polnischen Adligen und österreichischen Bürgern vor ein oder zwei Jahrhunderten erschreckend ähnlich sehen. Die Glorifizierung der Jungfrauen in unserer Gemeinde entsprach eher der Denkweise islamischer Gesellschaften. Und die Art und Weise, wie meine Rabbis mich daran hinderten, mich in irgendeiner Weise mit Sexualität auseinanderzusetzen – „Du sollst niemals weibliche Personen ansehen“, erinnerten sie mich ständig – schien eher im Katholizismus als im Judentum verwurzelt zu sein.
Getreu meiner Natur als Stellvertreter Gottes konsultierte ich den Himmel und verließ die ultraorthodoxe Gemeinde. Ich schloss mich der modernen orthodoxen Welt an und wurde dabei zu einem glühenden rechtsgerichteten Zionisten.
Und nachdem ein paar Jahre vergangen waren, trat ich der israelischen Armee bei.

(Bilder von Isi Tenenbom)
Als Soldat fühlte ich mich wie ein echter Meister. Ich fuhr Panzer in der Wüste und trug in der Stadt ein großes Sturmgewehr. Eines Tages, als ich durch die Straßen Jerusalems ging und mich für den biblischen König David hielt, trafen meine Augen auf eine junge arabische Dame in einem langen weißen Kleid, die auf dem Dach ihres Hauses stand. Dort stand sie, aufrecht und stolz. Sie starrte mich an und sang dann wunderschöne arabische Melodien, die meinen Verstand und mein Herz eroberten. Ich starrte zurück, auf eine hinreißende Schönheit mit der Stimme eines Engels, und verliebte mich auf der Stelle. Ihr Lied, so schloss ich sofort, war viel durchdringender als jede meiner Kugeln.
An diesem Tag wurde ich ein Linker, ein extremer Linker, um genau zu sein, und verliebte mich in alle Araber.
Da ich jung und naiv war, dachte ich, meine neue Liebe würde herunterlaufen und in die offenen Arme von König David, mir, eilen.
Es geschah nicht. Sie ignorierte diesen König einfach.
Ich konnte es nicht glauben. Wie könnte sie sich nicht in einen sexy Mann wie mich verlieben?
Ja, ich war sexy!
Wissen Sie, in jenen Jahren kamen junge deutsche Freiwillige in Scharen nach Israel, um den Juden des jüdischen Staates zu helfen, weil sie sich schuldig fühlten für das, was ihre Eltern, Onkel und Tanten den Juden einige Jahrzehnte zuvor angetan hatten. Für sie war ich der sexieste Mann der Welt, weil meine Eltern die Nazis nur knapp überlebt hatten und die meisten meiner Verwandten in dem einen oder anderen Krematorium im Himmel verschwanden.
Doch leider war ich für die arabische Schönheit nichts Besonderes.
Es dauerte eine Weile, aber schließlich arrangierte ich mich damit, von dem arabischen Mädchen zurückgewiesen worden zu sein – damals waren sie „Araber“, nicht „Palästinenser“. Und im Laufe der Jahre gab ich auch mein Gewehr auf und beschloss, Zentrist zu werden und an einer Universität zu studieren.
Aber meine Mutter, die glaubte, dass das Studium einer säkularen Universität das Schlimmste sei, was ein Jude tun könne, konnte nicht aufhören zu weinen, als ich ihr von meiner Entscheidung erzählte.
Da ich meiner Mutter nicht antun wollte, was die Nazis begonnen hatten, verließ ich Israel.
Das war vor 33 Jahren.
Ich zog in die USA und verbrachte die nächsten 15 Jahre an verschiedenen Universitäten, wo ich alles studierte, was ich interessant fand. Ich gründete das Jewish Theater of New York, wo etwa 20 meiner Stücke aufgeführt wurden, und begann, für verschiedene amerikanische und europäische Medien zu schreiben, hauptsächlich für die deutsche Zeitung Die Zeit.
Ende 2012 wurde mein Buch „Allein unter Deutschen“ veröffentlicht – eine sechsmonatige Reise in die Psyche der heutigen Deutschen. Das Buch, das die schockierende Tiefe des Antisemitismus im heutigen Deutschland dokumentiert, wurde ein Spiegel-Bestseller. Ein Jahr später fragte mich mein Herausgeber, ob ich bereit wäre, ein Buch über Israel zu schreiben, und zwar mit denselben „Techniken“, die ich im ersten Buch verwendet hatte, nämlich durch das Land zu reisen, überall und nirgends hinzuschauen, mit allen und jedem zu sprechen und dann über alles zu schreiben, Detail für Detail.
Ich nahm an und flog nach Israel.
Tage und Monate sind vergangen, und ich bin immer noch in Israel.
Das Israel, das ich heute sehe, ist nicht das Israel, an das ich mich erinnere. Die wunderbaren deutschen Freiwilligen zum Beispiel sind verschwunden.
Nein, nein, ich will es genauer sagen: Sie sind hier, die jungen Deutschen, aber diesmal sind sie, zumindest größtenteils, mit anderen Dingen beschäftigt als mit Schuldgefühlen. Heute sind sie sehr damit beschäftigt, den Arabern beizubringen, wie man am besten gegen Juden kämpft. Moment. Lassen Sie mich das zurücknehmen. Diese deutschen Freiwilligen fühlen sich auch sehr schuldig für das, was ihre Großeltern den Juden angetan haben, und deshalb wollen sie den Arabern heutzutage bei ihrem Kampf gegen die Juden helfen.
Das mag für Sie nicht viel Sinn ergeben, aber für diese Deutschen spielt Logik nicht immer eine große Rolle.
Hier ein Beispiel:
Ich saß neben ein paar jungen deutschen Mädchen bei einer antiisraelischen Veranstaltung an der Al-Quds-Universität in Jerusalem, bei der uns erzählt wurde, dass der Staat Israel durch massakrierende Banden von Juden geschaffen wurde, die ohne ersichtlichen Grund in diesen Teil der Welt kamen und mitten in der Nacht Tausende schlafender Zivilisten abschlachteten. Die Mädchen applaudierten.
„Vor drei Jahren“, erzählte mir eine von ihnen, „habe ich mich freiwillig für Israel gemeldet und mich in das jüdische Volk verliebt.“
„Und deshalb haben Sie beschlossen, wiederzukommen?“, fragte ich.
„Ja.“
„Vor drei Jahren haben Sie sich in die Juden verliebt und deshalb helfen Sie jetzt den Palästinensern?“
Sie sah mich ungläubig und sehr verärgert an: „Was wollen Sie damit sagen?“
Ja, die deutschen Freiwilligen haben sich verändert. Und auch die Juden haben sich verändert.
Mir scheinen die heutigen ultraorthodoxen Juden eher den heidnischen Gläubigen der Bronzezeit zu ähneln als den Polen oder Österreichern des letzten Jahrhunderts. Heutzutage kann man zum Beispiel einen Rabbiner nach dem anderen die seltsamsten „Wunder“ vollbringen sehen, wie etwa Menschen durch Segnungen zu einem „attraktiven Aussehen“ zu verhelfen und ihren naiven Anhängern „komfortable Suiten im Himmel“ zu versprechen, alles natürlich gegen außerordentliche Honorare.
Die Ultraorthodoxen sind nicht die einzigen, die sich verändert haben. Die modernen orthodoxen Juden von heute sind zu meiner Überraschung fast exakte Kopien der Ultraorthodoxen meiner Jugend. Vor 30 Jahren liebten es junge modern-orthodoxe Männer und Frauen, am Sabbatnachmittag zusammen zu tanzen. Heutzutage ist es Jungen nicht erlaubt, Mädchen zu berühren, geschweige denn mit ihnen zu tanzen.
Auch die heutigen Linken haben große Veränderungen durchgemacht. Einige betreiben NGOs, die von Millionen und Abermillionen Dollar ausländischer Spender unterstützt werden, und verbringen Tag und Nacht mit der Verfolgung eines einzigen Traums: die jüdische Identität dieses Landes völlig zu zerstören.
„Am Ende sollte es hier einen Staat geben, mit einer Stimme pro Person“, sagte mir ein linker Künstler.
Da die Palästinenser wahrscheinlich die Mehrheit dieses einen Staates stellen werden, würde der jüdische Staat aufhören zu existieren, richtig?, fragte ich.
„Ich träume davon!“, sagte er.
Ich habe viele Leute wie ihn getroffen, die stolz erklären, dass sie die palästinensische Kultur lieben.
Sprechen Sie Arabisch?, frage ich sie.
„Nein“, ist die Antwort, die ich bekomme.
Haben Sie den Koran oder andere islamische Quellen gelesen?
„Noch nicht“, sagen sie in der Regel.
Es ist für mich unfassbar, dass Menschen, die ihr Leben der Bewahrung der palästinensischen Identität und Kultur widmen, nicht einmal daran denken, diese Kultur zu studieren.
Ich habe Arabisch, den Koran, die Hadithe und alles andere studiert, was ich in die Finger bekommen konnte, und dennoch laufe ich nicht herum und verkünde meine Liebe. Die israelischen Elitelinken, die ich treffe, kennen Kant, Nietzsche, Sartre und Aristoteles, aber sie kennen weder den Koran noch die Hadithe, nicht einmal Arabisch.
Neben den Juden gibt es hier natürlich auch Araber. Haben sie sich verändert?
O ja, das haben sie!
Das Lächeln, das ich vor 33 Jahren auf ihren Gesichtern sah, ist inzwischen völlig verschwunden. Bevor Europa und Amerika unzählige Geldsummen in verschiedene „Friedensinitiativen“ hier gesteckt haben, vermischten sich Araber und Juden ziemlich gut. Es war kein Paradies, aber New York ist es auch nicht. Ich erinnere mich, dass ich nach Ramallah, Nablus, Bethlehem – einfach überallhin – gehen konnte. Ich mochte arabisches Essen und arabische Musik und genoss beides, wann immer ich wollte. Kann ein israelischer Jude heute nach Nablus, nach Gaza oder nach Ramallah fahren?
„Früher gab es hier einen Bus“, erzählte mir ein Israeli aus der südlichen Stadt Ashkelon, „den öffentlichen Bus Nummer 16, mit dem wir nach Gaza fuhren. Wir verstanden uns gut, die Gaza-Bewohner und die Israelis. Wir arbeiteten miteinander, aßen miteinander und besuchten uns gegenseitig. Das Leben war damals anders. Heute ist Gaza eine Welt für sich. Wir können nicht zu ihnen gehen, sie können nicht zu uns kommen.“
Ich besuchte das Haus eines der wichtigsten palästinensischen Führer, Generalmajor Jibril Rajoub, eines Mannes, den viele Israelis für den gemäßigtsten der PLO halten. „Wenn Hitler aus seinem Grab erwachen und Israels Brutalität sehen würde, wäre er schockiert“, erzählte er mir.
Einer seiner Männer umarmte mich fest und sagte zu mir: „Wir alle, alle Palästinenser, sind Deutsche.“
Sie kennen mich hier als „Tobi den Deutschen“, ein Name, den ich verwende, wenn ich mit Palästinensern zusammen bin, und sie lieben mich, diesen Arier. Wäre ich Tuvia gewesen, ein Name, der mich sofort als Juden identifizieren würde, wäre ich höchstwahrscheinlich heute nicht mehr unter den Lebenden. Nirgendwo in Palästina, oder „Gebiet A“, wie Oslo es formuliert, findet man einen einzigen Juden – es sei denn, er wurde entführt und höchstwahrscheinlich getötet.
Jibril mochte mich. Und, um ehrlich zu sein, mochte ich ihn auch. Er sagte mir, dass ich nicht mehr Tobi heißen sollte.
Hat dieser Meister der palästinensischen Spionage herausgefunden, dass ich nicht Tobi bin?
Durch die Gnade und Barmherzigkeit Allahs hatte er das nicht. „Von nun an ist dein Name Abu Ali“, sagte er zu mir. Abu Ali, was im palästinensischen Arabisch Respekt und Mut bedeutet, ist auch der Name, den manche Palästinenser für Adolf Hitler verwenden.
Nun ja: Was für einen Unterschied 33 Jahre machen.
Wie kam es zu dieser Veränderung im arabisch-jüdischen Verhältnis? Ich musste monatelang durch die Straßen ziehen, um die Anwesenheit von Menschen zu entdecken, die hart daran gearbeitet haben, diese Veränderung herbeizuführen.
Wer sind diese Menschen?
Leider sind es die NGO-Aktivisten, die durch dieses Land ziehen und Hass und Hetze verbreiten. Sie sind nicht die einzigen, denn es gibt noch einen weiteren Schuldigen: die EU.
Um fair zu sein, sie sind nicht die einzigen Schuldigen hier. Die US-Behörde für internationale Entwicklung besteht, entgegen der Meinung vieler Menschen, auch nicht aus rechtschaffenen Menschen. Aber USAID ist im Vergleich zu den Europäern ein kleiner Akteur, also bleiben wir vorerst bei den Europäern.
Überrascht? Das war ich. Aber die Realität ist der beste Überraschungskiller, und die Realität hier ist unglaublich toxisch.
Wenn Sie hier Tourist sind oder sogar hier leben, werden Sie ihnen höchstwahrscheinlich nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Aber wenn Sie ein Buch über dieses Land schreiben müssen und Ihre Augen und Ohren nicht schließen können, offenbart sich die Realität von selbst.
Habe ich das falsch verstanden? Lassen Sie uns das überprüfen.
Kommen Sie bitte mit mir zu einem Ausflug nach Yad Vashem, dem Holocaust-Gedenkmuseum dieses Landes. Viele von Ihnen waren dort und heute gehe ich auch dorthin. Anders als die meisten von Ihnen gehe ich jedoch auf einer von der EU finanzierten Reise nach Yad Vashem mit, die von der Europäischen Kommission finanziert wird.
Ich schließe mich einer italienischen NGO an, Casa per la Pace Milano, die junge Italiener in das Land bringt, damit sie Israel aus erster Hand erleben können. Diese NGO stellt sogar einen israelischen Reiseführer namens Itamar ein.
„Willkommen in Israel, Palästina“, sagt Itamar in ein Mikrofon und erzählt uns dann, dass er ein „Ex-Jude“ sei.
Während wir durch das Museum gehen, tut Itamar sein Bestes, um die Geschichte des Zweiten Weltkriegs in eine zeitgenössische zu verwandeln, indem er Vergleiche zwischen den Nazis von gestern und den Israelis von heute anstellt.
„Heute werden in Israel Afrikaner in Konzentrationslager gesteckt“, sagt Itamar und meint damit illegale sudanesische und eritreische Einwanderer, über die er uns offenbar glauben machen möchte, dass sie in ganz Israel in Krematorien verbrannt werden.
Im weiteren Verlauf der Führung gelangen wir zu einem anderen Bereich mit weiteren toten Juden, wo ein normaler Besucher dieses Museums etwas über die schlimmste Phase der Massenvernichtung von Millionen Juden erfährt. Aber unser Ex-Jude hat andere Dinge im Kopf. Er sagt: „Was Sie hier [in Yad Vashem] sehen, ist alles aus der Perspektive jüdischer Opfer, dies ist schließlich ein jüdisches Museum. Aber was Sie hier sehen, mit den Nazis und den Juden, geschieht auch heute, in Palästina. Was hier in Israel geschieht, ist ein Holocaust.“
Ich bin froh – wenn ich das sagen darf – dass meine Mutter bereits tot ist und sich das nicht anhören muss.
Als Privatperson hat Itamar das Recht auf seine Meinung. Interessant ist jedoch, dass die EU diesen „Ex-Juden“, einen Mann, von dem sie wissen sollte, dass er schlecht über Juden – und in Yad Vashem – spricht, für Reisegruppen bezahlt.
Und dann gibt es noch das Rote Kreuz oder, wie es offiziell heißt, das IKRK. Das sind die rechtschaffenen Menschen dieser Erde, die wunderschöne weiße Lieferwagen mit kleinen süßen roten Kreuzen fahren und immer auf der Suche sind, bedürftigen Menschen zu helfen.
Nun, nicht ganz.
Die Leute vom Roten Kreuz, die ich hier kennengelernt habe, tun Wichtigeres, als sich nur um die Kranken zu kümmern oder um Menschen in Not. Sie geben zum Beispiel Geld aus, um Araber anzuwerben und/oder ihnen die richtigen Werkzeuge zu geben, um die bösen Juden zu erwischen und festzuhalten, die dieses Stück Erde durchstreifen. Israel ist ein Besatzer, unterrichten sie die Araber, und die Araber müssen die Juden bekämpfen, die die Besatzung ausüben. Wann wurde dieses Land besetzt? Nein, nein, sagen Sie nicht 1967. Dieses Land wurde 1948 besetzt.
Woher weiß ich das?
Nein, ich habe in den Zeitungen nichts über das Rote Kreuz gelesen. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass man in den Medien hier keine Fakten findet. Um herauszufinden, was die Leute vom Roten Kreuz tun, begleitete ich sie auf einer Fahrt in eine arabische Stadt, Jenin, und konnte aus erster Hand sehen, wie sie arbeiten.
Mein Tag mit den Leuten vom Roten Kreuz begann ziemlich seltsam. Ich erschien in den Büros des IKRK im Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah und bestieg den Kleinbus, der mich nach Jenin bringen sollte.
Während der Fahrt sprach der Vertreter des Roten Kreuzes mit mir. „Wenn sie [Israel] Häuser abreißen, kommen wir mit dem PRC [Palästinensischer Roter Halbmond] zusammen und bieten den Menschen, die gerade ihre Häuser verloren haben, Hygienepakete und Zelte an. Für alle Gebäude in Sheikh Jarrah liegen Räumungsanordnungen vor, und Israel wird dort Siedler unterbringen.“
Das klingt echt schlimm. Wie viele Häuser wurden bisher in Sheikh Jarrah zerstört?, fragte ich ihn.
Er versuchte, sie alle im Kopf zusammenzuzählen und kam auf die genaue Summe: Null.
Das ergibt nicht viel Sinn, aber das scheint auch egal zu sein. Das Rote Kreuz schämt sich nicht einmal, seine hasserfüllten Gedanken schriftlich mitzuteilen – wenn man ein deutscher Journalist ist, versteht sich. In einer E-Mail vom Roten Kreuz wurde mir mitgeteilt, dass das Rote Kreuz seine Analyse von Menschenrechtsfragen „mit den Vertragsstaaten der Genfer Konvention teilt und diese unserer Auslegung des Gesetzes folgen, mit Ausnahme von Israel.“
Israel ist anscheinend das einzige Land auf der Erde, das gegen die Vierte Genfer Konvention und die Bestimmungen des humanitären Völkerrechts verstößt. Verdammte Juden.
Neben ausländischen NGOs, die in der Region tätig sind, sind auch israelische NGOs hier sehr aktiv, obwohl ihre Haupteinnahmequelle aus dem Ausland kommt. Eine der bekanntesten israelischen NGOs ist B’Tselem, die großzügig aus deutschen Quellen finanziert wird.
B’Tselem hat verschiedene Geschichten über Menschenrechtsverletzungen durch die israelische Regierung und die israelische Armee veröffentlicht. Wie haben sie das gemacht? B’Tselem hat etwa zehn Feldforscher, allesamt Palästinenser.
Ich traf mich mit einem B’Tselem-Forschungsstipendiaten namens Atef, und er nahm mich mit, um mir die schrecklichen Dinge zu zeigen, die Juden getan haben. Leider sahen wir dort, wo die bösen Juden sein sollten, keine Juden. Stattdessen stellte mir Atef ein paar Einheimische vor.
Wir unterhielten uns eine Weile, und dann beschuldigte mich das Familienoberhaupt plötzlich, ich würde „den Juden Geld zahlen!“
„Wann habe ich einem Juden Geld gezahlt?“, fragte ich, Tobi der Deutsche.
„Nun, nicht Sie persönlich, sondern Ihr Volk, die Deutschen“, sagte er.
Ich erinnerte meinen neuen Freund daran, dass wir Deutschen keine andere Wahl haben, als den Juden Geld zu geben, weil wir sie im Zweiten Weltkrieg getötet haben.
Atef, der Forschungsstipendiat, unterbrach: „Das ist eine Lüge. Ich glaube es nicht“, sagte er.
Der Holocaust ist, wie wir alle wissen, eine Erfindung der Juden.
Und die Juden von B’Tselem nannten diesen Mann einen Spitzenforscher.
Diese Geschichten sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein dessen, was ich in diesem Land vorgefunden habe, und als ich fertig war, wusste ich, wie ich mein neues Buch nennen sollte: „Catch the Jew!“ (in Deutsch unter dem Namen „Allein unter Juden“ erschienen) – drei Worte, die die moderne Geschichte der Juden, Araber und der aufgeklärten westlichen Welt erzählen. Als „Catch the Jew!“ in Israel herauskam, strahlten israelische Fernsehsender einige Videoclips aus, die ich ihnen gegeben hatte und in denen einige der Geschichten aus dem Buch ausführlich beschrieben wurden. Einer der Clips handelte von B’Tselem. Aber B’Tselem bestritt den Bericht und behauptete, der Clip sei aus dem Kontext gerissen worden. Also stellte ich eine längere Version des Videoclips auf Facebook. Erst als Haaretz berichtete, ich hätte B’Tselems Kollegen richtig zitiert, gab die Organisation endlich die Wahrheit zu und entließ Atef.
Aber Atef war nie das Thema. B’Tselem ist eine von vielen NGOs, die hier tätig sind, jede für „Menschenrechte“ und „Frieden“, in Wirklichkeit jedoch für die Zerstörung des Staates Israel und die Delegitimierung seiner jüdischen Bürger.
Ich weiß, das klingt hart, aber leider ist das die Realität.
Wie Sie sich denken können, kosten NGOs Geld, Millionen und Abermillionen, und irgendjemand muss sie bezahlen. Die Frage ist, wer?
Geheimdienstmitarbeitern zufolge, mit denen ich hier gesprochen habe, kommt der Großteil des antiisraelischen europäischen Geldes, das hierher geschickt wird, aus Deutschland. Die deutsche Finanzierung hasserfüllter NGOs ist nicht die einzige deutsche Beteiligung an antiisraelischen Aktivitäten hier. Schauen Sie sich einmal die verschiedenen deutschen politischen Parteien an, die hier über ihre parteinahen Stiftungen tätig sind. Obwohl sie es öffentlich abstreiten, finanzieren sie wissentlich Antisemiten.
Während ich mich auf die Abreise vorbereite, frage ich mich, wie dieses Land in 33 Jahren aussehen wird. Ich bin mir nicht sicher, da ich schon lange nicht mehr Gottes Stellvertreter bin, aber ich schätze, wenn es nach den Deutschen geht, wird in 33 Jahren kein einziger Jude mehr hier sein.
Tuvia Tenenboms nächstes Buch „Catch the Jew!“ erschien im Februar 2015 bei Gefen Publishing.
Alle Fotos von Isi Tenenbom.
„Fang den Juden“ ist eine wörtliche Übersetzung des englischen Titels.
Auf Deutsch heißt das Buch „Allein unter Juden“.
Danke für den Hinweis. Ich werde das gleich korrigieren. 🙂